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Krani

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.10.2023

Das Leuchten

Triumph der himmelblauen Nacht
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Es ist Winter. Der Bär Arkas Nachtfell bewacht in seiner Höhle etwas, das sich „Gleißen“ nennt. Kurz vor der Winterruhe wird der Beutel mit dem Gleißen gestohlen. Arkas geht ihn suchen. Es wird eine lange ...

Es ist Winter. Der Bär Arkas Nachtfell bewacht in seiner Höhle etwas, das sich „Gleißen“ nennt. Kurz vor der Winterruhe wird der Beutel mit dem Gleißen gestohlen. Arkas geht ihn suchen. Es wird eine lange Reise, die ihn schließlich zu sich selbst führt.
Arkas ist eine zornige und selbstherrliche Persönlichkeit und zunächst nicht besonders sympathisch. Doch die Herausforderungen, denen er begegnet, verändern ihn. Und die Fragen, denen er sich stellen muss, sind auch für uns inspirierend. Die Geschichte entwickelt sich zu einem spannenden Abenteuer voller seltsamer Begegnungen und überraschender Wendungen.
Die Sprache ist poetisch und sehr fantasievoll. Die Autorin erfindet neue Wörter, die diese Welt noch etwas magischer machen. Farbige, zarte Aquarelle zeigen die Zauberwesen, die hier leben. Wunderschön!
Am Ende wird klar, dass es hier nicht nur um eine Abenteuergeschichte in einer fantastischen Welt geht. Das innere Leuchten, das in jedem von uns ist, sollen wir mit anderen teilen.
Mir war das manchmal etwas zu dick aufgetragen, all die Magie und der Zauber um das innere Leuchten und die Suche danach. Aber die Geschichte ist rund, das Ende ist logisch. Und das Lesen hat Freude gemacht.

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Veröffentlicht am 08.10.2023

Fäkalien im Miteinander

Shitmoves
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Das unappetitliche Titelbild ist abschreckend, aber es illustriert das Thema: Shit Moves sind Verhaltensweisen, die die zwischenmenschliche Kommunikation verderben. Es geht um Manipulation in Gesprächen ...

Das unappetitliche Titelbild ist abschreckend, aber es illustriert das Thema: Shit Moves sind Verhaltensweisen, die die zwischenmenschliche Kommunikation verderben. Es geht um Manipulation in Gesprächen die das Ziel haben, einen lösungsorientierten Austausch zu vermeiden.
Gavric und Renger produzieren einen Podcast, in dem sie humorvoll auf Themen eingehen, die in der zwischenmenschlichen Kommunikation Schwierigkeiten machen. Hier sind die ShitMoves wohl entstanden: im Miteinander.
Gelistet sind 20 rhetorische ShitMoves, und jeder einzelne wird detailliert dargestellt und analysiert. In der Zusammenfassung gibt es eine genaue Anleitung, wie man den jeweiligen ShitMove anbringt und auch, wie man auf ihn antwortet. Beispiele aus Streitgesprächen, die sicherlich jeder schon einmal so erlebt hat, illustrieren, was gemeint ist. So ist ein persönlicher Angriff anstelle einer konstruktiven Bemerkung der ShitMove Nummer 1 in diesem Buch. Nach den rhetorischen folgen die wortlosen ShitMoves, ein Verhalten, das den Gespächspartner diskreditiert, ohne viel sagen zu müssen – Gavric und Renger vergleichen es mit Pupsen.
Generell geht es darum, Manipulationstechniken im Gespräch erkennen und sich dagegen wehren zu können. Das ist gelungen, aber genügen wird es nicht. Denn wer gar nicht kommunizieren, sondern eine Auseinandersetzung gewinnen will, dem ist jeder Shit recht.
Eine interessante und oft witzige Lektüre für Menschen, die täglich kommunizieren müssen.

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Veröffentlicht am 27.09.2023

Schwarzer Bilderbogen

Die Regeln des Spiels
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Der Autor hat mehrere Preise für seine Literatur erhalten. „Die Regeln des Spiels“ ist eine Fortsetzung von „Harlem Shuffle“, kann aber ohne Kenntnis dessen gelesen werden.

Ray Carney betreibt einen Möbelladen ...

Der Autor hat mehrere Preise für seine Literatur erhalten. „Die Regeln des Spiels“ ist eine Fortsetzung von „Harlem Shuffle“, kann aber ohne Kenntnis dessen gelesen werden.

Ray Carney betreibt einen Möbelladen und ist nebenberuflich als Hehler aktiv. Seine Frau Elisabeth arbeitet in einem Reisebüro. Sie haben zwei Kinder und einen Neffen. Das Leben ist gefährlich im Harlem der siebziger Jahre. Ständig werden Häuser angezündet, Menschen ermordet, kriminelle Deals abgewickelt und Schmiergelder bezahlt.
„Die Regeln des Spiels“ ist in drei Teile gegliedert, die nur lose miteinander verbunden sind. Das ist beim Lesen verwirrend, weil der Protagonist aus dem ersten Teil im zweiten kaum mehr auftritt. Deshalb ist dies kein Roman, der ja eine Entwicklung der Hauptperson nachzeichnen würde. Es ist eher ein Bilderbogen, ein Kaleidoskop jener Zeit und der Menschen, die in dieser Situation lebten.
Der Stil des Autors ist äußerst bemerkenswert. Er verbindet Brutalität, feine Beobachtung und Poesie teilweise innerhalb eines Satzes, als liege das alles dicht beeinander. Sein trockener Humor ist unterhaltsam, seine Analyse wissenschaftlich abgesichert.
Besonders gut gefallen hat mir die Art und Weise, wie Whitehead seine Figuren schildert. Jeder will überleben und es ein bisschen gut haben, und so arrangiert man sich mit Korruption und kriminellen Machtstrukturen. Die weißen Machthaber von New York sind daran nicht unschuldig. Aber niemand ist nur böse oder nur gut. Die Menschen sind eben, wie sie sind. Und Whitehead kennt sie offenbar ganz gut.
Ein interessanter Einblick in eine fremde Welt. Aber kein Roman, wie wir es gewohnt sind.

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Veröffentlicht am 08.09.2023

Mit Alchemie gegen Vampire

Die Schwarze Königin
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Len ist ein Nachfahre des Grafen Dracula. Geglaubt hat er das seiner Großmutter nie, aber als er nach Prag reist, ändert er seine Meinung.
Parallel erzählt wird eine Geschichte, die sich vor über 600 ...

Len ist ein Nachfahre des Grafen Dracula. Geglaubt hat er das seiner Großmutter nie, aber als er nach Prag reist, ändert er seine Meinung.
Parallel erzählt wird eine Geschichte, die sich vor über 600 Jahren in der Gegend zutrug. Die Königin Maria von Ungarn, hochschwanger, wird auf einer Jagd ermordet. Ihre Nachfolgerin Barbara von Cilli experimentiert mit Alchemie und Zauberei. Vampire, hier „Strigoi“ genannt, sind eine düstere Bedrohung. Sie sind viel mehr als ein Volksglaube.
In beiden Geschichten ist eine mutige Alchemistin handelnde Hauptperson. Das machte es manchmal etwas schwierig, nichts durcheinander zu bringen. Lange ist unklar, was die Vampire genau können und wie man sich überhaupt gegen sie wehren kann. Es gibt mehrere Arten von Vampiren und außer ihnen auch noch andere fantastische Wesen, die alle zueinander in komplexen Verhältnissen stehen. Ein ganzer Kosmos wird hier erschlossen. Das wird manchmal etwas unübersichtlich. Früher bewohnten die „Strigoi“ riesige unterirdische Städte mit mehreren zehntausend Einwohnern. In der heutigen Gegenwart ist vieles anders und einfacher, für die Vampire. Und so bekommt auch Len mit ihnen zu tun.
Markus Heitz erzählt den Mythos ganz neu, entlang historischer Tatsachen. Das ist fesselnd und fantastisch. Aber manchmal etwas zuviel.

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Veröffentlicht am 13.07.2023

Heldin ohne Profil

Die Einladung
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Alex ist eine Prostituierte, aber niemand würde das so nennen. Sie lebt davon, dass reiche Männer sie jung und hübsch finden und sie deshalb einladen - zu einer Nacht, einem Wochenende, einem Urlaub oder ...

Alex ist eine Prostituierte, aber niemand würde das so nennen. Sie lebt davon, dass reiche Männer sie jung und hübsch finden und sie deshalb einladen - zu einer Nacht, einem Wochenende, einem Urlaub oder noch mehr. Im Gegenzug tut sie alles, damit der Mann, der sie gerade eingeladen hat, sich mit ihr wohlfühlt. Sex steht dabei nicht im Zentrum. Doch im Augenblick ist sie auf der Flucht und froh darüber, sich bei Simon verstecken zu können, einem wohlhabenden Kunsthändler mittleren Alters, der ein Sommerhaus am Meer hat. Aber der will sie plötzlich auch nicht mehr haben, und sie steht vor dem Nichts.
Die Geschichte ist ganz aus der Sicht von Alex geschrieben. Wir begleiten sie durch Pools und Partys reicher Leute und beim geschickten Einschleichen in Gruppen von Jugendlichen, die einander noch nicht so genau kennen. Sie lernt eine Menge Leute kennen, die wie sie in den Häusern der Reichen arbeiten. Sie fühlt sich ihnen verbunden, denn auch sie verkauft eine Dienstleistung.
Was treibt diese Frau an? So richtig nah kommt man ihr nicht. Liebe ist es nicht, Macht ist es auch nicht. Selbst der Reichtum scheint ihr egal zu sein. Sie will keine Verantwortung für ihr Leben übernehmen. Sie braucht jemanden, der sie versorgt und ihr sagt, wer sie sein soll.
Der Stil ist gut zu lesen und macht Freude. Die zwischenmenschlichen Situationen und die Personen sind sehr genau beobachtet. Die Oberflächlichkeit der Reichen und die Anpassung derjenigen, die für sie arbeiten werden anschaulich dargestellt, man ist fast dabei. Manchmal liest es sich wie eine Dystopie, in der man am besten reich auf die Welt kommt. Aber auch die Kinder der Reichen sind nicht glücklich. Sie sind ebenso unselbständig und hilflos wie Alex. Warum sollten sie auch Verantwortung übernehmen, wenn sie doch reich sind? Was könnte sie antreiben?
Die „Einladung” ist ein Angebot, auf ein eigenes Leben und eine eigene Identität zu verzichten. Weil es das ist, was Alex tut, wird auch nicht klar, wer sie wirklich ist und was sie will. Das ist ungewohnt zu lesen: eine Hauptperson ohne Profil. Wer das aushält, findet einen unterhaltsamen Sommerroman, der zum Nachdenken anregt.

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