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Veröffentlicht am 10.11.2023

Mit Heiterkeit gegen den Ernst des Lebens

Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte
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Ich mag Bücher, die mich zum Nachdenken anregen. Das kleine Büchlein von Axel Hacke ‚Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte‘ trifft also ...


Ich mag Bücher, die mich zum Nachdenken anregen. Das kleine Büchlein von Axel Hacke ‚Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte‘ trifft also genau meinen literarischen Geschmack, es löst Gedankengänge aus.

Der Zeichner Sempe sagt: Man kann nicht leben, wenn man nicht heiter ist. Selbst wenn alles danebengeht gibt es noch das Heitere. Man könne es auch Lebensfreude nennen oder Seinsfreude. Und ohne Trost – das ist man sowieso; man ist vollständig untröstlich. Ich bin beides…. Man kann beides sein, untröstlich und heiter, zugleich oder nacheinander, wie auch immer, schreibt Hacke. Es geht nicht um das Ernste oder das Heitere, sondern um beides zusammen. Es geht um das Ganze.

Und Loriot antwortete auf die Frage, ob die Deutschen weniger Humor hätten als andere Völker: Nein, das glaube ich nicht. Sicher sei aber: Sie nähmen ihn nicht so wichtig wie andere.

Hacke beleuchtet in seinem Büchlein »Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte« verschiedene Aspekte der Heiterkeit und der Ersthaftigkeit. Er analysiert Siegmund Freud, Charlie Chaplin, Loriot und vielen Quellen in Literatur und Filmen. Heiterkeit ist gerade in Krisenzeiten notwendig. Angesichts von Krieg und Klimawandel ist vielen Menschen nicht zum Lachen. Betrachten wir Heiterkeit als Bewältigungsstrategie. Gerade in diesen Zeiten bietet sie uns ein Schutzschild. Man darf ruhig auch heiter sein, auch wenn die Umstände ernst sind. Deshalb müssen wir die Probleme der Welt nicht ignorieren, aber:

Eigentlich ist es ein Trostbuch, denn erheitert hat mich die Lektüre nicht. Da hatte ich mir etwas mehr versprochen. Trotzdem ein Buch das nachdenklich stimmt

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Veröffentlicht am 06.11.2023

Teufelskreis

Close to Home
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Sean ist 22 Jahre alt, ohne Aussicht auf eine positive Zukunft. Er hat zwar einen Uni-Abschluss in der Tasche, bekommt aber keinen Job. Er lebt in einem Stadtteil von Belfast in dem die Menschen in Armut ...

Sean ist 22 Jahre alt, ohne Aussicht auf eine positive Zukunft. Er hat zwar einen Uni-Abschluss in der Tasche, bekommt aber keinen Job. Er lebt in einem Stadtteil von Belfast in dem die Menschen in Armut leben. Die Nachwirkungen der Nordirland-Konflikte sind noch spürbar. Sean jobbt in einem schlecht bezahlten Job in einem Nachtclub. Er träumt davon Schriftsteller zu werden. Noch hängt er in einem Teufelskreis aus Partys und Drogen fest und landet schließlich vor Gericht, weil er einen Mann niedergeschlagen hat.

Michael Magee gelingt es sehr gut die hoffnungslose Lebenssituation von Sean und seinem Umfeld einzufangen. Seans Mutter leidet unter Angstzuständen. Seit ihrer Jugend ist sie auf Valium. Die Schüsse und Anschlägen der IRA belasten sie noch heute. Seans älterer Bruder Anthony hängt ebenfalls voll durch. Er wurde in seiner Kindheit missbraucht.

‚Close to home‘ ist ein gut geschriebenes Debüt eines talentierten Autors. Die Zeichnungen von Sean und seinen Freunden kommen realistisch rüber. Das wilden Partyleben ist ein Ausdruck der Trostlosigkeit, ein Ablenken und zeigt doch die Verletzlichkeit. Das Kriegstrauma der Eltern und Großeltern wirkt in der nachfolgenden Generation nach. Meinen vollen Respekt hat Mairead, sie kommt ebenfalls aus diesem Milieu, doch sie scheint die Kurve bekommen zu haben. Sie versucht sich eine bessere Zukunft aufzubauen. Dem Autor gelingt es, die Leser mitzunehmen. Die Atmosphäre ist fast durchweg bedrückend, gezeichnet von Perspektivlosigkeit. Die Suizidrate in den vom Nordirlandkonflikt betroffenen Gebieten ist noch 20 Jahre Friedensprozess sehr hoch. Eigentlich kein Wunder, wenn man keine positive Wende für sein Leben sieht.

Mein Lieblingssatz: Der äußere Eindruck trügt oft. Erlaub dir kein schnelles Urteil über jemanden.‘

Fazit: Ein gutgeschriebenes Debüt, doch die beschriebene Atmosphäre ist kaum zu ertragen. Kein Buch, dass ich ein zweites Mal lesen möchte.

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Veröffentlicht am 03.11.2023

Der Berg ruft

Gipfelrausch
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„Bergsteigen ist mehr als Sport. Es ist eine Leidenschaft.“ Hermann Buhl (1924-1957), österreichischer Alpinist

Der französische Alpinist Lionel Terray nannte das Bergsteigen „die Eroberung des Unnützen.“ ...


„Bergsteigen ist mehr als Sport. Es ist eine Leidenschaft.“ Hermann Buhl (1924-1957), österreichischer Alpinist

Der französische Alpinist Lionel Terray nannte das Bergsteigen „die Eroberung des Unnützen.“ Zugegeben, Bergsteigen ist eine brotlose Kunst und zudem, wenn man weiter anreisen muss, ein kostspieliges Hobby. Für Bergsteiger besteht definitiv der Genuss darin, auf einen „Haufen Steine“ zu steigen. Bergsteiger sind durchdrungen von der Lust am Aufstieg, neue Herausforderungen anzupacken und einen Berggipfel zu erklimmen. Bergsteigen ist eine anstrengende Sache, und zudem nicht ungefährlich. Aber wer von dieser Leidenschaft gepackt ist, nimmt viele Mühen für ein einmaliges Gipfelerlebnis in Kauf.

Der Autor Philipp Laage verbrachte schon als Kind, mit seinem Bruder Felix und den Eltern, die Sommer im Tiroler Zillertal. Bereits da wurde die Liebe zu den Bergen geweckt. Wir erfahren von der ersten amtlich beglaubigten Bergbesteigung im Jahre 1492. Auch Alexander von Humboldt versuchte sich auf seiner ersten Südamerika-Expedition bereits an der Besteigung des Chimborazo. Der 6269 Meter hohen Vulkan hielt man damals für den höchsten Berg der Welt. Humboldt kam bis auf 5350 Meter und kam damit so hoch wie niemand zuvor.

Der Autor erzählt uns von seinen abenteuerlichen Besteigungen, von Gipfelglück, Hüttenzauber und Bergkameradschaft. Wir lesen über die Besteigung des Kilimandscharo, der Anden, des Fuji, dem Großén Kaukasus, des Ruwenzori in Uganda und des Pamir in Kirgistan.

Philipp Laage erzählt spannend und unterhaltsam. Man erlebt mit ihm den Gipfelrausch. Er lässt uns teilhaben an seinen Gedanken, wir erhalten Informationen über Land und Leute, er gibt nützliche Tipps, was man bei Bergbesteigungen beachten sollte. Er beschreibt sehr schön, die Gefühle, die einem im Kontakt mit der Natur fluten. Das Gefühl ist einfach unbeschreiblich.

Sicherlich ist nicht für jeden nachvollziehbar, was die Faszination der Berge ausmacht. Ist es die atemberaubende Aussicht die man hat, wenn man auf dem Gipfel steht? Ist es die sportliche Herausforderung, oder der Drang: Ich muss diesen Berg bezwingen?

Das Cover des Buches ist hochwertig gebunden und auch das Kapitellayout mit dem Foto des jeweiligen Berges, ist gut gelungen.

Fazit: Spannend, nicht nur für Bergfreaks.

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Veröffentlicht am 02.11.2023

Professionelle Pflege darf nicht werten

Zwischen Mauern
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„Zwischen Mauern“ erzählt von Meta, einer jungen Bankangestellten, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, in ihrer Freizeit ehrenamtlich in einem Pflegeheim Sitzwachen an den Betten von schwer pflegebedürftigen ...


„Zwischen Mauern“ erzählt von Meta, einer jungen Bankangestellten, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, in ihrer Freizeit ehrenamtlich in einem Pflegeheim Sitzwachen an den Betten von schwer pflegebedürftigen Menschen zu übernehmen. Ihr Patient ist Herr T. auf Zimmer Nummer 9, der nachts, sobald es dunkel wird zu schreien beginnt. Niemand weiß was dahinter steckt. Das Pflegeheim selbst ist in einem desolaten Zustand. Es ist in Auflösung begriffen, wird in absehbarer Zeit die Tore schließen. Das Pflegepersonal ist quasi nur noch eine Notbesetzung und für viel zu viele Patienten zuständig. Der Pfleger Moses liebt seinen Beruf, auch wenn ihm die Situation auf der Station psychisch und physisch überfordert, da sie das Erträgliche längst überschritten hat. Er ist in der Nachtwache alleine für zwei Stationen und 52 Patienten zuständig. Ein unhaltbarer Zustand. Die Heimatmosphäre ist sehr bedrückend.

Sechs Nächte begleiten wir Meta, die sich liebevoll und engagiert dem todkranken Herrn T. in den Nächten zuwendet, ihn beruhigt und auf ihn einwirkt. Sie versucht ihrem Patienten die letzten Tage so angenehm wie möglich zu gestalten. Sie liest ihm Märchen vor und singt Kinderlieder, die er zu mögen scheint. Doch dann erfährt Meta von dessen Vergangenheit. Das löst bei ihr einen inneren Konflikt aus. Die Frage ist: Muss man einem Menschen die Hand halten, wenn sich alles dem Ende zuneigt – einem Menschen, der es nicht verdient? Haben wir darüber zu entscheiden? Dürfen wir werten? Benötigt nicht auch er in seinen letzten Stunden Beistand? Wie bleibe ich trotz diesem Wissen professionell und kann ich meine Emotionen ausblenden? Ich bin der Meinung, professionelle Pflege darf nicht werten. Die hochsensible Meta unterhält sich mit der verstorbenen Else, die ihr immer wieder Mut zuspricht.

Das Buch ist flüssig geschrieben und leicht zu lesen. Es gliedert sich in 6 Kapitel mit kurzen Leseabschnitten. Leider konnte ich zur Protagonistin Meta keine reelle Verbindung aufbauen. Auch wenn sie sich liebevoll um Herrn T. kümmert, so hätte ich doch gerne mehr über ihren eigenen Hintergrund, ihre Beweggründe erfahren. Ich hatte mir da mehr erwartet. Die deprimierende Atmosphäre in dem Heim ist greifbar beschrieben. Nicht nur die Menschen sterben hier, auch das Heim geht seinem Ende zu. Der katastrophale Pflegenotstand wird deutlich thematisiert. Positiv, fand ich, dass sich Moses und der Arzt, trotz der trostlosen Situation, ihre Menschlichkeit erhalten haben.

Fazit: „Zwischen Mauern“ regt zum Nachdenken an. Man fragt sich unwillkürlich: Wie würde ich mich in dieser Situation verhalten.

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Veröffentlicht am 17.10.2023

Ein Wohnexperiment

Der beste Platz zum Leben
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In Anne Weiss neuesten Buch ‚Der beste Platz zum Leben‘ geht die Autorin auf die Suche nach dem perfekten Zuhause. In meinem Leben, habe ich den besten Platz längst gefunden. Aber es war interessant zu ...


In Anne Weiss neuesten Buch ‚Der beste Platz zum Leben‘ geht die Autorin auf die Suche nach dem perfekten Zuhause. In meinem Leben, habe ich den besten Platz längst gefunden. Aber es war interessant zu lesen, welche Möglichkeiten es gibt. Anne Weiss stellt ihn ihrem Buch verschiedene Wohnkonzepte vor.

Ich bin ja ein Fan von Tiny-Häusern. Leider lebt es sich in so einem Häuschen in der Realität bei weitem nicht so romantisch, wie ich mir das in der Theorie vorgestellt hatte. Auch ein Smart-Home wäre auf keinen Fall mein Traum. Der Energieverbrauch in diesen Häusern ist enorm hoch und es fällt viel Elektroschrott an, wenn die Geräte schlapp machen. Dazu kommt, ich misstraue KIs.

Was ich über diese 170 km lange Hightec-City in der saudischen Wüste gelesen habe, ist der blanke Wahnsinn. Und auch Toyota arbeitet an der Stadt der Zukunft. Dieses Woven City hört sich für mich nach Science-Fiktion an. Für mich als Landkind unvorstellbar und auch nicht liebens- und lebenswert. Okay, das mag jeder sehen, wie er mag.

Für das Mehrgenerationenhaus könnte ich mich erwärmen. Und über altersgerechtes Wohnen sollte man sich unbedingt Gedanken machen. Das bezahlbarer Wohnraum in den Städten schwer zu finden ist, ist leider nicht von der Hand zu weisen. Da muss sich unbedingt was tun. Das Buch enthält noch viele weitere Wohnideen, auf die ich nicht näher eingehen möchte.

Anne Weiss stellt uns die verschiedenen Wohnkonzepte in einer Art Tagebuch vor. Dadurch wird der Stoff etwas lockerer präsentiert wie in einem Sachbuch. Nach jedem Kapitel gibt es eine Zusammenfassung mit weiterführenden Tipps und Links. Das Buch liest sich flüssig und unterhaltsam und bietet zudem noch viel an Information.

Fazit: Ein gut recherchiertes Buch, dass Einblick über die verschiedenen Wohnsituationen gibt und zum Nachdenken anregt.



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