Psychische und physische Krankheit
WeltalltageDie Erzählerin und Max sind seit der Schulzeit befreundet und wohnen jetzt zusammen in einer WG.
Sie, von Kindheit an chronisch krank, sieht in Max immer den funktionierenden Menschen, der sie auch gern ...
Die Erzählerin und Max sind seit der Schulzeit befreundet und wohnen jetzt zusammen in einer WG.
Sie, von Kindheit an chronisch krank, sieht in Max immer den funktionierenden Menschen, der sie auch gern wäre. Er passt auf sie auf, macht sogar den Rettungsschwimmer, damit sie schwimmen gehen kann, bastelt einen Fahrradanhänger, um sie rumzukutschieren…
Nach dem Suizid von Max Onkel, ziehen dunkle Wolken auf und verändern dieses jahrelang gut funktionierende Freundschaftsgefüge von jetzt auf gleich. Die Rollenverteilung wird umgekehrt und auf einmal ist Max auf Hilfe angewiesen, was alles irgendwie in Frage stellt.
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Ich hab schon ein paar Mal dazu angesetzt diese Rezension zu schreiben, aber irgendwie fehlten mir immer die richtigen Worte.
Auch jetzt tu ich mich noch sehr schwer damit. Warum? Weil „Weltalltage“ einfach so viel mehr ist als ein Roman über eine außergewöhnliche Freundschaft und die Angst, dem Geschriebenen nicht gerecht zu werden, mich begleitet. Während ich einen Satz ausformuliere drehen sich schon zehntausend andere Gedanken in meinem Kopf.
Während des Lesens habe ich soviele Markierungen gesetzt, wie schon lange nicht mehr. Ich habe mich verstanden gefühlt, konnte mich sowohl in die Protagonistin, als auch in Max hineinversetzen und mitfühlen.
Paula Fürstenberg schreibt über körperliche und seelische Krankheit, über Gesundheit, Familie, Aufwachsen, über die Tatsache, wenn man nicht weiß, was mit einem los ist, über Akzeptanz, über das Betroffener-Sein, ebenso wie darüber Angehöriger zu sein. Sie schreibt über Suizid und dessen Auswirkungen auf das Umfeld, über Work-Live-Balance, Einsicht, Rücksichtnahme, familiären und gesellschaftlichen Druck, Aufopferung und Abgrenzung.
Außerdem schreibt sie über Feminismus und vor allem die Rolle weiblicher Körper in der medizinischen Forschung.
Eigentlich stört es mich meist, wenn Autor*innen versuchen möglichst viele Themen in einen Roman zu packen, hier fand ich es absolut passend. Alles spielt mit allem zusammen und Fürstenberg macht eine emotionsgeladene und einfühlsame Erzählung daraus.
Auch der Stil hat mich angesprochen. Neben der tollen sprachlichen Umsetzung ist der Aufbau des Romans mehr oder weniger in Form von Listen gehalten (ich mag Listen…) und bildet auch irgendwie die Geschichte, wie es überhaupt zu dem Buch gekommen ist, quasi die Entstehungsgeschichte des Romans im Roman, ab.
Um nichts vorweg zu nehmen, würde ich nicht im Einzelnen auf oben genannte Themen eingehen.
Zu guter Letzt bleibt mir nur zu sagen: Lest das Buch unbedingt!