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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.10.2023

länderübergreifende, komplexe Ermittlungen

Wisting und die Tote am Wegesrand
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Der Kriminalroman punktet mit ruhigen Worten, langsamen Ermittlungsschritten und unblutigen Ereignissen, dafür aber mit menschlichen Ermittlerinnen, die den Betroffenen zuhören, sie ernst nehmen. Mir gefällt ...

Der Kriminalroman punktet mit ruhigen Worten, langsamen Ermittlungsschritten und unblutigen Ereignissen, dafür aber mit menschlichen Ermittlerinnen, die den Betroffenen zuhören, sie ernst nehmen. Mir gefällt die ruhige, unaufgeregte Art von Kommissar Wisting und auch seine neue Kollegin bekommt die Chance, ihr Können zu zeigen. Der aktuelle Ermittlungsfall hängt mit mehreren älteren, ungeklärten Mordfällen an jungen Damen zusammen und Schritt für Schritt erkennt man auch als Leserin die Richtung, in die die Ermittlungen führen. Interessant finde ich, dass diesmal moderne Aspekte eingebaut wurden, wie das Onlineportal der Forschungsgruppe von unterschiedlichsten Nutzer*innen, die auf eigene Faust versuchen, Vermisstenfälle und Todesfälle zu klären. Für Wisting ist diese Art der Arbeit neu, aber er fügt sich recht schnell ein und seine Tochter Line, die als Journalistin arbeitet, kann es sich nicht nehmen lassen, und schleust sich selbst in die Forumsgruppe ein. Leider hatte sie diesmal nicht die Möglichkeit, den Fall selbst zu lösen, aber ihr Interesse wurde sichtlich geweckt und sie wird sich auch weiterhin aktiv engagieren. Spannend auch, dass der Fall länderübergreifend bearbeitet wird, mit all den üblichen Barrieren, die entstehen können.

Veröffentlicht am 23.10.2023

interessante Sichtweisen und Interpretation von Bibelstellen

Gott ist Feministin
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Die Theologin spricht aktuelle Themen an, bringt sie in Zusammenhang mit Bibelzitaten und religiösen Liedern, aber nicht auf trockene Art oder mit erhobenem Zeigefinger, sondern völlig wertfrei und teilweise ...

Die Theologin spricht aktuelle Themen an, bringt sie in Zusammenhang mit Bibelzitaten und religiösen Liedern, aber nicht auf trockene Art oder mit erhobenem Zeigefinger, sondern völlig wertfrei und teilweise mit der richtigen Portion Selbstironie und Humor. Inhaltlich ist das Buch in acht Kapitel gegliedert zu den unterschiedlichsten Themenbereichen, wobei mir zwei Kapitel besonders gut gefallen haben: „Schlampen wie wir“ und „Die Pastorin und das LVSTPRINZIP“, in dem sie über ihre Arbeitsbeziehung und Freundschaft zu Theresa Lachner, die einen Sexblog und Podcast erfolgreich führt. Im ersten der genannten Kapitel berichtet die Autorin von ihrer Erfahrung der Schuldzuschreibung in einem Priesterinnenseminar, bei dem sie von einem jungen Paar erzählt, dass ungewollt schwanger wurde und ein Gespräch mit ihr gesucht hat und die Schuldzuschreibung durch andere Seminarteilnehmerinnen auf sie als Pastorin, da sie die Möglichkeit des Schwangerschaftsabbruches nicht von vorneherein kategorisch abgelehnt und dem Paar davon abgeraten hat. Gerade durch solche Schlüsselerlebnisse kann man sich selbst aber auch wiederum viel authentischer in die Situation von Hilfesuchenden hineinversetzen und mitfühlender agieren.
Zusätzlich gibt sie auch Einblicke in ihre Kindheit, wie es für sie war, mit einer berufstätigen und sehr religiösen Mutter aufzuwachsen, die im Vergleich zu anderen Müttern manchmal liberaler, manchmal strenger wahrgenommen wurde. Was haben diese Erfahrungen aus der Kindheit sie bis heute geprägt? Zudem erzählt sie, mit welchen Vorurteilen sie selbst täglich konfrontiert wird, als Frau, als Pastorin, die sich weltoffen zeigt, oder auch wenn sie neue Mitmenschen kennen lernt oder eine Beziehung eingeht. Das Buch gibt einen sehr guten Querschnitt über einige fast schon (Tabu-) Themenbereiche -ich hätte gerne noch ein paar weitere Kapitel gelesen.

Veröffentlicht am 21.10.2023

umfangreiche Sichtweise

Radikal neu
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Wir verschenken Potenzial, wenn wir uns nicht laufend verändern und unser Denken und Handeln an die Gegebenheiten anpassen. Der Autor hat selbst Einblick und Erfahrung in die politischen Strukturen und ...

Wir verschenken Potenzial, wenn wir uns nicht laufend verändern und unser Denken und Handeln an die Gegebenheiten anpassen. Der Autor hat selbst Einblick und Erfahrung in die politischen Strukturen und Handlungsweisen und das erkennt man auch deutlich. Das Buch ist so aufgebaut, dass zuerst ein Rückblick über vergangene Jahre gewährt wird und dann Theorien zu Veränderungen und auch Radikale Möglichkeiten aufgezeigt werden. Auch Führungspersönlichkeiten werden unter die Lupe genommen und verschiedene Führungsansätze kritisch betrachtet. Grundsätzlich hat es aber einen eher negativen Unterton, da zweifelhaft bleibt, ob das Ruder noch in die richtige Richtung herumgerissen werden kann oder ob nicht eher der negative Abwärtstrend zum neuen Standard geworden ist.

Veröffentlicht am 20.10.2023

Verwirrspiel mit eineiigen Zwillingen

Die gute Schwester
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Der Thriller beginnt zuerst harmlos, indem Megan von ihrem Alltag berichtet, unaufgeregt und normale Situationen, doch schon hier spürt man unterschwellig, dass etwas nicht in Ordnung ist. Als Charakter ...

Der Thriller beginnt zuerst harmlos, indem Megan von ihrem Alltag berichtet, unaufgeregt und normale Situationen, doch schon hier spürt man unterschwellig, dass etwas nicht in Ordnung ist. Als Charakter finde ich Megan auf der einen Seite kompetent und tough, so zeigt sie sich in beruflichen Situationen, auf der anderen Seite wirkt sie untergeordnet und angepasst und nicht wirklich glücklich, vor allem im privaten Bereich. Zu ihrer Zwillingsschwester hat sie nach einem Zerwürfnis schon länger keinen Kontakt mehr, verfolgt aber dennoch ihr Leben auf Social Media. Plötzlich entdeckt Megan auf dem Handy ihres Mannes ein Foto ihrer Schwester in Unterwäsche und von da an nimmt der Thriller rasant Fahrt auf. Es beginnt ein spannendes Verwirrspiel, da sich die beiden Schwestern zum Verwechseln ähnlich sehen, sodass auch ihr Umfeld sie nicht auseinanderhalten kann. Zeitweise stellt man sich die Frage, mit welcher der beiden Schwestern, hat man es nun zu tun und auch Megans Ehemann bereitet hintertückische Intrigen vor. Es entstehen einige brenzlige Situationen und dann ist eine der beiden Schwestern tot. Die überlebende Schwester versucht beide Leben gleichzeitig zu führen und es entsteht ein Machtkampf mit Megans Ehemann, aus dem nur eine Person als Gewinner*in herauskommen kann. Wer es schaffen wird, bleibt bis zum Ende spannend und im Nachhinein inhaltlich auch gut nachvollziehbar. Das Verwirrspiel mit den beiden Schwestern hat mir sehr gut gefallen und auch mich selbst in einige Verwirrungen hineingezogen.

Veröffentlicht am 08.10.2023

kalt und emotionsgeladen

Tief im Schatten
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Auch der zweite Krimi mit Hanna und Daniel im eigentlich gemütlichen ruhigen Urlaubsort Are beginnt ungemütlich, mit eisiger Kälte und einem grausamen Mord. Man ist als Leser*in sofort mitten in der Geschichte, ...

Auch der zweite Krimi mit Hanna und Daniel im eigentlich gemütlichen ruhigen Urlaubsort Are beginnt ungemütlich, mit eisiger Kälte und einem grausamen Mord. Man ist als Leser*in sofort mitten in der Geschichte, ohne große Einleitung und auch wenn man den ersten Teil nicht gelesen hat, so ist Hanna sofort sympathisch und ihre Gedanken und Ängste sind nachvollziehbar. Das erste Mordopfer hatte scheinbar keine Feinde, daher gestalten sich die Ermittlungen schwierig. Doch wer hat wirklich nur Freunde? Je tiefer Hanna und Daniel mit ihren Befragungen graben, umso mehr Details kommen zum Vorschein und langsam fügen sich die Puzzleteile zu einem Gesamtbild zusammen. Der Schreibstil ist mitreißend und lebhaft, sodass man gerne immer weiter und weiter liest und mehr erfahren möchte. Rebeccas Schicksal hat mich persönlich sehr berührt. Unglaublich, welches Leid und welche Misshandlungen und Kontrollen sie jahrelang ertragen muss, ohne eine Vertrauensperson einweihen zu können. Da sie ebenfalls verschwunden ist, schwanger und schutzlos und es draußen eisige Temperaturen hat, läuft Hanna und Daniel die Zeit davon. Für ihr eigenes Privatleben bleibt neben den anstrengenden Ermittlungen kaum Zeit, was vor allem Daniel von seiner Frau zu spüren bekommt. Als Eltern von einem Baby muss diese sich zuhause fast alleine um Kind und Haushalt kümmern und setzt Daniel zusätzlich unter Druck, sodass auch er nahezu am Druck zerbricht.
Der Krimi ist auf menschlicher, emotionaler Ebene sehr spannend und der Ermittlungsfall ebenso, sodass ich wunderschöne Lesestunden mit dem Buch verbringen durfte.