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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.10.2023

Leichte Sommerlektüre

Sommertage im Quartier Latin
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Lola Mercier ist in Paris, im Quartier Latin, aufgewachsen und verbindet die Zeit stark mit ihrer Kindheit und Jugend. In ihren Jahren als (frühe) Erwachsene ist sie durch die Welt gereist und hat jede ...

Lola Mercier ist in Paris, im Quartier Latin, aufgewachsen und verbindet die Zeit stark mit ihrer Kindheit und Jugend. In ihren Jahren als (frühe) Erwachsene ist sie durch die Welt gereist und hat jede Menge neue Eindrücke und Erfahrungen gesammelt. Als sie erfährt, dass ihre Großmutter Rose plötzlich verschwunden ist, kehrt Lola ins Quartier Latin zurück und macht sich auf die Suche nach dem Verbleib ihrer Großmutter. Dabei werden alte Erinnerungen wach, sie begegnet den Menschen, die sie schon früher kannte und entdeckt das Quartier noch einmal auf eine neue Art. In diesem Sommer knüpft sie unter anderem Kontakt zu Jacobine, einer älteren Opernsängerin, dem Lebkuchenverkäufer Pierre und den Cafébesitzer Fabien, dem sie früher einmal näher gekommen ist.

Lily Martin lässt Lola in das Pariser Stadtleben eintauchen, den Sommer genießen und sich selbst sowie ihrem Sinn im Leben ein Stück näher kommen. Ich mochte die Begegnungen im Viertel, die Liebesgeschichte, die sich entwickelt und auch Lolas Gedanken und Gefühle, auf der Suche zu sein, zu überlegen, wieder nach Paris zu ziehen und sich dort niederzulassen. Allerdings hatte ich erwartet, dass im Fokus des Romans das Verschwinden der Großmutter steht, das tatsächlich arg in den Hintergrund rückt. Zwischendurch gibt es eine Spur, jedoch steht Lolas fröhlich-leichter Sommer im Quartier eher im Mittelpunkt.
Die Autorin schreibt flüssig, sehr leicht und die eingebetteten fränzösischen Phrasen haben das Paris-Gefühl beim Lesen verstärkt.

Ein leichter, sommerlicher Roman, den ich für den Urlaub empfehlen würde, der mir jedoch nicht lange in Erinnerung bleiben wird.

Veröffentlicht am 08.10.2023

Schwächelt in der zweiten Hälfte

Totenlichter
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Die Polizeipsychologin Anna Wasmuth ist in eine neue Wohnung gezogen, hat ihre Umzugskartons jedoch noch nicht ausgepackt, als jemand bei ihr einbricht und eine mysteriöse Nachricht hinterlässt. Die lässt ...

Die Polizeipsychologin Anna Wasmuth ist in eine neue Wohnung gezogen, hat ihre Umzugskartons jedoch noch nicht ausgepackt, als jemand bei ihr einbricht und eine mysteriöse Nachricht hinterlässt. Die lässt darauf schließen, dass ein vermeintlicher Selbstmord einer jungen Frau in einer Kirche gar kein Selbstmord, sondern Mord gewesen sein soll. Außerdem gibt es weitere Hinweise, dass auch andere Tode, die als Selbstmord behandelt wurden, ebenfalls diesem Täter zugeordnet werden können, was den LKA-Ermittler Jan Nygård auf den Plan ruft. Gemeinsam mit Anna verfolgt er die Spuren und stößt auf einen Zusammenhang zwischen den Toten: Sie alle waren Opfer eines Busunfalls im Elbtunnel, den sie gerade so überlebt haben.

"Totenlichter" ist der zweite Band um Anna Wasmuth und Jan Nygård. Wer die beiden persönlich besser kennenlernen und ihre Verhaltensweisen besser verstehen möchten, sollten den Vorgänger "Schmerzwinter" lesen. Dieser Teil ist natürlich unabhängig davon lesbar.
Den Plot fand ich spannend: Ein Serienmörder, der sich auf die Beteiligten eines Busunfalls fokussiert und sie irgendwie in den Selbstmord treibt? Ich wollte unbedingt wissen, was dahintersteckt und war in der ersten Hälfte des Buches auch noch sehr gespannt, da ich einen guten Überblick bekam und viel passierte. Ab einem gewissen Punkt änderte sich dies jedoch: Mir war sofort klar, wer der Täter ist, auch wenn sein Motiv noch nicht klar war.
Das Verhalten der beiden Ermittelnden habe ich oftmals hinterfragt. Jan ist irgendwie ruppig, genervt, fast schon aggressiv und Anna geht so viele Risiken ein und handelt unbedacht, was meines Erachtens überhaupt nicht zu ihrem Job als Polizeipsychologin passt. An manchen Stellen verheddert sich Aaron Sander in seiner Erzählung, es entstehen Längen, offene Fragen und nicht alle werden zum Schluss beantwortet. Das Ende kam, dafür dass vorher so ausschweifend und teilweise wiederholend erzählt wurde, etwas plötzlich und war für mich abschließend leider auch etwas konfus.
Konnte mich zum Schluss hin leider nicht überzeugen, aber wer die Reihe um Wasmuth und Nygård sowie konsturierte Thriller mag, ist hier sicher gut bedient.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 06.10.2023

Noch Luft nach oben

Die Spur der Aale
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In Frankfurt wird eine Leiche aus dem Main gezogen: Es ist der Zollfahnder Lars Mathissen, der am Flughafen arbeitet. Da die Staatsanwältin Greta Vogelsang Bereitschaftsdienst hat, wird sie zum Tatort ...

In Frankfurt wird eine Leiche aus dem Main gezogen: Es ist der Zollfahnder Lars Mathissen, der am Flughafen arbeitet. Da die Staatsanwältin Greta Vogelsang Bereitschaftsdienst hat, wird sie zum Tatort bestellt und gerät ins Grübeln. Mathissen hat sie erst vor kurzem kontaktiert, da er einer Gruppe Schmugglerinnen auf die Spur gekommen sei und ihr entsprechende Informationen zukommen lassen wollte. Daher fällt es Vogelsang schwer, an einen Unfall zu denken. Auch Mathissens Tochter ist davon überzeugt, dass hier jemand nachgeholfen hat und ihr Vater nicht verunfallt ist. Daher macht sich Greta Vogelsang auf die Suche nach Lars Mathissens Mörder, der Fall wird nicht mehr nur als Kapitalverbrechen geführt und Greta gerät bald selbst in den Fokus der Schmugglerinnen.

"Die Spur der Aale" ist der Auftakt einer neuen Krimireihe um die Staatsanwältin Greta Vogelsang. Florian Wacker schreibt einfach gehalten, flüssig und erzählt anschaulich von den verschiedenen Akteur*innen und Handlungsorten. Allerdings verfängt er sich dabei in Ausführungen, die oftmals belanglos wirkten und dessen Relevanz sich mir nicht erschloss. Den Plot finde ich interessant, da ich mich bis dahin noch nicht mit dem Schmuggeln von Aalen auseinandergesetzt habe. Allerdings fehlte es mir an einem straffen Spannungsbogen und an Tiefe in der Erzählung. Spannung kam wenig auf, die düstere Atmosphäre des Covers hingegen ließ sich an den entsprechenden Stellen gut herauslesen.
Leider blieb mir auch Greta Vogelsang zu blass. Wir erfahren noch nicht viel von ihr und ich empfand sie bis zum Schluss als eher oberflächlich und konnte keine Verbindung zu ihr herstellen, was für mich bei ermittelnden Figuren schon wünschenswert wäre.

In meinen Augen ein etwas schwacher Auftakt einer neuen Reihe, bei der das Potential auf jeden Fall da ist. Auch wenn mich "Die Spur der Aale" nicht gänzlich überzeugt hat, würde ich dem nächsten Band noch eine Chance geben.

Veröffentlicht am 29.09.2023

Ermittlungsarbeit gerät immer mal wieder in den Hintergrund

Die Akte Madrid
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In einem Luxushotel in Granada wird im Jahr 2016 ein surrealistisches Gemälde gestohlen und der Besitzer Franziskus Ritter, der deutsche Verteidigungsminister, gerät in Erklärungsnot. Lennard Lomberg wird ...

In einem Luxushotel in Granada wird im Jahr 2016 ein surrealistisches Gemälde gestohlen und der Besitzer Franziskus Ritter, der deutsche Verteidigungsminister, gerät in Erklärungsnot. Lennard Lomberg wird daher von seinem Mentor Peter Barrington damit beauftragt, das Verschwinden des Bildes aufzuklären und macht sich auf die Suche und verfolgt die blutigen Spuren des Gemäldes. Dabei wird er unterstützt von der Kriminalrätin Sina Röhm und entdeckt mit ihm die politische Brisanz des Gemäldes.

Andreas Storm unterfüttert den Ermittlungsplot mit zahlreichen historischen Fakten und Zusammenhängen, die von den Folterkelltern aus der Franco-Diktatur bis hin zu Ministerien der Bonner Republik reichen. Dabei geht es um politische Intrigen und persönliche Konflikte, die die Figuren miteinander haben und die den Leser*innen peu à peu offenbart werden. Auch wenn für die Kunsthistorik das detaillierte Wissen sicherlich hilfreich und interessant ist, hat es mich im Lesefluss streckenweise eher genervt bzw. habe ich viele Abschnitte als Längen wahrgenommen, bin mit den Gedanken abgeschweift und konnte mir die einzelnen Fakten nicht ansatzweise merken. Leider verschwand der Ermittlungsplot für mich an einigen Stellen dahinter zurück, mir fehlten Spannung, überraschende Wendungen und Action.

Das Ende war dann schlüssig, offene Fragen wurden weitestgehend geklärt und die Konflikte sowie die politische Sprengkraft des Gemäldes wurden hinreichend beschrieben. Ein wissensgeladener Kriminalroman, der mich leider nicht fesseln konnte.

Veröffentlicht am 31.08.2023

Ungewöhnlicher Stil

Der Vorweiner
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Bov Bjerg hat mich mit "Auerhaus" begeistert, weshalb ich mich sehr über und vor allem auf sein neuestes Werk "Der Vorweiner" gefreut habe. In dieser dystopischen Welt herrschen massive klimatische Veränderungen ...

Bov Bjerg hat mich mit "Auerhaus" begeistert, weshalb ich mich sehr über und vor allem auf sein neuestes Werk "Der Vorweiner" gefreut habe. In dieser dystopischen Welt herrschen massive klimatische Veränderungen - den Großteil der Landflächen gibt es nicht mehr. Bürgerkriege und Naturkatastrophen hinterließen ihre Spuren, denn es gibt noch ein Resteuropa, weitestgehend Betonschichten und die Bevölkerung ist entweder von Dürre oder Regen betroffen. Die Emotionalität und Empfindungen sind den Menschen abhandengekommen. Lediglich die Geflüchteten aus nicht europäischen Ländern können noch empfinden, weshalb deren Tränen besonders wertvoll sind. Aus Angst, dass nach dem eigenen Ableben keine Tränen mehr fließen können, legen sich viele Menschen einen Vorweiner zu. So auch A wie Anna, deren Geschichte von ihrer Tochter B wie Berta erzählt wird.

Bov Bjerg erzählt konfus, durcheinander und nicht chronologisch. So steht beispielsweise das zweite Kapitel vor dem ersten Kapitel und die Sichtweisen von B wie Berta werden doch immer mal wieder subjektiv und rutschen in die Ich-Perspektive, weg von A wie Anna. Es wird erzählt von der Kälte, vom Werteverfall, der Bedeutung von Herkunft, Tränen als Prestige und in allem fehlt es an Mitgefühl und Mitleid, was den Ton einer Dystopie sehr gut trifft.
Ich empfinde "Der Vorweiner" als recht konfus, verwirrend, an einigen Stellen habe ich den Anschluss verloren. Dennoch ist der Plot clever überlegt und die Umsetzung und die Rezeption erfordern eine hohe Aufmerksamkeitsspanne und Intellekt, um die Bedeutung der Schilderungen zu entschlüsseln.
Bov Bjergs Stil ist sehr eigenwillig und ungewöhnlich, weshalb ich speziell bei diesem Buch empfehlen würde, zunächst die Leseprobe zu lesen.