Dystopie oder bald Wirklichkeit?
Der CircleGebundene Ausgabe: 560 Seiten
Verlag: Kiepenheuer&Witsch (14. August 2014)
ISBN-13: 978-3462046755
Originaltitel: The Circle
Preis: 22,99€
auch als Taschenbuch, als E-Book und als Hörbuch erhältlich
Dystopie ...
Gebundene Ausgabe: 560 Seiten
Verlag: Kiepenheuer&Witsch (14. August 2014)
ISBN-13: 978-3462046755
Originaltitel: The Circle
Preis: 22,99€
auch als Taschenbuch, als E-Book und als Hörbuch erhältlich
Dystopie oder bald Wirklichkeit?
Inhalt:
Mae Holland hat es geschafft. Sie hat einen Job beim begehrtesten Arbeitgeber der Welt ergattert, dem Circle. Der Circle ist DAS führende Online-Unternehmen. Google, Facebook und Co. mussten die Segel streichen. Ziel des Circle ist es, das Internet und schließlich die ganze Welt zu verbessern, indem sie sie transparenter machen. Jeder soll Zugang zu allen Informationen haben können.
Meine Meinung:
Dave Eggers’ Roman ist erschreckend. Erschreckend, weil er so realistisch wirkt. Weil das Szenario, das der Autor hier entwickelt, womöglich gar nicht so weit entfernt ist von unserer Gegenwart.
Erschreckend aber auch, weil Eggers aufzeigen kann, wie leicht Menschen zu manipulieren sind, wie aus einer an sich genialen Idee schleichend ein Horrorszenario werden kann.
Anhand der Protagonistin Mae erleben wir die Entwicklung eines Charakters von einem ganz normalen Menschen mit einem ganz normalen Sozialleben zu einer Person, die quasi nur noch online und für ihre Follower lebt. Dieser Prozess geht so allmählich vor sich, dass man es anfangs gar nicht bemerkt. Bis es schließlich zu spät ist.
Ich fand Maes Entwicklung absolut nachvollziehbar. Froh darüber, diesen tollen Job zu haben, biedert sie sich bei ihren Vorgesetzten an, um ihn nur ja nicht wieder zu verlieren. Schließlich ist es ja auch nichts Schlimmes, was man von ihr verlangt. Ein paar Kommentare im Circleeignen Netzwerk abzugeben, tut ihr nicht weh. Auch ein Smile hier oder ein Frown da ist schnell angeklickt. Doch jede Aktion zieht eine Lawine von weiteren Aktionen nach sich, und Mae verliert sich immer mehr in der Circle-Maschinerie, ist schließlich selbst absolut überzeugt von der Unternehmensphilosophie. „Nette“ Gespräche mit den Vorgesetzten tragen natürlich viel dazu bei. Sie schaffen es immer wieder, „normale“ Verhaltensweisen als schlecht hinzustellen. Und auch mir als Leser erschien ihre Argumentation sehr oft sehr logisch, sodass mir klar war, warum Mae ihnen quasi blind folgt.
Auch wenn mir Mae nie richtig sympathisch wurde, fand ich sie doch interessant und richtig gut ausgearbeitet. Ich bin froh, dass zwar aus ihrer Perspektive erzählt wird, aber nicht in der ersten Person - so viel Identifikation hätte ich mit ihr nicht aufbringen wollen. Auch die anderen Charaktere, die eine größere Rolle spielen, wirken plastisch und sind vor meinem inneren Auge zum Leben erwacht.
Den Schreibstil fand ich gelungen, da er einfach zu lesen ist, aber trotzdem nicht trivial. Von Zeit zu Zeit nervten Wiederholungen, was ich aber nicht übelnehme, da sie einfach notwendig sind, um die Entwicklung zu demonstrieren.
Der Schluss hat mich wirklich überrascht - ich hätte mit etwas ganz anderem gerechnet. Aber es ist gut so, wie es ist.
Fazit:
„Der Circle“ konnte mich fesseln, mich bestürzen, mich ängstigen. Das Buch bietet viel Raum zum Nachdenken und regt zur Selbstreflexion an.
★★★★★