Cover-Bild Kajzer
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28,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Zsolnay, Paul
  • Themenbereich: Belletristik - Biografischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 336
  • Ersterscheinung: 25.09.2023
  • ISBN: 9783552073395
Menachem Kaiser

Kajzer

Mein Familienerbe und das Abenteuer der Erinnerung
Brigitte Hilzensauer (Übersetzer)

Ein Memoir voller „Herz, Humor und Intelligenz“ (Joshua Cohen) – Menachem Kaiser begibt sich auf Schatzsuche und findet sein Familienerbe.

Die Geschichte seiner eigenen Familie hatte den in Toronto geborenen Menachem Kaiser nicht sonderlich interessiert, ehe er nach Polen aufbrach, ins ehemalige schlesische Industriegebiet. Dort besaßen seine Vorfahren einst ein Mietshaus, das von den Nazis enteignet wurde; Versuche einer Restitution waren bisher gescheitert.
Und plötzlich befindet man sich inmitten einer abenteuerlichen Ermittlung, begleitet den Erzähler zu skurrilen Schatzsuchern, durchforscht mit ihm Keller und Tunnel, läutet an fremden Türen, beauftragt eine mysteriöse Anwältin …
Vergangenheit und Gegenwart kommen einander in diesem ganz und gar außergewöhnlichen Erinnerungsbuch nahe. Was bedeutet es, ein Erbe anzunehmen, und gibt es überhaupt so etwas wie historische Gerechtigkeit?

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.10.2023

Der Erinnerungstourist

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Mit seinem Debüt „Kajzer“ geht der kanadische Journalist und Autor Menachem Kaiser auf komplexe, persönliche und tiefgreifende Suche nach seiner Familiengeschichte und einem von den Nationalsozialisten ...

Mit seinem Debüt „Kajzer“ geht der kanadische Journalist und Autor Menachem Kaiser auf komplexe, persönliche und tiefgreifende Suche nach seiner Familiengeschichte und einem von den Nationalsozialisten enteigneten Haus in Sosnowiec im heutigen Polen. Dabei öffnet Kaiser Stück für Stück das packende Abenteuer der Erinnerung und des Erzählens, denn seine mit vielen Überraschungen gespickte Suche verläuft verschlungen und es ergeben sich immer weitere Geschichten hinter der eigentlichen Erzählung, die zu einem facettenreichen und packenden Gesamtnarrativ werden.

Menachem hat seinen Großvater, der als Einziger seiner Familie den Holocaust überlebt hat, durch dessen frühen Tod nie kennengelernt und auch mit seinem Vater wurde nie über die Geschichte gesprochen. Nur ein enteignetes Haus in Schlesien bleibt noch als symbolische Tür zur Erinnerung – jahrelang hat der Großvater darum gekämpft, das Eigentum zurückzubekommen, ist aber gescheitert. Nun macht sich Enkel Menachem mit Hilfe einer Anwältin als sogenannter Erinnerungstourist auf die abenteuerreiche Spurensuche des jüdischen Erbes seiner Ahnen in Polen und entdeckt dabei im Dickicht von unerwarteten Begegnungen, Bürokratie, Unausgesprochenem und weiteren historischen Plündereien sowie Mysterien viele weitere Geschichten und sogar einen unbekannten Verwandten, über die der Autor brillant reflektiert. Der Cousin seines Großvaters, Abraham Kajzer, war Holocaust-Überlebender und ein so faszinierender Vorfahre mit hinterlassenen Memoir-Aufzeichnungen, dass er Menachem zu einer eigenen Geschichte verknüpft, mit den Gemeinsamkeiten der Schatzsucher inspiriert. Dabei trifft er auch auf ominöse Verschwörungstheorien, die an Aktualität in der heutigen Zeit nicht an Brisanz verlieren und mündet schließlich in einer Erzählung des Verlustes, hinterfragt stets sein eigenes Handeln.

In vier Teilen erstreckt sich Menachems bewegende Suche über mehrere Jahre – trotz sehr ernstem Hintergrund erzählt der Autor mit satirisch-lakonischem Humor und spricht seine Leser*innen zwischendurch persönlich an, was seine klugen Gedanken zu Erbe, Erinnerungskultur, Familie und Verstrickungen sowie das Geschichtenerzählen an sich noch eindringlicher machen. Dabei webt er historische Eckpunkte, aber auch zahlreiche weitere Gedankengänge wie über Schatzsucher untertage in einem immensen Tunnelsystem ein.

Manchmal ergeben sich dadurch leichte Längen, aber insgesamt sind Kaisers Erkenntnisse ergreifend, philosophisch und scharfsinnig – kreisen sie über die menschliche Existenz und die Fähigkeit, sich durch Erinnerung und Familienerbe seine eigene, verschlungene Erzählung über das Leben zu erschaffen. Und hinter allem schwingt subtil das kollektive Traumata der Shoah mit. Ein nicht ganz einfaches, aber sehr kluges Sachbuch mit vielen Querverweisen und vielschichtigen Denkanstößen.

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Veröffentlicht am 10.10.2023

Spurensuche

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Menachem Kaiser's Großvater stirbt noch vor seiner Geburt. Er weiß nur wenig über ihn. Und so macht er sich auf Spurensuche in Polen, der Heimat seines Großvaters. Einerseits eine persönliche Spurensuche ...

Menachem Kaiser's Großvater stirbt noch vor seiner Geburt. Er weiß nur wenig über ihn. Und so macht er sich auf Spurensuche in Polen, der Heimat seines Großvaters. Einerseits eine persönliche Spurensuche und andererseits ein Einblick in die historische Vergangenheit. Seine Suche nimmt so einige Abzweigungen, die wohl auch der Autor nicht erwartet hatte.
Dabei stellt er sich immer wieder selbstkritische Fragen auf die es oftmals keine eindeutige Antworten gibt. Es geht um den Holocaust, Enteignung, Umgang mit Geschichte, die Wahrung von Erinnerungen.
Es ist kein einfaches Buch, aufgrund des Themas als auch der intellektuellen Gedankengänge.

Manche Übergänge fand ich etwas holprig und einige Ausführungen etwas langatmig. Aber es ist ein interessantes und ungewöhnliches Buch, dass stellenweise auch noch spannend wie eine Detektivgeschichte ist. Vor allem, aber ist es ein Thema, dass auch Jahrzehnte nach dem Holocaust nicht vergessen werden darf.

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Veröffentlicht am 09.10.2023

Ungewöhnlicher Blickwinkel auf ein jüdisches Erbe

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Menachem Kaiser ist gleichzeitig Autor und Ich-Erzähler des vorliegenden Sachbuches. Bei Besuchen am Grab des schon lange vor der eigenen Geburt verstorbenen Großvaters, die Menachem Kaiser alljährlich ...

Menachem Kaiser ist gleichzeitig Autor und Ich-Erzähler des vorliegenden Sachbuches. Bei Besuchen am Grab des schon lange vor der eigenen Geburt verstorbenen Großvaters, die Menachem Kaiser alljährlich mit seinem Vater begeht, stellt er irgendwann fest, dass er abgesehen von den spärlichen Aussagen des Vaters eigentlich nichts über seinen Großvater weiß. Dementsprechend ist auch seine Gefühlslage dem Großvater gegenüber eher kühl. Als irgendwann Menachems Vater in zwei Nebensätzen preisgibt, dass der verstorbene Großvater erfolglos mehrere Jahrzehnte versucht hatte, seinen Besitz in Polen wiederzuerlangen, war für Menachem eine Challenge losgebrochen. Dabei ist nicht wirklich klar, was genau die Motivation dahinter ist. Wirklich das Haus, der Grund und Boden? Ein Annäherungsversuch an den so fremden Großvater? Oder ein Akt zur Schaffung von Gerechtigkeit für ein Opfer der Schoa?

Was folgt ist eine Odyssee durch das in steter Überarbeitung befindliche Rechtssystem Polens mit einer, Killerin genannten, Rechtsanwältin. Trotz Sprachbarriere und der immensen Distanz zwischen Toronto und Schlesien reist Menachem mehrfach nach Polen, um die Rückforderung des familiären Besitzes auf den Weg zu bringen. Erfolg und Misserfolg seiner Mission sind abhängig von den Spitzfindigkeiten der Rechtsgrundlage. Er besucht die Heimatstadt seines Großvaters Sosnowiec, findet das Haus, spricht mit den Hausbewohnern. Die Gespräche münden in weiteren Kontakten, die dem Suchenden detaillierte Einblicke in das Lagerleben, das überdimensionierte Projekt Riese im Eulengebirge teils auf wissenschaftlich recherchierende Weise teils auf skurrile Weise gewähren.

Bei der Begegnung mit den sogenannten Schatzsuchern gärte in mir die Fragestellung, ob die stolze Präsentation der in den Tunneln von Riese gefundenen Nazigegenstände eine gewisse kulthafte Verehrung derselben darstellt. Das passte für mich so überhaupt nicht zur offenen Kommunikation der Schatzsucher mit Menachem, dem jüdischen Nachfahren. In Kombination mit den verschwundenen Lagern, die seinerzeit zu Groß-Rosen gehörten, entsteht ein seltsamer Eindruck in Richtung Erinnerungsverweigerung gegenüber den Opfern. Fragwürdig war für mich insbesondere die unbefangene Spaßaktion des Schätzesuchens an von Qual und Tod besudelten Orten. Doch was scheinbar fakt ist, muss nicht unbedingt gleichzeitig auch wahr sein. Mit dieser Argumentation hatte ich zunächst maximale Schwierigkeiten. Der Autor setzt sich jedoch dermaßen intensiv mit dieser ethisch moralischen Fragestellung auseinander, das ich inzwischen auch einem anderen Blickwinkel folgen kann. Positiv zu bewerten ist darüberhinaus die schon fast solidarische Hilfestellung der Schatzsucher, die auch Menachems Recherchen beflügeln, ihm Erkenntnisse bringen, die zu Beginn seiner Mission nicht erwartet werden konnten.

Kajzer ist ein schweres Buch, nicht weil es schwer verständlich oder nachvollziehbar ist, sondern weil es die Lesenden zur Auseinandersetzung mit der Schoa zwingt, und zwar über das Leiden und der Ansage: Das darf nie wieder passieren!, hinaus. Der Autor diskutiert mit uns unser heutiges Verhalten in diesem Kontext, das Schweigen und das fehlende Fragen, welches das Schweigen brechen könnte und vieles mehr. Man muss es beim Lesen nur wahrnehmen wollen. Das Buch kratzt am eigenen Gewissen, unabhängig davon, für wie aufgeklärt man sich bisher gehalten hat. Das ist nicht angenehm.

Trotzdem bin ich mehr als nur zufrieden mit der Lektüre. Ich schätze jeden Anstoß zu Reflexion. Leicht kritisch ist lediglich das ein oder andere ausufernde Abschweifen zu betrachten. Obwohl auch diese Exkursionen interessante philosophische Passagen für mich darstellten, so behinderten sie letztlich doch meinen Lesefluss. Hier hätte ich mir weniger Ausführlichkeit gewünscht.

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Veröffentlicht am 09.10.2023

Hochinteressant, aber bisweilen etwas sperrig...!

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"Kajzer" von Menachem Kaiser ist als Hardcover mit Schutzumschlag beim Zsolnay Verlag erschienen und umfasst 336 Seiten.

Der Autor berichtet hier über die Suche nach seinen Wurzeln - die ihn nie groß ...

"Kajzer" von Menachem Kaiser ist als Hardcover mit Schutzumschlag beim Zsolnay Verlag erschienen und umfasst 336 Seiten.

Der Autor berichtet hier über die Suche nach seinen Wurzeln - die ihn nie groß interessiert hatten, bevor er eines Tages (aus anderen Gründen) nach Polen gereist war.
In erster Linie geht es ihm dabei um die Gerechtigkeit bezüglich des Wohneigentums, das seinem Großvater, den er nicht mehr kennengelernt hat, verwehrt blieb. Bei seiner Recherche stößt Kaiser auf die Spuren eines weiteren Verwandten und schwenkt dabei recht ausführlich auf die "Schatzsucher" ab, was zwar interessant ist, dennoch stark vom roten Faden der Suche abschweift.

Auch die Klassifizierung des Buches bzw. Zuordnung zu einem Genre ist ausgesprochen schwierig, es ist in meinen Augen weder das betitelte Sachbuch noch ein Roman und ebenfalls keine Biografie.

Bisweilen zog sich die Lektüre etwas in die Länge, das Thema ist zudem selbstverständlich keine leichte Kost und somit ist konzentriertes Lesen erforderlich.

Dennoch hat Kaisers Schreibstil mich angesprochen, seine Familiengeschichte konnte mich berühren und auch der immer wieder durchklingende Humor gefiel mir sehr.

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Veröffentlicht am 03.10.2023

Ein Stück Zeitgeschichte vielschichtig erzählt

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Dieses Buch schlug ich erst einmal mit gewissen Vorbehalten auf. Wollte ich wirklich lesen über ein Thema, das schon in zig Variationen in der Literatur und in Filmen seinen Niederschlag gefunden hatte? ...


Dieses Buch schlug ich erst einmal mit gewissen Vorbehalten auf. Wollte ich wirklich lesen über ein Thema, das schon in zig Variationen in der Literatur und in Filmen seinen Niederschlag gefunden hatte? Ich war irgendwie des Themas überdrüssig, wohl wissend, dass gerade in unserer heutigen Zeit solche Bücher nicht nur wichtig, sondern dringend notwendig sind. Aber in meinem höheren Alter war ich es satt, wieder und wieder über das Entsetzliche zu lesen.

Menachem Kaiser, im fernen Toronto lebend und eigentlich ohne Bezug zu seiner Familiengeschichte, macht sich auf den Weg nach Polen. Es gibt dort ein Mietshaus, einst in Familienbesitz, dann von den Nazis enteignet. Der Autor versucht, dieses einstige Familieneigentum wieder zu erlangen. Dass diese Reise sowohl in die Vergangenheit, wie in das Leben seines Großvaters, führt als auch in die Gegenwart, in der Skurriles und fast mystisch Anmutendes gleichermaßen zu finden ist, erzählt Menachem Kaiser staunend, irritiert, genervt, bewegt und durchaus auch mit einem leisen Humor. Und genau dieser leise Humor machte das Buch für mich gut lesbar. Auch wenn manche Passagen bzw. Erzählstränge für mein Empfinden zu breit erzählt werden. Auch wenn nicht chronologisch erzählt wird und damit mitunter dem Geschehen schwierig zu folgen war.

Fazit: Ein Buch, das zwischen erzählender Literatur und Sachbuch einzuordnen ist. Ein Buch, das ein Stück Zeitgeschichte sowohl aus dem distanzierten Blickwinkel eines jüngeren Menschen als auch aus dem familiären persönlichen Betroffensein erzählt wird, vielschichtig und mit leisem Humor, manchmal langatmig, manchmal berührend. Ein durchaus wichtiges Buch, wie ich finde.

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