Cover-Bild Altes Land
(6)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Penguin
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 14.12.2020
  • ISBN: 9783328602101
Dörte Hansen

Altes Land

Roman
Zwei Frauen, ein altes Haus und eine Art von Familie

Das „Polackenkind“ ist die fünfjährige Vera auf dem Hof im Alten Land, wohin sie 1945 aus Ostpreußen mit ihrer Mutter geflohen ist. Ihr Leben lang fühlt sie sich fremd in dem großen, kalten Bauernhaus und kann trotzdem nicht davon lassen. Bis sechzig Jahre später plötzlich ihre Nichte Anne vor der Tür steht. Sie ist mit ihrem kleinen Sohn aus Hamburg-Ottensen geflüchtet, wo ehrgeizige Vollwert-Eltern ihre Kinder wie Preispokale durch die Straßen tragen – und wo Annes Mann eine Andere liebt. Vera und Anne sind einander fremd und haben doch viel mehr gemeinsam, als sie ahnen.

Mit scharfem Blick und trockenem Witz erzählt Dörte Hansen von zwei Einzelgängerinnen, die überraschend finden, was sie nie gesucht haben: eine Familie.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.10.2023

Eine ländliche Gesellschaft im Wandel

0

Vera Eckhoff lebt in einem Bauernhaus im Alten Land. Vor über sechzig Jahren landete sie mit ihrer Mutter als Flüchtling hier und kam doch nie richtig an.
Nun steht ihre Nichte Anne mitsamt Sohn vor der ...

Vera Eckhoff lebt in einem Bauernhaus im Alten Land. Vor über sechzig Jahren landete sie mit ihrer Mutter als Flüchtling hier und kam doch nie richtig an.
Nun steht ihre Nichte Anne mitsamt Sohn vor der Tür. Vera nimmt sie auf und die beiden eigenbrödlerischen Frauen nähern sich zu einer Art Familie an, die sie vorher nie hatten.

Nachdem "Mittagsstunde" für mich ein absolutes Highlight war, wusste ich, dass ich auch die anderen Romane von Dörte Hansen lesen muss. "Altes Land" hat mich dabei nicht enttäuscht.
Mit einem einfachen und doch lyrischen Schreibstil befördert die Autorin ihre LeserInnen direkt nach Norddeutschland.
Mit kritischem Blick berichtet sie von einer sich wandelnden Gesellschaft und schafft es dabei, einen Bogen zu spannen zwischen Geflüchteten und Traumatisierten des zweiten Weltkrieges, sowie satirisch dargestellten Städtern, die aufs Land ziehen und dort auf die Alteingesessenen treffen.
So schafft sie es ganz unauffällig, sowohl tiefe Betroffenheit, als auch den ein oder anderen Schmunzler bei den Lesenden auszulösen.

Sie erschafft eine Vielzahl an schrulligen, liebenswürdigen und starken Charakteren mit all ihren Wünschen, Ängsten, ihren Ruhelosigkeiten und der Suche nach Heimat.
Dabei stechen besonders die Protagonistinnen Vera und Anne heraus, doch auch jegliche Nebencharaktere sind gut ausgearbeitet.

Für mich war es ein Buch, was mir mal wieder aufgezeigt hat, warum ich so gerne lese und ich freue mich nun auf Hansens dritten Roman "Zur See".

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.01.2023

Großartiger Spagat zwischen Satire und Drama

0

Wer mich kennt, weiß dass ich den Norden Deutschlands sehr mag. Und so ist es kaum verwunderlich, dass ich Bücher mit dieser Location gerne lese, meistens sind es verklärte Wohlfühlbücher aus der Touristensicht. ...

Wer mich kennt, weiß dass ich den Norden Deutschlands sehr mag. Und so ist es kaum verwunderlich, dass ich Bücher mit dieser Location gerne lese, meistens sind es verklärte Wohlfühlbücher aus der Touristensicht. Dieses hier definitiv nicht! Es ist bar jeder Romantik, kommt ohne Leuchtturm- und Schäfchenkitsch aus und erzählt von menschlichen Dramen ohne dabei dramatisch zu werden.
Dörte Hansen bedient sich einer klaren und rauen Sprache, geradlinig, hart und manchmal passend bissig. Fast schon poetisch anmutende Landschaftsbeschreibungen schmerzen beim Lesen und zeigen den Norden, wie er manchmal sein kann: hart, kalt, windig - einfach ungemütlich.
Und genau diese Mischung aus Schreibstil, leichter Satire und dem Respekt vor menschlichen Problemen, machte für mich diese Buch zu einem wahren Lesevergnügen.
Wir tauchen ab in die tragische Familiengeschichte von Vera und ihrer Nichte Anna. Diese Geschichte handelt von Kriegs- und Vertriebenentraumata, Mutter-Töchter Problemen, Verlassenwerden, zerbrochenen Hoffnungen und Einsamkeit.
Großartig! Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.04.2023

Eine historische Familiengeschichte

0

Dieses Buch hat ganz zufällig zu mir gefunden über ein Buchpaket (SPOILER).
Das fand ich gut:
die Geschichte ist schon eine Wucht, und es kommt auch immer mehr dazu. Ich liebe Familiengeschichten und hier ...

Dieses Buch hat ganz zufällig zu mir gefunden über ein Buchpaket (SPOILER).
Das fand ich gut:
die Geschichte ist schon eine Wucht, und es kommt auch immer mehr dazu. Ich liebe Familiengeschichten und hier sind sehr viele verschiedene Aspekte dargestellt. Identifizieren konnte ich mich dann am meisten mit Anne, da ich selbst noch relativ junge Kinder habe.
Es gibt einige Plattdeutsch Elemente, was ich wirklich sehr gemocht habe, grade auch, weil ich zur Zeit Niederländisch lerne und sich dieser Dialekt und die Sprache etwas ähneln.
Sehr gefallen hat mir die Entwicklung von Vera, grade im Zusammenhang mit Annes Sohn. Tragisch, aber auch gut für den Roman, fand ich Veras Vater Karl, der seit Jahrzehnten mit einem Trauma lebt und nie eine entsprechende Therapie bekommen hat. Ähnlich find ich die Darstellung der Kita und die Eingewöhnung, dass ist allerdings ein Thema, da bin ich einfach noch viel zu sehr drin und finde es schrecklich, wenn es heutzutage noch so läuft.
Es wird in vielen verschiedenen Perspektiven erzählt und häufig ist dies in anderen Romanen holprig. Ich finde die Übergänge gelungen, sodass es nicht so abgehackt ist. Das Ende hat für mich eine liebevolle Note.

Das fand ich nicht so gut:
Das Ende war mir zu seicht und ich hab nicht ganz verstanden, warum manche Stränge aufgenommen wurden, die für mich für die eigentlichen Geschichte nicht so viel Bedeutung hatten. Auch fand ich, dass manche Stränge zu sehr in der Luft hängen, sodass ich mich tatsächlich gefragt habe, ob es weitere Teile gibt.

Fazit: Insgesamt ist es eine schöne Familiengeschichte mit historischen Charakter. Mit dem Ende bin ich zwiegespalten, es hat eine tolle Note und andererseits fehlt mir da etwas. Einige Stränge hätte ich gerne mehr drüber erfahren.

Bleiben oder Weg? Es bleibt bei mir.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.01.2022

Eine Geschichte von Generationen

0

Worum geht’s?
Vera kommt als Flüchtlingskind ins Alte Land und bleibt dort. In dem Haus, das sie damals aufgenommen hatte, mit all seinen Geistern und Erinnerungen. Und viele Jahre später zieht auch Anne, ...

Worum geht’s?
Vera kommt als Flüchtlingskind ins Alte Land und bleibt dort. In dem Haus, das sie damals aufgenommen hatte, mit all seinen Geistern und Erinnerungen. Und viele Jahre später zieht auch Anne, ihre Nichte, mit ihrem Sohn Leon dort ein.

Meine Meinung:
„Altes Land“ von Dörte Hansen ist ein Roman, der wirklich schön geschrieben ist. Mir gefällt der sehr ausgefallene und gewählte Sprachstil. Dass immer mal wieder das Mundartliche einfließt. Die Liebevolle Darstellung des Hauses, der Bewohner, der Menschen drumherum.

Vera, die als Flüchtlingskind ins Alte Land kam und dort blieb. Ihr Schicksal ging mir sehr zu Herzen. Angefangen mit ihren Erlebnissen auf der Flucht bis hin zu dem, was sie mit ihrer Mutter erleben musste. Anne ist fast schon ein Abbild von ihr. Ihre Mutter Marlene behandelte sie ähnlich, wie damals Vera von ihrer Mutter behandelt wurde. Beide Frauen haben mit ihren Müttern ähnliche Probleme. Ähnliche Kämpfe. Und beide landen letztendlich im Alten Land, auch wenn ich Veras Weg dorthin niemandem wünschen würde. Das Buch ist ein Buch über die Geschichte dieser beiden Frauen, ihre Stärke, ihre Entwicklung und ihr Kampfgeist und Durchhaltevermögen. Mit allen Stärken und (menschlichen) Schwächen.

Was mir gut gefallen hat, ist, wie die Autorin die Wege der beiden Frauen zusammengeführt hat, wie sich Vergangenheit und Zukunft dort im Alten Land, in der Gegenwart, getroffen haben. Auch die Beschreibung der Charaktere, Karl mit seinen Träumen nach dem Krieg, Vera und ihr Nachbar, die – auf ihre Art – immer füreinander da waren. Anne, wie sie von dem Stadtleben aufs Landleben umsteigen musste. Und wie jede Frau für sich stark blieb, ihren Weg ging und sich niemals aufgab. Einziges Manko für mich waren die etwas unübersichtlichen Kapitel, da man oft erst im zweiten Absatz wusste, um wen und in welcher Zeit es im Kapitel geht. Das war manchmal etwas mühsam. Ansonsten ein gelungenes Buch, das nachdenklich stimmt aber auch Mut macht.

Fazit:
„Altes Land“ von Dörte Hansen ist ein Buch, das wirklich schön zu lesen ist. Die Geschichten von Vera und von Anne, so unterschiedlich die beiden sind, so ähnlich sind sie sich doch. Dann das Leben auf dem Alten Land. Die Eigenheiten der Menschen. Und wie doch jeder immer für jeden da ist. Die Entwicklung der Frauen zu starken Persönlichkeiten. Zwar hat mir gefehlt, dass die einzelnen Kapitel keine erklärenden Überschriften hatten und man oft erst nach einer halben Seite wusste, bei wem und in welcher Zeit man sich befindet. Aber bis auf diesen Punkt war das Buch wirklich schön, interessant, Mut machend und ein bisschen nostalgisch.

4 Sterne für diesen gelungenen Einblick in schwere Schicksale.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.01.2022

Zwischen Charakter und Klischee

0

Ich bin bei dieser Rezension nicht ganz unbefangen, denn ich habe selbst Verbindungen ins alte Land. Eine Zeit lang war ein Mensch mit Wochenendhaus bei Krautsand Teil meines Lebens, und so kann ich mir ...

Ich bin bei dieser Rezension nicht ganz unbefangen, denn ich habe selbst Verbindungen ins alte Land. Eine Zeit lang war ein Mensch mit Wochenendhaus bei Krautsand Teil meines Lebens, und so kann ich mir durchaus etwas vorstellen unter knorrigen Apfelbäumen und feuchten Reetdächern.

Dörte Hansens Buch spielt in dieser Welt an der Elbe bei Stade und zum Teil auf der anderen Elbseite, in Hamburg Ottensen. Sie erzählt die verwobene Geschichte dreier Generationen. Hildegard kommt als ostpreußischer Flüchtling in das Haus von Ida und ihrem Sohn Karl. An der Hand hält sie ihre Tochter Vera, die auch noch dann im Haus lebt, als alle anderen bereits gegangen sind. Viele Jahre später steht Anne mit ihrem Sohn Leeon vor der Tür. Sie ist Veras Nichte und auf der Suche nach einer Unterkunft.

Es entspinnt sich ein Alltagsdrama um Familie, Identität und Geschichte. Dörte Hansen erzählt vom Schrecken der Flucht, dem Horror des Krieges, den Tücken des Landlebens und den Neurosen der Hamburger, als hätte sie alles selbst miterlebt und genau beobachtet. Es entsteht ein Mikrokosmos, in dem man glaubt, alle Akteure genauestens zu kennen, von ihren Macken und Anwandlungen bis zum Stammbaum und der Farbe des Hausdaches. Dabei sind die Nebencharaktere ebenso plastisch gestaltet wie die Protagonistinnen: der sorgfältig Heinrich Lührs, die energische Dorfmutter Britta, der zugezogen Fotojournalist, selbst die Kindergärtnerin.

Diese Charaktere und ihre Geschichten machen dieses Buch lesenswert, das manchmal in Klischees abzurutschen droht und sich immer an der Grenze zwischen Bezauberung und Kitsch bewegt. Was dem Klappentext nicht zu entnehmen ist, ist dass sich Hildegards Flucht als Motiv zwar durch den Text hindurchzieht, aber nie das Hauptthema ist. Stattdessen bietet sie den Rahmen der Handlung, ist die Prämisse für die Handlungen und Emotionen der Protagonistinnen. Diese Schilderung habe ich als sehr realistisch empfunden. Das Thema ist irgendwie präsent, ohne jemals im Vordergrund zu stehen. Wer hier allerdings nach einer literarischen Aufarbeitung von Flucht und Ankunft im Alten Land sucht, wird durch dieses Buch nur begrenzt zufriedengestellt werden. Die Abhandlung dieses Thema geschieht in den Zwischentönen.

Insgesamt ist dieses Buch eine schöne und gar nicht mal wenig tiefgründige Lektüre für nachdenkliche Nachmittage. Weniger geeignet dürfte sie für Männer aus Hamburg Ottensen sein. Aber das ist ja auch mal in Ordnung.


Insgesamt bewerte ich das Buch mit 3,5 Sternen. Das bedeutet: Es hat mit gut gefallen.

Wichtig! Zu diesem Buch sollte es eine Triggerwarnung geben. Sie enthält einen leichten Spoiler:



TW: Suizid


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere