Sam ist ein Dieb - aber mit einer List gelingt es ihm trotzdem, in die Palastwache von Mythia aufgenommen zu werden. Er träumt von einem neuen Leben, von großen Aufgaben. Vielleicht wird er gar als Wache des Weißen Königs eingesetzt? Doch statt des Königs soll er nur alte, staubige Bücher bewachen, in der riesigen Bibliothek unterhalb der Stadt. Wie langweilig! Sam kann nicht mal lesen. Bald jedoch erfährt er am eigenen Leib, dass die hallenden Bücherschluchten ebenso gefährliche wie fantastische Geheimnisse bergen … (Klappentext)
Der nachfolgende Text kann Spoiler enthalten.
Dieses Buch hat mich einfach nicht gepackt. Obwohl es genau mein Beuteschema ist, eine Bücherstadt, Fabelwesen, Märchen, habe ich mich irgendwann dabei ertappt, entnervt zu schätzen, wie lange ich noch zum Lesen brauchen werde.
Vielleicht liegt es ja daran, dass ich mit keinem einzigen Charakter eine Verbindung aufbauen konnte. Samir – der Hauptcharakter – bleibt für mich recht leblos und irgendwie nicht fassbar. Dabei wird seine Motivation noch schön durch den Autor aufgebaut, aber bei mir kommt einfach kein Hauch von Sympathie an.
Kani, die am Anfang als starke weibliche Person eingebracht wird, verliert nach und nach an Konsistenz, ganz so, als würde sich ihr Wesen in Luft auflösen. Sie mutiert von einer selbstbestimmten Person zu der Damsel in Not, die hinter dem heldenhaften Hauptcharakter hinterhergezogen wird ohne eigene Entscheidungen zu treffen. Tut sie es dann doch, sind sie so dämlich, dass mir mehrmals ein entnervtes Stöhnen entfahren ist.
Assasil, der zweite Antagonist in dieser Geschichte, bleibt bis auf die letzten Seiten nicht greifbar und mutiert dann zu einem jener Bösewichte, die ihren Plan oder hier besser die Geheimnisse der Bücherstadt vor den vermeintlichen Opfern preis geben. Für mich ist das in der Situation einfach nur unglaubwürdig und Mittel zum Zweck, um dem Leser endlich die Antworten zu geben, nach dem es ihn verlangt.
Über die erste Antagonistin, Layl würde ich gerne etwas schreiben, aber man bekommt sie kaum zu Gesicht und mir ist noch nicht so ganz klar, ob sie eigentlich wirklich etwas mit der Geschichte zu tun hat oder einfach nur Dekoration bzw. Schreckgespenst ist.
Die Handlung ist während der ersten ungefähr 18 von 21 Kapiteln recht langatmig und streckenweise ziemlich langweilig – so empfand ich es zumindest – und ich musste mich regelrecht durch Passagen durchquälen. In den letzten vier Kapiteln überschlägt sich dann alles, so gut wie alle Antworten werden geliefert und es folgt der obligatorische Kampf, bei denen einige Statisten ihr Leben lassen müssen.
Tatsächlich konnten mich die gelüfteten Geheimnisse nicht sehr überraschen, denn es war quasi genau das, was ich mir sowieso schon zusammengereimt hatte.
Mir kommt die Erkenntnis, dass man mit den Büchern in der Bücherstadt wenig zu tun hat. Da unten könnten auch Autoreifen liegen und es würde keinen Unterschied in der Handlung machen.
Da es unglaublich viele 5-Sterne-Bewertungen für dieses Buch gibt, muss es ja für manche Leser geeignet sein. Für mich war es das nicht, aber ich habe mich in den letzten Monaten damit abgefunden, zu der sehr anspruchsvollen Leserschaft zu gehören, die sich mehr von einer Geschichte erhoffen, als fadenscheinige Charaktere und klischeehafte Gegner.