Erst gähnend langweilig, dann galoppiert die Handlung davon
Und nebenan der TodAdele und Niklas haben es sich in Venedig so richtig schön eingereicht und genießen das La Dolce Vita. Ein Anruf auf Berlin zerstört die Idylle, denn Adeles Freundin braucht ihre Unterstützung. Aber woher ...
Adele und Niklas haben es sich in Venedig so richtig schön eingereicht und genießen das La Dolce Vita. Ein Anruf auf Berlin zerstört die Idylle, denn Adeles Freundin braucht ihre Unterstützung. Aber woher so schnell eine Unterkunft nehmen ? Auf einer Tauschplattform werden die beiden fündig und tauschen mit Veronika und Konstantin die Wohnung. Die ganze Zeit ist da ein ungutes Gefühl, das sich immer mehr ausbreitet und schließlich schwappt der Unglück mit voller Wucht über Adele und Niklas. So hatten sie sich den Tausch nicht vorgestellt...
Ich liebe normalerweise die Bücher von Andrea Nagele, denn sie sind handwerklich Spitzenklasse, überzeugen mit einem gut durchdachten Plat und ganz viel Spannung, die an den Nerven zerrt. Doch mit "Und nebenan der Tod" habe ich dieses Mal keinen Glücksgriff getätigt, sondern eine krasse Bauchlandung erlebt.
Bis Seite 146 passiert nämlich nicht wirklich viel, ausser, dass die Protas unglaublich enervierend sind und mir fast die Lust am Lesen nehmen. Auf der einen Seite sind Adele und Niklas, die sich in Selbstbeweihräucherung verlieren und in einer Beziehung leben, die von gegenseitiger Abneigung und Anziehungskraft geprägt ist. Den Gipfel der Antipathie aber erklimmen Veronika und Konstantin mit spielender Leichtigkeit, denn beide Figuren sind in ihrer Art unglaublich lästig. Ihre Beziehung ist schon fast als toxisch zu bezeichnen und von (Verlust-)Ängsten geprägt.
Nagele verliert sich in den Beschreibungen der Szenerien, was das Leben in Venedig und Berlin betrifft, ohne wirklich auf den Punkt zu kommen. Von Thrill keine Spur, eher gähnende Langweile.. und das seitenweise.
Erst auf den letzten 80 Seiten wendet sich das Blatt und hier erscheint es so, als hätte die Autorin selbst gemerkt, dass sie etwas an Dramatik zulegen muss, um die Leser:innen bei der Stange zu halten. Das führt aber wiederum dazu, dass die Handlung davon galoppiert und sich die Ereignisse überschlagen. Vieles wirkt an den Haaren herbeigezogen und unglaubwürdig, sodass die Logik holpert. Auch ist manches zu offensichtlich und das geht zu Lasten des Nervenkitzels. Von einem Thriller erwarte ich, dass mir von Anfang an beim Lesen dieses ungute Gefühl im Nacken sitzt, ein Kribbeln in den Fingerspitzen zu spüren ist und meine Leseneugier die Seiten wie von selbst umblättert.
Hier finde ich leider überhaupt nichts davon und das Fazit lautet nicht nur "Augen auf beim Wohnungstausch", sondern auch bei der Wahl der Lektüre - schade :(