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Veröffentlicht am 17.07.2024

Redaktionsteam meines Herzens

Relight My Fire
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In Manchester fallen ja oft Regentropfen vom Himmel, doch dass einem ein Student nach meterhohem Flug vor die Füße fällt, das ist dann doch eher ungewöhnlich. Auch wenn Stella von ihrer Arbeit bei der ...

In Manchester fallen ja oft Regentropfen vom Himmel, doch dass einem ein Student nach meterhohem Flug vor die Füße fällt, das ist dann doch eher ungewöhnlich. Auch wenn Stella von ihrer Arbeit bei der Stranger Times einiges gewöhnt ist, ist dieser Vorfall für die frischgebackene Studentin nicht ohne. Wie gut, dass sie ihre Kollegen an ihrer Seite weis, die ihr bei der Aufklärung der Hintergründe helfen. Knallharte Recherche unter Zuhilfenahme von Grace‘ Keksen, Banecrofts Blunderbuss und nicht zuletzt der Zusammenarbeit mit Detective Sturgess aka Stielauge bringen die Mitglieder der Redaktionsfamilie an ganz neue Grenzen.
McDonnells Humor ist einfach großartig. Er pointiert haarscharf, ohne dabei gekünstelt zu wirken, und man kann beim Lesen oft nicht anders als laut zu lachen. Dieser Witz hat sich auch im nunmehr vierten Band nicht abgenutzt. Ebenso der Cast, denn auch an den Redaktionsmitgliedern lassen sich natürlich immer noch neue Seiten entdecken; Manny trägt beispielsweise neuerdings Hosen. Meistens zumindest. In diesem Band werden einige lose Fäden der vorherigen Teile wieder aufgenommen, man sollte diese also für den vollen Genuss kennen, auch wenn die eigentliche Kernhandlung abgeschlossen ist.
Die Handlung ist actionreich, fantasievoll, oft skurril, aber auf jeden Fall immer höchst unerwartet. Der Autor verbindet bekannte Fantasieelemente mit neuen Ideen, lässt aber gleichzeitig auch ein paar altbekannte Klischees in völlig neuem Licht erscheinen. Natürlich ist der Roman wieder gespickt mit einigen brandneuen Artikeln frisch aus der Druckerpresse, sodass man kein Abo der Stranger Times braucht, um zu wissen, dass Sarahs einfach die besten Leader abgeben. Der lockere Stil, die temporeichen und teils absurden Dialoge tun ihr übriges und so kann man einfach nicht anders als an den Seiten kleben zu bleiben. Ich habe jede Seite genossen, und kann nur hoffen, dass die Wartezeit bis zum nächsten Band nicht zu lange wird. Große, dicke Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Fantasie
Veröffentlicht am 18.01.2024

Toller historischer Roman

Essex Dogs
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Frankreich, 1346: Loveday FitzTalbot ist der Anführer einer zehnköpfigen Söldnertruppe, die sich zusammen mit dem englischen Heer in die Normandie einschiffen lassen. Nach vierzig Tagen sollen sie ihren ...

Frankreich, 1346: Loveday FitzTalbot ist der Anführer einer zehnköpfigen Söldnertruppe, die sich zusammen mit dem englischen Heer in die Normandie einschiffen lassen. Nach vierzig Tagen sollen sie ihren Sold bekommen, doch die Kampfhandlungen werden sich zum großen Hundertjährigen Krieg weiterentwickeln. Mittendrin: die Dogs.
Jones‘ Roman hat mich wirklich mitgerissen. Die Geschichte seiner zunehmend abgerissenen Truppe hat eine regelrechte Sogwirkung entwickelt. Obwohl man den groben historischen Ablauf natürlich kennt, wird gehörig Spannung aufgebaut. Der Stil hat mir sehr gut gefallen, historisches Hintergrundwissen fließt wie nebenbei mit der fiktiven Handlung zusammen; der Autor hat sich bisher mit historischen Sachbüchern einen Namen gemacht, doch auch dieses Romandebüt kann wirklich überzeugen. Er beschönigt nichts, das Leben auf diesem Feldzug ist hart und brutal, die Dogs (und alle anderen) kämpfen nicht nur gegen das französische Heer, sondern gegen brütende Hitze, manchmal fast tödliche Langeweile, erhitzte Gemüter; auch gegen seltene Gewissensbisse, denn warum soll eine einfache französische Bäuerin die Leidtragende sein, nur weil sich zwei Könige uneins sind? Gerade Lovedays Gedanken darf man als Leser oft nachvollziehen, was dem Geschehen oft noch einmal eine andere, tiefgründigere Note verleiht.
Bei den Essex Dogs handelt es sich um ganz unterschiedliche Männer: vom Glauben abgefallene Priester, dem Strang entkommene Mörder, abgehalfterte kampferfahrene Männer sowie Jungspunde, die noch ganz grün hinter den Ohren sind. Man erfährt nach und nach aus ihren bisherigen Leben, den ein oder anderen kann man danach besser verstehen. Trotzdem bleibt noch genug übrig für weitere Charakterentwicklungen in den Folgebänden der geplanten Trilogie. Auch historische Personen wie der schwarze Prinz spielen eine große Rolle, den Kapiteln sind Zitate aus Kriegsakten und Zeitzeugenberichten vorangestellt, auf einer Karte lässt sich der Feldzug nachvollziehen.
Der Normandiefeldzug gipfelt in der Schlacht bei Crécy, quasi dem endgültigen Startschuss des Hundertjährigen Krieges. Die Essex Dogs werden also noch genug Kämpfe ausfechten müssen. Ich freue mich schon darauf, lesend dabei zu sein.

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.10.2023

Sehr starker Band Drei

Love Will Tear Us Apart
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Erst vor wenigen Monaten hat die Stranger Times mit Hannah eine neue stellvertretende Chefredakteurin bekommen, schon brauchen sie wieder eine neue. Dabei hat die Mannschaft mit dem Irrentag, einem von ...

Erst vor wenigen Monaten hat die Stranger Times mit Hannah eine neue stellvertretende Chefredakteurin bekommen, schon brauchen sie wieder eine neue. Dabei hat die Mannschaft mit dem Irrentag, einem von Trauer zerfressenen Chef und einer Praktikantin mit ungeahnten Kräften mehr als genug zu tun. Doch diese ganz speziellen Mitarbeiter sind schon mit ganz anderen Unwägbarkeiten fertig geworden, und schaffen es doch auch immer noch eine Zeitung zu bauen; auch wenn es bei den Kreuzworträtseln mal haken kann.
„Love will tear us apart“ ist Teil Drei der Reihe und ich würde auch dazu raten vorher Teil Eins und Zwei zu lesen, da doch einiges an Vorwissen nötig ist. Mir hat dieser Teil wieder sehr gut gefallen, McDonnell schöpft wirklich aus den Vollen. Ich finde nicht nur den Humor des Autors großartig, sein Erzählstil holt mich einfach komplett ab. Sehr temporeich, bildhaft und schwarzhumorig erzählt er seine Story. Schlagfertige Dialoge und absurde Szenen gehören natürlich zur Handlung wie die Blunderbuss zu Banecroft. McDonnell spielt auch in diesem Band mit bekannten Fantasyelementen, hat aber auch eine große Menge eigener Ideen im Gepäck, die begeistern und die Handlung extrem kurzweilig machen. Altbekanntes wie die üblichen eingestreuten Artikel aus der Zeitung konnten mich ebenfalls wieder neu amüsieren. Der Cast ist größtenteils bekannt, und doch lassen sich unverhofft unbekannte Facetten entdecken. Gerade Grace hat endlich einen etwas größeren Raum einnehmen dürfen und wusste den perfekt für sich zu nutzen. Zudem gab es ein Wiedersehen mit zwei ganz besonderen Nebenfiguren über das ich mich sehr gefreut habe. Die Handlung entwickelt sich mehr als überraschend und actionreich, sodass sich das Buch schnell zum Pageturner mausert, der viel zu schnell gelesen war. Umso besser, dass Band Vier wohl schon in den Startlöchern steht, sofern die Begründer dessen Erscheinen nicht zu verhindern wissen. Es bleibt spannend in Manchester!

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Veröffentlicht am 13.09.2023

Absolute Leseempfehlung

Der Totengräber und der Mord in der Krypta (Die Totengräber-Serie 3)
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In der Gruft unterm Stephansdom lässt sich bei den nicht ganz so offiziellen Führungen gut gruseln. Manchmal auch zu gut, denn die Führungsgruppe entdeckt eine waschechte Leiche. Leopold von Herzfeldt ...

In der Gruft unterm Stephansdom lässt sich bei den nicht ganz so offiziellen Führungen gut gruseln. Manchmal auch zu gut, denn die Führungsgruppe entdeckt eine waschechte Leiche. Leopold von Herzfeldt wird mit dem prekären Fall betraut, denn bei dem Toten handelt es sich nicht nur um einen guten Freund seines Vorgesetzten, sondern er hat sich zudem bei den Spiritismusanhängern Feinde gemacht. Bei der Suche nach den Hintergründen ist natürlich auch wieder Totengräber Rothmayer von der Partie, denn niemand kennt die Toten Wiens so gut wie er.

Dieser dritte Band der Reihe ist wirklich ein Krimihighlight. Man muss die vorherigen Bände nicht zwingend gelesen haben (auch wenn die ebenfalls sehr empfehlenswert sind), um zusammen mit Julia, Leo und Augustin auf Verbrecherjagd gehen zu können. Die führt die drei in die wirklich obskuren Kreise der Geisterbeschwörer, Glaube trifft auf Wissenschaft, auch auf fragwürdige Pseudowissenschaften. Dem Autor gelingt es ganz hervorragend Hintergrundwissen zu vermitteln und ebenso aufzuzeigen, warum es doch gelang, so viele Leute davon zu überzeugen. Die Figuren spielen wieder gut zusammen; die kleinen Reibereien in der Beziehung Julia/Leo werden fortgeführt, nehmen aber nicht zu viel Raum ein. Heimlicher Star ist natürlich der Totengräber, der mit seiner ruhigen und gewissenhaften Art wieder überzeugt. Auch seine Ziehtochter Anna hat mir in ihrer Rolle wieder super gefallen. Ergänzt wird der gesetzte Cast durch einen berühmten Überraschungsgast, der sich ganz hervorragend einfügt. Auch sonst überzeugt der Autor wieder mit unerwarteten Entwicklungen, weiß hervorragend Spannung aufzubauen und trotzdem bleibt genug Zeit um ein sehr lebendiges Bild der Stadt aus dem Jahre 1895 zu zeichnen. Ergänzt wird die Handlung durch die bereits bekannten Auszüge aus dem neuesten wissenschaftlichen Werk aus der Feder des Totengräbers. All das passt wunderbar zusammen und ergibt so einen sehr spannenden, lebendigen historischen Krimi, den ich wirklich kaum aus der Hand legen konnte. Für mich der bisher beste Teil der Reihe.

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Veröffentlicht am 29.05.2023

Leben mit der Katastrophe

Blue Skies
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Die Geschichte dreht sich um das ältere Ehepaar Frank und Ottilie, sowie ihre erwachsenen Kinder Cooper und Cat. Während Cooper sich nicht nur beruflich Gedanken um Artenschwund, Klimawandel und die Möglichkeiten ...

Die Geschichte dreht sich um das ältere Ehepaar Frank und Ottilie, sowie ihre erwachsenen Kinder Cooper und Cat. Während Cooper sich nicht nur beruflich Gedanken um Artenschwund, Klimawandel und die Möglichkeiten jedes einzelnen dagegen macht, lebt Cat das andere Extrem: obwohl das eigene Haus dank steigendem Meeresspiegel ständig von den Fluten bedroht ist, schert sie sich einen ziemlich Dreck um das Thema.
Boyles Roman lässt den Leser hautnah spüren, wie die Zukunft in nur wenigen Jahren aussehen könnte, aussehen wird. Zwei Extreme (Dürre und Flut) in nur einem Land zeigen schon deutlich mit welche verschiedenen Problemen und Gefahren wir uns auseinandersetzen müssen. Auch wie schnell die Auswirkungen zum Alltag dazugehören werden, egal ob man ignorant (Cat), sehr bewusst (Cooper) oder bemüht (Ottilie) dagegen angeht. Die Figuren sind wirklich sehr unterschiedlich, dabei detailliert gezeichnet und immer für eine Überraschung gut. Ich konnte eigentlich jeder etwas abgewinnen, nicht zuletzt weil es kein reines Schwarz-Weiß-Denken gibt. Der Stil ist locker und ruhig, trotzdem wird sowohl Positives wie auch Negatives hervorgehoben. Auch Abstruses, wovon der Autor so einiges im Roman versteckt hat. Die Handlung ist abwechslungsreich, unvorhersehbar und dabei trotzdem nicht überfrachtet. Mich hat Blue Skies bei allem, was bedrückt und nachdenklich machte, trotzdem ganz wunderbar unterhalten. Eine wirklich gelungene Mischung.

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