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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.02.2024

Hält dem Vergleich nicht stand

Thieves’ Gambit
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Ein Wettbewerb unter Meisterdieben- diese Art von Thema ist mir in Büchern bisher leider noch viel zu selten untergekommen. Und so greife ich natürlich sofort danach, zumal hier auch noch der Vergleich ...

Ein Wettbewerb unter Meisterdieben- diese Art von Thema ist mir in Büchern bisher leider noch viel zu selten untergekommen. Und so greife ich natürlich sofort danach, zumal hier auch noch der Vergleich mit Oceans Eleven angestrebt wird (einer meiner Lieblingsfilme).

Ross Quest wächst in einer der berühmten Diebesfamilien auf und hat damit eine gewisse Stellung zu wahren und Erwartungen zu erfüllen. Um aus ihren familiären Verpflichtungen auszubrechen und auf eigenen Beinen zu stehen, meldet sie sich bei einem Wettbewerb an, bei dem eine große Belohnung winkt. Doch schnell wird es ernster als gedacht.

Mit seinen jugendlichen Protagonisten und der teilweise doch recht einfachen Story wirkt das ganze Buch leider eher wie Oceans Kindergarten. Man kann den Figuren ihr Können nicht immer zu hundert Prozent abnehmen, vor allem die verschiedenen Gimmicks wirken etwas an den Haaren herbeigezogen.

Darüber könnte man noch hinwegsehen, wären die Wendungen etwas ausgefeilter und weniger vorhersehbar. Hinzu kommt dann natürlich noch der obligatorische Love Interest, den die Geschichte auch nicht unbedingt gebraucht hätte.

Roslyn als Hauptfigur hat ihre Ecken und Kanten, macht insgesamt aber eigentlich eine ganz positive Entwicklung durch, würde sie sich nicht so unnötig durch diese eine Figur ablenken. Die jugendlichen Gedankenkreisel, die sie immer wieder durchläuft, werden mit der Zeit dann doch etwas anstrengend.

Nichts desto trotz hätte die Story als abgeschlossener band für mich gut funktioniert, hätte man an der Auflösung und dem Ende noch etwas gefeilt. Ob der Stoff auch für mehrere Bände funktioniert, bin ich mir leider nicht sicher.

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Veröffentlicht am 14.01.2024

Besser als Orwell?

Julia
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Wer, wie ich, denkt, dass dieses Buch ein guter und hilfreicher Einstieg in die von George Orwell erschaffene Welt von "1984" sei, könnte eventuell enttäuscht werden.

Julia lebt als Mechanikerin in einem ...

Wer, wie ich, denkt, dass dieses Buch ein guter und hilfreicher Einstieg in die von George Orwell erschaffene Welt von "1984" sei, könnte eventuell enttäuscht werden.

Julia lebt als Mechanikerin in einem totalen Überwachungsstaat. Tagsüber gibt sie sich linientreu und vollkommen integriert, doch insgeheim hat sie verschiedene Wege gefunden, die Grenzen zu dehnen und sogar zu übertreten. Doch das aufblühende Verhältnis zu ihrem Kollegen Winston wird ihr zum Verhängnis.

Diese hier beschriebene Welt erscheint düster und hoffnungslos, das Leben der Menschen ist bestimmt von einer Kälte und Emotionslosigkeit, die das Mistrauen untereinander schürt. Das schlägt sich sowohl in den Beschreibungen als auch, und das auf eine sehr unbequeme Art, in den Dialogen nieder. Dadurch lässt sich das Buch stellenweise nur sehr schwer ertragen, wirkt aber gleichzeitig auch sehr authentisch.

Diese emotionale Kälte trägt natürlich dazu bei, dass man zu keiner der Figuren eine irgendwie geartete Sympathie aufbauen kann. Besonders Julia bleibt den ganzen Roman über sehr ambivalent. Mal agiert sie sehr naiv, dann wiederum überaus berechnend und kalt. In ihrer Zuneigung, wenn man das überhaupt so nennen kann, scheint sie sehr wankelmütig.

Soweit scheint sich die Neuauflage mit dem Original zu decken. Allerdings driftet die Sprachwahl ab dem ersten Drittel des Romans zu sehr ins vulgäre ab. Gefühlt geht es nur noch um Fi*en und Fo*en, die Szenen werden immer härter und ab einem gewissen Punkt nur noch schwer zu ertragen.

Die letzten Seiten des Romans dann bieten den Versuch, die Geschichte des Originals weiterzuführen, zu einem befriedigenden Ende zu bringen, das aber zumindest mir nicht schlüssig genug erscheint.

Insgesamt war das Buch nicht schlecht und würde, stünde es für sich selbst, einen radikalen, aber interessanten Roman abgeben. Doch ich habe das Gefühl, dass es einem Vergleich mit George Orwell nicht standhalten kann.

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Veröffentlicht am 08.11.2023

Interessantes Thema schwach umgesetzt

Das Buch Eva
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"Das Buch Eva" erzählt eine sehr alte Geschichte über den ständigen Kampf zwischen Mann und Frau, Kirche und Mystizismus, Tugend und.. ja was eigentlich? Der Sünde, die die Frau verkörpert?

Beatrice dient ...

"Das Buch Eva" erzählt eine sehr alte Geschichte über den ständigen Kampf zwischen Mann und Frau, Kirche und Mystizismus, Tugend und.. ja was eigentlich? Der Sünde, die die Frau verkörpert?

Beatrice dient als Bibliothekarin im Kloster und hat dort ihren sicheren Rückzugsort gefunden. Sie scheint sehr in sich gekehrt, schafft es kaum eine Verbindung zu ihren Mitschwestern aufzubauen. Doch als eines Abends zwei schwer verletzte Frauen das Kloster erreichen und ihr eine der beiden auf dem Sterbebett ein mysteriöses Buch überreicht, ändert sich für sie alles.

Dank dieses Buches entbrennt schnell ein Kampf zwischen den Frauen und Bruder , der vorgeblich den Glauben und die Seelen der Frauen schützen will.
Denn der Mensch fürchtet, was er nicht verstehen oder vielmehr kontrollieren kann.

Auch wenn es vordergründig um Glauben und historischen Kontext geht, schwingen auf jeder Seite Feminismus und Empowerment mit. Der Text ist stark und eingenwillig, was man von seiner Hauptfigur leider nicht so ganz behaupten kann.

Beatrice ist für meinen Geschmack die größte Schwäche des Buches. Sie taumelt und schwebt viel mehr durch ihre eigene Geschichte, als dass sie die Richtung vorgeben würde. Man könnte nun sagen, dass sie damit die durchschnittliche Frau mit all ihren Schwächen und Ängsten verkörpert, aber das allein reicht mir für eine überzeugende Hauptfigur nicht.

Ihr Ton ist oft zu schwach und ab und zu würde ich sie am liebsten einfach nur ganz kräftig schütteln.

Insgesamt hat das Buch also seine Schwächen, aber die Thematik an sich ist stark.

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Veröffentlicht am 16.10.2023

Kein Feingefühl

Mord im Christmas Express
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Wie ein Leuchtfeuer schwebt Agatha Christie über diesem Christmas-Express und verheißt weihnachtliche Atmosphäre und spannende Kriminalfälle. Was die Autorin daraus gemacht hat, kann dann leider doch nicht ...

Wie ein Leuchtfeuer schwebt Agatha Christie über diesem Christmas-Express und verheißt weihnachtliche Atmosphäre und spannende Kriminalfälle. Was die Autorin daraus gemacht hat, kann dann leider doch nicht überzeugen.

Pünktlich zu Weihnachten versinkt Großbritannien im Schneechaos und keine Züge fahren mehr. Bis auf den einen, der die letzten Passagiere zu ihren Familien in die Highlands bringen soll. Doch auf der Strecke entgleist der Zug und die erste Leiche lässt nicht lange auf sich warten.

Das Setting kommt einem sehr bekannt vor und auch die Konstellation verschiedener Figuren lässt stark an die Grand Dame des britischen Krimi erinnern. Und doch schafft es das Buch nicht, überzeugende Figuren zum Leben zu erwecken. Natürlich werden verschiedenste Themen und Probleme aufgeworfen, eines härter und krasser als das andere. An mancher Stelle wäre eine Triggerwarnung vielleicht nicht verkehrt gewesen.

Und doch fühlt es sich an, als ob man diese Theme mit der Keule eingeprügelt bekommen würde, es fehlt das Feingefühl, mit dem die Figuren über Frühgeburten, körperliche Übergriffe und Suchtprobleme sprechen sollten.

Und auch die eigentliche Handlung könnte ein wenig mehr Würze vertragen. Die Hinweise auf die Tatperson häufen sich relativ schnell und die Aufklärung des Mordfalls verkommt zwischendurch zur Nebensache.

Zudem schaffe ich es nicht, auch nur für eine der Figuren Sympathie zu entwickeln.

Insgesamt vermisst man vor allem aber die weihnachtliche Stimmung. Der Zug könnte genauso gut auch Highland Express heißen. Bis auf das Dtum und den Schnee deutet nichts auf diese besinnliche Zeit hin.

Insgesamt wurden meine Erwartungen leider enttäuscht.

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Veröffentlicht am 16.10.2023

Der Titel ist Programm

Zeiten der Langeweile
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Wie so oft in letzter Zeit, fängt das Buch gut an, klingt unheimlich vielversprechend und lässt dann zum Ende hin immer mehr nach in seiner Wirkungskraft und Überzeugung.

Mila hat Angst für ihre im Internet ...

Wie so oft in letzter Zeit, fängt das Buch gut an, klingt unheimlich vielversprechend und lässt dann zum Ende hin immer mehr nach in seiner Wirkungskraft und Überzeugung.

Mila hat Angst für ihre im Internet getroffenen Aussagen gecancelt zu werden und steigt aus. Was als langsames Detoxing beginnt, steigert sich nach und nach zu einem in jeder Hinsicht ungesunden Verhalten.

Ich denke, mein erstes Problem mit diesem Buch waren die ursächlichen Beweggründe der Hauptfigur. Angst vor Cancelculture kann man doch eigentlich nur haben, wenn man sich bewusst ist, etwas falsches geschrieben oder gesagt oder getan zu haben. Das Ganze Buch über konnte ich allerdings keinen Grund finden, der Milas Angst hätte begründen können.

Dementsprechend übertrieben kamen mir sämtliche ihrer Reaktionen und Gedankengänge im Verlaufe des Buches immer mehr vor. Von nachvollziehbar zu besorgniserregend innerhalb von 200 Seiten- das muss man auch erstmal schaffen.

Dabei könnte man das Thema Ausstieg aus dem Internet auf jedes andere übertragen. Die Strukturen, die hier nach und nach gebildet werden und das Gedankenkarussell, in dem sich Mila nach und nach verrennt, sind leider universell und nur deshalb ist der Roman in gewisser Weise interessant.

Allerdings muss man als Leser seine Schlüsse selbst ziehen aus dem Beobachteten und bekommt ein für meinen Geschmack viel zu offenes Ende.
Vielleicht hat mein Interesse zum Schluss auch einfach nur nicht mehr ausgereicht um sich gebührend Gedanken machen zu können.

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