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Veröffentlicht am 06.10.2023

Alles darüber, wie der Beziehungsbaum gedeiht

Das Ich im Du
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Ich kannte die Beziehungs-Coaches Tanja und Christian Roos noch nicht und war neugierig auf diesen Ratgeber, der uneingeschränkt empfohlen wird - also für Paare und Singles. Warum? Weil es nicht nur um ...

Ich kannte die Beziehungs-Coaches Tanja und Christian Roos noch nicht und war neugierig auf diesen Ratgeber, der uneingeschränkt empfohlen wird - also für Paare und Singles. Warum? Weil es nicht nur um Beziehungsglück geht, sondern auch um Rollenbilder in der Gesellschaft, persönliche Wahrnehmung, emotionales Gepäck, Eigenverantwortung für die eigenen Bedürfnisse, Glaubenssätze und Abgrenzung. Aber eben auch klassisch um Streitkultur, die Sprache der Liebe, das Kennenlernen und die Klemmte einer erfüllten Beziehung. Viele zusammenhängende Themen, um etwas zu bewegen.

Tanja und Christian Roos stellen hier ihre Coaching-Methoden und Modelle vor, die sie in ihre Arbeit anwenden. Dabei ziehen sie berufliche und private Erfahrung heran und zeigen sich mit Stärken und Schwächen. Beide erzählen auch sehr persönlich von ihrer „turbulenten Vergangenheit“ und die Auswirkungen auf ihre Beziehung, was nicht nur berührend ist, sondern ehrlich und authentisch wirkt. Damit schenken sie Hoffnung, dass die Ausgangssituation nicht darüber entscheidet, ob Beziehungsglück gelingt, sondern die Beziehungsarbeit, die man investiert, während man immer öfter den Autopiloten unterbricht. Daraus ergeben sich interessante Erkenntnisse, die das Potenzial haben, die eigene Lebensqualität zu steigern. Beispielsweise geht das Autoren-Duo auf das ABC-Modell ein, welches im Prinzip verdeutlich, durch Achtsamkeit die Handlungsoptionen zu überdenken und Glaubenssätze zu erkennen und zu hinterfragen. Dieses Beispiel zeigt bereits, wie arbeitsintensiv dieser Ratgeber ist, der sich, mit einer Fülle von 400 Seiten, Zeit für Tiefgründigkeit nimmt. Er verlangt seinen Lesern einiges (an Aufgeschlossenheit) ab und die praktische Umsetzung erfordert Training. Wie das praktisch gelingt kann, wird ganz spielerisch durch Übungen (Gekennzeichnet mit einem Symbol) angeleitet und anhand von (persönlichen) Beispielen erklärt.

Gelungen finde ich nicht nur die zahlreichen Modell-Abbildungen, wie den Beziehungsbaum, der die Komplexität einer Beziehung veranschaulicht, sowie das ausführliche Literaturverzeichnis, sondern auch die Triggerwarnung am Anfang, mit der Möglichkeit, entsprechende Kapitel zu überspringen.

Für mich insgesamt ein absolut zeitgemäßer Beziehungs-Ratgeber auf Augenhöhe, der viel Mehrwert bietet und zeigt, „Beziehung ist Übungssache“.

Veröffentlicht am 06.10.2023

Die Welt mit neuen Augen sehen

Nature Journaling
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Möchtest du mit Enten tanzen oder ein Laubblatt ganz neu entdecken? Mit dem Kreativbuch-Ratgeber stellt die Kunst- und Wildnispädagogin Verena Hillgärtner etwas ganz Neues vor, das Kreativität, Naturverbundenheit, ...

Möchtest du mit Enten tanzen oder ein Laubblatt ganz neu entdecken? Mit dem Kreativbuch-Ratgeber stellt die Kunst- und Wildnispädagogin Verena Hillgärtner etwas ganz Neues vor, das Kreativität, Naturverbundenheit, Forschergeist und Achtsamkeit vereint. Auf diese Weise verbindet man sich mit der Natur, kann mit Schaffensfreude die eigene Kreativität anregen und sich eine Auszeit im Wald nehmen. Und das alles ganz zwanglos, denn: „Du musst fürs Nature Journaling keine Künstler:in sein, besonders grandios malen können oder dich schon gut mit der Natur auskennen.“

Es macht große Freude durch das Buch zu blättern.Es gibt so viele schöne und beeindruckende Fotos. Die ganze einheitliche Gestaltung ist einladend und übersichtlich. Es gibt viele inspirierende Illustrationen aus dem Skizzenbuch der Autorin und eine Fülle an Ideen, für das eigene individuelle Journal. Man kann sich die unterschiedlichsten Herausforderungen suchen, wie journalen bei kalten Temperaturen im Winter oder in der Stadt. Oder man kuschelt sich ein und zeichnet mitgenommene Gegenstände oder Fotos ab. Man hat alle Freiheiten, alles ist zwanglos, was ich besonders schön finde.

Neben Materialien erfährt man in aller Kürze, was man braucht, um loszulegen. Um überhaupt ins Tun zu kommen oder die ersten Seiten zu füllen, gibts auch vielfältige Tipps. Wer allzu perfektionistisch ist oder Angst davor hat, Fehler zu machen, findet entsprechenden Rat und Übungen dazu. Für manche Ideen gibt es konkrete Zeitangaben, was man dafür braucht und wie es geht. So kann man sich kleinen Projekten widmen und nach und nach eine Routine aufbauen. Mich haben die Elfchen und die Käfer-Meditation besonders begeistern können, aber ich entdecke stetes etwas Neues im Buch, was mich anspricht.

Verena Hillgärtner schreibt sehr Mut machend und wertschätzend. Man spürt die ansteckende Begeisterung und ihre Leidenschaft. Ich wollte sofort selber loslegen. Nebenbei lernt man noch etwas über das spannende Feld der Waldpädagogik.

Nature Journaling ist für mich eine Möglichkeit, mehr zu zeichnen, meine Liebe für das Schreiben auszuleben, die Ruhe in der Natur zu genießen und Fehler locker zu nehmen. In diesem motivierendem Buch findet man alles, was man dafür braucht und es ist randvoll mit Inspiration, Ideen und Tipps. Ein toller Begleiter, um in das Nature Jounaling einzusteigen und sofort loszulegen.

Veröffentlicht am 23.09.2023

Sehr empfehlenswert!

Alva und das Leuchten der Erinnerung
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Alva wohnt auf einer kleinen Insel in einem See und jeden Morgen landen Erinnerungen von Menschen auf ihrer Insel. Um die kümmert Alva sich dann, damit sie nicht so schnell verblassen. Als die Erinnerungen ...

Alva wohnt auf einer kleinen Insel in einem See und jeden Morgen landen Erinnerungen von Menschen auf ihrer Insel. Um die kümmert Alva sich dann, damit sie nicht so schnell verblassen. Als die Erinnerungen zu verschwinden drohen, reist Alva zum ersten Mal zu den Menschen in die Stadt.

Die Illustrationen von Valeria Docampo sind einzigartig. Die Insel ist träumerisch schön gestaltet. Die Farbwahl fasziniert und man merkt, hier ist auf liebevolle Art, etwas völlig Neues entstanden. Um die Erinnerungen darzustellen, hat Valeria Docampo eine gute Lösung gefunden, die sich hervorragend in das Gesamtkonzept einfügt. Ich liebe das Bild, wo Alva, mithilfe einer Wolke, in die Stadt aufbricht. Mir gefällt auch, dass sich künstlerisch die Stimmung ändert, sobald Alva in der Stadt ankommt. Alexandra Helmig beschreibt eine Stadt, wie es sie in der realen Welt auch gibt, in der Menschen, von der Zeit getrieben, aneinander vorbeihasten, während Alva wie ein Entschleuniger wirkt. Ich mochte diese wohltuend poetische Bilderbuchreise sehr, sowohl die großartige Bebilderung, als auch die anregende Geschichte, die nachdenklich macht, aber auch dazu ermuntert, selbst einmal wieder in den schönsten Erinnerungen zu verweilen.

Fazit: Eine wunderschöne Hommage an das Träumen und Erinnern, als bewusste Reise in die Vergangenheit, an das Nicht-Vergessen, das Genießen, der besonderen Momente, und die Schönheit. Ein sehr empfehlenswertes Bilderbuch für Groß und Klein.

Veröffentlicht am 23.09.2023

Als das Leben dazwischenkam

Paradise Garden
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Paradise Garden ist ein unterhaltsamer und bewegender Coming-of-Age Roman, in der die 14-jährige Billie ihre Geschichte erzählt. Es ist ein Sommer, indem sich alles ändert. Bereits auf der erste Seite ...


Paradise Garden ist ein unterhaltsamer und bewegender Coming-of-Age Roman, in der die 14-jährige Billie ihre Geschichte erzählt. Es ist ein Sommer, indem sich alles ändert. Bereits auf der erste Seite erfährt man, das Billies Mutter gestorben ist. Dann geschieht alles der Reihe nach: der Alltag in der Hochhaussiedlung mit der alleinerziehenden Mutter und immer ist das Geld knapp. Billies Mutter ist jedoch erfinderisch und gibt ihrer Tochter das Gefühl von Normalität, Fülle, Kreativität und Lebensfreude. Die Mutter-Tochter-Beziehung ist berührend, das große und freiheitsliebende Herz ihrer Mutter bereichernd. Beide freuen sich unheimlich auf den bevorstehend Urlaub, bis die Vergangenheit sie einholt. Eine Vergangenheit, über die Billie nichts weiß, weil ihre Mutter nie darüber spricht. Weder über ihren Vater, noch über die Großmutter aus Ungarn. Was dann geschieht, traf mich trotzdem unvorbereitet (obwohl ich wusste, dass ihre Mutter stirbt). So traurig, so ungerecht und man leidet mit Billie, die ihre ganz eigene Art hat, damit umzugehen. Auch wenn alles, was darauf folgt, nicht immer im Detail realistisch scheint, ist es wunderbar unterhaltsam, ein bisschen skurril, aber vor allem mitreißend. Trotz der Dramatik, ist der Roman zu keiner Zeit deprimierend und finster. Bis zu den letzten Seiten findet Billie ihre Antworten, die sie gesucht hat und Elena Fischer hält einige Wendungen bereit. Es ist eine tolle Geschichte über verschiedene Betrachtungsweisen, der Freiheit des Selberdenkens, einem schrecklichen Verlust und der Suche nach den eigenen Wurzeln, über die Schönheit des Lebens, zweite Chancen und Mutter-Tochter Beziehungen, eine schwierige und eine schöne. Unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 23.09.2023

Über Suizid, die Spuren der Vergangenheit und Freundschaft

Simone
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Ich hätte nicht erwartet, dass mich Anja Reich mit ihrer ungetrübten Erzählweise und ihren intensiven Recherchen so in den Bann ziehen könnte, zumal ich das traurige Ende schon kannte. Aber das tat es! ...

Ich hätte nicht erwartet, dass mich Anja Reich mit ihrer ungetrübten Erzählweise und ihren intensiven Recherchen so in den Bann ziehen könnte, zumal ich das traurige Ende schon kannte. Aber das tat es! So mitreißend, dass ich das Buch fast in einem Rutsch durchgelesen habe. Anja Reich erzählt von ihrer Freundin Simone, die sich vor siebenundzwanzig Jahren, mit nur siebenundzwanzig, das Leben nahm. Zwei Stunden vorher hat sie mit ihr telefoniert, wollte ihrer Freundin ihre renovierte Wohnung zeigen, doch diese hatte keine Zeit. Die quälende Frage, ob sie es hätte verhindern können und das große Warum, bewegen die Autorin zu einer Suche nach Antworten. Sie interviewt u.a. die Eltern, die Cousine, den Bruder, sichtet Fotos und Dokumente und liest Simones Tagebuch. Dabei geht es zurück bis zu den Anfängen, wie die Großeltern lebten. Dabei zeigt Anja Reich auf, wie sich Sprachlosigkeit durch die Generationen zog. Anja Reich dokumentiert Simones Leben, versucht, ihre Gedanken und Gefühle einzufangen. Keine einfach Aufgabe, denn Simone war offenherzig und zurückhaltend zugleich. Ihre „Sorgen, Ängste und Zweifel behielt sie für sich“ - vertraute sich oft nicht mal ihrem Tagebuch an. Sie wünschte sich Freiheit, war aber eingeengt von den familiären Strukturen. Im Verlauf erfährt man auch etwas darüber, wie Anja Reich selbst aufgewachsen ist. Man erhält Einblicke in die DDR und bekommt eine Vorstellung davon, wie schwer es war, sich nach der Wende zurechtzufinden.

"Simone" ist eine sehr persönliche Erzählung, sehr intensiv und zutiefst bewegend. Selbst nach einigen Tagen hat mich die Geschichte nicht losgelassen.
Es gibt viele Stellen, die nachdenklich machen. Auch, wenn es keine konkrete Antwort gibt, zeichnet sich ein vielfältiges Bild von Simone und ihrem Leben, das zumindest einige Fragen beantworten könnte, und ein bisschen das Gefühl vermittelt, Simone tatsächlich gekannt zu haben. Sehr interessant fand ich die medizinischen und sozialen Forschungsergebnisse zum Suizid. Es ist nach wie vor ein Tabuthema, über das nicht gesprochen wird. Anja Reich schafft mit diesem mutigen Buch einen Tabubruch und setzt ein wichtiges Zeichen.