Profilbild von mimitatis_buecherkiste

mimitatis_buecherkiste

Lesejury Star
online

mimitatis_buecherkiste ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit mimitatis_buecherkiste über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.10.2023

Spannende Geschichtsstunde

1989 - Wahrheit oder Tod
0

Mehr als zehn Jahre sind vergangenen seit dem letzten Buch, Allie ist zwischenzeitlich von Glasgow nach Manchester gezogen und lebt mit ihrer Lebensgefährtin Rona sowie dem gemeinsamen Hund in einem schönen ...

Mehr als zehn Jahre sind vergangenen seit dem letzten Buch, Allie ist zwischenzeitlich von Glasgow nach Manchester gezogen und lebt mit ihrer Lebensgefährtin Rona sowie dem gemeinsamen Hund in einem schönen Haus. Es ist 1989, die Welt verändert sich und im Osten brodelt es überall. Eine Seuche hat sich ausgebreitet, die Gesunden verteufeln und verurteilen die Kranken. Allie beginnt investigative Recherchen zur ungerechten Behandlung von homosexuellen und HIV-kranken Menschen sowie zu dubiosen Medikamentenstudien, dabei führt eine Spur nach Ost-Berlin, das kurz vor einem Umbruch steht.

Dies ist der zweite Teil der fünfteiligen Reihe mit der Journalistin Allie Burns. Wie bereits im ersten Buch hat die Autorin so lückenlos und akribisch recherchiert, dass ich begeistert bin. Vorab weise ich explizit darauf hin, dass es sich zwar um einem Kriminalroman handelt, allerdings mit Schwerpunkt Historie, der somit überwiegend nur mäßig ausgebaut ist, was den kriminalistischen Teil angeht. Die größte Spannung erzeugen tatsächlich die faszinierenden historischen Fakten, besonders für mich, die ich in diesen Zeiten aufgewachsen bin. Dies waren auffrischende Geschichtsstunden hinsichtlich der politischen Situation auf der Welt im Jahr 1989 sowie ein Blick hinter die Kulissen der Medienlandschaft, was ich äußerst interessant fand.

Der Prolog schürte meine Neugier, die geschilderten Abläufe blieben eine lange Zeit in meinem Hinterkopf, ohne dass etwas geschah, sodass sie irgendwann durch die folgenden Ereignisse ein wenig verdrängt wurden. Ich erfuhr danach sehr ausführlich, was in den letzten Jahren bei Allie alles passiert war, und kam damit fast nahtlos in der Geschichte an. Diese hatte es in sich und ehe ich mich versah, wurde aus dem Kriminalroman fast schon ein Spionagethriller, der in der Mitte etwa die unterschwellige Spannung fast explodieren ließ. Eine Wendung gab der Geschichte neuen Antrieb, plötzlich fand ich mich in einer spannenden Jagd nach der Wahrheit wieder. Als ich verstand, wie der Prolog in das Geschehen passt, ging es noch einmal turbomäßig los und ich flog nur noch über die Seiten auf der Suche nach Antworten, die mich entsetzten, als ich diese fand. Ich konnte kaum glauben, welche Ungeheuerlichkeiten ans Licht kamen, war bestürzt und angewidert. Diese Auflösung hatte ich nicht erwartet! Ich war mir nicht sicher, wie die Autorin es schaffen würde, diesen Ausgang zum Ende zu führen, allerdings hat sie dieses Problem mit Bravour gemeistert.

Die Vielfalt der Themen kombiniert mit einer fiktiven Geschichte hat auch in diesem Teil vorzüglich geklappt. Eine geschichtliche Reise in die Vergangenheit, die anscheinend doch nicht so viel besser war, als es heute manchmal rückblickend scheint. Ich freue mich auf weitere Abenteuer mit Allie Burns, die mir nun endgültig ans Herz gewachsen ist. Dafür vergebe ich sehr gerne vier Sterne und eine Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.09.2023

Spannend, düster, aktuell

Refugium
0

Auf der Mittsommerparty von Olof Helander und seiner Frau herrscht ausgelassene Stimmung, die Gastgeber und ihre Gäste, zwei befreundete Ehepaare, amüsieren sich prächtig, als zwei schwerbewaffnete Männer ...

Auf der Mittsommerparty von Olof Helander und seiner Frau herrscht ausgelassene Stimmung, die Gastgeber und ihre Gäste, zwei befreundete Ehepaare, amüsieren sich prächtig, als zwei schwerbewaffnete Männer auftauchen und innerhalb von Sekunden hunderte von Schüssen auf die Gesellschaft abgeben. Die Autorin und ehemalige Polizistin Julia Malmros versteckt sich, nachdem sie kürzlich einen handfesten Skandal verursacht hat, in ihrem Ferienhaus in der Nähe der Luxusvilla der Helanders, sodass sie mit ihrem Begleiter Kim Ribbing zuerst am Tatort ankommt. Dort entdecken die beiden die vierzehnjährige Tochter des Gastgebers, die sich unter dem Steg im eiskalten Wasser an einen Pfeiler geklammert und damit als einzige überlebt hat. Der ermordete Olof war ein Jugendfreund Julias, die zusammen mit Kim private Nachforschungen beginnt, was ihrem Ex-Mann Jonny nicht passt, der als Polizist die Ermittlungen leitet.

Beim vorliegenden Buch handelt es sich um den ersten Teil der sogenannten Stormland-Trilogie. Hintergrund dieser Trilogie ist der Umstand, dass John Ajvide Lindqvist ursprünglich einer der Autoren sein wollte, die die berühmte Millennium-Reihe von Stieg Larsson fortführen, allerdings wurde sein Manuskript abgelehnt. Diese Ablehnung führte zur Umarbeitung seines Werkes, sodass die vorliegende Trilogie entstanden ist. Witzig fand ich dabei, dass Julia Malmros im Buch das gleiche Schicksal ereilt, John Ajvide Lindqvist also seine Schmach literarisch verarbeitet und dies großartig umgesetzt hat.

Das Buch startet fulminant mit der Ermordung der drei Paare und dieser Prolog hat es wirklich in sich, denn die Situation wird dermaßen plastisch geschildert, dass ich die grausame Szene förmlich vor Augen habe. Danach folgt die Vorstellung der beiden Charaktere Julia und Kim, wobei Kims Hintergrund vorerst sehr vage bleibt. In wiederkehrenden Rückblenden erfahre ich, wie Kim zu dem wurde, der er ist, was erst allmählich zu einem besseren Verständnis führt, da er ein sehr besonderer Mensch ist und anfangs nicht sonderlich sympathisch.

Die Ermittlungen aus der Sicht von Julia und Kim einerseits sowie den ermittelnden Beamten andererseits ergänzen sich, wie ein Puzzle müssen die Teile mühsam zusammengesucht und dann angepasst werden, was sehr aufregend ist, da die privaten Nachforschungen auf Möglichkeiten zurückgreifen können, die der Polizei verständlicherweise nicht zur Verfügung stehen. Zwischendurch habe ich befürchtet, dass die Story thematisch eine Richtung nimmt, die ich anstrengend und für mich nicht interessant sowie verständlich genug finde, insbesondere wenn es um Klimakompensationen, CO2-Zertifikate, Handel mit Emissionsrechten und anderen Begriffen rund ums Klima und die Wirtschaft geht. Zum Glück für mich hat der Autor diese Passagen nicht zu ausführlich und für mich als Laie deutlich klar genug zusammengefasst.

Eine aufregende Zeit mit Julia, Kim und anderen Beteiligten ist zu Ende, ein Abschluss der Ermittlung geschafft und meine Neugier auf die Fortsetzung groß. Ich freue mich auf weitere Abenteuer des ungleichen Duos und bin glücklich, dass ich kein ganzes Jahr auf den zweiten Teil warten muss. Ich freue mich sehr darauf!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.09.2023

Humorvolle Mörderjagd

Eingewiesen
0

Detective Constable Alice Frances Armitage wurde zwangsweise in die Psychiatrie eingewiesen, da sie an PTBS leidet, seit ein Einsatz schrecklich schiefgegangen ist, bei dem ihr Kollege erstochen wurde. ...

Detective Constable Alice Frances Armitage wurde zwangsweise in die Psychiatrie eingewiesen, da sie an PTBS leidet, seit ein Einsatz schrecklich schiefgegangen ist, bei dem ihr Kollege erstochen wurde. Nach einigen unschönen Vorfällen und dem Missbrauch verbotener Substanzen, ist ihre Karriere zu Ende, was sie jedoch in der Anstalt nicht davon abhält, Ermittlungen anzustellen, als einer ihrer Mitpatienten ermordet wird. Natürlich werden diese Ermittlungen dadurch erschwert, dass sie als Patientin nicht nur unter Beobachtung, sondern auch die meiste Zeit unter Medikamenteneinfluss steht.

Als ich gesehen habe, dass Mark Billingham ein neues Buch geschrieben hat, war meine Freude groß, da ich die Bücher des Autors seit Jahren mit Begeisterung lese. Bereits nach den ersten Seiten war mir klar, dass dieses Buch anders ist, denn die Ich-Erzählerin Alice ist nicht nur ein außergewöhnlicher Charakter, sondern zudem eine unglaublich unzuverlässige Erzählerin, was verständlich ist, wenn man bedenkt, in welcher Einrichtung sie sich befindet. Dies war oft sehr komisch, denn sie brachte sich immer wieder in Situationen, die von Außen betrachtet schlicht und ergreifend absurd waren. Aus meinem Schmunzeln wurde oft ein Lachen, es war eine herrliche Story, die neben vielen Krimielementen die menschliche Seite nicht außer Acht gelassen hat.

Die Auflösung war mehr als überraschend, damit hätte ich nicht gerechnet und war wirklich für kurze Zeit sprachlos! Wer schwarzen Humor mag, wird dieses Buch lieben. Von mir gibt es vier Sterne und eine Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.09.2023

Kommt langsam, aber gewaltig

Sobald ihr mich erkennt
0

Ein besonders grausames Verbrechen an einer Frau schürt den Verdacht, dass diese Tat erst der Beginn einer Mordserie sein könnte. Während die Polizei unter Hochdruck ermittelt, führt die Analyse eines ...

Ein besonders grausames Verbrechen an einer Frau schürt den Verdacht, dass diese Tat erst der Beginn einer Mordserie sein könnte. Während die Polizei unter Hochdruck ermittelt, führt die Analyse eines am Tatort gefundenen Blutflecks zu der alleinerziehenden Mutter Aisling Cooley. Anhand der Probe wurde festgestellt, dass die gesuchte Person ein naher Verwandter von Aisling sein muss, die alles tun würde, um ihre Familie zu schützen. Die Frage ist, ob sie dies auch weiterhin tut, wenn die gesuchte Person sich als ein Mörder herausstellen sollte.

Beim vorliegenden Buch handelt es sich um den fünften Teil der Reihe um Detective Chief Inspector Jonah Sheens und sein Team. Bereits seit dem Reihenauftakt bin ich großer Fan der Buchserie, dementsprechend war die Vorfreude auf die Fortsetzung bei mir riesig. Anders als bei den ersten vier Büchern habe ich allerdings eine sehr lange Zeit benötigt, mit der Geschichte warm zu werden. Dies lag nicht nur daran, dass mich der Fall diesmal nicht packen konnte, da die Vorgehensweise der mordenden Person nichts spektakulär Neues war, sondern war auch darin begründet, dass die Autorin sich sehr intensiv auf die gute alte Ermittlungsarbeit fokussiert hat, was zur Folge hatte, dass es seitenlange Ausführungen gab zu verschiedenen Ansätzen, die eigentlich in ein paar wenigen Sätzen hätten zusammengefasst werden können.

Der Wechsel der Perspektive zwischen den ermittelnden Beamten und anderen Beteiligten war wie immer sehr rege, allerdings ergaben sich dadurch viele Überschneidungen, die zu Wiederholungen führten. Nun kann man eine Situation gerne aus mehreren Blickwinkeln beleuchten, wenn dies jedoch zu oft geschieht, dann nutzt sich dies schnell ab und wird ermüdend. Bedauerlicherweise war dies hier mehrmals der Fall, sodass ich fast versucht war, Seiten zu überspringen. Im zweiten Teil allerdings wurde es dann richtig spannend, es kam Bewegung in die Ermittlung, die Beweise häuften sich, verdächtige Personen wurden überprüft. Die Wendung, die die Geschichte dann nahm, hatte ich nicht erwartet, ich war mehr als erstaunt, was die Autorin sich hat einfallen lassen. Als ich bereits dachte, dass die Lösung klar sei, kamen Umstände ans Licht, die fast unglaublich waren. Der so auf den letzten Seiten erzeugte Nervenkitzel erreichte seinen Höhepunkt mit einem weiteren Ereignis, das mich umgehauen hat. Dieses Ende lässt mich die Fortsetzung der Reihe sehnsüchtig erwarten, wobei der laufende Fall seinen endgültigen Abschluss gefunden hat. Letztendlich hat der zweite Teil dazu geführt, dass ich zufrieden mit dem Leseerlebnis bin, sodass es von mir vier Sterne und eine Leseempfehlung gibt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.08.2023

Teuflisch gut

Des Teufels Gebet
0

Das vorliegende Buch enthält vier Kurzgeschichten, die unterschiedlich lang sind. Ich muss zugeben, die kürzeste davon hat mich etwas irritiert, allerdings nur, bis ich das Nachwort gelesen habe und schmunzeln ...

Das vorliegende Buch enthält vier Kurzgeschichten, die unterschiedlich lang sind. Ich muss zugeben, die kürzeste davon hat mich etwas irritiert, allerdings nur, bis ich das Nachwort gelesen habe und schmunzeln musste über die Erklärung des Autors zur Länge. Gratulation, das Ziel wurde erreicht! Patrick Haischberger versteht es, die Spannung erst langsam aufzubauen, um die Leserschaft dann mit einem bösen Schockeffekt zu quälen. Dies kann, wie in der ersten Geschichte, mittels kleiner unschuldiger Wesen, aber auch in Form von fürchterlichen und der Erzählung nach sehr entstellten Kreaturen geschehen, die förmlich vor meinen Augen entstanden sind beim lesen. Mich schüttelt es immer noch, wenn ich daran denke.

Ich habe früher überwiegend Horrorgeschichten gelesen, zusätzlich solche über Geister, Monster, schaurige Kreaturen und deren Jäger. In den letzten Jahrzehnten hat sich mein Lesegeschmack allerdings geändert und so ist die vorliegende Sammlung die erste seit langem, die mich wieder zu diesem Genre führte. Dieser Ausflug hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich ab sofort sicherlich öfter zu dieser Art von Büchern greifen werde; ich hatte ganz vergessen, wieviel Spaß es macht, sich so richtig schön zu gruseln. Die Zusammenstellung hat mir gefallen, wobei die Story rund um die Nervenheilanstalt mein absoluter Favorit geworden ist. Vier schaurige Punkte ist mir dies wert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere