»Ein erschütternder und zwingender Roman über das gespannte Band zwischen Töchtern und Müttern.«
The New York Times Book Review
Johanna ist keine gute Tochter. Um sich zu retten, hat sie die Familie verlassen. Jetzt, dreißig Jahre später, ist sie wieder zu Hause. Sie sucht Nähe, sie will den Kontakt zur Mutter erzwingen, doch die verweigert sich kühl jeder Annäherung. Heimgesucht von den Erinnerungen an die Kindheit zieht Johanna sich in eine einsame Hütte am Fjord zurück, wo es an ihr ist, die Verhältnisse zu ordnen und sich aus den familiären Zwängen zu befreien.
Vigdis Hjorth erzählt drastisch von unseren zerrütteten Beziehungen, von Sehnsucht und Enttäuschung und davon, wie man der Vergangenheit begegnet, ohne sich selbst aufzugeben. »Eine der herausragendsten Autorinnen Norwegens.«
The New Yorker
Inhalt: Johanna ist keine gute Tochter. Um sich zu retten, hat sie die Familie verlassen. Jetzt, dreißig Jahre später, ist sie wieder zu Hause. Sie sucht Nähe, sie will den Kontakt zur Mutter erzwingen, ...
Inhalt: Johanna ist keine gute Tochter. Um sich zu retten, hat sie die Familie verlassen. Jetzt, dreißig Jahre später, ist sie wieder zu Hause. Sie sucht Nähe, sie will den Kontakt zur Mutter erzwingen, doch die verweigert sich kühl jeder Annäherung. Heimgesucht von den Erinnerungen an die Kindheit zieht Johanna sich in eine einsame Hütte am Fjord zurück, wo es an ihr ist, die Verhältnisse zu ordnen und sich aus den familiären Zwängen zu befreien.
Man erfährt hier viel über die Vergangenheit der Charaktere und diese Hintergründe werden aufgearbeitet. Da das Buch aus der Sicht von Johanna geschrieben wird, hat man als Leser am meisten Einsicht in ihr Leben, da man ihre Sicht halt viel deutlicher wahrnimmt. Ich habe das Buch als emotional empfunden, aber auch sehr realistisch. Der Schreibstil ist sehr angenehm. Die Charaktere schonungslos ehrlich. Alles in allem ein wirklich gutes Buch, welches ich sehr empfehlen kann.
Klare Kauf- und Leseempfehlung meinerseits.
Klappentext:
Johanna ist keine gute Tochter. Um sich zu retten, hat sie die Familie verlassen. Jetzt, dreißig Jahre später, ist sie wieder zu Hause. Sie sucht Nähe, sie will den Kontakt zur Mutter erzwingen, ...
Klappentext:
Johanna ist keine gute Tochter. Um sich zu retten, hat sie die Familie verlassen. Jetzt, dreißig Jahre später, ist sie wieder zu Hause. Sie sucht Nähe, sie will den Kontakt zur Mutter erzwingen, doch die verweigert sich kühl jeder Annäherung. Heimgesucht von den Erinnerungen an die Kindheit zieht Johanna sich in eine einsame Hütte am Fjord zurück, wo es an ihr ist, die Verhältnisse zu ordnen und sich aus den familiären Zwängen zu befreien.
„Die Wahrheiten meiner Mutter“ von Vigdis Hjorth ist eine schmerzhafte Erzählung über die Beziehung zwischen Mutter und Tochter.
Johanna hat schon lange keinen Kontakt zu ihrer Mutter. Vor vielen Jahren hat sie ihren erst kürzlich geheirateten Mann für eine andere Liebe verlassen und somit die Familie ins schlechte Licht gerückt. Bis heute hat ihre Mutter ihr das nicht verziehen. Als sie nach dem Tod ihres Vater nicht zur Beerdigung kam hat die Mutter einen Schlussstrich unter die Beziehung gemacht.
Jetzt ist auch Johannas Mann gestorben und sie kehrt in ihre Heimat Norwegen zurück.
Johanna möchte sich mit ihrer Mutter aussprechen, dass Vergangene aufarbeiten, doch die Mutter geht weder ans Telefon noch beantwortet sie die Mails von Johanna. Auch die Schwester, die sich um die Mutter kümmert ignoriert alle Kontaktversuche.
Johanna zieht sich in eine einsame Hütte im Fjord zurück um ihre Gedanken über die Vergangenheit zu ordnen.
Vigdis Hjorth arbeitet in ihrem Roman die Vergangenheit ihrer Protagonisten auf.
Sie erzählt die Geschichte aus der Sicht von Johanna, also aus der Ich-Perspektive.
Heute ist Johanna eine bekannte Malerin und will in Norwegen eine Ausstellung ihrer Gemälde machen. Jetzt erinnert sie sich an ihre Anfänge als Kind. Ihr Vater hat sie nie ernst genommen und auch die Mutter hat ihre Malkünste verspottet.
Mit der bürgerlichen Rolle die sie einnehmen sollte konnte Johanna sich nicht abfinden.
Während sie sich mit ihrer Kindheit und Jugend auseinandersetzt und die Beziehung zu ihren Eltern hinterfragt, macht sie sich auch Gedanken über das Leben ihrer Mutter. War ihre Mutter in ihrer Rolle glücklich?
Vigdis Hjorth erzählt die Geschichte schonungslos ehrlich, ja fast schmerzhaft.
Es geht um Familienstrukturen und um Verletzungen die man sich gegenseitig zugefügt hat. Um seelischen Schmerz der sehr tief sitzt.
Aber die Autorin nimmt für keine Seite Stellung ein, verurteilt sie niemand, weder die Tochter noch die Eltern. Das Bild müssen sich die Leser*innen selber machen.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und gut verständlich. Die Sprache ist gewaltig, manchmal fast poetisch.
„Die Wahrheiten meiner Mutter“ ist ein schmerzhaft ehrlicher Roman den ich gerne gelesen habe.
Vigdis Hjorth, geboren 1959 in Oslo, gehört zu den wichtigsten Gegenwartsautorinnen Norwegens, vielfach ausgezeichnet und übersetzt. Ihr 2016 erschienener Roman "Arv og miljø", deutsch "Bergljots Familie" ...
Vigdis Hjorth, geboren 1959 in Oslo, gehört zu den wichtigsten Gegenwartsautorinnen Norwegens, vielfach ausgezeichnet und übersetzt. Ihr 2016 erschienener Roman "Arv og miljø", deutsch "Bergljots Familie" (2019), veranlasste ihre Schwester zu einem „Gegenroman“ und wurde in Norwegen ebenso bejubelt wie kontrovers diskutiert. Der literarisch aufbereitete Einblick in die eigene Familie mit dem Vorwurf väterlichen Missbrauchs löste bei mir gleichermaßen Sog und Unbehagen über diese Art der „Virkelighetslitteratur“ aus und beschäftigt mich noch immer.
Obwohl das neue Buch "Die Wahrheiten meiner Mutter" mit dem deutlich drastischeren Originaltitel "Er mor død" (ohne Fragezeichen), wieder hervorragend übersetzt von Gabriele Haefs, nicht autofiktional ist, weist es doch Parallelen auf. Erneut geht es um Uneinigkeit über die gemeinsame Familiengeschichte und die Gründe für einen Bruch. Zugleich greift die Autorin Aspekte der Debatte um Arv og miljø auf: Dürfen private Erfahrungen und Familieninterna in Kunstwerken verhandelt werden und haben alle Kunstwerke einen autobiografischen Kern?
"Das Verhältnis eines Werkes zur Wirklichkeit ist uninteressant, das Verhältnis eines Werkes zur Wahrheit ist entscheidend, der Wahrheitswert eines Werkes liegt nicht in seinem Verhältnis zur Wirklichkeit, sondern in seiner Wirkung auf die, die es betrachten." (S. 312)
Flucht
Die bildende Künstlerin Johanna Hauk verteidigt die Kunstfreiheit im Roman vehement. Sie hat vor 30 Jahren ihren Mann, ihre Eltern, ihre Schwester Ruth und ihr Jurastudium zurückgelassen und ist dem Kunstlehrer Mark, ihrem zweiten Ehemann, nach Utah gefolgt. Inzwischen stellt sie überall auf der Welt erfolgreich ihre Bilder aus. Ihre Eltern wollten Mark und den Enkel John nie kennenlernen. Als Johanna nicht zur Beerdigung des Vaters kam, dann aber bei einer Ausstellung in Oslo ihre Triptychen „Kind und Mutter" gezeigt wurden, die die Familie als Provokation auffasste, brach der spärliche Kontakt völlig ab.
Rückkehr
Nun ist sie, inzwischen verwitwet, erstmals zur Vorbereitung einer Retrospektive in ihre Heimatstadt zurückgekehrt und hofft auf ein Gespräch mit ihrer betagten Mutter. Doch die hebt das Telefon nicht ab, antwortet nicht auf Textnachrichten. Verhindert die Schwester, wie Johanna sich einzureden versucht, die Kontaktaufnahme?
Je mehr Mutter und Schwester sich verweigern, desto obsessiver werden Johannas Bemühungen. Sie beobachtet die mütterliche Wohnung, schleicht ins Treppenhaus, folgt ihr, wenn sie mit Ruth das Haus verlässt, und filzt ihren Müll.
Zugleich kehren Kindheitserinnerungen zurück. Wann übernahm die zuvor zugewandte Mutter die spöttisch-ablehnende Haltung des Vaters zum Zeichentalent der Tochter? Immer verzweifelter sucht Johanna nach Beweisen, dass der Schmerz der Mutter lange vor der Flucht der Tochter begann. Hat sie nicht ihre Qualen durch eine immer größere Anpassung an den dominanten Vater kompensiert, die sie auch ihren Töchtern auferlegte? Doch was ist Erinnerung, was Fantasie?
"Mutters Mysterium ist mein Mysterium und das Rätsel meines Daseins, und ich fühle, dass ich nur in der Annäherung an dieses Mysterium eine Form von existenzieller Erlösung erreichen kann." (S. 360)
Eine Hütte im Wald wird zu Johannas Flucht- und Ruhepunkt.
Ein packender Monolog
In knappen Sequenzen mit manchmal nur einem oder wenigen kurzen Sätzen pro Seite folgen wir der Ich-Erzählerin auf der Suche nach Erlösung. Immer wieder zitiert sie Henrik Ibsen, Søren Kierkegaard, Marguerite Duras oder die Bibel, reflektiert Muttersein und Familiendynamiken. Parallelen zur grandiosen Natur rund um die Hütte drängen sich auf.
Trotz kleinerer Längen im Mittelteil hat mich dieser 400 Seiten umfassende, präzise formulierte, in einem furiosen Finale mündende innere Monolog begeistert. Zu Recht stand der Roman 2023 auf der Longlist zum International Booker Prize.
„Bitte lass mich deine Augen sehen! Deine großen dunklen Augen! Sie sind kalt, ja, das weiß ich! Aber lass sie mich anschauen, lass mich tief in sie hineinsehen und sehen, ob es in der tiefsten Tiefe einen ...
„Bitte lass mich deine Augen sehen! Deine großen dunklen Augen! Sie sind kalt, ja, das weiß ich! Aber lass sie mich anschauen, lass mich tief in sie hineinsehen und sehen, ob es in der tiefsten Tiefe einen Gedanken für mich gibt, einen kleinen guten Gedanken über mich!“
Johanna, eine angesehene Künstlerin, die auf die sechzig zugeht, hat vor über dreißig Jahren ihr Elternhaus und ihren Ehemann verlassen und dabei ein ‚sicheres Leben‘ für Freiheit und einen anderen Mann aufgegeben. Nach dem Tod dieses Mannes kehrt Johanna in ihre Heimatstadt zurück – etwas drängt sie unaufhörlich, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen. Ihr Vater, vor dem sie immer Angst hatte, ist vor einigen Jahren gestorben, und zu der jüngeren Schwester hat Johanna nie ein enges Verhältnis gehabt. Was Johanna interessiert, ja geradezu schmerzhaft bedrängt, ist der Gedanke an ihre Mutter. Was für ein Mensch war und ist sie? Wie war ihre Kindheit, Jugend und Elternzeit? Wie hat sie ihre Ehe empfunden? Wie war ihr Verhältnis zu Johanna und sind ihre Erinnerungen mit denen von ihrer Tochter kompatibel? Hat sie Johanna geliebt und wie war es für sie, als ihre Erstgeborene das Zuhause für immer verlassen hat? Möchte sie aus freien Stücken keinen Kontakt mehr zu Johanna haben oder ist es nur der Wille ihrer jüngeren Tochter? Diese und viele weitere Fragen beschäftigen die Ich-Erzählerin. Da die Mutter Johannas Telefonanrufe nicht entgegennimmt, fährt die Ich-Erzählerin zu der Straße, auf der die Mutter wohnt, versteckt sich, macht sich mit deren Angewohnheiten vertraut und folgt ihr regelmäßig mit ein paar Metern Entfernung. Ihr Verhalten hat etwas Wahnhaftes an sich. Doch je mehr man in das Innenleben und die Vergangenheit der Protagonistin eintaucht, desto besser kann man ihr Handeln nachvollziehen. Als es schließlich zu einer unmittelbaren heftigen Konfrontation zwischen Mutter und Tochter kommt, erkennt Johanna, dass es keinen Austausch auf einer Ebene mit ihrer Mutter geben kann. Da sich die Mutter nie den Wahrheiten in ihrem Leben gestellt hat, kann Johanna ihre ehemalige Heimat und auch ihre unaufgearbeitete Vergangenheit schließlich für immer hinter sich lassen.
Es ist ein einzigartiges Erlebnis, in die Gedankenwelt der Ich-Erzählerin einzutauchen. Vigdis Hjorth verfügt über eine wunderschöne, subtile, leichtfüßige Sprache, die gleichzeitig eine Direktheit, Intensivität und Gewalt ausübt, dass der Leserin buchstäblich der Atem wegbleibt. Man fühlt sich wie von einer Schlingpflanze umwoben, die zunächst zart und schmeichelnd die Seele berührt, dann aber immer fester zuschnürt. Ich ziehe meinen Hut vor dieser schriftstellerischen Meisterleistung, die einer Mutter-Tochter-Beziehung so tief auf den Grund gehen und dabei auch die Leserin dauerhaft in ihrem Denken prägen kann.
„Die Mutter ist ein Spiegel, in dem die Tochter sich selbst in der Zukunft sieht, und die Tochter ist ein Spiegel, in dem die Mutter ihr verlorenes Ich sieht, vielleicht will Mutter mich nicht sehen, um nicht zu erfahren, was sie verloren hat? Vielleicht muss ein Kind gegen die Eltern aufbegehren, um seinen eigenen Willen zu entdecken und seinen eigenen Weg zu finden, und wenn die Eltern das ertragen und damit umgehen können, können alle Beteiligten danach eine gleichwertige Beziehung entwickeln, weil sich in der Hitze des Gefechts alle nackt und verletzlich gezeigt haben und weil alle versucht haben, komplizierte und ambivalente Gefühle in Worte zu fassen, etwas, das Mutter und ich nie getan haben. Das ist es, was geschehen muss, damit der Teufelskreis aus Schmerzen gebrochen werden kann.“
Rau ist ihre Sprache, wie kalter Wind in den nordischen Fjorden, rau und schwer, aber doch seltsam schwebend, poetisch und bildgewaltig. Ihr fehlt der Halt, Johanna, dem verlorenen Kind, nun sechzig Jahre ...
Rau ist ihre Sprache, wie kalter Wind in den nordischen Fjorden, rau und schwer, aber doch seltsam schwebend, poetisch und bildgewaltig. Ihr fehlt der Halt, Johanna, dem verlorenen Kind, nun sechzig Jahre alt, das in die Traufe zurückkehrt. Einfach war es nicht, sie kennenzulernen, den Menschen hinter den distanzierten Worten und Gedanken, die Vidgis Hjorth der Protagonistin ihres Romans „Die Wahrheiten meiner Mutter" in den Mund legt, den Fragmenten eines eingebrannten Lebens. Doch je mehr sie sich öffnet, je mehr die Vergangenheit sie übermannt, sie Gefühltes, Erlebtes, Gesehenes im Schutze ihres Hauses im Wald offenbart, desto schneller schlug mein Herz, stärker wurde der Druck meiner Hände um das Buch.
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In lakonischen Szenen und großräumigem, atmendem Schriftsatz weben sich Gedankenfragmente und Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend, das Leben mit Mutter und Vater, die Strenge und Demütigung, die sie erlebte, die Restriktion ihrer frühen Fantasterei in die Gegenwart. Es ist eine Suche nach dem Kern ihrer Mutter-Tochter-Beziehung, nach den Gründen für das Verhalten ihrer Mutter – damals wie heute –, eine Suche nach Liebe und Anerkennung, wo nur Kälte, ein teilnahmsloser Blick waren: regretted motherhood. Und heute: Angst. Es grenzte schon ans Absurde, einer sechzigjährigen Frau bei der Beschattung ihrer fünfundachtzigjährigen Mutter beizuwohnen, wie sie mutiger wird, sich immer näher an sie heran wagt, beobachtet, überlegt, reflektiert - und auch die Rolle von Johannas Schwester Ruth in dem Ganzen Katz-und-Maus-Spiel. Hjorth spielt mit Sympathien, der Umkehr von Täterin und Opfer, doch fragt man sich, ob sie an einem Punkt nicht beide dem Patriarchat zum Opfer fielen. Auf die eine oder andere Art.
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Je näher sie einander kommen, desto gespannter wird die Atmosphäre, Johannes Gedanken knapper, konzentrierter, die Reflexion ihrer Mutterrolle präsenter. Bis es zum großen Knall kommt. Bis zur letzten Seite hat mich die Geschichte ungemein gefesselt, der raue Ton bisweilen einem poetischen, gar melancholischen, von Traurigkeit und Ernüchterung verzerrten gewichen; Worten und Bildern, die im Kopf bleiben. Ein beeindruckender, zutiefst bewegender und nachdenklich stimmender Roman, der nach lange nachwirkt.