Stella Tack – Ever and After, Der schlafende Prinz
Rain Whites achtzehnter Geburtstag steht bevor. Da sie eine Nachfahrin von Schneewittchen ist bedeutet das, das sie an einem Ritual teilnehmen muss, um den schlafenden Prinzen wecken. Rain sträubt sich mit allem was sie hat, doch letztendlich hat sie keine Wahl.
Als der Prinz daraufhin tatsächlich erwacht sucht er nach Rain, denn sie soll die Königin an seiner Seite sein und mit ihm eine neue Ära einleiten. Allerdings wird diese von Tod und Zerstörung geprägt sein, und so weigert sich Rain ihren Platz einzunehmen. Eine Legende besagt, es müssen sieben Prüfungen bestanden werden, um das Unheil zu vernichten. Also macht sie sich mit ihren Freunden auf dem Weg. Doch die Gefahr lauert nicht nur vom dunklen Prinzen selbst, sondern auch von den anderen Märchenfiguren-Nachfahren, denn laut der Legende wird nur eine Familie am Ende die Macht besitzen und überleben.
Ich habe schon einige Bücher der Autorin gelesen, darunter auch "Night of Crowns", welches mich absolut beigeistert hat.
Die Autorin hat einen sehr lebendigen, modernen Erzählstil und es hat nur wenige Seiten gebraucht, bis ich mich in die Geschichte fallen lassen konnte. Die Story wird schnell zum Pageturner. Neben der "normalen" Geschichte, gibt es immer wieder kleinere Rückblicke in Form von Märchenerzählungen, auf den dunklen Prinzen und was er erlebt hat. Am Anfang jedes Kapitels steht ein Zitat aus einem Märchen.
Da es sich bei der Geschichte um einen Mehrteiler handelt gibt es am Ende einen wirklich fiesen Cliffhanger und ich kann es kaum erwarten, dass die Fortsetzung erscheint.
Die Charaktere sind lebendig und facettenreich ausgearbeitet. Hier darf man nicht vergessen, dass Rain gerade achtzehn geworden ist und noch nicht viel von der Welt gesehen hat. Sie ist recht behütet aufgewachsen. Ihre Grandma hat klare Vorstellungen von Rains Leben und lässt auch kaum eine andere Meinung zu. Rain stammt von Schneewittchen ab, hat sogar einen eigenen "sprechenden" Spiegel, da sie nicht für verrückt erklärt werden möchte, verschweigt sie das aber ihrer Familie.
Im Verlauf der Geschichte hat Rain einige Aufgaben zu bewältigen, dabei ist nicht klar, wem sie in ihrem Umfeld trauen kann, zumal ihr Mitschüler Edward Cinderbe sie umgarnt. Doch ist er wirklich so freundlich oder hat er eigene Ziele?
Auch der plötzlich auf der Straße aufgetauchte Cole, der ihrem Spiegelfreund verdammt ähnlich sieht, ist für Rain ein Rätsel. Sie spürt zwar eine Verbundenheit mit ihm, aber oft kann er sich an kürzlich geführte Gespräche nicht erinnern und sein Verhalten ist ebenfalls seltsam.
Die Autorin hat eine interessante, lebendige Welt erschaffen. Die Schauplätze sind bildhaft beschrieben, besitzen oft eine düstere Grundstimmung. Aber egal ob es die ausgelassene, fröhliche Stimmung auf dem Ball ist, die Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit im Kerker, oder die Angst vor den Vasallen des Prinzen, die Autorin schafft es die Gefühle der Hauptfigur auf die Leserschaft zu projizieren und genau das macht das Buch auch zu einem Highlight für mich.
Ich habe die Geschichte gern und flott gelesen. Ich mag den Weltenaufbau. Ich mag die Ausarbeitung der Charaktere. Ja, Rain kann etwas naiv und anstrengend sein, aber genau das macht sie auch lebendig. Ja, es gibt das eine oder andere Genre-Klischee, aber das ist für mich vollkommen in Ordnung. Die Anlehnung an die Märchenwelt ist gut geglückt und ich will unbedingt wissen wie es weiter geht. Stella Tack hat mich mit ihren neuen Buch erneut überzeugen können und deswegen gibt es eine Leseempfehlung von mir.
Das Cover ist sehr hübsch. Haptisch ist die silberne Schrift hervorgehoben, der rote Apfel hat bisher noch keine zentrale Rolle gespielt, außer dass es auf die Schneewittchenlinie hinweist. Ich habe zufällig ein Buch mit Farbschnitt erwischt, welches mir außerordentlich gut gefällt. Das Buch wirkt sehr edel und hat mich neugierig gemacht.
Fazit: super schöne, interessante und spannende Geschichte rund um Märchen, Flüche und Abenteuer. 5 Sterne.