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Veröffentlicht am 23.10.2023

Ein Vergnügen der besonderen Art

Unterwegs
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Dieses Buch ist wunderschön. Ich konnte nicht aufhören, es durchzublättern, die Geschichten in meiner eigenen Reihenfolge zu lesen und alles immer wieder anzuschauen. Der deutsche Schreibstil gefällt mir ...

Dieses Buch ist wunderschön. Ich konnte nicht aufhören, es durchzublättern, die Geschichten in meiner eigenen Reihenfolge zu lesen und alles immer wieder anzuschauen. Der deutsche Schreibstil gefällt mir sehr, es ist eine wunderbare Übersetzung von Dagmar Brenneisen. Das englische Original hingegen, das ich zum Vergleich angeschaut habe, ist nicht so mein Geschmack. Nur der Titel "The Writer's Journey" ist fast noch besser als "Unterwegs". Die Gestaltung des Buches lehnt sich eng ans Original, die Schriftauswahl der Grundschrift für die deutsche Ausgabe ist jedoch durch die Serifenschrift wesentlich angenehmer lesbar.
Der Titel UNTERWEGS suggeriert ja zuerst einmal nur ein Reisebuch, erst beim Lesen des Untertitels "Die Reisen großer Schriftstellerinnen und Schriftsteller" weiß man, dass hier nicht nur die Welt mit ihren außergewöhnlichen Orten erkundet wird, sondern auch das Leben und die Gedanken von Schriftstellern. Da ich gern und viel lese und gern und viel reise, für mich die perfekte Kombination. Travis Elborough hat ganz verschiedene Schriftsteller ausgewählt, von Hans Christian Andersen über Hermann Hesse bis zu Virginia Woolf trifft man auf Berühmtheiten ohne Ende. Ein Vergnügen der besonderen Art. Dass man sich mit diesen Geistesgrößen dann auf große Fahrt begeben kann, ist nicht nur interessant zu lesen, es bringt einem auch jede Menge neuer Erfahrungen zur Lebensgeschichte der Schriftsteller wie zur Geschichte der Reiseziele. Mich hat das Buch total fasziniert. 35 Storys reihen sich aneinander, eine so schön wie die andere. Herausgreifen möchte ich für die Rezension nur die von Patricia Highsmith, Travis Elborough erzählt von ihren mehr oder weniger glücklichen Liebeserlebnissen, einer "unmöglichen Ehe" und ihren weiblichen Partnerinnen und wie sie in Positano ganz nebenbei eine ihrer wichtigsten Hauptfiguren fand: Mr. Ripley. So kurz und so anmutig ist das alles beschrieben, man muss sofort zum Bücherschrank, die Krimis von Highsmith wollen noch einmal gelesen werden.
Fazit: wer Schriftsteller, Reisen und Lesen liebt, der ist bei diesem Buch richtig, ein Lesevergnügen der besonderen Art.

Unterwegs

NetGalleyDE

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Veröffentlicht am 14.10.2023

Fabulierkünstler Kehlmann in Hochform

Lichtspiel
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Daniel Kehlmann ist immer für eine Überraschung gut! Lichtspiel ist ein wunderbarer Roman und Ulrich Nöthen macht ihn zu einem Hörgenuss der Extraklasse.
Es mischen sich wahre Ereignisse mit Fiktionalem, ...

Daniel Kehlmann ist immer für eine Überraschung gut! Lichtspiel ist ein wunderbarer Roman und Ulrich Nöthen macht ihn zu einem Hörgenuss der Extraklasse.
Es mischen sich wahre Ereignisse mit Fiktionalem, der Fabulierkünstler Kehlmann ist hier zur Hochform aufgelaufen. Das Porträt von G. W. Pabst, dem berühmten Filmregisseur, und das Porträt einer Diktatur, die die Kunst vor ihren Karren spannte, beides ist absolut hörenswert und verschmilzt zu einer mitreißenden Symbiose.
Das größte Lob für ein Hörbuch ist es doch, dass ich sofort das Buch kaufen möchte, um alles noch einmal intensiv zu erleben. Nöthens Stimme werde ich dabei wohl immer im Kopf haben.

Lichtspiel

NetGalleyDE

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Veröffentlicht am 26.09.2023

Liebevoller Nachruf auf eine glühende Anhängerin der rhetorischen Trias

Eigentum
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Wolf Haas, mir eher bekannt durch seine niveauvollen Brenner-Krimis, gedenkt mit diesem Roman seiner Mutter, die mit 95 Jahren in einem Altersheim verstorben ist.
Mit ihren Worten formt er ein so plastisches ...

Wolf Haas, mir eher bekannt durch seine niveauvollen Brenner-Krimis, gedenkt mit diesem Roman seiner Mutter, die mit 95 Jahren in einem Altersheim verstorben ist.
Mit ihren Worten formt er ein so plastisches Bild von ihr und ihrem Leben, von den Umständen und Zeitläuften, dass man das Buch, einmal begonnen, kaum noch aus der Hand legen mag.
Marianne Haas, eine Tochter aus einfachsten Verhältnissen, mit vielen Geschwistern und keiner Chance auf höhere Bildung, entwickelt sich trotz aller Widrigkeiten zu einer lebenstüchtigen, schlauen und hartnäckigen Frau und Mutter. Sie übersteht den Krieg und arbeitet acht Jahre lang in der Schweiz, um ihren Eltern Geld für ein im Bau befindliches Haus senden zu können. Als sie in jenem Haus dann selbst wohnen möchte, bekommt sie die kleinste Stube mit Küche für sich und ihre Familie. Kein Dank, nirgends, kein Geld, keine Freude.
Haas erinnert sich in diesem Roman also an alles und jedes, was seine Mutter, mit bemerkenswerter Vehemenz und Energie, von sich gegeben hat und wie er es damals und heute bewertet. Gut kann ich mir vorstellen, wie er und sein Bruder das eine oder andere Mal die Augen verdrehten oder das Weite suchten, wenn die Tiraden der Mutter auf sie niedergingen.
Obwohl man beim Lesen ja weiß, dass die Mutter sterben wird, das sagt Haas gleich zu Beginn, ist es kein trauriges Buch, es macht nachdenklich, aber immer wieder musste ich schmunzeln, laut auflachen und manchen Satz zur Erbauung gleich ein zweites Mal lesen. Genau: Lesen lesen lesen – sparen sparen sparen – schreiben schreiben schreiben… Wolf Haas hat es mit dem Denken denken denken, an einer Stelle im Buch beantragt sein Hirn Sabbatical. Ich kann das verstehen, wenn es immer nur denkt, braucht es auch mal Ruhe, selbst wenn es einem Wolf Haas gehört. Und Niedergeschlagenheit findet keinen Platz, egal wie trüb die Aussichten sind.
Mir hat dieser Roman sehr gefallen, besonders die im österreichisch gefärbten Dialekt geschriebenen Gespräche mit der Mutter, ihre Erinnerungen, zeugen von viel Liebe und Warmherzigkeit.
„Bist bes auf mi, Mutti?“ – „Des hättma, finito, Ende der Diskussion."
Ich kann dieses Buch sehr empfehlen.

Eigentum

NetGalleyDE

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Veröffentlicht am 30.08.2023

Was wäre die deutsche Buchwelt ohne Maxim Biller?

Mama Odessa
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Da würde mir viel fehlen, über Biller kann ich gleichzeitig lachen und weinen. Genial.
Gelesen wird dieses Hörbuch vom Schauspieler Jens Harzer, dem der Text auf den Leib geschrieben scheint. Jede Szene ...

Da würde mir viel fehlen, über Biller kann ich gleichzeitig lachen und weinen. Genial.
Gelesen wird dieses Hörbuch vom Schauspieler Jens Harzer, dem der Text auf den Leib geschrieben scheint. Jede Szene ist authentisch, leicht ironisch und einfühlsam gespielt. Mehr kann man von einem Hörbuchsprecher nicht verlangen.
Maxim Biller beschreibt eine Jugend in Hamburg, die (s)eine/Mischas Emigrantenfamilie, erlebt. Etwas makaber wird das Ganze, wenn er über die neue Frau seines Vaters als "Nazihure" berichtet, aber das sind offenbar Mischas Eindrücke, unverfälscht und heftig. Die Mutter hingegen ist Mama Odessa in Reinkultur. Später, wenn Mischa erwachsen wird, lauern andere Fallstricke, die enge Bindung an die Mutter aber bleibt ein Leben lang.
Es ist wohl einiges autobiographisch im Buch, aber es ist keine Autobiographie von Biller. Mit dieser hat er wohl vorerst abgeschlossen, aber die Emigrantenthematik und Hamburg bleiben dem Leser erhalten.
Ich bin froh, dass Biller seine Drohung, nach dem Beginn des Ukrainekrieges nun nicht mehr schriftstellerisch tätig zu sein, nicht wahrgemacht hat. Es wäre sehr schade. Wobei der Buchtitel Mama Odessa mit dem jetzigen Geschehen dort nichts gemein hat, aber es geht einem eben nicht aus dem Kopf.
Absolute Hörempfehlung!

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Veröffentlicht am 26.08.2023

Eine glaubhafte Familiengeschichte

Bei euch ist es immer so unheimlich still
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Ich hatte mir dieses Buch ausgewählt, weil ich bereits "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" gelesen hatte und mir der Schreibstil von Alena Schröder sehr gut gefiel.
Nun also schreibt ...

Ich hatte mir dieses Buch ausgewählt, weil ich bereits "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" gelesen hatte und mir der Schreibstil von Alena Schröder sehr gut gefiel.
Nun also schreibt sie einen Roman mit gänzlich anderen Vorzeichen: Erzählt wird eine glaubhafte, beinahe doch unglaubliche Familiengeschichte, sehr empathisch und mitreißend. Der Leser hat beinahe das Gefühl, selbst im Uraltauto der Protagonistin Silvia zu sitzen, bloß weg aus Berlin, bloß weg von der WG, bloß weg von den Männern. Und das mit der Aussicht, ihr Baby der ahnungslosen Großmutter zu präsentieren und möglichst für sich und das Kind einen Unterschlupf zu finden. Dass da zuerst im provinziellen Heimatort nicht gerade die Empfangsfanfaren geblasen werden, kann man sich gut vorstellen. Die plötzliche Großmutter Evelyn hat auch ihr Päckchen zu tragen und es dauert eine Weile, bis sich Mutter und Tochter einander annähern. Dass das süße Baby Hannah daran auch seinen Anteil hat, kann der Leser live miterleben.
Natürlich geht auch dieser Roman in der Handlung rückwärts und vorwärts, in Berlin fällt die Mauer und es ereignen sich einige unerwartete Dinge, die Silvia an ihrer Entscheidung, zur Mutter zu ziehen doch manchmal zweifeln lassen.
Mir hat dieses Buch ausnehmend gut gefallen und es hat mich gut unterhalten. Das Cover ist wunderschön und verleitet sofort zum Kaufen. Leseempfehlung!

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