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Veröffentlicht am 12.10.2023

Drei Freundinnen, ein Versprechen

Die Glücksfrauen - Der Geschmack von Freiheit
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Im ersten von insgesamt 3 Romanen über die drei Freundinnen aus Kindertagen Luise, Maria und Anni lernt man dieses harmonische Kleeblatt an einem Wendepunkt ihres Lebens kennen: Berlin im Sommer des Olympiajahres ...

Im ersten von insgesamt 3 Romanen über die drei Freundinnen aus Kindertagen Luise, Maria und Anni lernt man dieses harmonische Kleeblatt an einem Wendepunkt ihres Lebens kennen: Berlin im Sommer des Olympiajahres 1936. Auch wenn der Welt ein fröhliches weltoffenes sportliches Großereignis geboten wird, sind bereits Auswirkungen der bald allumfassenden Naziherrschaft zu spüren. Mit unterschiedlichen Auswirkungen auf jede der drei Freundinnen.
Luise, gemeinsam mit ihrem Verlobten Richard, ist Mitglied eines Netzwerks, das im Rahmen des politischen Widerstands Flugblätter erstellt und verteilt. Was auf Maria, Jüdin, verheiratet mit einem jüdischen Buchhändler und Mutter von zwei kleinen Kindern in den Folgejahren zukommen wird, kann man sich unschwer vorstellen. Und Anni, liiert mit einem Schulfreund und Gestapo-Mitarbeiter, ist nicht in der Lage oder auch nicht bereit, die herannahende Gefahr vor allem für Maria und ihre Familie zu erkennen.

Durch die Enttarnung der im Untergrund betriebenen Druckerwerkstatt ist Richard auf dem Weg nach Amerika, Luise will und soll ihm folgen. Damit beginnt ein Roman, der auf zwei Zeitebenen erzählt wird. Fast neunzig Jahre nach der Trennung der drei Freundinnen, wird Luises Enkelin June über die Bedingungen des Erbes ihrer verstorbenen Großmutter Luise informiert: es gibt zwei weitere Miterbinnen und sie soll die Freundinnen (oder deren Nachfahren) ihrer Großmutter, Maria und Anni, suchen und die Erbmasse mit ihnen teilen. Eine schon durch Zeitablauf fast unmögliche Aufgabe, doch June stellt sich dieser Herausforderung und entdeckt im Haus ihrer Großmutter einen Karton voller Aufzeichnungen über die ersten Jahre nach Ankunft von Luise in Amerika. Denn Luise ist es gelungen, mit Hilfe der vor ihrer Abreise in die Staaten von Maria und Anni gewährten Kredite den gemeinsamen Traum eines eigenen Restaurants in Amerika zu verwirklichen

Mit Hilfe dieser Aufzeichnungen wird Luises Lebensgeschichte ab 1936 erzählt, im erzählerischen Gegenwartsstrang nimmt man Teil an Junes Recherchen, die ihr so manche überraschenden neuen Kenntnisse über ihre Großmutter vermitteln.

Eine interessante, fesselnde, facettenreiche und auch sehr informative Geschichte, die viele verschiedene Aspekte beinhaltet und miteinander kombiniert. In Kenntnis der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung der kommenden Naziherrschaft stellt gerade der unterschiedliche familiäre Hintergrund der drei Freundinnen eine gelungene Ausgangsposition dar und die im ersten Band noch offene Frage nach dem Verbleib von Maria und Anni bietet großen erzählerischen Spielraum.

Darüber hinaus gelingt es der Autorin mit Hilfe der Charaktere von Luise, Einblicke und Eindrücke von deutschen Einwanderern der Kriegsjahre sehr anschaulich und verständlich zu schildern. Die sprachlichen Barrieren, das schwierige, langwierige und belastende Aufnahmeverfahren nach Ankunft in Amerika, das fast aussichtslose Bemühen um Arbeit zur Sicherung des eigenen Lebensunterhalts. Besonders berührt hat mich in diesem Zusammenhang die Apathie von Richard, der, einmal in Amerika angekommen, nicht in der Lage ist, sich den veränderten, neuen Lebensbedingungen anzupassen und sich der Herausforderung zu stellen. Ein verstörender aber durchaus realistischer Eindruck. Ganz im Gegensatz zu Luise, die ihre neue Heimat als Chance sieht und der es dank ihres Pragmatismus, ihrer Kreativität, vor allem aber auch ihrer Bekanntschaft mit anderen ebenfalls ausgewanderten deutschen Frauen gelingt, Fuß zu fassen. Gerade die Charakterisierung dieser deutschen Auswanderinnen, die gegenseitige Unterstützung, Hilfsbereitschaft und der mit einer Auswanderung verbundenen gleichen Ausgangssituation vermitteln eine ganz neue Perspektive und sind überzeugend in das Romangeschehen eingebettet.

Zu den Nachforschungen von June sei anzumerken, dass von der Autorin sehr viele reale Recherchemöglichkeiten Einfluss gefunden haben. Gerade diese Hinweise verleihen dem Roman eine Authentizität und in der heutigen Zeit auch Aktualität, die mir sehr gut gefallen hat.

Zum Schluss noch die Anmerkung, dass mir Cover und auch der Titel, bzw. vielmehr der Untertitel, gerade nach Lektüre des Buches, sehr gut gefallen haben. Zum einen, weil er die Hoffnung weckt, dass die drei Freundinnen tatsächlich Glücksfrauen waren, bzw. glücklicherweise die Naziherrschaft überlebt haben. Und zum anderen, weil die Darstellung gerade von Luise, die den Geschmack von Freiheit gefunden und geliebt hat, sehr gut nachvollziehen kann.

Für mich ein sehr gelungener erster Band, mit unterschiedlichen, individuellen, sorgfältig, authentisch und sehr empathisch gestalteten Charaktere. Zudem mit einer Romanhandlung, die sehr berührend und nachvollziehbar ganz persönliche Probleme und Schwierigkeiten von Auswanderern aufzeigt. Alles in einem leichten, flüssigen und auch spannenden Schreibstil. Bin schon sehr gespannt, ob und wann ich etwas über Maria und Anni erfahren werde und warte bereits sehnsüchtig auf den nächsten Band.

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Veröffentlicht am 08.10.2023

Inspirierende und bewegende Kurzbiographien

Weltbewegerinnen 2
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Im nun erschienenen zweiten Band des Autorinnenduos über Frauen, die mit ihrem Leben und ihrem Tun nicht nur Zeichen setzten, sondern etwas in Bewegung setzten, werden Frauen aus unterschiedlichen Kontinenten ...

Im nun erschienenen zweiten Band des Autorinnenduos über Frauen, die mit ihrem Leben und ihrem Tun nicht nur Zeichen setzten, sondern etwas in Bewegung setzten, werden Frauen aus unterschiedlichen Kontinenten und aus verschiedenen zeitlichen Epochen, teilweise aus längst vergangenen Jahrhunderten vorgestellt.
Hatte ich zunächst eine chronologische Abfolge erwartet, so wurden jeweils zwischen 5 und 7 Frauenporträts unter individuellen Überschriften zusammengefasst. So gibt es Porträts, für die beispielsweise der Titel "Engel der Vergessenen", "Unerhört!", "Mehr als "Die Frau von"" oder auch "Mutiger Widerstand" gewählt wurde. Jeweils eine sehr interessante und gelungene Zusammenstellung, wobei mir manche Frau bekannt war, ich andere mit ihrem Leben und Wirken neu kennenlernen konnte.
Für jede Kurzbiographie wurde eine bezeichnende kurze Überschrift gewählt, die bereits neugierig auf den folgenden Text macht. Zudem enthält jedes Porträt ein persönliches und bezeichnendes Zitat der jeweiligen Frau. Auf relativ wenigen Seiten werden die wichtigsten und entscheidenden Eckpunkte ihrer Leben, die dazu führten, "dass die Welt bewegt wurde" aufgezeigt. Zudem enthält jedes Porträt ein Bild der vorgestellten Frau, teil als Photographie, teils als Zeichnung. Dies vor allem der Zeit geschuldet, in der einzelne Frauen lebten. Die letzte Seite jeder Biographie schließt mit einzelnen kleinen und unterschiedlichen Graphiken ab – ein kleines, aber wunderschönes Detail, das ich bewundernd und auch berührend zur Kenntnis genommen habe.
Eine Vielzahl von Frauen, teils aus verschiedenen Jahrhunderten, aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Stellungen und Kulturkreisen, mit und ohne Ausbildung – ich war überrascht, wen ich alles entdecken konnte und welche Einblicke mir in ihre Persönlichkeit ermöglicht wurden.
Zudem ein sehr wertiges gebundenes Buch mit einem festen Einband und einem sehr treffenden und bezeichnenden Cover, das lohnt, auf sich wirken zu lassen.
Die in dieser Zusammenstellung enthaltenen Frauenporträts wurden dem alljährlichen Frauen-Taschenkalender der beiden Autorinnen entnommen – nach Lektüre dieses Buches nun ein Grund, mich von diesem Kalender durch das kommende Jahr begleiten zu lassen. Wird doch in diesem Kalender jeden Monat eine Frau porträtiert, die etwas Außergewöhnliches gewagt und erreicht hat.

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Veröffentlicht am 17.09.2023

Die erste Liebe bleibt trotz Trennung

Das Collier mit der Herzblume
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Die Autorin legt ihrem Roman, der auf zwei Zeitebenen spielt, eine ungewöhnliche Blume zu Grunde: die s.g. Herzblume, auch unter der Bezeichnung "Tränendes Herz" bekannt. Diese Blume findet sich nicht ...

Die Autorin legt ihrem Roman, der auf zwei Zeitebenen spielt, eine ungewöhnliche Blume zu Grunde: die s.g. Herzblume, auch unter der Bezeichnung "Tränendes Herz" bekannt. Diese Blume findet sich nicht nur bereits auf dem Cover des gut 420 Seiten starken Romans wieder, sondern wurde in jede Kapitelüberschrift des Romans eingefügt. Eine Blume und deren Verwendung im vorliegenden Roman haben mich sofort angesprochen und neugierig gemacht – aus dem einfachen Grund, weil mir diese Blume bestens bekannt ist und persönliche Erinnerungen daran geknüpft sind.
Nach diesen einleitenden Worten nun mein Eindruck über einen Roman, der mich bereits von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen hat. Beginnend in der Gegenwart und dem Beginn einer gemeinsamen Reise der inzwischen gut 90jährigen Hauptprotagonistin Charlotte und ihrer knapp zwanzigjährigen Enkelin Hanna aus London in den ehemaligen deutschen Heimatort Charlottes, ein kleines sauerländisches Dorf namens Hangeck. Dieser Ort musste einige Jahre nach Charlottes Wegzug einem Stausee weichen und ist aktuell nach Ablauf des Stauseewassers wieder zu sehen. Eine durchaus ungewöhnliche aber sehr kreative Romanidee, mit der gekonnt Auswirkungen der Ereignisse des Kriegsjahres 1943 in die aktuelle Zeit verknüpft werden.
Die Autorin schildert in einer allerdings relativen kurzen Zeitebene aus der Sicht der damals fünfzehnjährige Charlotte, ihrer gleichaltrige Freundin Ilse und dem um zwei Jahre ältere Paul auf sehr eindrückliche, empathische und auch bewegende Weise die letzten Sommermonate der drei Freunde im Jahr 1943. Dabei gelingt es der Autorin, die Unbeschwertheit dieser Teenagerzeit aber auch den neuen Gefühlen von Verliebtheit auf eine leichte und authentische Weise zu vermitteln. Aber auch die kriegsbedingten Gefahren aufzuzeigen, von denen der kleine Ort bisher verschont wurde aber nun doch immer näher rücken. Verschiedene Themen finden dabei zum Teil auf bedrückende Weise Berücksichtigung: das Verstecken von Juden und sich die dadurch ergebenden zunehmenden familiären Konflikte, Denunziantentum, das "Verschwinden" jüdischer Mitbewohner, die unerwartete Einberufung von vom Kriegsdienst zurückgestellten Männern, die Unbedachtheit und Unüberlegtheit von Ilse, deren aus Eifersucht geborener Plan letztendlich tödliche Folgen nach sich zieht.
Die zweite Zeitebene des Romans ist der Gegenwart gewidmet und man begegnet einer über viele Jahrzehnte geprägte charakterstarken und selbstbewussten Charlotte. Obwohl sie bereits 1943 ihren Heimatort verlassen hat und kurz nach Kriegsende nach England umgezogen ist, kann sie ihrer Enkelin mit detaillierten Schilderungen und Erinnerungen das Dorf, so wie es einst war, wieder auferstehen lassen. Durch eine zufällige Begegnung und mit zeitlichem Verzug gelingt sogar ein Treffen mit Paul, dem Freund und der ersten Liebe aus Kindertagen. Beide geprägt durch die individuellen Erfahrungen, Entscheidungen, Schicksalsschläge der vielen Jahre der Trennung haben sich beide natürlich weiterentwickelt – ob aber die einstigen Gefühle zueinander diese lange Zeit überstanden haben, soll hier nicht verraten werden. Allerdings so viel, dass es der Autorin gelungen ist, diese beiden "in die Jahre" gekommenen Protagonisten lebensecht und authentisch darzustellen und man sich sehr gut und leicht mit ihnen identifizieren kann. Teilweise amüsante Aufeinandertreffen, teils aber auch harte Auseinandersetzungen – mit sehr viel Verständnis und Einfühlungsvermögen zu Papier gebracht.
Ein Roman, der mich von der ersten Seite an begeistert hat. Der über einen leichten Schreibstil und doch anspruchsvolle und spannende Themen behandelt. Obwohl zwei verschieden Zeitebenen, werden diese auf eine harmonische und problemlose Weise miteinander verbunden. Ein wirklich gelungener, abwechslungsreicher und auch spannender Roman, den ich sehr gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 25.08.2023

Liebesgeschichten mit besonderem Hintergrund

Die Davenports – Liebe und andere Vorfälle
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Eine temporeiche, ereignis- und auch abwechslungsreiche Lesereise in das Leben von vier jungen Frauen Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts in Chicago. Sie müssen sich nicht nur mit den alltäglichen Fragen ...

Eine temporeiche, ereignis- und auch abwechslungsreiche Lesereise in das Leben von vier jungen Frauen Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts in Chicago. Sie müssen sich nicht nur mit den alltäglichen Fragen und Problemen Heranwachsender der oberen Gesellschaftsschicht oder auch des Hauspersonals herumschlagen – nein, ein weiterer zur damaligen Zeitpunkt erschwerender Umstand kommt hinzu: alle vier Frauen verfügen über eine dunklere Hautfarbe, was durchaus zu weiteren Problemen führen kann.
Ein wunderschönes stimmiges Gesamtbild von unterschiedlichen Charakteren, aktuellen Lebensumständen, Hoffnungen und konkreten Plänen werden durch die beiden Schwestern Olivia und Helen, Ruby, beste und engste Freundin von Olivia und Amy-Rose, Dienstmädchen auf Freeport Manor, dem hochherrschaftlichen Anwesen von Olivias und Helens Familie, ins Leben gerufen. Dabei sollte noch erwähnt werden, dass dem Vater von Olivia und Helen als ehemaliger Sklave nicht nur die Flucht bis nach Chicago gelungen war, sondern dass er ein sehr erfolgreiches Unternehmen aufbauen konnte, das ihm und seiner Familie ein luxuriöses Leben ermöglicht.
Olivia lernt man kurz vor ihrer Einführung in die Gesellschaft kennen und fiebert geradezu ihrem ersten Auftritt entgegen. Auch wenn sie meint, bereits vor diesem großen Tag einen geeigneten Kandidaten für Heirat und Familie in der gleichen Gesellschaftsschicht gefunden zu haben, gerät sie durch die Bekanntschaft mit dem Bürgerrechtler Washington DeWight ins Grübeln …
Helen, ihre um einige Jahre jüngere Schwester, entspricht in Gedanken und Lebensführungen so gar nicht, was sich für eine wohlhabende junge Frau schickt: neugierig und wissbegierig gilt ihr einziges Interesse der Autowerkstatt ihres Bruders, da sie sich zunehmend technisches Wissen aneignet und anwenden kann – sehr zum Leidwesen der Eltern, die auch für sie eine Heirat in gesicherten gehobenen Kreisen vorsehen. Turbulent und für sie zunächst unerklärlich die Anziehungskraft von Lawrence auf sie, sollte sich sein Interesse doch laut Plan der Eltern auf Olivia richten …
Ruby muss ihrer Freundin Olivia gegenüber ein Familiengeheimnis wahren, was ihr zunehmend schwerer fällt. Werden doch die finanziellen Mittel durch die Kandidatur ihres Vaters sehr in Mitleidenschaft gezogen, was durch ihre Heirat mit einem finanzkräftigen Ehemann wieder ins Lot kommen soll. Wäre da nicht der liebenswerte Harrison, der dem Schwiegersohn-Ideal der Eltern in keinster Weise entspricht …
Amy-Rose, aufgewachsen und später als Dienstmädchen auf Freeport Manor tätig, spart jeden Cent, den sie erübrigen kann, um sich ihren größten Traum eines eigenen "Haarsalons' zu erfüllen. Ein Laden ist bereits gefunden, wären da nicht die mit dem sich nahenden Abschied verbundenen Erinnerungen an die gemeinsame Kinder- und Jugendzeit mit den drei Davenportskindern, allen voran John, der eine Autowerkstatt betreibt, sehr zum Missfallen seines Vaters, der in diesem Geschäftszweig keine großen Erfolgsaussichten sieht.
Wie unschwer zu erkennen ist, finden sich verschiedene Geschichten zur ersten Liebe, bei denen man sich so manches mal ein Lachen nicht verkneifen kann. Aber auch Abschnitte, die zu Tränen rühren, wobei gerade diese Episoden auf eine wunderschöne und empathische Weise beschrieben werden. Ohne "zu dick" aufzutragen und mit sehr viel Raum für die eigene weiterführende Vorstellungskraft.
Den ganzen Roman umschwebt dank des flüssigen Schreibstils eine gewisse Leichtigkeit. Allerdings werden auch ernste Themen wie Rassismus, das Rollenverständnis von Mann und Frau, Klassenunterschiede mitberücksichtigt und vermitteln ein eindrucksvolle Bild in Lebensverhältnisse und Probleme einer wohlhabenden dunkelhäutigen Familie

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Veröffentlicht am 23.08.2023

Auf der Suche nach Gewissheit

Entscheidungen an der Schwelle des Todes
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Das aktuelle Buch des bekannten und renommierten amerikanischen Gehirnchirurgen Dr. Lee Warren beinhaltet neben intensiven autobiographischen Inhalten auch sehr berührende Schicksale der von ihm betreuten ...

Das aktuelle Buch des bekannten und renommierten amerikanischen Gehirnchirurgen Dr. Lee Warren beinhaltet neben intensiven autobiographischen Inhalten auch sehr berührende Schicksale der von ihm betreuten Patienten.
Geprägt durch zum Teil eigene lebensbedrohlichen Ereignisse, unerwartete und auch mit gesundem Menschenverstand unerklärbaren lebensrettende Erfahrungen, hat er weder während seines ärztlichen Einsatzes in der Irak-Krise noch in der Begleitung seiner teils tödlich erkrankten Patienten seinen Glauben nicht verloren. Aber auch er ist nicht davor gefeit, dass er sich gerade im Hinblick auf einzelne Patientenschicksale mit Glaubenszweifeln beschäftigen muss. Dies umso mehr, als er durch einen nach wie vor ungeklärten Schicksalsschlag einen unerwarteten persönlichen Verlust akzeptieren muss.
Überaus empathisch versteht es der Autor, am zum Teil nur noch kurzen Lebensweg von Menschen mit Gehirntumoren teilhaben zu lassen – ohne sich dabei in medizinischen Fachbegriffen zu verlieren. Ihm gelingt es auf eine sehr verständliche Weise die Diagnose und auch Prognose zu vermitteln, ohne zu sehr ins Detail zu gehen und bei allem den Menschen, der betroffen ist, mit all seinen Facetten, Denkweisen und dem individuellen familiären Umfeld in den Mittelpunkt zu stellen. Genauso, wie kein Mensch dem anderen gleicht, so unterschiedlich auch die Reaktionen der Patienten auf gleichlautende Diagnosen. Da können Patienten über den gesamten Behandlungszeitraum begleitet werden genauso wie Patienten, die über eine überwältigende und starke Glaubenshaltung verfügen und von Behandlungsmöglichkeiten keinen Gebrauch machen möchten.
All dies verbunden mit den oft fragenden Gedanken des Autors nach der Allmacht Gottes bzw. dessen heilendem Eingreifen. Wobei die verhältnismäßig kurze, aber umso intensivere Auseinandersetzung des Autors mit der "Glaubwürdigkeit und Liebe" Gottes nach dem Tod seines Sohnes tiefe Einblicke in seine Verzweiflung, Fassungs- und Ratlosigkeit vermittelt. Aber auch teilhaben lässt an seinem Weg aus diesem glaubens- und vertrauensänderndem Verhältnis zu einem, seinem, Gott, der seine Kinder niemals im Stich lässt.
Hatte ich zunächst Vorbehalte, auf Grund des medizinischen Aufgabenbereichs des Autors mit zu vielen tragischen und leidvollen Patientenschicksalen konfrontiert zu werden und mögen diese auch tödlich geendet haben, so hat mich gerade die sachliche und doch empathische Beschreibung in Kombination mit den sehr persönlichen und vom christlichen Glauben geprägten Gedanken des Autors überzeugt und bereichert.

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