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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.10.2023

Opulent und eindringlich

Lichtspiel
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Lichtspiel ist ein Buch über den Filmregisseur G.W.Pabst. Es ist aber nicht nur eine Biografie, sondern vielmehr über den Weg in Verstrickung und innerlicher Korruption.
Es ist ein hochkomplexes, opulentes ...



Lichtspiel ist ein Buch über den Filmregisseur G.W.Pabst. Es ist aber nicht nur eine Biografie, sondern vielmehr über den Weg in Verstrickung und innerlicher Korruption.
Es ist ein hochkomplexes, opulentes Werk. Daniel Kehlmann hat sich wirklich mit dem deutschen Film der dreißiger und vierziger Jahre beschäftigt und es gelingt ihm, diese Zeit zu verdeutlichen.
Mich hat der deutsche Film auch immer sehr interessiert und kenne daher Bücher über Fritz Kortner, Heinz Rühmann, über Veit Harlan, Emil Jannungs und mit Klaus Manns Mephisto gibt es schon einen großen Roman über Verführung in dieser Zeit.
Daniel Kehlmann fügt sich gut in diesen Reigen guter Bücher ein.
Es gibt eine folgelogischen Aufteilung in die Abschnitte Draußen, Drinnen und Danach.

Man spürt die Bedrängnis, in der sich G.W.Pabst nach seiner teilweise nur unfreiwilligen Rückkehr nach Österreich befindet. Dazu dient Daniel Kehlmanns Technik, aus den Gedanken der Hauptfigur zu erzählen. Teilweise wird auch aus anderen Perspektiven erzählt. Das formt ein komplettes Bild. Ich denke, dass kann nicht jeder so schreiben.
Eindringlich werden die Szenen, in denen sich Pabst ganz im Schaffen seiner Filme verliert. Manche Passagen werden nicht so schnell vergessen sein.

Veröffentlicht am 24.09.2023

ungewöhnlich

Der Fluch des Hasen
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10 Kurzgeschichten der koreanischen Schriftstellerin Bora Chung.
Es sind groteske Geschichten, doch die Autorin ist imemr auf der Suche nach Verhaltensweisen von Menschen in Extremsituationen.
Sie nutzt ...

10 Kurzgeschichten der koreanischen Schriftstellerin Bora Chung.
Es sind groteske Geschichten, doch die Autorin ist imemr auf der Suche nach Verhaltensweisen von Menschen in Extremsituationen.
Sie nutzt dabei Elemente aus den Genres Fanatsy und Horror und erschafft bemerkenswerte Bilder.
Das Buch wurde aus dem Koreanischen von Ki-Hyang Lee übersetzt und ist beim großartigen CulturBooks-Verlag erschienen.

Veröffentlicht am 19.09.2023

kraftvolle Prosa

Zeit der Fehler
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Erfreulich, dass die autobiografischen Bücher des marokkanischen Schriftstellers Mohamed Choukri wieder erscheinen.
In Zeit der Fehler ist Choukri 20 Jahre alt und geht zur Schule.
Unfassbar, der vielleicht ...

Erfreulich, dass die autobiografischen Bücher des marokkanischen Schriftstellers Mohamed Choukri wieder erscheinen.
In Zeit der Fehler ist Choukri 20 Jahre alt und geht zur Schule.
Unfassbar, der vielleicht größte marokkanische Schriftsteller seiner Zeit war bis dahin Analphabet

Man spürt den detaillierten Blick des Autors.
Choukris Bücher zeigen das Leben ungeschminkt, drastisch, kompromisslos.
Wahrscheinlich sind sie deswegen so kraftvoll und der Text ist immer noch zeitlos.

Dem Roman folgt noch ein ebenfalls bemerkenswerter Text von dem Übersetzer Georg Brunold: Porträt einer Stadt: Tanger 1987/1988.

Veröffentlicht am 15.09.2023

Noir vom Feinsten

Die Höfe
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An diesem Roman mag ich den Erzählstil mit wechselnden Perspektiven.
Die drei sehr unterschiedlichen Hauptfiguren wechseln sich ab mit dem Berichten der Handlung.

Der Anfang mit der Krankenpflegerin ...

An diesem Roman mag ich den Erzählstil mit wechselnden Perspektiven.
Die drei sehr unterschiedlichen Hauptfiguren wechseln sich ab mit dem Berichten der Handlung.

Der Anfang mit der Krankenpflegerin Git ist sogar eine Art Lebensbeichte.
Sie ist nicht weit entfernt von dem, was mit dem bösen Wort White Trash bezeichnet wird, doch immerhin ist sie tough.
Sie schuftet sich ab, um sich und ihre Tochter durchzubringen.
Dann verbringt sie eine Nacht mit einem miesen Typen, der am Morgen danach tot aufgefunden wird. Git hat Bedenken, für die Täterin gehalten zu werden.

Zweite Erzählerin ist Delia Mariola, die ermittelnde Kommissarin, die ebenfalls ein Kind hat.
Und dann gibt es noch den zynischen Connor, ein Drogendealer und ein Kumpel des ermordeten. Connor macht sich auf die Suche nach dem verschwundenen Drogengeld des Toten.

Der Handlungsort prägt die Stimmung des Buches mit. Es ist eine wirtschaftlich heruntergekommene Stadt namens Baxter.

Das Buch lässt sich gut und schnell lesen. Durch den Wechsel der Erzähler bleibt der Roman lebendig und einigermaßen temporeich.
A.F.Carter ist stark beim Entwerfen seiner Figuren und das Drama nimmt seinen Lauf.

Veröffentlicht am 09.09.2023

Harter Stoff

Young God
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Young God ist kein gewöhnlicher Thriller, wenn es denn überhaupt einer ist.
Das liegt an der sprachlichen Ausführung, die in knapper Form mit kurzen Absätzen gehalten ist. So stehen manchmal nur wenige ...

Young God ist kein gewöhnlicher Thriller, wenn es denn überhaupt einer ist.
Das liegt an der sprachlichen Ausführung, die in knapper Form mit kurzen Absätzen gehalten ist. So stehen manchmal nur wenige Sätze auf einer Seite.

Die Mutter der 13 Jahre jungen Nikki ist tödlich verunglückt. Sie macht sich daher auf zu ihrem Vater Coy Hawkins, der gerade erst aus dem Knast gekommen ist. Jetzt hält er sich als Zuhälter über Wasser. Er ist ein kalter, gefährlicher Hund, der mit Brutalität voegeht.
Nikki taucht da in eine dunkle Welt ein, versucht aber, sich zu behaupten. Sie will kein Opfer sein und fängt an, Drogen zu nehmen und auch zu verkaufen.

Manche Sätze erschienen mir manchmal nicht ganz stimmig. Da habe ich die Befürchtung, dass nicht alles ganz einfach zu übersetzen war und im Deutschen vielleicht sprachlich nicht so gut funktioniert.

Für das Buch spricht das enorme erzählerische Tempo, die Dichte und Konzentration des Stils und der einzelnen Abschnitte. Bemerkenswert für einen Debütroman, der offensichtlich sehr gründlich durchgearbeitet wurde.