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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.11.2023

Die Frau hinter der Marke

Jil Sander. Eine Annäherung
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Die deutsche Modedesignerin Jil Sander steht für eine klassische, zeitlose Mode, die nicht nur im Büro, sondern auch in der Freizeit einen perfekten Look garantiert. Wenn man so will, hat sie die Emanzipation ...

Die deutsche Modedesignerin Jil Sander steht für eine klassische, zeitlose Mode, die nicht nur im Büro, sondern auch in der Freizeit einen perfekten Look garantiert. Wenn man so will, hat sie die Emanzipation von Frauen in der Fashion Welt vorangetrieben. Im Gegensatz zu ihren Kolleg*innen hat die zurückhaltende Stylistin niemals das Rampenlicht gesucht, sondern sich stets im Hintergrund gehalten. Über ihr privates Leben ist wenig bekannt. Einen Einblick hinter die Kulissen erlaubt das interessante Buch "Jil Sander. Eine Annäherung" von Maria Wiesner, die sich auf die Suche nach der Frau hinter der Marke gemacht hat.

Das Cover ist auf das Wesentliche reduziert - und entspricht dem Charakter von Jil Sander. Es zeigt sie in einem schlichten schwarzen Anzug, minimalistisch und modern. Auch der Titel überzeugt durch seine Sachlichkeit.

Dieses bewusste Understatement hat mir imponiert. Die lebendig geschriebene Biographie überzeugt durch Einfühlungsvermögen und Sachkenntnis, wenn sie sich auf die Suche nach den Spuren von Jil Sander macht und ihren (nicht immer einfachen) Weg an die Spitze nachzeichnet. Wer die Frau hinter der Marke kennenlernen möchte, sollte sich dieses beeindruckende Portrait nicht entgehen lassen.

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Veröffentlicht am 10.11.2023

Am Abgrund...

Hope's End
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Wer kennt nicht die ungeklärte Geschichte von Lizzie Borden, deren Vater und Stiefmutter am 4. August 1892 in ihrem Hause ermordet aufgefunden worden sind? Der amerikanische Schriftsteller Riley Sager ...

Wer kennt nicht die ungeklärte Geschichte von Lizzie Borden, deren Vater und Stiefmutter am 4. August 1892 in ihrem Hause ermordet aufgefunden worden sind? Der amerikanische Schriftsteller Riley Sager hat wichtige Motive aus dem historischen gesicherten Fall aufgegriffen und in seinem neuen Psychothriller "Hope's End" umgesetzt, der in einer düsteren, verfallenen Villa auf den Klippen von Maine spielt.

Unter uns, hätte ich ein klassisches Cover erwartet. Hier wird auf die suggestive Wirkung von zwei Farben, Rot und Blau, gesetzt. Sie ziehen die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich, das protzige Herrenhaus, erbaut auf einer steilen Felsklippe, über dem wild tosenden Meer, rückt in den HIntergrund. Den einprägsamen Titel finde ich sehr gelungen; er unterstreicht den tragischen Untergang einer Familie, verbunden mit dem unaufhaltsamen Verfall des Anwesens.

Der neue Psychothriller von Riley Sager spielt auf zwei verschiedenen zeitlichen Ebenen, einmal in der Vergangenheit (1929) und in der Gegenwart, fast 50 Jahre später. Geschildert werden die Ereignisse aus der Sicht einer "Ich-Erzählerin", einem weiblichen Mitglied der Familie Hope, das von der 1929 geschehenen Tragödie berichtet, und aus der Perspektive einer weiteren "Ich-Erzählerin", der Pflegefachkraft Kit, die mit der persönlichen Betreuung der invaliden Lenora Hope auf dem einst prächtigen, nun verfallenen Landsitz Hope's End betraut ist. Für mein persönliches Empfinden ist der Schauplatz perfekt gewählt; alle handelnden Personen können sich nicht aus eigener Kraft von den Dämonen der Vergangenheit befreien, sie sitzen gleichsam fest in den maroden Gemächern des stattlichen Herrenhauses, das um so mehr tiefe Risse aufweist und aus dem gefährdeten Gleichgewicht in eine extreme Schieflage abrutscht, je näher man der Auflösung der düsteren Familientragödie kommt.

Alles in allem hat mich meine Lektüre begeistert. Riley Sager ist ein brillanter Psychothriller gelungen, der ohne allzu großes Blutvergießen auskommt. Mich hat dieses mit Mystery und Horror-Elementen angereicherte Buch von der erste Seite an in seinen Bann geschlagen, durch viele unerwartete Wendungen nicht mehr losgelassen

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Veröffentlicht am 25.10.2023

Fluch der Vergangenheit

Ich träumte von einer Bestie
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Faszinieren euch Märchen und Mythen?

Dann möchte ich euch den faszinierenden Roman "Ich träumte von einer Bestie" von Nina Blazon empfehlen. Ich liebe es, neue Autor*innen zu entdecken, und für mich war ...

Faszinieren euch Märchen und Mythen?

Dann möchte ich euch den faszinierenden Roman "Ich träumte von einer Bestie" von Nina Blazon empfehlen. Ich liebe es, neue Autor*innen zu entdecken, und für mich war NIna Blazon eine große Unbekannte in der literarischen Welt. Was soll ich lange herumreden? Ihr neues Buch hat mich verzaubert. Meiner Ansicht nach ist es ein echtes Meisterwerk - und ich bin zum Fan von Nina Blazon mutiert.

Das Cover wirkt etwas aus der Zeit gefallen mit seinen zarten gedeckten Farben. Dennoch hat es auf mich eine magische Anziehungskraft ausgeübt. Auch der Titel hat mich gleich gefangengenommen. Wenn man so will, hat er eine gewisse Erwartungshaltung in mir geweckt. auf jeden Fall konnte und wollte ich dieser vielversprechenden Lektüre nicht widerstehen.

In dem Roman "Ich träumte von einer Bestie" werden Fakten und Fiktion miteinander verwoben, genauso wie in dem französischen Film "Pakt der Wölfe". Nina Blazon beruft sich auf eine historisch verbürgte Begebenheit. In der Zeit von 1764 bis 1767 sind ca. 100 Kinder, Jugendliche und Frauen den Attacken eines unbekannten Raubtieres zum Opfer gefallen; der merkwürdige Fall um die Bestie des Gévaudan (französisch Bête du Gévaudan) ist niemals aufgeklärt worden. Nach wie vor ist nicht sicher, ob es sich um Taten eines Tieres oder eines Menschen handelte.

Gleichzeitig werden Motive aus der Märchen- und Sagenwelt aufgenommen, welche eine merkwürdige Anziehungskraft auf Fleur, die starke Protagonistin dieses Buches, ausüben. Sie ist eine kompliziert gestrickte Persönlichkeit, der man im Laufe der Handlung sukzessive nahekommt. Fleur lässt keine anderen Menschen an sich heran, sie geht einer festen Beziehung aus dem Weg, sondern entscheidet sich für unverbindliche Kontakte, wobei sie niemals ihren wahren Namen preisgibt, sondern Pseudonyme nutzt. Nachts leidet sie unter unerklärlichen Alpträumen, in denen Jäger und Wölfe eine große Rolle spielen. Nicht nur ihre Seele scheint verwundet zu sein, sondern auch ihr Körper. Denn sie verbirgt ihre Narben im Gesicht mit Hilfe von Camouflage-Makeup vor den Augen von Dritten.

Nach dem Tod ihrer (ungeliebten) herrischen Großmutter väterlicherseits macht Fleur sich auf den Weg in den Süden der Auvergne im französischen Zentralmassiv. Für sie ist es eine Zeitreise in die Vergangenheit, der sie in Atem halten wird. Ihre Familie scheint tief in die düsteren Legenden von Gévaudan verstrickt zu sein, und sie muss sich ihren eigenen Dämonen stellen, wenn sie den Geheimnissen ihrer Familie auf die Spur kommen will.

Alles in alles hat mich dieses ungewöhnliche Buch begeistert. Es ist kein gängiger Mainstream, sondern ein emotional berührendes, packendes Lese-Erlebnis!

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Veröffentlicht am 08.10.2023

Winterträume

Winterträume in der kleinen Manufaktur am Meer
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Moin!

Wieder einmal lädt Julia Rogasch zu einer winterlichen Auszeit auf ihrer Lieblingsinsel Sylt - und natürlich kann ich ihrer Einladung nicht widerstehen. Ihr neuer Wohlfühl-Roman "Winterträume in ...

Moin!

Wieder einmal lädt Julia Rogasch zu einer winterlichen Auszeit auf ihrer Lieblingsinsel Sylt - und natürlich kann ich ihrer Einladung nicht widerstehen. Ihr neuer Wohlfühl-Roman "Winterträume in der kleinen Manufaktur am Meer" spielt in einer kleinen Kerzen-Manufaktur in Braderup. Es ist ein ruhiger Ort, zwischen Wattenmeer und Nordsee gelegen, zum Abschalten, Entspannen und Entschleunigen. Hier steht eine familiengeführte kleine Kerzen-Manufaktur am Meer, die Winterwunder Wirklichkeit werden lässt.

Das hübsche Cover ist in warmen Farben gehalten und zeigt en klassisches Reetdach-Haus, inmitten einer klassischen Winterlandschaft. Der gefällige Titel ist auf den Inhalt des Wohfühl-Romans abgestimmt und weckt eine gewisse Erwartungshaltung.

Julia Rogasch erzählt eine ruhige, verhaltene (Liebes-) Geschichte, die klassische Werte wie Achtsamkeit, Einsatzbereitschaft, Ehrlichkeit und Wertschätzung hochhält und für alle Leser*innen reichlich Stoff zum Nachdenken bietet. Schließt man die Augen, glaubt man das leise Knistern der selbst kreierten Kerzen zu hören, die in kreativer Handarbeit von Tante Martje und ihrer Nichte Alea mit viel Herzblut hergestellt worden sind. Hier steht eindeutig die Freude an der Arbeit im Mittelpunkt, nicht die Maximierung des Gewinns. Alles ist gemütlich und kuschelig eingerichtet. Der klelne Laden auf Sylt ist liebevoll dekoriert und steckt voller Hygge-Glück!

Genießt diese schöne Lektüre nach einem langen Spaziergang, eingekuschelt in eine weiche Decke, mit einer Tasse Wattleuchten-Punsch und Martjes Friesenkeksen. Viel Freude wünsche ich euch!

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Veröffentlicht am 08.10.2023

Nippy

Always love you (Ikonen ihrer Zeit 10)
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"And I will always love you..."

Wenn ich die Coverversion des Liedes von Dolly Parton aus dem Jahre 1974 höre, läuft mir eine Gänsehaut über den Rücken. Es ist weniger die schauspielerische Leistung von ...

"And I will always love you..."

Wenn ich die Coverversion des Liedes von Dolly Parton aus dem Jahre 1974 höre, läuft mir eine Gänsehaut über den Rücken. Es ist weniger die schauspielerische Leistung von Whitney Houston in ihrem Leinwand-Debüt "Bodyguard" die in Erinerung bleibt, als ihre 3 Oktaven umfassende Stimme, mit der sie alle Zuhörerinnen in ihren Bann gezogen hat. Was für ein emotionales Auf und Ab! Wie ein Leitmotiv durchzieht dieser bekenntnishafte Song die Romanbiografie "Always love you" von Hanna Faber, welche den 10. Band aus der Reihe "Ikonen ihrer Zeit" bildet.

Das Cover ist harmonisch auf die Romanbiografie abgestimmt. Im Mittelpunkt steht eine attraktive schwarze Frau mit kinnlangen lockigen Haaren, in einer eleganten Robe, eine weiße Pelz-Stola um die Schultern drapiert, getaucht in das funkelnde Licht der Scheinwerfer. Auf den ersten Blick wirkt sie glücklich, aber ist ihr Lächen echt? Die Ähnlichkeit mit Whitney Houston ist frappierend. Der Titel rekurriert auf einen Hit der unvergessenen Pop-Soul-Diva mit der 3-Oktaven-umfassenden Stimme, der für immer in unser kollektives Gedächtnis gebrannt ist.

Hanna Faber schenkt uns eine intensive Begegnung mit Whitney Houston. Ihre berührende Romanbiografie spielt auf mehreren zeitlichen Ebenen. Einerseits erleben wir die Sängerin auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. anlässlich der bevorstehenden Grammy-Verleihung 1994, auf der sie mit mehreren Preisen ausgezeichnet wird. Andererseits zeichnet sie durch zahlreiche Rückblenden aus den Jahren 1974 - 1994 wichtige Momente im Leben von Whitney Houston nach.

Was für eine unverwechselbare Stimme, was für ein trauriges Leben! Hanna Faber erzählt von dem märchenhaften Aufstieg der Whitney Houston, von einem kleinen Mädchen in einem Gospel-Chor über eine aufstrebende Background-Sängerin und einem erfolgreichen Model bis hin zu der gefeierten Sängerin und Schauspielerin, die zum absoluten Superstar in der ganzen Welt avancierte. Breiten Raum nimmt ihre intensive Freundschaft (und lesbische Beziehung) zu Robyn Crawford ein, die Whitney Houston bis 2000 als persönliche Assistenin unterstützte. Auch die allgegenwärtige Diskriminierung von schwarzen Künstler
innen in den USA ist klar herausgearbeitet worden, genauso wie die hartnäckige Verleugnung ihrer Bisexualität und die erzwungene Anpassung einer "Person of colour" an europäische Schönheitsideale.

Nicht thematisiert wird ihr unaufhaltsame Abstieg, verursacht durch den jahrzehntelangen Missbrauch von Alkohol, Drogen und Medikamenten. Gleiches gilt ihre toxische Beziehung zu dem R&B-Sänger Bobby Brown, dem Vater ihrer einzigen Tochter Bobbi Kristina Brown (1993-2015). Gänzlich ausgespart wird der viel zu frühe Tod der Ausnahmekünstlerin in der Badewanne ihres Hotelzimmers in Beverly Hills, offiziell deklariert als Tod durch Ertrinken infolge einer Herzerkrankung mit Arterienverkalkung und von Kokainkonsum, am Vorabend der Grammy-Verleihung.

Ehrlich gestanden, hat mich die Romanbiografie "Always love you" von Hanna Faber an das konventionelles Biopic Whitney Houston: I Wanna Dance With Somebody“ erinnert, das gleichfalls mit der Verleihung der American Music Awards 1994 einsetzt, um anschließend alle wichtigen Stationen ihres Lebens in Rückblenden nachzuzeichnen. Die (Lebens-) Geschichte von Whtiney Houston hat kein Happy-End, sie ist nicht gut ausgegangen. Dennoch hat sie mich tief in meinem Inneren berührt. Danke dafür!

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