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Veröffentlicht am 31.01.2024

Ein Best-of des Kochblogs Herr Grün kocht

Herr Grün kocht. Natürlich. Vegetarisch und vegan
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Warum ein Kochbuch, wenn es doch auch das Kochblog von Herrn Grün gibt? Diese Frage stellen sich vermutlich einige. Und ich kann nur sagen, dass das Kochbuch natürlich nicht das ganze Blog abbildet, aber ...

Warum ein Kochbuch, wenn es doch auch das Kochblog von Herrn Grün gibt? Diese Frage stellen sich vermutlich einige. Und ich kann nur sagen, dass das Kochbuch natürlich nicht das ganze Blog abbildet, aber die Essenz, ein Best-of oder so etwas wie eine Visitenkarte ist. Das Buch zeigt die ganze Bandbreite dessen, was Herr Grün sich so im Laufe der Jahre zusammengekocht hat.

Es gibt die kleinen Geschichten mit Professor Caprese aus und rund um das Kochlabor, schöne Bilder und was ich sehr schätze, Rezepte, die nachzukochen sind. Die Mengenangaben sind wirklich für 2 oder was auch immer für eine Personenanzahl, was nicht bei jedem Kochbuch so ist. Du wirst satt und musst nicht überlegen, was du danach noch ist. Vermutlich habe ich deshalb noch nicht so viele Desserts ausprobiert. Nach Suppe und Hauptgang passt meist nur noch ein Espresso.

Zwischendurch gibt es die schönen Zeichnungen und die dazu passenden Geschichten, die nicht zu lang sind und gut auf die einzelnen Rubriken und Rezepte abgestimmt sind. Sie machen Lust auf das Essen und unterhalten, genau so, wie es sein sollte.

Die meisten Zutaten sind gut zu bekommen hier in der Kleinstadt Hagen. Einmal gab es eine Nudelsorte nicht, aber gefühlt 33 andere, so dass das nicht zum Drama wurde.

Es gibt so einiges, was ich noch aus dem Buch kochen möchte und auf dem Blog Herr Grün kocht wird auch kontinuierlich nachgelegt, so dass es mir mit Herrn Grün nicht langweilig werden wird.

Wenn du auf der Suche nach einem guten Kochbuch mit vegetarischen und veganen Gerichten bist, die leicht mediterran angehaucht sind, ist dieses Kochbuch eine gute Wahl!

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Veröffentlicht am 15.10.2023

Was zählt?

Solange wir schwimmen
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Das Schwimmbad unter der Erde – regelmäßig trifft sich dort eine eingeschworene Gemeinschaft, die unterschiedlicher nicht sein könnte. Das Schwimmen eint sie, es ist ihr Anker, ihre Konstante im Leben, ...

Das Schwimmbad unter der Erde – regelmäßig trifft sich dort eine eingeschworene Gemeinschaft, die unterschiedlicher nicht sein könnte. Das Schwimmen eint sie, es ist ihr Anker, ihre Konstante im Leben, auch für Alice, die ganz langsam der Demenz anheim fällt.

Doch dann passiert etwas, es gibt einen Riss im Schwimmbad und das gewohnte Leben ist in Gefahr. Woher kommt der Riss? Ist er gefährlich? Kann er repariert werden? Auch die Erinnerungen von Alice werden immer brüchiger und so kommt sie eines Tages in ein Pflegeheim. Ihre Tochter beginnt, die Beziehung zu ihrer Mutter aufzuarbeiten und zu vertiefen.

Das Buch hat mich unglaublich berührt. Es fängt so leicht an mit der Beschreibung der Menschen, die sich regelmäßig im unterirdischen Schwimmbad treffen. Die ganzen merkwürdigen Typen mit ihren kleinen und großen Macken. Sie beschreibt auch ganz genau, wie gut es tut, regelmäßig Bahnen zu ziehen und das Gefühl danach. Es kommt mir nur zu bekannt vor.

Dann wird es von Kapitel zu Kapitel ernster und es geht an den Kern des Buches. Es geht um die Geschichte von Alice, ihrer Demenz und dass ihre Tochter merkt, dass es jetzt zu spät ist, all das nachzuholen, was sie mit ihrer Mutter hätte machen können.

Julie Otsuka gelingt es, das Ganze sprachlich so gut auszudrücken und schafft es sogar, das Pflegeheim in eine Stimme zu verwandeln. Es ist eine Stimme, die aufzählt, was dort auf Alice wartet und nichts beschönigt.

Diese Beschreibungen zeigen, was aus den Erinnerungen alles verloren geht. Jegliche Selbstbestimmung, Intimsphäre und die gewohnte Umgebung mit den geliebten Menschen – es ist ein kompletter Neustart, bei dem das Ende vorbestimmt ist. Und den Weg dorthin schildert die Stimme des Pflegeheims genau, sehr sachlich, aber sehr direkt, so dass mir jetzt beim Schreiben noch immer ein Gefühl der Enge in der Magengegend ist.

Beklemmend genau geht beschreibt Julie Otsuka den Weg von Alice, sie schildert ihr Leben, die Höhen und die Tiefen und auch die Beziehung ihrer Tochter zu ihr. Ihr wird klar, was sie versäumt hat und man fühlt als Leser*in den Schmerz und den Verlust. Es tut so unglaublich weh und was ist das für eine Schreibkunst, das so fühlbar zu machen!

So traurig das Buch ist, so gut ist es auch. Eine ganz große Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 14.10.2023

Auf der Suche nach den Wurzeln

Paradise Garden
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Billie lebt mit ihrer Mutter in irgendeiner Stadt irgendwo in Deutschland in einer Hochhaussiedlung. Geld ist immer knapp und Billies Mutter schafft es mit Müh und Not sich und ihre Tochter über Wasser ...

Billie lebt mit ihrer Mutter in irgendeiner Stadt irgendwo in Deutschland in einer Hochhaussiedlung. Geld ist immer knapp und Billies Mutter schafft es mit Müh und Not sich und ihre Tochter über Wasser zu halten. Eins schafft sie jedoch immer, sie hat die Gabe aus dem Kleinen etwas Großes zu machen und schafft es, Billies Leben immer wieder mit sonnigen Momenten zu fluten.

Bei einer Sache ist sie jedoch ganz verschlossen, Billie erfährt nie, wer ihr Vater ist.

Eines Tages reist die Großmutter aus Ungarn an und es wird alles anders, anstrengend, ungewohnt. Das Verhältnis zwischen Marika, Billies Mutter, und ihrer Mutter ist sehr kompliziert. Vieles ist ungeklärt zwischen den beiden Frauen und die Stimmung wird immer schlechter.

Dann passiert das Undenkbare, Billies Mutter stirbt und ihre Welt bricht zusammen. Sie begibt sich auf die Suche nach ihren Wurzeln, sie sucht ihren Vater.

Long story short: Paradise Garden hat mich umgehauen oder besser, die Sätze, die Sprache von Elena Fischer. Sie schafft es, das Schwere leicht zu machen in ihren Sätzen. Sie erzählt das Buch aus Sicht einer Vierzehnjährigen, was alles andere als einfach ist. Es ist die Zeit, in der sowieso gerade Körper und Geist auf einer Achterbahnfahrt ohne Pause sind. Und bei Billie, der Hauptperson des Buchs, wird noch einer der krassesten Loopings eingebaut, die dir in dem Alter passieren können – ihre Mutter stirbt.

Als Erwachsene ist es schon schwer, ein Elternteil zu verlieren, aber in dem Alter ist es ungleich schwerer. Um das zu verdeutlichen, lässt Elena Fischer Billie auch noch während der Beerdigung ihre erste Periode bekommen. Es sind diese Kleinigkeiten, die da Buch so lesenswert machen. Genauso ist es mit den Nebenfiguren. Sie malt sie so aus, dass ich mir sie als Leserin vorstellen kann. Billies Freundin Lea, die Kompliziertheit dieser Freundschaft, Ahmed, der Nachbar, der es schafft zu verbinden. Luna, die Nachbarin, die da ist und um die sich Billie und ihre Mutter genauso kümmern, wie sie sich um die beiden. Sie wartet auf ihren Durchbruch als Schauspielerin.

Es sind die liebevollen kleinen Momente von Billie und ihrer Mutter, die dem Buch Wärme geben. Die kleinen Überraschungen, die Marika ihrer Tochter bereitet. Man merkt, wie viel Herzblut darin steckt, es ihrem Kind schön zu machen. Sie spielen Urlaub, wenn die anderen in Urlaub fahren, aus einem Freibadbesuch wird eine schöne Erinnerung. Und genauso wie die schönen Momente fühlbar sind, macht Elena Fischer auch den Schmerz sichtbar.

Dass Billie nach der Beerdigung nur noch weg will, um ihren Vater zu finden, ist absolut verständlich. Die Geschichte geht ein bisschen in Richtung Road Trip und es wird kompliziert, aber es passt. Das Gute ist, in Paradise Garden werden keine Orte, kein Jahr, kein gar nichts genannt. Man kann etwas erahnen, aber muss sich nicht festlegen. Dadurch ist man nicht abgelenkt und kann sich voll auf die Geschichte konzentrieren.

Die Figuren im Buch behalten ihre Würde, es strahlt Wärme aus und jede Figur ist nicht nur schwarz oder weiß. Das verleiht dem Buch Tiefe, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so erscheinen mag. Für mich ein absolutes Highlight und ich bin gespannt, was Elena Fischer noch schreiben wird!

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Veröffentlicht am 14.10.2023

Neustart

Marzahn, mon amour
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Katja Oskamp startet mit Mitte 40 noch einmal neu. Sie wird Fußpflegerin und zwar nicht irgendwo, sondern in Berlin-Marzahn mitten Plattenbauwohngebiet. Ihr Kind ist ausgezogen, der Mann krank und sie ...

Katja Oskamp startet mit Mitte 40 noch einmal neu. Sie wird Fußpflegerin und zwar nicht irgendwo, sondern in Berlin-Marzahn mitten Plattenbauwohngebiet. Ihr Kind ist ausgezogen, der Mann krank und sie möchte etwas anderes machen als erfolglos zu schreiben. Ihr Umfeld bringt ihr wenig Verständnis entgegen: „Ich erzählte zuerst niemandem von meiner Umschulungsaktion. Als ich es dann doch tat und lachend mit dem Zertifikat wedelte, schlugen mir Ekel, Unverständnis und schwer zu ertragendes Mitleid entgegen.“

Nichtsdestotrotz oder gerade deshalb beginnt sie in Marzahn in einem Fußpflegesalon zu arbeiten. Sie beschreibt ihre Arbeit und erzählt die kleinen und großen Geschichten, deren Füße sie umsorgt.

Aber nicht nur die Geschichten der Kund*innen erzählt sie, auch von ihren Arbeitskolleginnen und deren Leben.

Und sie erzählt die Geschichte der Frauen, die beginnen unsichtbar zu werden in der Mitte des Lebens.

Es ist ein richtig schönes Buch, das an einem Nachmittag schnell gelesen werden kann oder – um es ein bisschen mehr zu genießen – in kleinen Häppchen, Geschichte für Geschichte. Denn es sind bezaubernde, traurige und auch witzige Geschichten von Katja Oskamps Kundinnen und Kunden aus Marzahn. Die Autorin schreibt ganz liebe- und respektvoll von den Menschen, deren Füße sie pflegt.

Treffsicher beschreibt sie Gemüts- und Gefühlslage und nur ein einziges Mal schimmert ihre nicht ganz so gute Meinung durch. Sie macht aus den kleinen Geschichten der Menschen, die ihr ihre Füße anvertrauen, große Geschichten und gibt ihnen die Bedeutung, die sie für diese Menschen haben.

Auch wirft sie einen ganz anderen Blick auf Berlin-Marzahn, als das sonst gemacht wird. Sie macht es persönlicher und es werden die Menschen sichtbar, das, was man vergisst, wenn einfach nur der Begriff „Plattenbau“ gebraucht wird.

Aber es ist auch ein Buch vom Zufrieden-Werden, sich einpendeln auf einen anderen Lebensrhythmus, sich in der Unsichtbarkeit wohlfühlen bzw. sie sich auch zunutze machen. Denn, wenn du nicht wirklich wahrgenommen wirst, kannst du dich auch einfacher ausleben.

Dieser Teil des Buches ist noch einmal auf einer ganz anderen Ebene, denn das Leben in der Mitte des Lebens ist ein Umbruch und es ist nicht immer leicht, damit umzugehen. Denn diese Unsichtbarkeit ist nicht einfach an den Schriftstellerinnen-Haaren herbeigezogen, das Gefühl haben viele Frauen in dieser Zeit, in der so viel im Außen und im Innen passiert.

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Veröffentlicht am 14.10.2023

Eine gute Zukunft denken

Zukunftsbilder 2045
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Eine gute Zukunft denken

Der Untertitel verspricht eine Reise in die Welt von morgen und zwar in eine nachhaltige Welt von morgen. All die Horrorszenarien, die eintreffen werden, wenn wir so weiter machen ...

Eine gute Zukunft denken

Der Untertitel verspricht eine Reise in die Welt von morgen und zwar in eine nachhaltige Welt von morgen. All die Horrorszenarien, die eintreffen werden, wenn wir so weiter machen wie bisher, kennen wir. Was fehlt, sind Visionen für eine Zukunft, die gut ist, eine Zukunft, in der wir die Probleme angehen und lösen auf eine Art und Weise, die die planetaren Grenzen berücksichtigt. Es geht darum, eine Welt außerhalb des Verzichtsnarrativs zu zeigen, eine Welt, die trotz der nötigen Veränderungen gut und lebenswert ist.

Orientiert wird sich für die Vision an den Zielvorgaben, die die Klima- und Umweltforschung zur Bewältigung der Ökokrise entwickelt hat. Viele der im Buch geschilderten Lösungen existieren bereits heute und es geht nicht nur um technische Möglichkeiten, sondern um den gesamtgesellschaftlichen Wandel, der weit über eine rein technische Behebung der Probleme hinausgeht.

16 Orte, die hauptsächlich in Deutschland, aber auch in Österreich und der Schweiz liegen, werden auf einer fiktiven Reise der Journalistin Liliana Morgentau besucht. Das Jahr 2045 wurde ausgewählt, weil es das Jahr ist, in dem die EU klimaneutral sein möchte. Berlin wird wie eine Klammer zweimal besucht, einmal am Anfang und einmal am Ende.

Bei den einzelnen Kapiteln gibt es fast jedes Mal ein Bild aus dem Jahr 2022 und danach ein Bild aus dem Jahr 2045, um die Veränderungen der Orte auch visuell zu verdeutlichen. Jeder Ort steht für einen Sektor und die Veränderungen, die es in diesem Bereich gab.

2045 ist ein Jahr, auf dem viel Hoffnung liegt und meine Altersgruppe noch gut erleben kann. Auch hat sich die EU zum Ziel gesetzt, bis dahin Klimaneutralität erreicht zu haben. Im Augenblick sieht es so aus, als ob kein echtes Interesse daran besteht, dieses Ziel zu erreichen. Da kommt ein Buch wie Zukunftsbilder 2045 genau zum richtigen Zeitpunkt. Es liefert einen Gegenentwurf zum düsteren Verzichtsnarrativ und dem fortwährenden „Das geht nicht“. Es zeigt auf Grundlage schon heute existierender Methoden, was wir erreichen können, wenn wir anfangen, diese Methoden umzusetzen. Und – es ist in einer Zukunft, die so nah ist, dass wir die Früchte dieser Umsetzung selbst sehen können.

Im Buch wird aufgezeigt, was wir schon jetzt an Möglichkeiten haben und wie wir sie umsetzen können. Regionale Unterschiede werden berücksichtigt und es werden nicht nur die großen Städte betrachtet, sondern auch die ländlichen Regionen mit ihren Besonderheiten und Herausforderungen. Jede Stadt steht für ein Thema und durch das Interviewformat bekommt es eine ganz eigene Dynamik. Es wirkt dadurch sehr echt und nacherlebbar, zumal auch von den anfänglichen Schwierigkeiten gesprochen wird und wie sie überwunden wurden.

Was mich beim Lesen überrascht hat, war, wie viele gute Sache es schon heute gibt und auch wo manche Initiativen schon gestartet wurden. Man lebt ja selbst immer nur in seiner kleinen Welt und sieht ab und an ein Leuchtturmprojekt, aber nicht die vielen kleinen Projekte, die sonst noch angeleiert wurden. Gut gefällt mir auch, dass es am Ende der Kapitel noch die Möglichkeit gibt, per QR-Code an weitere Informationen zu kommen. Die Bilder zeigen gut den Vorher-Nachher-Vergleich und machen neugierig.

Zukunftsbilder 2045 zeigt, dass ein Schwerpunkt ganz klar auf der gesellschaftlichen Transformation liegt, um den Wandel hinzubekommen. Davon hängt ab, ob wir es schaffen können, Kreisläufe einzurichten, die die planetaren Grenzen berücksichtigen und nicht mehr verbrauchen, als zur Verfügung steht. Es zeigt noch einmal, wie wichtig es ist, dass wir uns damit beschäftigen, ob es Sinn macht, weiter auf fossile Energien zu setzen oder wir mit aller Kraft an der Wende im Energiesektor zu arbeiten. Und so sieht es in jedem einzelnen Bereich aus.

Wie können wir so leben, dass wir die Rohstoffe nicht aufbrauchen, sondern dass sie nachwachsen und ein Gleichgewicht entsteht? Mir gefällt, dass es um eine komplette Regeneration und einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz und nicht nur um eine technische Lösung. Es wird wirklich nachgedacht und etwas geändert.

Ein Buch, dass eine reale Utopien zeigt und Lust darauf macht, an dieser Zukunft mitzuarbeiten. Zukunftsbilder 2045 ist ein sehr positives Buch, dass ich sehr empfehle!

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