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Veröffentlicht am 12.11.2023

Hoffnung

Bevor die Welt sich weiterdreht
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Eigentlich ist die Schweiz ein neutrales Land, außerhalb vom Krieg, Erholung von Krankheit, Tod und Verwundungen. Vergnügen, Lachen und genügend Essen für alle. Für Johann ihre Heimat, ihre Zuflucht ...

Eigentlich ist die Schweiz ein neutrales Land, außerhalb vom Krieg, Erholung von Krankheit, Tod und Verwundungen. Vergnügen, Lachen und genügend Essen für alle. Für Johann ihre Heimat, ihre Zuflucht als sie von den Schlachtfeldern von Verdun zurückkehrt. Hochschwanger von ihrem toten Geliebten. Ihr Vater nimmt ihr das Kind und erzwingt eine Verlobung. Gleichzeitig ist Davos ein Tummelplatz für alle Geheimdienste und Johanna gerät zwischen die Fronten. "Wer den Frieden will rüste für den Krieg".
Genau das macht Johanna, sie wächst über sich selbst hinaus, sie würde alles tun um ihr Kind wieder zu bekommen. Als Leserin konnte ich jeden Schritt von dieser jungen Frau verstehen. Wie sie in die Spionage hinein gezogen wird, wie sie mit ihrer Menschlichkeit, mit ihren Überzeugungen kämpft. Wie sie die Bilder des Krieges immer wieder sieht, wie das Trauma auch sie begleitet, daher der Gedanke alles tun zu müssen um weitere Tote zu verhindern.
Die Nebenfiguren sind ebenso überzeugend dargestellt und beschrieben. Die Kriegsgewinnler, die Überzeugungstäter, die Opfer, vor allem die anderen Spione, wie und warum sind sie dazu gekommen.
Die Gräuel des Krieges und die Traumata werden in kurzen Sequenzen erzählt, was es aus den Menschen macht, lässt sich emotional nachvollziehen.
Es ist ein Buch das zeitgleich mit der Serie Davos erscheint. Anscheinend war die Serie eher fertig als das Buch. Ein spannender Gedanke das die Bilder vor dem Text entstanden sind. Für mich, die ich nie die Filme nach dem Buch schaue, gibt es ein Novum, ich werde diese Serie schauen und bin gespannt ob es diesmal mit meinem Kopfkino stimmig wird.

Veröffentlicht am 08.11.2023

Klasse

Nebenan ist doch weit weg
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Die zwölfjährige Edith zieht mir ihrer Familie von Berlin nach Krakau in Polen. Es ist lange geplant und vieles besprochen und dann ist es doch ganz plötzlich.
Sie muss ihre besten Freundinnen ...

Die zwölfjährige Edith zieht mir ihrer Familie von Berlin nach Krakau in Polen. Es ist lange geplant und vieles besprochen und dann ist es doch ganz plötzlich.
Sie muss ihre besten Freundinnen zurück lassen, eine neue Sprache lernen. Sie ist auf einmal die Ausländerin, die Deutsche fast ein Schimpfwort. Sie muss sich an ein anderes Schulsystem gewöhnen, neue Freunde finden. Wird sie sich in Polen integrieren können oder immer die Fremde sein, wird sie immer noch die beste Freundin für Anne und Jack sein oder wird sie irgendwann nur noch als eine schöne Erinnerung figurieren.
Diese Ängste und auch das Heimweh nach Berlin- Kreuzberg werden sehr behutsam und doch ausdrucksstark thematisiert. Durch die einfühlsame Sprache kann man die Empfindungen von Edith sehr gut nach vollziehen, egal wie alt man ist. Auch wie sich der Kontakt zu den alten Freundinnen und das Kennenlernen von neuen gestaltet, ist ein großes Thema, behutsam erwähnt die Autorin Stolpersteine wie Vorurteile, Sprachschwierigkeiten und das Fremdeln mit anderen Lebensgewohnheiten oder Speisen.
Das Buch ist als Erzählung und abwechselnd als Tagebuch geschrieben. Eine Form die sehr überzeugend dargestellt hat wie Edith mit der Situation und ihren Gefühlen dazu umgeht. Sie ist klug und verängstigt, beides bringt sie beim Schreiben in ihrem Tagebuch sehr deutlich zum Ausdruck.
Natürlich gehört auch ein Abenteuer in ein Jugendbuch. Hier war ich beeindruckt welches Thema die Autorin gewählt hat. Eine versteckte Kammer, ein paar sehr alte Briefe und die Jugendlichen forschen nach.
Ein leises aber dennoch spannendes Buch für alle ab zwölf, egal welchen Geschlechts, denn die Erlebnisse treffen auf viele zu.

Veröffentlicht am 27.10.2023

Bewunderung

In meines Vaters Haus
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1943, der Vatikan ist der einzige Ort in Italien in dem nicht die Deutschen das Sagen haben. Der Pabst hat strikte Neutralität befohlen. Angesichts der Gräueltaten kann ein Priester nicht länger zusehen. ...

1943, der Vatikan ist der einzige Ort in Italien in dem nicht die Deutschen das Sagen haben. Der Pabst hat strikte Neutralität befohlen. Angesichts der Gräueltaten kann ein Priester nicht länger zusehen. Als neutraler Beobachter von der Kirche in die Kriegsgefangenenlager geschickt, hat Monsignore O´Flaherty zu viel gesagt und damit die Neutralität verletzt. Er bekommt Hausarrest und darf den Vatikan nicht mehr verlassen. Mit Hilfe eines großen Netzwerks von Freunden, Bekannten, Diplomaten, Priestern und vor allem Römern tut er alles um entflohenen Kriegsgefangenen und Juden zu helfen. Er ist der Organisator eines beispiellosen Systems von Unterbringung, Versorgung mit Kleidung, Geld und Nahrungsmitteln und die weitere Flucht durch Italien in alliierte Gebiete.
Dieses Buch ist nach Tatsachen geschrieben. Anhand von Interviews, Aufzeichnungen und Erinnerungen von Betroffenen wird eine Geschichte von ungeheurem Mut und Kraft erzählt. Einige der Vertrauten erzählen nachher in Interviews wie sie diesen Pater kennen gelernt und wie sie dazu gekommen sind ihm bei dieser Aufgabe zu helfen. Dokumente die die Faschisten hinterlassen haben, erklären, dass sie den Pater schon in Verdacht hatten und ihn gerne in ihre Gewalt bekommen hätten.
Man lernt den Mann in diesem Buch kennen. Seine Art und Weise mit der er Menschen berührt. Gleichzeitig wird die Zeit in Rom und im Vatikan beschrieben. Angst, Hunger, Verzweiflung sind an der Tagesordnung. Der Glaube wird einer schweren Prüfung unterzogen.
Alles ist spürbar, die Hitze und auch ohne genaue Beschreibungen erfährt man den Druck den die Gestapo mit Folter und subtilen Drohungen ausübt.
Der Autor hat es geschafft, einen realen Lebensabschnitt so zu beschreiben das man vor Spannung die Luft anhält und sich fragt wie kann ein Mensch diesen Druck, diese Gefahr aushalten, vor allem mit dem Wissen das die Vorgesetzten zu der Zeit sein Verhalten nicht dulden. Es ist keine Lobhudelei sondern Respekt vor einem Menschen und seinem Gewissen.

Veröffentlicht am 17.10.2023

Carla Winter ist wieder da

Das falsche Opfer
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Lukas Erler und Carla Winter sind ein Traumpaar. Ein toller Autor und eine taffe Figur, Rechtsanwältin, gut in ihrem Job, etwas rauer im Wesen. Das erste Buch war so gut, das ich nicht erwartet habe, dass ...

Lukas Erler und Carla Winter sind ein Traumpaar. Ein toller Autor und eine taffe Figur, Rechtsanwältin, gut in ihrem Job, etwas rauer im Wesen. Das erste Buch war so gut, das ich nicht erwartet habe, dass das nächste genauso spannend, mit vielen Wendungen aber immer ganz dicht am roten Faden ist. Als Leserin war ich sofort auf der Seite von Carlas neuer Mandantin, welche Frau wäre das nicht. Aber was dann kommt, ist so ungeheuerlich, so auf dem ersten Blick abwegig, das ich richtig geschockt war. Aber genau das soll ein guter Krimi ja auch hervor rufen. Die Geschichte war absolut schlüssig erzählt. Die Arbeit von Polizei, Gericht und Anwälten ist eingebunden. in kurzen Erwähnungen wird Recht und Gesetz im Einklang zu dem Verbrechen gebracht. Beispiel: Man darf nicht zweimal für das gleiche Verbrechen angeklagt werden oder wenn jemand sehr viel Dreck am Stecken hat, aber wenn er das angeklagte Verbrechen nicht begangen hat, darf er auch nicht verurteilt werden.
Egal welche Figur man sich in diesem Krimi aussucht. Sie ist besonders, hat viele Facetten, man muss diese Figur nicht mögen aber sie ist spannend. Genau wie die Protagonisten die immer wieder kehren, das Privatleben wird erwähnt, bewegt sich in einem normalen Rahmen, der eine oder andere könnte zu meinem Bekanntenkreis gehören, aber es beherrscht nicht das Geschehen. Kleine Randnotizen die die Geschichte abrunden. Carla Winter ist kein Arbeitstier aber auch keine Frau die nur mit sich selbst beschäftigt ist.
Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Fall.

Veröffentlicht am 09.10.2023

Die beste Zeitung

Love Will Tear Us Apart
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Wenn ich könnte würde ich die Stranger Times abonnieren. Die schrägen Artikel über Außerirdische, Monster unter der Stadt, auch die Art wie die Angestellten Artikel generieren hat es in sich. Auch die ...

Wenn ich könnte würde ich die Stranger Times abonnieren. Die schrägen Artikel über Außerirdische, Monster unter der Stadt, auch die Art wie die Angestellten Artikel generieren hat es in sich. Auch die Angestellten sind ein Völkchen für sich, leider ist das Führungspersonal etwas abwesend im körperlichen wie im übertragenen Sinne. Daher macht im Moment jeder was er für richtig hält. Eine neue stellvertretende Chefredakteurin ist auch nur auf dem ersten Blick normal. Die Katastrophe rollt merklich heran. Da muss selbst Grace die Chefsekretärin ihre Komfortzone verlassen. Wenn sich diese Einleitung schräg liest, dann müsst ihr erst das Buch lesen. Es ist der dritte Band um ihn richtig genießen zu können, sollte man die Vorgänger gelesen haben. Aber auch ohne Vorkenntnisse gibt es genug zu lachen, bis der Arzt kommt. Es klingt alles so verrückt aber die Angestellten glauben alles was man ihnen erzählt ( aufgrund vorangegangener Erfahrungen ) das wir Leser auch auf diese skurrilen Einfälle eingehen. Darüber nachdenken wie die eine oder andere aus dem Schlamassel wieder heraus kommt. Da wird die Hilfe von außergewöhnlichen Wesen schnell akzeptiert. Alle Charaktere im Buch sind äußerst liebenswert, auch wenn sie fluchen wie ein Hafenarbeiter, wenig Kleidung tragen oder ihr Geld ins Wettbüro tragen. Jeder hat besondere Eigenheiten oder Fähigkeiten. Vor allem wenn sie erst mit dem zweiten Satz zutage treten, dann konnte ich nur noch nach Luft schnappen. Die Vielzahl der Einfälle des Autors gleichen einem großen Feuerwerk, man könnte ihn als einen „Ein-Mann-Monty-Python- Truppe“ bezeichnen. Daher gehört meine Bewunderung auch dem Übersetzer, diesen schwarzen, englischen Humor ins Deutsche zu übertragen ohne das etwas von diesem außergewöhnlichen Witz verloren gegangen ist, Respekt. Ein Buch zum Genießen, sich die Szenen vorstellen, zurücklehnen und lachen, dann weiterlesen. Es wird gesagt, wer lacht hat mehr vom Leben, wenn es stimmt, ist dieses Buch mehrere Leben wert.

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