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Veröffentlicht am 04.05.2018

Anders als gedacht

Das Gefühl von Sommerblau
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Dies ist seit langem wieder ein Buch, bei dem der Klappentext nicht wirklich viel über den Inhalt aussagt. Richtig falsch ist er nicht, aber er führt den Leser an der Nase herum. Ich jedenfalls habe mir ...

Dies ist seit langem wieder ein Buch, bei dem der Klappentext nicht wirklich viel über den Inhalt aussagt. Richtig falsch ist er nicht, aber er führt den Leser an der Nase herum. Ich jedenfalls habe mir ganz und gar etwas anderes vorgestellt, als das, was schliesslich erzählt wird.

Ganz am Anfang taucht man in die Geschichte von Juliette ein. Nach einem Anruf von ihrem Vater fährt sie von Paris, wo sie seit vielen Jahren lebt, zurück in ihr Heimatdorf Douarnenez um ihre schwerkranke Mutter im Spital zu besuchen.

Anstatt nun die Geschichte aus Juliettes Sicht weiter zu erzählen wechselt die Autorin zum Ferienhaus von Max, einem bekannten britischen Musiker. Er hat seine engsten und zugleich ältesten Freunde eingeladen - sein 40. Geburtstag steht an. Juliette arbeitet anscheinend schon seit längerem für ihn. Wie das vonstatten geht, bekommt der Leser nicht mit. Sie zaubert leckeres Essen für die Clique aus England und wird selbst Teil der Gruppe; die aus dem unverheirateten Paar Nina (Verlegerin) und Lars (Hausmann) mit ihrer 15jährigen Tochter Sophie, Rosie (Hausfrau mit kleinem Schmuckshop) und Hugo (Arzt), Eddie (Kumpel von Max) und Beth (Coiffeuse und Eddies junge amerikanische Freundin), Helen (Max nicht so heimliche Liebe) und deren Halbschwester Soleil besteht.

In Folge wird gegessen, geredet, gelacht, getanzt, getrunken, geraucht und gestritten. Sie wälzen sich in Erinnerungen, reden über das Jetzt und das Morgen. Im Grunde ist es eine Geschichte um Freunde, die sich in der Mitte des Lebens an ihre Träume erinnern - solche die sich mittlerweile erfüllt haben und andere die noch offen sind - und sich unabhängig davon fragen was die Zukunft bringt. Sind wir zufrieden mit unseren Leben, was kommt noch, bereue ich etwas? Fragen, die sich wohl alle zwischen vierzig und fünfzig stellen. Die einen sind zufrieden mit ihrem jetzigen Ich, die anderen weniger.

Und dann gibt es Leute wie Hugo, die nicht verstehen wie wichtig Freunde sind. Er ist ein Schwerenöter, immerhin der einzige unsympathische Genosse in diesem Roman. Die Clique mag ihn nicht, er sie nicht.

Von Juliette und insbesondere Max bekommt man einen ausführlichen Einblick in ihr Gefühlsleben. Max hat alles, nur nicht was er am meisten und längsten will: Helen.

Max könnte einem manchmal unsympathisch sein. Sein Verhalten lässt oft zu wünschen übrig und wüsste man nicht um seinen Hintergrund (die Angst, so zu werden wie sein Vater), würde ich es ihm nicht verzeihen. Seine Freunde sind grosszügiger. Er sei halt einfach Max. Er, der nicht von Helen loskommt, hat eine kleine Schatulle gekauft und will aufs Ganze gehen. Diese fast nebensächlich beschriebene Szene hat einen Bezug zum englischen Originaltitel, ebenso das Cover. Der deutsche Titel macht nicht wirklich Sinn. Leider habe ich mir den englischen Titel erst nach der Lektüre angesehen - mir wäre einiges klarer geworden hätte ich ihn gekannt, obwohl man in beiden Fällen wartet und wartet, bis mal etwas in diese Richtung hin passiert.

Wir lesen von den Stärken und mehr noch den Schwächen der Einzelnen, aber auch von fast jeder Lebensgeschichte, die am Ende des Buches für einige ein neues Kapitel erhält. Trotz allen Rückblenden und mein vorhandenes Verständnis für die Charaktere blieb die Geschichte sehr oberflächlich. Anscheinend bewusst gewollt von der Autorin, die aus dem nicht vollständigem Offenbaren Neugierde und Spannung auf das Ende entwickeln lassen will.

Mir fällt es schwer den Roman in "gut" oder "schlecht" einzuteilen. Es war so anders als erwartet und er erinnert mich ein wenig an den Film "Peter's friends". Zu fast 100% spielt sich die Geschichte in Max Haus oberhalb des Strands ab und besteht aus vielen, vielen Dialogen oder Gedankengänge einzelner und wenig Handlung. Um nicht zu viel zu verraten, kann ich einfach nur sagen, dass es höchstens im entferntesten eine Liebesgeschichte ist.

Fazit: Es ist jedenfalls das speziellste Buch, das ich von der Autorin gelesen habe. "Der Geschmack von Salz und Honig" wie auch "Der Duft von Tee" sind beides "normale" Romane, hier haben wir aber mehr eine Innenschau.

3.5 Punkte.

Veröffentlicht am 11.04.2024

Der verflixte siebte Band

Elsässer Rache
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Ach schade, die Reihe war gerade so gut - und dann kommt Band 7. Nicht das verflixte siebte Jahr - weil grad zwei Hochzeiten in diesem Band eine Rolle spielen - sondern der verflixte siebte Band.

Die ...

Ach schade, die Reihe war gerade so gut - und dann kommt Band 7. Nicht das verflixte siebte Jahr - weil grad zwei Hochzeiten in diesem Band eine Rolle spielen - sondern der verflixte siebte Band.

Die eine ist die von Major Jules und Staatsanwältin Joanna. Während Joanna hochschwanger ist, nervt die Familie von Jules, da vor allem Jules Vater ein mega Drama um das Hochzeitsessen veranstaltet.

Die zweite Hochzeit ist eine, die vor neun Jahren stattfand. Das Brautpaar wurde kurz nach der Trauung vermisst, alle dachten, sie wären ins Ausland gegangen, da die Familie der Braut etwas gegen die Verbindung hatte. Doch das Paar war ganz nahe, vergraben im Kirchgarten und wird nun bei Bauarbeiten gefunden. Jules nimmt die Ermittlungen auf. Joanna, bereits im Mutterschutzurlaub, kann es aber nicht lassen und ist manchmal mit dabei.

Den Kriminalfall an sich fand ich gut. Das Drumherum aber konnte mich dieses Mal überhaupt nicht überzeugen. Den Krimi musste man zwischen all dem Essen nämlich mit der Lupe suchen. Es war viel zu viel Drama um das Hochzeitsessen - Leute, es ist bloss ein einziges (!) Essen und kein monatelanger Aufenthalt im Elsass.

Ausserdem funktioniert es in der realen Welt nicht, dass sich eine Braut erst zehn Tage vor der Hochzeit ein Brautkleid auswählt. In einer anderen Szene steht Joanna im Kleid vor dem Spiegel, ein paar Sekunden später steht sie vor dem Laden und telefoniert. Bei der Anprobe hat man das Telefon in der Garderobe und nicht im Kleid versteckt. Also ist auch diese Szene sehr unrealistisch. Ebenso unglaubwürdig das Drama direkt bei der Trauung: wo waren da die Leibwächter vom Ex-Minister? Die Wohnung eines Verdächtigen hätte theoretisch auch sofort durchsucht oder zumindest angeschaut werden müssen. Und dann ging mir Lino in diesem Band sowas auf den Sack. Er nervt ja öfters, aber hier was einfach zu viel des Guten und total unnötig.

Fazit: Keine Begeisterung meinerseits, denn so macht Krimi keinen Spass. Für mich war es das, ich werde die Reihe (falls sie fortgesetzt wird) nicht mehr weiter verfolgen. Tja, der verflixte siebte Band...
3 Punkte.

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Veröffentlicht am 29.01.2024

Oberflächliche Geschichte

Der Markt der Wünsche
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Leider hab ich zu wenig genau geschaut - ich merkte erst beim Lesen, bzw. öffnen des Buches, dass es sich bei Robin Anderson nicht um einen englischen Autor (obwohl es einen mit genau diesem Namen gibt!) ...

Leider hab ich zu wenig genau geschaut - ich merkte erst beim Lesen, bzw. öffnen des Buches, dass es sich bei Robin Anderson nicht um einen englischen Autor (obwohl es einen mit genau diesem Namen gibt!) handelt, sondern mal wieder um ein englisches Pseudonym einer/s deutschen Autor/in.

Das mag ich gar nicht und den Grund dafür merkt man leider sofort: dass das Buch eben nicht übersetzt wurde, sondern auf Deutsch geschrieben, weil sehr oft englische Floskeln verwendet werden, die in Übersetzungen von englischen Autor*innen zum Glück fehlen.

Mich störte auch, dass öfters auf einige Dinge hingewiesen wurden, die "Deutsch" sind, anscheinend der Ursprung der Weihnachtsmärkte oder die Würste, die auf dem Markt gegessen wurden. Ich glaube nicht, dass das jemals so ein Thema von britischen Marktbesuchern ist, so oft wie es hier aufgenommen wird.

Obwohl die Geschichte gut beginnt, schwächelt sie immer mehr. Die Protagonistin Julie Marin illustriert Bücher und jedes Jahr den Adventskalender vom Emporium, einem Laden in Bath, und freut sich auf die kommende Weihnachtszeit mit dem Betreiben eines Marktstandes. Das fand ich eigentlich ganz schön, doch dann kommt noch ganz viel anderes mit rein.

Neben der Kindheit der Protagonist spielt das Emporium eine grosse Rolle, dazu der Weihnachtsmarkt, ein Wunschbaum auf dem Markt, der herzkranke Junge und der fehlende Partner der Protagonistin.

Als Partner käme wohl jemand in Frage, doch der ist viel zu scheu dargestellt und anstatt ihrer Freundin Nelly das auch zu sagen, wird plötzlich Julie zu ruhig und sagt gar nichts. Nach einem Essen mit jemandem reagiert jemand anders über, dazu folgen viele weitere Situationen, die es alle nicht gebraucht hätte.

Die Autorin hätte sich entscheiden müssen, welche Geschichte sie erzählen will - anstatt zu viele verschiedene Szenen bedienen - und die dafür richtig. Mich hat sie leider weder berührt noch überzeugt. Bath als Schauplatz hingegen fand ich toll, doch da hätte man mehr rausschlagen können; so wie beschrieben hätte die Story praktisch an einem x-beliebigen Ort stattfinden können.

Fazit: Oberflächliche Story, dazu mal wieder ein englisches Pseudonym. Aus diesem Weihnachtsmarkt hätte man mehr rausholen können, wenn man sich auf Wesentliches konzentriert hätte.
3 Punkte.

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Veröffentlicht am 14.10.2023

Kein Wunder

Ist es nicht ein Wunder, dass es uns gibt?
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Da ich die älteren Bücher von Jostein Gaarder liebe, freute ich mich darauf, sein neuestes Werk zu lesen. Ich erwartete nicht, gleich stark begeistert zu sein, wie ich beim Lesen von "Sophies Welt" oder ...

Da ich die älteren Bücher von Jostein Gaarder liebe, freute ich mich darauf, sein neuestes Werk zu lesen. Ich erwartete nicht, gleich stark begeistert zu sein, wie ich beim Lesen von "Sophies Welt" oder "Durch einen Spiegel, in einem dunklen Wort" gewesen war, aber eine bestimmte Grunderwartung war schon da: dass mir auch "Ist es ein Wunder, dass es uns gibt?" gefällt. Nicht mehr und nicht weniger.

Leider war es schlussendlich viel weniger. Die Frage, die der Titel stellt, beantwortet Gaarder gar nicht so recht. Vielmehr schlägt er einen grossen Bogen von der Frage, ob es unsichtbare Dinge gibt - vielleicht sogar einen Gott - zu der Frage nach der eigenen Identität, ob wir ein gutes Leben führen bis hin zum Thema Liebe und/oder Zufall. Schlussendlich ist die Quintessenz dieses Buches aber nur "Hebt Sorge zum Planeten".

Das Buch ist eigentlich ein Brief mit vielen Kapiteln. Ein Brief an Gaarders Enkel und alle, die ihn lesen. Die Lektüre dieses Buchbriefes fand ich sehr ermüdend. Ganz oft dachte ich, dasselbe hatte ich doch schon einige Seiten zuvor gelesen. Ein Aufbau und ein roter Faden soll laut ihm vorhanden sei, doch mich erreichten viele seiner Gedankengänge nicht. Und der zwar gute, aber sich stetig wiederholende Appell zum Klimaschutz, macht aus einem Text noch lange kein Werk, an das man sich wirklich (und schon gar nicht gerne) zurück erinnert.

Fazit: Mich konnte das Buch nicht abholen, es gab mir keine neuen Fragen oder Gedankengänge, die mich während der Lektüre umtrieben. Ziemlich spannungsarm und leider nichts Neues unter der Sonne.
3 Punkte.

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Veröffentlicht am 12.10.2023

Verzettelt

Die Bücherjägerin
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Ich rechnete mit einer Suche nach der im Klappentext erwähnten alten römischen Strassenkarte, doch schlussendlich erwartete mich in "Die Bücherjägerin" mehr Lebensgeschichte-Aufarbeitung als die Jagd nach ...

Ich rechnete mit einer Suche nach der im Klappentext erwähnten alten römischen Strassenkarte, doch schlussendlich erwartete mich in "Die Bücherjägerin" mehr Lebensgeschichte-Aufarbeitung als die Jagd nach dem Manuskript.

Die menschenscheu Sarah ist nach dem Tod ihrer Tante Amalia, bei der sie und ihre Schwester aufgewachsen sind, aufgeschmissen. Sarah kennt nichts anderes als den Job im Antiquariat ihrer Tante und deren Haus, dabei konnten sie beide nur knapp davon leben.

Als Ben, ein britischer Bibliothekar, auf der Suche nach einem bestimmen Kartenausschnitt, bei ihr klingelt, nimmt Sarah ihren ganzen Mut zusammen und reist mit Ben zusammen nach Frankreich und später nach England. Mit im Gepäck zwei Schildkröten. Auf der Reise lernen Ben und Sarah sich besser kennen, öffnen sich einander und erleben das eine oder andere gemeinsame Abenteuer.

Doch Spannung ist kaum vorhanden, denn es gibt viel zu viele Rückblicke in Sarahs Kindheit und Szenen, die ihr wichtig sind. Ihre Gedanken musste ich oft mehrmals lesen, auf die konnte ich mich schlechter konzentrieren als auf die Reise selbst.

Leider bleiben auch die Schildkröten irgendwo auf der Strecke und sind lange nicht mal mehr Beiwerk und auch die Suche der antiquarischen Strassenkarte ist eigentlich nur die Dekoration um Sarahs Geschichte zu erzählen.

Mir war das zu schwermütig. Sarah empfand ich nicht sonderlich sympathisch. Mir scheint auch, dass die Autorin viel zu viele Themen in das Buch reinnehmen wollte und sich damit verzettelte. So war gar nichts richtig spannend.

Fazit: Wenn schon "Bücherjägerin" auf dem Cover steht, würde ich gerne eine Bücherjagd erleben und nicht eine Charakterstudie vorgesetzt bekommen, die mit ein bisschen Suche verbunden ist.
3 Punkte.

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