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Madamebiscuit15

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.01.2024

Erschreckend real und absolut lesenswert

12 Grad unter Null
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„Jahre sind es mittlerweile. In denen die Mutter Wache hält, einerseits, und auf der Lauer liegt, andererseits. Beides verlangt ihr alles ab. Darüber hinaus sinkt der Verstand in sich zusammen.“ S. 76
Dieses ...

„Jahre sind es mittlerweile. In denen die Mutter Wache hält, einerseits, und auf der Lauer liegt, andererseits. Beides verlangt ihr alles ab. Darüber hinaus sinkt der Verstand in sich zusammen.“ S. 76
Dieses dünne Büchlein hat mich genau einen Tag Lesezeit gekostet und mich doch soviel mehr beschäftigt, begleitet. Es rüttelt mich und trifft mich tief. Es erschreckt und macht Angst vor einer potentiellen dystopischen Zukunft für uns Frauen. In der wir den Männern ausgeliefert sind, noch mehr, als wir es schon waren oder immer noch sind. In der „jeder Mann ab dem achtzehnten Lebensjahr […] das Recht hat, jede verschenkte, geborgte und investierte Summe in der geltenden Landeswährung einzufordern.“ S.13 von uns Frauen.
Veranschaulicht wird das am Leben von Greta, ihrer großen Schwester Elise und ihrer Mutter.
Anna Herzigs Sätze sind wie kleine Skalpelle, die tief einschneiden und mich schmerzen, weil es möglich scheint. Und gleichzeitig will ich mich weigern auch nur eine Sekunde diese, ihre Welt in Sandburg in Betracht ziehen zu müssen. Ich hoffe so inständig, dass wir weiter sind, menschlicher und sehe doch, was gerade auf unserer Welt passiert.

Auch der formale Aufbau ihres Romans ist speziell, aber für mich absolut gelungen und rundet das Leseerlebnis perfekt ab. Wie viel über das Wort „Die Suppe“ transportiert und gesagt werden kann, wofür sie stehen kann…

Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung an alle.

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Veröffentlicht am 22.12.2023

Eine lesenswerte und betroffen machende Geschichte

Das Geburtstagsfest
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„Was macht uns zu Menschen, und was bedeuten Moral und Zivilisation in Extremsituationen, in denen es ums bloße Überleben geht?“ S. 249

Dieses Buch habe ich bereits im November gelesen, musste es dann ...

„Was macht uns zu Menschen, und was bedeuten Moral und Zivilisation in Extremsituationen, in denen es ums bloße Überleben geht?“ S. 249

Dieses Buch habe ich bereits im November gelesen, musste es dann aber erst einmal sacken lassen. Es hat mich berührt, einmal mehr nachdenklich gemacht über uns Menschen und betroffen gemacht. Es ist wahrlich keine leichte Kost, aber ein Buch, das sich absolut lohnt zu lesen.

Der Roman erzählt die Geschichte von Kim und Tevi, die 1980 aus Kambodscha geflohen sind und über Umwege bei Ines und ihrer Familie in Österreich landen. Dort haben sie die Chance die schrecklichen und traumatischen Erlebnisse ihrer Kindheit und Jugend durch die Herrschaft der Roten Khmer zu verarbeiten und sich ein neues Leben aufzubauen. 2016, zu Kims Geburtstag, laden seine Kinder Tevi nach 23 Jahren wieder zu sich ein und erfahren so die Lebensgeschichte ihres Vaters.

Besonders fasziniert hat mich die Erzählstruktur bei diesem Werk. Judith Taschler schafft es durch wechselnde Erzählperspektiven mich völlig in die Geschichte zu ziehen und die daraus entstehende Unmittelbarkeit der Geschehnisse lässt mich immer wieder fassungslos innehalten. Ich wusste vorher nicht viel über die Schreckensherrschaft dieser kommunistischen Partei, insofern war es für mich nicht nur eine wirklich packende Geschichte, sondern auch ein geschichtlicher Exkurs, bei dem ich viel mitgenommen habe. Auch wenn Kim und Tevi frei erfunden sind, bezieht sich die Autorin auf Erinnerungen von Flüchtlingsfamilien und verweist auf Dokumentationen dazu.

Das zweite beherrschende Thema dieses Romans ist „Kommunikation“ und die Auswirkungen, wenn sie fehlt. Immer wieder geht es in den verschiedensten zwischenmenschlichen Konstellationen darum. Die dramatische Folge, die es am Ende gerade auch für die beiden Hauptfiguren hat, habe ich sehr lange nicht kommen sehen und hat mich wirklich erschüttert. Auch der Plot-Twist am Ende hat mich völlig kalt erwischt.
Es war mein erstes Buch der Autorin, aber dabei wird es nicht bleiben, denn das nächste liegt bereits bereit.
Von mir gibt es eine ganz klare Empfehlung an alle, die Lust auf eine tiefgehende, menschliche Geschichte haben.

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Veröffentlicht am 13.11.2023

Packende Lebensgeschichte

Morgen und für immer
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Dieser Roman erzählt die Lebensgeschichte von Kajan, der in Albanien geboren wurde und aufwächst. Dort lernt er die Liebe seines Lebens kennen und den Kommunismus fürchten. Seine Flucht führt ihn über ...

Dieser Roman erzählt die Lebensgeschichte von Kajan, der in Albanien geboren wurde und aufwächst. Dort lernt er die Liebe seines Lebens kennen und den Kommunismus fürchten. Seine Flucht führt ihn über die DDR bis in die USA.

Es ist ein großartiger Roman, der mich ab der ersten Seite für sich eingenommen hat. Ermal Meta schreibt berührend und packend. Es gab Passagen, die so spannend waren, dass ich die Luft angehalten habe und es nicht aus der Hand legen konnte. Neben dem Schreibstil macht vor allem die zeitgeschichtliche Einbettung der Handlung dabei viel aus. Wie beklemmend es gewesen sein muss im kommunistischen Albanien und der DDR der 1960er zu leben, war für mich selbst beim Lesen spürbar. Sein Leben nicht nach eigenen Vorstellungen leben zu können, nicht lieben zu dürfen, wen man liebt und deshalb um das eigene Leben fürchten zu müssen, eine für mich furchtbare Vorstellung.
Auch Kajans Familiengeschichte und dessen eigenes Schicksal erzählt der Autor sehr emotional und nachvollziehbar. Insofern war es nicht weiter verwunderlich, dass mir irgendwann die Tränen kamen.
Es ist ein fesselnder Roman über Verrat und Leid vor dem Hintergrund europäischer Geschichte. Und gleichzeitig eine wunderschöne Geschichte über Liebe, Freundschaft und Freiheit. Kajan ist ein absolut sympathischer und liebenswerter Charakter, mit dem ich ab der ersten Seite mitgelitten, mitgefiebert und ihm alle Daumen gedrückt habe.

Für mich ist es ein Highlight in diesem Jahr, das mich bewegt zurücklässt und für das ich eine große Leseempfehlung ausspreche.

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Veröffentlicht am 03.11.2023

Frida wird zur Künstlerin

Ich bin Frida
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„Ich bin Frida“ ist der zweite Roman, den die Autorin über diese absolut faszinierende Frau geschrieben hat. Dabei konzentrierte sich Caroline Bernard dieses Mal auf die Zeitspanne 1938/1939, in der Frida ...

„Ich bin Frida“ ist der zweite Roman, den die Autorin über diese absolut faszinierende Frau geschrieben hat. Dabei konzentrierte sich Caroline Bernard dieses Mal auf die Zeitspanne 1938/1939, in der Frida in New York und Paris ihre eigenen Ausstellungen bekommt und endgültig zu einer eigenständigen Künstlerin wird.
 
„Ich irre, und ich habe Zweifel. Aber nichts und niemand wird mich von meinem Weg abbringen. Kein Mann und keine Krankheit. Die Malerei ist mein Leben. Die Malerei bin ich.“ S. 358
 
Die Autorin hat einen flüssigen und angenehm zu lesenden Schreibstil, der mich durch die Seiten fliegen ließ und die Romanbiografie zu einem echten Lesevergnügen macht.
Dieses Mal geht Caroline Bernard noch mehr auf die Gefühls- und Gedankenwelt der Künstlerin ein. Dadurch zeigt sie nicht nur eine unheimlich starke Frau, die sich gegen Konventionen der damaligen Zeit auflehnte. Sondern auch ihre Zerrissenheit gegenüber ihrer Liebe zu Diego und gleichzeitig zu Nick wird deutlich.
Besonders gut gefallen hat mir hier die Emanzipation von Frida gegenüber Diego hin zu einer eigenständigen Künstlerin. Es war kein leichter Weg für sie und die beiden Ausstellungen haben ihr hierbei einen enormen Aufschwung gegeben. Durch New York und Paris konnte sie aus Diegos Schatten treten und hat erfahren zu was sie selbst alles in der Lage ist.
Auch wie groß die gesundheitlichen Belastungen und Beeinträchtigungen für sie sind, wird immer wieder deutlich und nötigt mir unheimlichen Respekt ab. Hierbei nicht den Lebensmut zu verlieren, sondern ganz im Gegenteil beständig das Leben zu feiern, ist bewundernswert.
 
Caroline Bernard ist hier ein menschliches und gefühlt, ehrliches Portrait einer großen Künstlerin und Frau gelungen, für das ich gerne eine Leseempfehlung ausspreche.

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Veröffentlicht am 11.10.2023

Skurril, witzig, ein pures Lesevergnügen

Love Will Tear Us Apart
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Ein Buch, auf dessen Erscheinen ich mich dieses Jahr extrem gefreut habe.
The Stranger Times ermittelt wieder und ich kringel mich vor Lachen auf der Couch.
Dabei handelt es sich hier um den dritten Band ...

Ein Buch, auf dessen Erscheinen ich mich dieses Jahr extrem gefreut habe.
The Stranger Times ermittelt wieder und ich kringel mich vor Lachen auf der Couch.
Dabei handelt es sich hier um den dritten Band und dieser kann, meiner Meinung nach, nicht unabhängig von den anderen beiden gelesen werden.
Denn wir begegnen, zum Glück, dem festen Stammpersonal der Zeitschrift und auch einigen anderen bekannten Charakteren aus den vorherigen Büchern wieder. Ohne das Vorwissen, geht wohl der ein oder andere Witz verloren und wahrscheinlich fehlen auch ein paar Hintergrundinformationen zu den einzelnen Personen.
Für mich war es dagegen wie ein Wiedersehen mit alten Freunden. Ich feiere den britischen Humor von C.K. McDonnell in jeder Zeile und amüsiere mich immer noch köstlich über die Wortgefechte der Protagonistinnen.
Der Autor nimmt einen ab der ersten Seite mit in sein Manchester und lässt einen die Realität für einige Stunden völlig vergessen.
Auch dieses Mal strotzt die Geschichte wieder vor skurrilen Einfällen und Ideen des Autors. Ein Highlight war für mich der „Irrentag“ in der Redaktion, an dem The Stranger Times den Bürger
innen ihre Türen öffnet und ein jeder seine Geschichte erzählen darf. Deshalb weiß ich jetzt, was Zigarettophilie ist und dass frau mit einer Autobahn verheiratet sein kann.
Was mir, neben dem Humor, besonders gefällt, ist der Zusammenhalt dieser skurrilen Zeitungsfamilie. C.K. McDonnell erschafft hier einzigartige Persönlichkeiten, die mit ihren Schwächen und Eigenheiten unheimlich liebenswert sind und die man einfach gernhaben muss.
Ob Banecrofts Frau nun tot ist oder doch nicht und warum Hannah bei der Zeitung aussteigt, das kann ich an dieser Stelle nicht verraten. Aber, dass es ein unglaubliches Lesevergnügen ist, definitiv.
 
Insofern gibt es von mir auch eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

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