Verwirrspiel ohne gleichen, wunderbarer Lesestoff
Die Hauptfigur Nora Rothmann, kann man mögen oder auch nicht. Mir hat sie gefallen, auch wenn sie gewisse autistische Verhaltensweisen erkennen lässt. Das liegt sicher daran, dass sie vor 19 Jahren ihre ...
Die Hauptfigur Nora Rothmann, kann man mögen oder auch nicht. Mir hat sie gefallen, auch wenn sie gewisse autistische Verhaltensweisen erkennen lässt. Das liegt sicher daran, dass sie vor 19 Jahren ihre gesamte Familie verloren hat, damals als sie selbst noch ein Kind war. Vielleicht macht sie deshalb auch heute noch vieles mit sich alleine ab, ist hartnäckig beim Nachforschen und fühlt sich auch bei kleinen Vergehen der Wahrheit verpflichtet. Vielleicht ist sie gerade deshalb auch so gut in ihrem Job in der internen Abteilung Amtsdelikte bei der Polizei. Dass die Kollegen sie wegen ihres Jobs und auch wegen ihrer Art nicht mögen und die Wölfin nennen, stört sie nicht.
Im Moment führt sie Ermittlungen gegen den pensionierten Polizeipräsidenten, Wilhelm Tuchfeldt. Entgegen der Empfehlung seines Rechtsanwalts, Martin Bechstein, stimmt Tuchfeldt einer Befragung durch Nora zu, doch leider endet diese tödlich ….
Ich fand diesen Thriller sehr gelungen, auch wenn das Lesen zum Teil eine Herausforderung war. Einfach weil Elias Haller hier Vergangenheit mit Gegenwart verflechtet, dann anfangs nicht zuordenbare alte Darknet-Verläufe aufführt und natürlich auch, weil Nora bei den vielen neuen Opfern Parallelen zu dem Mord an ihrer Familie sieht und sich gleichzeitig eine dunkle Bedrohung über ihr verdichtet. Da muss man beim Lesen schon arg aufpassen. Immer mehr erkennt Nora ein Netz aus Käuflichkeit, aus sadistischer Gewalt. Sie bekommt Hinweise vom neuen Wolf, wie sich der Täter im Internet nennt und doch kann sie daraus nicht die richtigen Schlüsse ziehen. Immer kommt ihr der Wolf zuvor und sie kann nur noch als Erste die Brutalität seiner nächsten Tötungsphantasien in Augenschein nehmen. Ein Anblick, der auch hartgesottene Kollegen auf den Magen schlägt. Anfangs gerät Nora dadurch selbst unter Verdacht. Doch Konrad König, genannt KK, erkennt recht bald, dass Nora hier zum Spielball gemacht wird und es Mitarbeiter in seiner Abteilung für Kapitalverbrechen gibt, die interne Informationen weitergegeben. Der Cliffhanger am Schluss ist darum auch absolut gelungen und ich hoffe, dass KK das im Folgeteil aufdeckt und künftig auf die richtigen Mitarbeiter setzt. Von mir gibt’s 5 Lese-Sterne und eine uneingeschränkte Weiterempfehlung.