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Veröffentlicht am 10.10.2023

Wunderbarer, besonderer Liebesroman mit viel Tiefgang und Romantik, in der viktorianischen Ära spielend.

Belles of London - Die Wahrheit deiner Worte
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London 1862:

Der hochdekorierte Kriegsheld Jasper Blunt, genießt, trotz seiner Verdienste im Krieg, nicht gerade den besten Ruf in der Gesellschaft. Zu erschreckend waren die Berichte über sein überaus ...

London 1862:

Der hochdekorierte Kriegsheld Jasper Blunt, genießt, trotz seiner Verdienste im Krieg, nicht gerade den besten Ruf in der Gesellschaft. Zu erschreckend waren die Berichte über sein überaus hartes Durchgreifen während der Kriegswirren. Zudem munkelt man im ton, dass er mit seiner Geliebten drei uneheliche Kinder zeugte, die er nun, auf dem Lande, in einem windumtosten Herrenhaus erziehen lässt.
Die alles entscheidende Schlacht zwang aber auch Jasper beinahe in die Knie. Schwer verletzt wurde er im Lazarett gesund gepflegt und doch weist sein Gesicht nun eine Narbe auf, die seinem Antlitz eine düstere Aura verleiht.
Zunächst glaubt Jasper also, als ihm die reiche Erbin Juliy Wychwood vorgestellt wird, dass sie wegen seines Äußeren in Aufruhr geraten ist und ihre zarte Natur seine Versehrtheit nicht ertragen kann.

Doch Julia überrascht ihn, bei ihrer zweiten Begegnung im Park. Ausgerechnet dort begegnet er ihr auf einem Vollblüter, den sie perfekt beherrscht und ihre Schüchternheit ist beinahe wie weggeblasen.
Julia interessiert Jasper, doch seine Ehrlichkeit lässt es nicht zu, dass er sie wegen seiner Motive im Unklaren lassen möchte. Er sagt ihr ganz klar, dass er eine reiche Erbin ehelichen muss, da sein Anwesen baufällig ist und er für seine Kinder sorgen muss.
Julia gefällt Jaspers Ehrlichkeit. Zudem ist sie eine begeisterte Leserin, die wenig für Gesellschaften und Bälle übrig hat, sondern lieber in aller Abgeschiedenheit ein gutes Buch liest. Und Jasper teilt ihr Interesse an guten Büchern.

Leider haben es sich Julias Eltern in den Kopf gesetzt, ihre einzige Tochter mit einem anderen Mann zu verheiraten. Der Auserwählte soll jemand sein, der in unmittelbarer Nähe lebt, denn Julia soll ihre kränklichen Eltern auch nach ihrer Heirat umsorgen. Als Julia erfährt, wer der Auserwählte ist, reagiert sie mit Bestürzung, denn der Mann könnte vom Alter her ihr Vater sein.
Sie vertraut sich in ihrer Verzweiflung Jasper an und hofft, dass Jasper sie aus der unmöglichen Situation retten wird. Doch wird er ihr tatsächlich beistehen; ein offensichtlicher Glücksritter und Mitgiftjäger?

„Die Wahrheit Deiner Worte“, der zweite Teil der „Belles of London“ Reihe, erzählt die Geschichte von Freundinnen, die während ihrer Saison in London durch dick und dünn gehen. Während im ersten Band „Die Nähe, die uns trennt“, eine von Julias Freundinnen den Mann fürs Leben findet, ist es diesmal Julia selbst, die im Fokus steht.
Julia ist eine sympathische junge Frau, die behütet aber sehr einsam aufwuchs. Ihre Eltern sind kränkliche, egoistische Menschen, die sie zwar stets finanziell unterstützen, doch keinerlei menschliche Wärme für ihre Tochter übrig haben.
Und so entdeckte Julia irgendwann die Welt der Romane für sich. Man kann sich gut in die Romanheldin hineinversetzen und ihr Vergnügen, dass sie beim Lesen empfindet, nachvollziehen. In der Gesellschaft ist sie eher unsicher und ist lieber nur mit ihren Freundinnen zusammen oder unternimmt Ausritte mit ihrem Pferd.
Jasper ist dagegen ein Mann mit vielen Geheimnissen. Und ein wandelnder Widerspruch auf zwei Beinen. Einerseits gilt er, wegen seiner Taten im Krieg als grausam, andererseits gibt er sich in Julias Nähe aufmerksam, empathisch und belesen.
Die Hin und Hergerissenheit Julias, ist also ebenso nachvollziehbar. Vor allem, wenn man die gemeinsamen Dialoge des Heldenpaars liest, die wunderbar einfühlsam und mit viel Tiefgang geschrieben sind.

Ich lese ja schon über mehrere Jahrzehnte historische Liebesromane, viele sind eher durchschnittlich und man hat sie nach dem Lesen schnell wieder vergessen- aber es gibt darunter eben auch einige Perlen, die besonders sind und hervorstechen aus der breiten Masse. „Die Wahrheit deiner Worte“ gehört für mich definitiv dazu.
Obwohl der Roman mit seinen über 500 Seiten alles andere als dünn ist, gelingt der Autorin das Kunststück, den Spannungsbogen konstant aufrecht zu erhalten. Dazu ist die historische Atmosphäre spürbar und ich fand es angenehm, einmal einen Roman, der in der viktorianischen Ära angesiedelt ist, zu lesen. Natürlich erwähnt die Autorin auch diverse Strömungen, wie etwa die Begeisterung der Menschen für Seancen und Schauerromanlektüre.

Die Liebesgeschichte entwickelt sich zwar in einem gemächlichen, aber passenden Tempo und wird mehr durch Romantik und Tiefgang untermalt. Explizit beschriebene Liebesszenen sucht man hier allerdings vergebens. Wer also auf der Suche nach hocherotischer Lektüre sein sollte, greift hier zum falschen Buch.
Ich fand diesen eher klassischen Liebesroman einfach nur wunderschön und obwohl ich manche von Jaspers Geheimnissen schon früh enttarnen konnte, war ich dennoch neugierig, wie die Autorin diverse Schwierigkeiten, die sie ihrem Heldenpaar auf den Leib geschrieben hatte, auflösen würde.
Übrigens hat in diesem Band bereits die Heldin des dritten, noch nicht übersetzten Teils, hier bereits einen kleinen aber feinen und denkwürdigen Auftritt und ich bin schon sehr gespannt auf ihre Geschichte. Lady Anne ist nämlich geschlagen mit einer exzentrischen Mutter, die einen Hang für Seancen hat und einem Verehrer, der sie zur Weißglut treibt.
Hoffentlich wird auch „The Lily Of Ludgate Hill“, den Weg in die deutsche Übersetzung finden.

Kurz gefasst: Wunderbarer, besonderer Liebesroman mit viel Tiefgang und Romantik, in der viktorianischen Ära spielend.

Belles of London Reihe:

1. Teil: Die Nähe die uns trennt
2. Teil: Die Wahrheit deiner Worte
3. Teil: The Lily Of Ludgate Hill (noch nicht übersetzt)

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Veröffentlicht am 05.10.2023

: Ein unterhaltsamer, kurzweiliger und spannender erster Teil der neuen Reihe um die Brüder von Saltdean

Ein vertrauter Fremder
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Rottingdean bei Brighton, 1801:

Während die adlige Familie Neville an einem regenumtosten, ungemütlichen Tag den Patriarchen zu Grabe trägt, der seiner Familie nichts hinterlassen hat, als Schulden, sitzt ...

Rottingdean bei Brighton, 1801:

Während die adlige Familie Neville an einem regenumtosten, ungemütlichen Tag den Patriarchen zu Grabe trägt, der seiner Familie nichts hinterlassen hat, als Schulden, sitzt zur gleichen Zeit eine junge Dame in einer Kutsche, die sie in ein beschauliches Dorf in der Nähe bringen soll. Durch den Sturm gerät das Gefährt ins Schlingern, die junge Dame stößt sich den Kopf und verliert das Bewusstsein.

Philipp Neville, der jüngere Bruder des frischgebackenen Titelträgers George, muss zu seinem wachsenden Entsetzen zur Kenntnis nehmen, dass er, der wissenschaftlich interessierte Eigenbrödler, keine andere Wahl hat, als sich, während der Abwesenheit seiner Familie um das Anwesen zu kümmern. Dabei ist es ihm ein Graus, mit Hausangestellten oder Pächtern zu reden. Seit er bei einem Arbeitsunfall eine Handverletzung davon trug, tuschelt sowieso schon alle Welt hinter vorgehaltener Hand über ihn und hält ihn für verschroben.
Zu allem Überfluss entdeckt sein Hund, während er zum Anwesen reitet, ein menschlich aussehendes Bündel, direkt in unmittelbarer Nähe zur Klippe.
Philipp weiß, es ist Eile geboten, als er in das blasse Gesicht der unterkühlten jungen Dame blickt, die ohne Bewusstsein ist und schafft sie nach Hause.

Als die attraktive Schöne schließlich erwacht, ist sie immer noch fiebrig und hat ihr Gedächtnis verloren. Es rührt jedoch ihr Herz, als sie von den Hausangestellten erfährt, dass Philipp Tag und Nacht nicht von ihrer Seite des Krankenbettes gewichen ist. Sie ist neugierig auf den Mann, der ihr auf seltsame Art und Weise vertraut erscheint.
Philipp ahnt gleich, dass sie etwas Traumatisches erlebt haben muss, denn sie wird von Albträumen geplagt, wie etwa von einem verheerenden Brand in dem sie beinahe ihr Leben lassen musste. Doch wie nur ist die Frau, die sich Elli rufen lässt, ausgerechnet in die Grafschaft Brighton gelangt und wo ist ihr Gefährt abgeblieben?

„Ein vertrauter Fremder“ ist der aktuelle historische Liebesroman der Autorin Helena Heart, die dieses Mal eine süße Liebesgeschichte zwischen einem sympathischen Heldenpaar erzählt, die in der Welt des Regency angesiedelt ist. Zwar lernt man bereits Philipps Brüder kennen, doch erfährt man in diesem Band eher am Rande etwas über die übrigen „Jungs“ von Saltdean. Hauptsächlich ist die Geschichte ein Zwei-Personen-Stück das einfach nur herzerwärmend zu lesen ist.
Elli ist eine junge Dame, die nicht der britischen Aristokratie angehört, jedoch aus gutem Hause stammt. Und sie trägt, wie Philip auch, ihr Herz am rechten Fleck. Beide sind mitfühlend, loyal und freundlich. Wohingegen Philipp, auch durch seine Armverletzung, ein wenig unsicher und schüchtern auftritt. Bereits von Kindheitstagen an, wurde er von Mitschülern für sein Interesse an wissenschaftlichen Tüfteleien gehänselt und fühlt sich selbst im Kreise seiner Familie unwohl. Andererseits macht ihm die selbst gewählte Einsamkeit ebenfalls zu schaffen. Elli imponiert ihm, denn sie lässt sich trotz erlittener Schicksalsschläge nicht unterkriegen und als sie auch noch Interesse an seiner Arbeit zeigt, ist er komplett entzückt.

Doch ausgerechnet seine Mutter hat ganz andere Pläne mit Elli. Und diese Pläne und Philipps anfängliche Resigniertheit diesbezüglich, haben mir beim Lesen schon ein paar Schnaufer entlockt. Immerhin bekommt er dann doch noch die Kurve. Männer halt!

Ich mochte das Timing der Liebesgeschichte ansonsten aber sehr. Man kann gut nachvollziehen, wieso sich die beiden zueinander hingezogen fühlen und man sieht auch die Gemeinsamkeiten. Dazu fand ich es auch spannend zu lesen, was Elli widerfahren ist und das Showdown sorgt dann ebenfalls für spannende Lesemomente.
Zwar lässt Helena Heart prickelnde Erotik, bzw. sexy Liebesszenen außen vor, so dass es eher züchtig zugeht, in diesem eher klassischen Regency, doch muss man auf Romantik keinesfalls verzichten.

Ein paar Handlungsfäden werden dagegen noch nicht aufgelöst, bzw. alle offenen Fragen beantwortet. Etwa fragt man sich, warum sich das neue Familienoberhaupt, George so schroff und zugeknöpft gibt und was in dem Brief seines Vaters stand, das ihn so aufgewühlt hat? Oder auch, wieso sich Anthony und Philipp etwas entfremdet haben, im Laufe der Zeit. So bleibt uns Lesern also nur, in freudiger Erwartung auf den nächsten Teil um die Brüder von Saltdean, zu warten, der hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten lässt…

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Veröffentlicht am 01.10.2023

Atmosphärische, spannende und romantische Inspirational Historical Romance, die nicht nur gut unterhält sondern auch zum Nachdenken anregt

Die Schatten von Swanford Abbey
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Worcestershire 1820:

Die junge Miss Rebecca Lane, befindet sich auf dem Weg in ihr Heimatdorf, nachdem sie alarmierende Nachrichten erreichten. Angeblich soll sich ihr Bruder in einer äußerst schwierigen ...

Worcestershire 1820:

Die junge Miss Rebecca Lane, befindet sich auf dem Weg in ihr Heimatdorf, nachdem sie alarmierende Nachrichten erreichten. Angeblich soll sich ihr Bruder in einer äußerst schwierigen Gemütssituation befinden und dessen Haushaltshilfe befürchtet das Schlimmste, wenn Rebecca nicht nach dem Rechten sieht.
Doch als sie vor ihrem, verlottert aussehenden Bruder steht, will der keinesfalls Hilfe von ihr annehmen, bzw. sie im Haus übernachten lassen. Voller Gram, ob seiner Situation, nimmt er ihr das Versprechen ab, dass sie sein jüngst geschriebenes Manuskript mitnimmt ins umgebaute Grandhotel Swanford Abbey und es dort entweder dem dort wohnenden Schriftsteller Mr. Oliver überreicht oder zumindest dessen Verleger um ein Treffen bittet.
Obwohl Rebecca erschüttert ist, als sie ihren Bruder sieht und sich insgeheim auch ärgert über dessen selbstsüchtiges Verhalten, ist sie andererseits aber auch eine liebende Schwester und weiß, dass auch ihm viel Unrecht angetan wurde.
Und so lässt sie sich ein auf seine Bitte, begibt sich ins Hotel und mietet dort für ein paar Nächte ein Zimmer, in der Hoffnung dem Wunsch ihres Bruders entsprechen zu können.

Nicht damit gerechnet hätte sie jedoch mit der Anwesenheit von Frederick, ihres einstigen besten Freundes und heimlichen Schwarms. Noch heute geniert sie sich ob gewisser Vorkommnisse, die kurz vor Fredericks Verlobung geschahen. Doch die Freude, die sie in Fredericks Augen bei ihrem Zusammentreffen sieht, ist echt. Mehr noch, beide stellen bei einem Gespräch fest, dass sie sich immer noch mögen, wie in Kindheitstagen.
Der Witwer hat mittlerweile jedoch auch viele Tragisches erleben müssen und zögert, ob er Rebecca in sein sorgenvolles Leben ziehen soll.
Rebecca ahnt nichts von Fredericks widerstrebenden Gefühlen und genießt zunächst das Erneuern ihre freundschaftlichen Bande von einst. Zudem hält sich Fredericks, stets zu Neckereien aufgelegter Bruder, ebenfalls im Hotel auf und Rebecca genießt es, den amüsanten Wortgeplänkeln der Brüder zu lauschen.

Doch der Ernst des Lebens hat Rebecca schnell wieder, als sich ihre Mission, auf die sie ihr Bruder geschickt hat, fast als unlösbar entpuppt. Ein Treffen mit dem gewünschten Verleger brachte leider keinen Erfolg und nun muss sie auf die Milde des im Hotel logierenden Schriftstellers hoffen. Dieser ist jedoch kein freundlicher Zeitgenosse, mehr noch, er gilt als ein Mann von äußerst fragwürdigem Charakter.
So muss Rebecca mit List und Tücke einen Plan schmieden ohne Frederick einzubeziehen.
Als auch noch jemand im Hotel ermordet aufgefunden wird, ist sie rat und rastlos. Denn manches was sie weiß, würde vielleicht jemanden belasten, den sie liebt. Kann sie sich dennoch ihrem besten Freund anvertrauen?

Schon seit vielen Jahren lieben ich die historischen Romane der Autorin Julie Klassen; schreibt sie stets Geschichten, die nicht nur viel historisches Flair zu bieten haben, sondern dazu auch viel menschliche Wärme und Werteverständnis vermitteln.
Die christliche Note ist dezent verwebt; die Autorin will keinen Leser auf Biegen und Brechen missionieren, der das nicht möchte, sondern erzählt stattdessen Romane, in denen die Akteure schwierige Lebensumstände bewältigen müssen und zeigt ihr inneres Ringen um Gewissens und Glaubensfragen eher am Rande. Genau diesen Punkt liebe ich besonders, denn ist unser Glauben an Gott nicht völlig alltäglich und normal und sollte daher auch in einem natürlichen Rahmen eingebettet sein innerhalb der Story?
Hier sind die Romanfiguren und ihre Selbstentwicklung das Wichtigste aber dazu gibt es stets auch tolle spannende und sogar, wie in diesem Fall, schaurig schöne Geschichten zu lesen.

„Die Schatten von Swanford Abbey“, mag zwar, von der Handlung her, auf den ersten Blick ein wenig an Jane Austens Northanger Abbey erinnern, (dunkles Gemäuer mit einer geschichtsträchtigen, schaurigen Hintergrundstory) doch gottlob ist Rebecca ein ganz andere Heldin. Rebecca ist mutig, hat ein liebendes und mitfühlendes Herz, aber zudem ist sie äußerst clever.
Mit Frederick hat Julie Klassen ihrer Romanheldin einen Mann zur Seite gestellt, der äußerst integer, ehrenhaft und freundlich ist. Obwohl dessen Bruder der Spaßvogel in der Familie sein dürfte und Frederick eher ein ruhiger Typus Mensch ist, ist er doch alles andere als ein Langeweiler, was sich dann auch bei seinen gemeinsamen Ermittlungen mit Rebecca zeigt. Die beiden ergänzen sich wunderbar und es macht als Leser sehr viel Spaß ihnen dabei sozusagen über die Schulter zu sehen.
Aber es ist nicht nur die Mordermittlung, die diesem Roman Spannungselemente verleiht, sondern das Gemisch aus allen guten Zutaten, sprich, eine süße, romantisch erzählte Liebesgeschichte, ein mutiges Heldenpaar, das Entdecken von Geheimgängen, die Geschichte der ehemaligen Abtei, die nun ein umgebautes Grand Hotel ist und nicht zu vergessen, die unter die Haut gehenden Lebensläufe der Haupt- und Nebenfiguren, deren Selbstfindung, die einen zum Nachdenken anregen und die christliche Note.
Einzig mit den zahlreichen Nebenfiguren, die nicht allesamt wichtig waren für den Verlauf des Romans, hat es Julie Klassen vielleicht etwas übertrieben, wie ich finde. Aber vielleicht hätte ja auch schon ein kleines Personenregister ausgereicht, damit man anfangs den Überblick als Leser behält. Nichtsdestotrotz sollte man dem Roman von Beginn an, die volle Aufmerksamkeit schenken. Sonst könnte man möglicherweise viele wichtige Details überlesen. Das Erzähltempo mag zwar etwas gemäßigt sein, aber es passt und es lohnt sich definitiv, sich darauf einzulassen.

Kurz gefasst: Atmosphärische, spannende und romantische Inspirational Historical Romance, die nicht nur gut unterhält sondern auch zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 28.09.2023

Sehr starke, romantische und amüsante Fortsetzung der „Fortuna’s Lovers“

Fortuna's Lovers: Versuchung
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Da haben ihm seine besten Freunde, auch unter dem Namen „Fortuna’s Lovers bekannt“ eine schöne Wette eingebrockt. Wie soll Alexander Sidwell diese nur erfüllen? So muss Alexander nun händeringend eine ...

Da haben ihm seine besten Freunde, auch unter dem Namen „Fortuna’s Lovers bekannt“ eine schöne Wette eingebrockt. Wie soll Alexander Sidwell diese nur erfüllen? So muss Alexander nun händeringend eine Künstlerin finden, die nicht nur in Öl malt; was zu jener Zeit eher nicht geschätzt wird in der Gesellschaft, weil man Frauen schon rein vom Intellekt nicht für fähig erachtet wahre Meisterwerke zu schaffen, wie ihre männlichen Kollegen. Und zum anderen soll die Dame, wenn er sie denn finden mag, zudem ein Aktbild von ihm anfertigen. Eine pikante Aufgabe hat er da von seinen Freunden bekommen. Und nachdem er lange gesucht hat, begibt er sich in ein Künstleratelier, wo ihm ein junger, unbedarfter junger Mann empfohlen wird, der sehr talentiert sein soll.
Doch zunächst ziert sich der junge Mann, auf seinen Wunsch zurückzukommen, was Alexander schon verwundert. Noch mehr verwundert es den „Fortuna’s Lovers“, das er sich von dem Knaben mit dünnem Schnauzbart angezogen fühlt.

Zu seiner Überraschung nimmt der junge Künstler Alexanders Auftrag aber dann doch an. Allerdings kommt es schon sehr früh zum Eklat, als der Maler begreift, dass er Alexander nackt malen soll. Alexander ist amüsiert ob der Schüchternheit seines Künstlers, ahnt jedoch da noch nicht, wen er vor sich hat.

Rosemary Stockton befindet sich in der Stadt, weil sie eine Saison bekommen soll. Das zumindest denkt ihre Verwandte. In Wirklichkeit ist Rosemary jedoch dort, weil sie die Museen mit ihren zahlreichen Kunstwerken besuchen möchte, denn Rosemary hat ein Geheimnis. Sie malt schon von frühen Kindesbeinen an und zwar, ganz undamenhaft in Öl. Ihre geliebte Mentorin führte sie damals an diese Kunstform heran und diese hat Rosemary mittlerweile perfektioniert.
Eigentlich wollte die junge Dame nur heimlich die Gelegenheit nutzen, sich in Männerverkleidung einen Kursus zu Gemüte zu führen, in deren Genuss sonst nur Männer kommen. Dass sie dort ausgerechnet auf den Charmebolzen und gefährlichen Frauenverführer Alexander Sidwell stoßen würde, hätte sie nicht gedacht. Rettete der Mann sie doch erst kürzlich aus einer prekären Situation und würde nicht einmal im Traum darauf kommen, dass sich hinter seinem Aktkünstler Rosemary verbirgt…

Nachdem im ersten Band, Simon Hexham, Viscount Ingleford und Emma Falsworth zusammenfanden, ist es nun an Alexander, die Frau fürs Leben zu finden, obwohl dieser keine gearteten Heiratsabsichten mit sich herumträgt.
Ich mochte den lebhaften Alexander sehr, der zwar viel Charme aufweist und durchaus verrucht sein mag, aber auch sein Herz auf dem rechten Fleck trägt und vor allem, wirkt seine Geschichte spannend! Seine Beziehung zum Vater ist leider nicht gut und man erfährt im Laufe des Romans dann auch, warum es so ist, was ihn sehr greifbar und menschlich macht.
Mein persönliches Kopfkino bescherte mir seltsamerweise stets Robert Downey Jr. in der Rolle des Alexander, vielleicht, weil dieser Schauspieler ebenso vielseitig und abenteuerlich zugleich in seinen Rollen wirkt. Und nicht zu vergessen, er ist ebenfalls ein kleiner Charmebolzen.

Aber auch Rosemary ist eine tolle Romanheldin, die eigentlich völlig anderes ist, als es die Menschen in ihrer nahen Umgebung überhaupt von ihr erwarten.
Ich mochte diesen Widerspruch sehr und auch ihren Hang zur Abenteuerlust. Dazu, dass sie sich gegen die Konventionen auflehnt, allerdings in einem Rahmen, der noch nachvollziehbar ist.
Toll geschrieben fand ich dazu den kleinen Kriminebenschauplatz, der dem romantischen und prickelnden Liebesroman zusätzliche Spannungsmomente bescherte.
Zwischen Rosemary und Alexander stimmt von Beginn an die Chemie und dank des wieder einmal flüssigen und angenehmen, regencytypischen Schreibstils, hatte ich, wie immer, viel Spaß beim Lesen.

Fortuna’s Lovers:

1. Teil: Verführung
2. Teil: Versuchung
3. Teil: Erfüllung



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Veröffentlicht am 20.09.2023

Kurzweilige, süße, romantische und erotische Aschenputtelstory im Regency

Fortuna's Lovers: Verführung
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Simon Hexham, Viscount Ingleford und seine Freunde gelten im ton als die berüchtigten „Fortuna’s Lovers“. Das liegt selbstverständlich nicht an ihrem unverschämt guten Aussehen, dass die Herren aufweisen ...

Simon Hexham, Viscount Ingleford und seine Freunde gelten im ton als die berüchtigten „Fortuna’s Lovers“. Das liegt selbstverständlich nicht an ihrem unverschämt guten Aussehen, dass die Herren aufweisen oder ihre edle Abstammung. Vielmehr sind die Männer schnell gelangweilt und haben derweil ziemlich viele Flausen im Kopf. Bislang sind sie jeder Jungfrau geflissentlich aus dem Wege gegangen, die sie unter die Haube bringen will und lassen sich stattdessen lieber auf erfahrene Damen ein, mit denen sie zwischen die Laken schlüpfen.

Simon ist jedoch eigentlich so ganz anders, als ton und Familie es von ihm denken.
Während Mutter und Vater sich stets in ihrer Verschwendungssucht suhlten, rauschende Parties feierten und dem Alkohol frönten, wobei letzterer für ein überaus frühes Ableben des Vaters sorgte, weil man betrunken einfach nicht auf Dächer steigt, versucht ihr Zögling stattdessen, das restliche Familienvermögen gewinnbringend zu vermehren.
Doch Simons Mutter macht es ihm überaus schwer und als auch noch sein Großvater beginnt, ihm die sprichwörtliche Pistole auf die Brust zu setzen, in Bezug auf eine baldige Eheschließung und ihm sogar eine Gattin vordiktieren möchte, reißt ihm die Geduldsschnur.

Stattdessen macht er der jungen, naiven Emma einen Heiratsantrag, die eine echte Jungfer in Nöten ist. Emma soll eigentlich einen Bürgerlichen ehelichen, den ihr Onkel und ihre Tante bestimmt haben, doch dieser ist ihr so widerlich, dass sie fortläuft- direkt in Simons Arme.
Emma glaubt sich am Ziel ihrer Träume, als Simon sich ihr offenbart. Sie ahnt jedoch nichts von einer Wette, die sie betrifft und die ihr Gatte in spe mit den übrigen Fortuna’s Lovers abgeschlossen hat…

„Verführung“ ist der Auftaktband einer neuen Historical Romance Reihe von Felicity D’Or. Und im Fokus stehen diesmal attraktive Herren und Freunde, die in ton als genuss- und verschwendungssüchtige Lebemänner gelten. Doch man sollte nicht immer auf Gerüchte hören und sich lieber selbst ein Bild machen.
Das ist die unterschwellige Botschaft, die die Autorin hier vermittelt.

Emma und Simon könnten auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein. Er ein Lebemann, der von den Frauen umschwärmt wird und sie, eine naive, junge, tollpatschige Unschuld, die leider das Pech hat, an eine Familie gekettet zu sein, die sie nicht wertschätzt und als Klotz am Bein sieht.
In der Tat handelt sich hier, ein wenig, um eine süße Aschenputtelstory. Was mir jedoch sehr gut gefallen hat, war, dass der Romanheld nicht passiv bleibt, wie in anderen Aschenputtelgeschichten, sondern sich einsetzt für die Romanheldin.
Die Story lässt sich wunderbar lesen, die Seiten fliegen nur so dahin und die Liebesszenen sind recht erotisch, aber sehr ansprechend geschrieben.
Simon fand ich interessant charakterisiert; vor allem aber gefiel mir sein wahrer Kern.

Wer mich bzw. meine Rezensionen kennt, weiß, dass ich nicht unbedingt eine Schwäche für tollpatschige, naive Heldinnen habe. Und Emma ist halt sehr unsicher, neigt dazu sich ständig zu entschuldigen, aber bedenkt man ihre familiäre Hintergrundgeschichte, kann man ihre Harmoniesucht sogar nachvollziehen.
Zugegeben, Emmas Langmut kitzelte meine Lesenerven schon bisweilen. Aber in Bezug auf die Geschichte ist halt alles stimmig und so kann ich diesen Punkt gut verschmerzen.

Außerdem ist der Roman, der sehr gut geschrieben ist, sehr kurzweilig und unterhaltsam.

Die übrigen Fortuna’s Lovers haben bereits einige Auftritte in diesem Band und machen neugierig auf ihre eigene Geschichte. „Versuchung“, der zweite Teil ist bereits erschienen und „Erfüllung“ wird ebenfalls Ende September herausgegeben.

Fortuna’s Lovers:

1. Teil: Verführung
2. Teil: Versuchung
3. Teil: Erfüllung

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