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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.12.2023

High Society der Vampire

Sexy Rich Vampires - Blutige Versuchung
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Das Buch beginnt gleichermaßen slow wie hochspannend, wir werden direkt in die Welt der wohlhabenden Vampire gezogen. Dabei überzeugt die Autorin wie immer durch ihren zugänglichen, authentischen, flüssigen ...

Das Buch beginnt gleichermaßen slow wie hochspannend, wir werden direkt in die Welt der wohlhabenden Vampire gezogen. Dabei überzeugt die Autorin wie immer durch ihren zugänglichen, authentischen, flüssigen Schreibstil mit hohem Wiedererkennungswert. Die Idee, Vampire nicht nur als mysteriöse, finstere Fantasygestalten darzustellen, sondern sie in den Glamour der High Society einzubeziehen, machte das Buch für mich zu etwas Besonderem. Die Ballsaison hat es mir wirklich angetan! Hatte etwas von einer bloody nude Bridgerton Variante.

Nicht so gut gefallen hat mir, dass die Geschichte fast schon auf der ersten Seite mit erotischen Spice-Szenen begann, wenngleich der Titel der „sexy“ Vampire natürlich genau darauf schließen lässt. Mittlerweile wünsche ich mir ehrlich gesagt im Romantasy Bereich, man würde den Spicefaktor einfach irgendwo vermerken.

Obwohl die Geschichte zum Ende hin zunehmen an Spannung und Action zunahm, konnte mich auch der eher ruhige Anfang direkt fesseln, weil es im Wordbuilding und auch an Figuren einfach so viel zu entdecken gab. Im Gegensatz zum Plot selbst wiederum begann die Lovestory recht schnell. Hier hätte ich mir mehr Charakterbuilding statt Spice gewünscht, denn obwohl ich Thea und ihre offene, herzliche Art generell mochte, benahm sie sich doch hin und wieder etwas leichtgläubig und hinterfragte nur wenig. Das Klischee des super attraktiven Bad Boys wurde vollends ausgeschöpft, trotzdem hat mir Julian als Protagonist gut gefallen, weil er einfach dieses gewisse Etwas hatte und sich so gut wie möglich gegen die strengen Riten hinwegsetzte und sein eigenes Leben lebte. Hot stays hot. Der Forbidden Love Trope war zwar das übliche „Wie soll ich ihr nur wiederstehen“, hat aber dennoch gut funktioniert.

Alles in allem muss ich gestehen, dass mich erst die zweite Hälfte des Buches so überzeugen konnte, dass ich unbedingt weiterlesen möchte. Mit dem Ende von Band 1 hätte ich so niemals gerechnet – es bleibt spannend! Jeden Fan von The Originals kann ich das Buch ans Herz legen. Zwar hat die Autorin mit ihrer sexy Vampirgeschichte nicht das Rad neu erfunden, doch wenn man gerne in der Szene unterwegs ist und ein Herz für romantische Vampirstoffe hat, ist man hier goldrichtig. Das Lesen hat definitiv Spaß gemacht!

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.11.2023

Spannend bis zur letzten Seite

Zodiac 2: Soldiers of the Sun
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Band 2 steigt unmittelbar in das Ende von Band 1 ein. Durch die zeitliche Distanz zwischen den Erscheinungsterminen tat ich mich die ersten Seiten über etwas schwer, wieder direkt einzusteigen, und auch ...


Band 2 steigt unmittelbar in das Ende von Band 1 ein. Durch die zeitliche Distanz zwischen den Erscheinungsterminen tat ich mich die ersten Seiten über etwas schwer, wieder direkt einzusteigen, und auch die Personen und Ereignisse korrekt zuzuordnen. Im Nachhinein hätte ich zumindest die letzten Kapitel von Band 1 vorher nochmal lesen sollen, wobei dann doch alles erstaunlich schnell wieder kam und ich mich durch den wundervollen Erzählstil leicht wieder orientieren und in der ZODIAC Welt zurechtfinden konnte.
Von da an lief alles dertart flüssig, dass ich bereits am ersten Abend die Hälfte des Buches durch hatte, am zweiten Abend folgte die zweite Hälfte. Lana Rotarus Romane haben diese spezielle Sogwirkung, dass man einfach immer wissen muss, wie es weitergeht, zumal es nie stille Längen gibt, sondern die Spannung stets von Anfang bis Ende hält.
Letzteres ist auch ihrer Art zu verdanken, Figuren darzustellen. Noch NIE habe ich eine Figur in ihren Romanen erlebt, die platt, klischeehaft oder rein funktional war. Stattdessen überzeugt sie mit Charakteren, Individuen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Das ist eines der Dinge, die ich bei den Geschichten der Autorin so liebe. Es gelingt ihr, dass letztlich irgendwie jede Figur zum Liebling wird und man selbst die Bösewichte ins Herz schließt, weil sie einfach fehlen würden, wären sie nicht mehr da.

Schade fand ich, dass die Liebesgeschichte zwischen June und Phoenix fast nur im Epilog auftrat, da er den Roman über nicht wirklich greifbar war, obwohl ich die beiden in Band 1 so geliebt habe und ihnen mehr Zweisamkeit in Band 2 gewünscht hätte. Stattdessen hatte ich das Gefühl, es wurde sich auf die Romanze mit Jackson fokussiert, die ja eigentlich keine war, aber sich für mich sehr viel echter angefühlt hat, sodass ich mir irgendwann gewünscht habe, er würde aufhören, so ein dominanter, herumkommandierender Mistkerl zu sein und den beiden ein Happy End gewünscht habe. Hier gab es einfach wahnsinnig viel Anziehung, die durch Phoenix' Shadowsein/Abwesenheit fehlte.

Durch die Abwesenheit wundervoller Figuren von Band 1 wie Olympia, die ich von Anfang an so in mein Herz geschlossen hatte, gab es nun die Gelegenheit, neue Charaktere besser kennenzulernen, was mir richtig gut gefallen hat. Ich denke, dass es unheimlich schwierig ist, so viele Figuren einzubeziehen und eine Stimme zu geben, leider gibt es nun mal 12 Sternzeichen :D
Ich war dadurch auch immer etwas hin- und hergerissen, ob ich einen Charakter wie Jackson vlt gar nicht ausstehen kann, während ich mir gleichzeitig dachte, das sind eben die Eigenschaften des Sternzeichens, was soll man machen xD
Diese hat die Autorin übrigens wirklich wahnsinnig gut recherchiert, jede Figur war für sich individuell und authentisch.
Es wäre spannend gewesen, wären die im Glossar genannten Special Effects der Nebenfiguren noch mehr zur Geltung gekommen, aber ich glaube, das hätte den Umfang des Romans seitens des Verlags vermutlich komplett gesprengt :D
June war eine sehr spannende, taffe Protagonistin, deren Gefühlswelt wahnsinnig groß war, die stets zu sich und ihren Entscheidungen stand, sich nichts hat gefallen lassen, für ihre Liebsten durchs Feuer ging und viel zu schnell verzieh. Besser hätte die Autorin das Sternzeichen einfach nicht wiedergeben können - es gab keinen einzigen Punkt, wo ich gesagt hätte, so würde ein Skorpion nicht handeln. Hut ab!

Den Schreibstil der Autorin mag ich unheimlich gern, er geht so flüssig von der Hand, dass man ihre Bücher in einem Rutsch durchliest. Von diesem leichten, aber dennoch spannenden und humorvollen Wordbuilding her gehört Lana Rotaru eindeutig zu meinen Lieblingsautorinnen - und ihre 7 SINS Reihe sowieso 🧡

Die Geschichte selbst hat mir wirklich großen Spaß gemacht, vor allem, weil es einfach mal was anderes war - ich habe im Romantasy Bereich jedenfalls noch nicht über Sternzeichen Krieger & Kriegerinnen gelesen und war absolut happy, dass nicht die hundertste Hexe oder griechische Gottheit auftauchte. Die Autorin hat wirklich immer richtig individuelle Ideen, die plottechnisch stets stark hervorstechen. Mittlerweile zählt sie für mich zu denjenigen Autorinnen, deren Romane ich blind kaufen würde.
Übrigens fände ich ZODIAC richtig cool als Verfilmung, ich glaube, man könnte die einzelnen Figuren soooo super besetzen 😎
Kurzum - Von meiner Seite aus gibt es herzlich gern eine Leseempfehlung (für alle ihre Romane ;)) 🧡
4 ⭐

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Veröffentlicht am 29.10.2023

Starke High Fantasy

Threads of Power
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༺𝕋𝕙𝕣𝕖𝕒𝕕𝕤 𝕠𝕗 ℙ𝕠𝕨𝕖𝕣༻ von V. E. Schwab

Band 1 der neuen Fantasy Trilogie spielt im Universum von Shades of Magic, kann aber auch ganz ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Trotzdem habe ich nach Ende der ...


༺𝕋𝕙𝕣𝕖𝕒𝕕𝕤 𝕠𝕗 ℙ𝕠𝕨𝕖𝕣༻ von V. E. Schwab

Band 1 der neuen Fantasy Trilogie spielt im Universum von Shades of Magic, kann aber auch ganz ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Trotzdem habe ich nach Ende der Lektüre das Gefühl, dass es nicht schaden kann, die Vorgänger-Trilogie gelesen zu haben, um Zusammenhänge auf Anhieb einordnen zu können und den Einstieg für die Lesererschaft zu erleichtern.

Wir starten mit einem mitreißenden Prolog, den ich ewig hätte weiterlesen können - die Autorin versteht es, Kinder und Fantasy in einen Topf zu werfen, wie man grandios bei den Rückblenden von Gallant gesehen hat. Dieser gelungene  Einstieg hat absolute Sogwirkung und macht Lust auf mehr!
Der über 700seitige Roman ist dann in mehrere Teile untergliedert.
Mit dem ersten hatte ich tatsächlich ein wenig Schwierigkeiten, weil jedes Kapitel eine andere Erzählperspektive mit unterschiedlichen Figuren beinhaltete und es für mich dadurch etwas wirr und durcheinander wurde. Durch diese zahlreichen Switches kam für mich leider kaum Spannung auf, denn kaum hatte man sich in eine Situation vertieft, kam schon eine neue Szene mit ganz anderen Akteuren. Der Fokus lag ganz klar auf der Figurenvorstellung.

Dennoch konnte ich mir direkt meine Lieblinge herauspicken und habe mich immer wieder gefreut, wenn zu diesen zurückgekehrt wurde. Am meisten habe ich Tes ins Herz geschlossen, die die Fähigkeit besitzt, die Fäden der Magie zu sehen und zu manipulieren, wodurch sie ebenso Gutes wie Schlechtes bewirken kann, oft aber gar keine andere Wahl hat, weil sie sich allein als junge Frau auf den Londoner Straßen durchsetzen muss. Ihre Tätigkeit und Person fand ich wirklich super spannend und faszinierend!
Die häufigen Perspektivwechsel blieben im nächsten Teil dann glücklicherweise aus, es wurde sich auf die Magierin und Kapitänin Lila konzentriert. Die Handlung auf See mit Schiffskulisse mochte ich sehr gern, auch als wahnsinnig starke Magierin und respekteinflößende Anführerin konnte sie mich durchweg überzeugen.
Als nächstes wurde die Figur des Königs konkretisiert und ich habe gemerkt, dass mir das Lesen viel mehr Spaß machte, seit sich ab Teil 3 gezielt und vor allem länger auf bestimmte Figuren und Handlungsstränge fokussiert wurde.
Die Charaktere wurden langsam, aber sorgsam aufgebaut, hierfür wurde mit vielen Rückblenden gearbeitet, sodass Band 1 wie bei vielen Trilogien vor allem darauf abzielte, die Story für die Folgebände aufzubauen.

Schwab überzeugte wie gewohnt durch ihre realistischen, detaillierten, atmosphärischen Settings, in denen man sich einfach zu gern verlieren möchte, weshalb es toll war, dass nun länger in einzelnen Szenen und Sequenzen verweilt wurde. Auch das Wordbuilding war super, eher im Erwachsenen- denn im Jugendbereich angesiedelt. Es war als würde man eine historische Fantasy Serie ansehen wie Witcher oder Game of Thrones, man hat alles bildlich vor sich gesehen, die Sogwirkung war voll und ganz da.
Hier erleben wir nicht den verträumt poetischen Schreibstil Gallants, sondern einen bodenständigeren Schreibstil. Ich finde, die Autorin ist wahnsinnig wandelbar, jeder Roman hat seinen ganz eigenen Zauber und ist vollkommen verschieden (geschrieben).
Sie hat sich sehr viel Zeit gelassen, Band 1 wirken zu lassen und Handlung und Figuren Raum zu geben, sodass es meiner Ansicht nach nicht mal eben zwischendurch runtergelesen werden kann, sondern man sich für das Buch Zeit nehmen und sich auf die Welt einlassen sollte.

Ich muss gestehen, Addie LaRue und Gallant haben mich etwas mehr mitgerissen, zum einen wegen des mystisch-poetisch-düsteren Schreibstils, den ich so bei Schwab liebe, zum anderen vermutlich, weil die Handlung einfach rasanter war - Letzteres kann man nicht unbedingt mit diesem Band vergleichen, weil es sich eben um keinen Einzelband handelt. Dennoch möchte ich euch die beiden im gleichen Verlag erschienen Romane nochmal unbedingt ans Herz legen 🤗🧡

Das Cover gefällt mir richtig gut, wobei ich das englische Original aber auch ganz schön fand (richtig cool finde ich ja auch das französische!). Was ich jedoch richtig stark vom Verlag fand, ist, dass die Kritik der Leserschaft gegen das Originalcover wirklich ernst genommen wurde und gefühlt von heute auf morgen eine Alternative gezaubert. Ganz starke Aktion!

Insgesamt handelt es sich um einen gelungenen Auftakt mit Fokus auf Charakterbuilding, der nicht nur Lust auf die Folgebände, sondern auch auf die Vorgänger-Trilogie macht. Trotzdem muss ich gestehen, dass mich ihre emotionaleren Werke wie AddieLarue einfach etwas mehr gecached haben.

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Veröffentlicht am 29.10.2023

Magie und Historie

Das Vogelmädchen von London
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𝔻𝕒𝕤 𝕍𝕠𝕘𝕖𝕝𝕞𝕒𝕖𝕕𝕔𝕙𝕖𝕟 𝕧𝕠𝕟 𝕃𝕠𝕟𝕕𝕠𝕟 von Mat Osman

Setting und Story haben mich auf Anhieb angesprochen - so auch das wunderschöne Cover! Wir befinden uns im London von 1601. Shay ist ein Botenmädchen, das in ...

𝔻𝕒𝕤 𝕍𝕠𝕘𝕖𝕝𝕞𝕒𝕖𝕕𝕔𝕙𝕖𝕟 𝕧𝕠𝕟 𝕃𝕠𝕟𝕕𝕠𝕟 von Mat Osman

Setting und Story haben mich auf Anhieb angesprochen - so auch das wunderschöne Cover! Wir befinden uns im London von 1601. Shay ist ein Botenmädchen, das in den Flügeln der Vögel die Zukunft voraussieht. Nonesuch ist der Star des sagenumwobenen Blackfriar-Theaters und tritt mit einer Gruppe Gleichaltriger vor dem Londoner Adel auf. Durch Zufall laufen sich die beiden über den Weg, verlieben sich und gründen das Ghost Theatre, das fantastische Stücke aufführt. Doch dann wird Königin Elizabeth auf Shays Wahrsagerkünste aufmerksam und die Folgen nehmen ihren Lauf.

Das Theater Setting habe ich geliebt. All die Kostüme, die Schminke, tausende von Rollen, in die Shay und die Jungs Tag für Tag schlüpfen. Obwohl wir uns Anfang des 17. Jhdts befinden, sprengen die Schauspieler Geschlechterrollen, da sie ebenso in die Rolle von Frauen in Kleidern wie in die von Männern schlüpfen. So laufen Nonesuch und Shay in einer Szene in entgegengesetzten Rollen durch die Stadt, er im Kleid als Witwe, sie als Mann. Natürlich liegt das u.a. daran, dass zu dieser Zeit (fast?) ausschließlich Männer Theater spielen durften und diese somit zwangsläufig auch die weiblichen Rollen besetzen mussten. Shay hingegen gibt sich so oder so als Junge aus, weil sie anderenfalls ihren Beruf als Botin nicht ausüben dürfte.
Ich habe Shay und Nonesuch wirklich wahnsinnig geliebt, beide sind wahnsinnig tolle Charaktere, wenngleich mich die Liebesgeschichte nicht 100%ig mitnehmen konnte, eine gefühlsbetontere Sprache/Denken der beiden hat mir hier im Wordbuilding gefehlt. Allerdings ging es für mich auch gar nicht unbedingt um die Liebesgeschichte, sondern viel mehr um das Ausbrechen aus künstlich-gesellschaftlichen Grenzen und um die Freiheit, trotz aller Hürden für sich selbst und sein wahres Ich einzustehen. In diesem Punkt hat mich der Autor vollends überzeugt.
Die Charaktere waren insgesamt stimmig und individuell ausgebaut, keine einfachen Funktionen oder schwarz-weiß-Figuren. Man wusste nie so recht, woran man ist. Hier wurde sehr gründlich und authentisch gearbeitet. Die beiden Protagonisten stehen auf meiner Liste liebster Charaktere ganz weit oben!
Das Setting selbst fand ich sehr greifbar und authentisch, besonders gut gefallen haben mir die Theater als Schauplätze sowie das Land der Vögel.
Die Handlung selbst fand ich von der Grundidee her wirklich spannend, jedoch purzelten kurz angerissene Plots etwas durcheinander, sodass meiner Meinung nach nicht immer Spannung aufgebaut werden konnte, denn schon folgte die nächste Szene, wie im Theater. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich vollends auf die Geschichte und ihre Welt einzulassen, die Magie und die versteckten Messages wirken zu lassen.
Der Autor schreibt gleichzeitig blumig und ungeschönt, die Realität auf den Straßen Londons zu dieser Zeit wird ohne wenn und aber wiedergegeben, was im starken Kontrast zu der magischen Atmosphäre der Vögel, des Vogellandes und des Theaters steht. Diese Mischung fand ich super. Dadurch, dass sich der Autor sehr viel Zeit zum Beschreiben der Personen, Szenen, Gespräche und Settings nimmt, wurde es für mich leider teils etwas langatmig - ich denke, hier muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er atmosphärische slow motion oder einer eher rasanten, spannungsgeladenen Plot bevorzugt.
Aus diesem Grund handelt es sich um keinen Roman, den man in wenigen Stunden "herunterrattern" kann, man muss sich wirklich Zeit nehmen und sich darauf einlassen. Trotzdem habe ich das Glaubenssystem und die Kultur um die Vogelwelt nicht voll und ganz verstanden, hier schien einiges an Wissen vorausgesetzt, das ich als Leserin gar nicht haben konnte. Ich denke, es ist nicht leicht, den Bogen zwischen dem Theater und dem Vogelland zu spannen, vielleicht wäre es tatsächlich sinnvoller gewesen, sich auf eines der beiden Themen zu konzentrieren, da beide für sich unheimlich interessant und farbenfroh erzählt waren. Irgendwie hatte es für mich auch einen Touch "Herr der Diebe".
Trotz meiner Kritikpunkte hat mich das Buch in seinen Bann gezogen, weil es thematisch einfach sehr stark hervorsticht und endlich einmal etwas ganz anderes war. Teils historischer Roman, teils Fantasy, teils Jugendbuch - aber auf alle Fälle magisch und höchst individuell. Wenn man sich in die eher ruhige Atmosphäre/Erzähltempo und die unterschiedlichen Settings und Figuren reingelesen hat, ist das Buch etwas ganz Besonderes, das nicht wirklich mit etwas anderem zu vergleichen ist und seine ganz eigene Magie verströmt. Ich habe das Gefühl, das Hörbuch dazu könnte vom Wor(l)dbuilding und Setting her richtig toll geworden sein, weshalb ich in die Geschichte mit großer Vorfreude nochmal akustisch eintauchen werde! 🧡

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Veröffentlicht am 18.10.2023

Trauerbewältigung

How to Make Friends with the Dark
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𝕙𝕠𝕨 𝕥𝕠 𝕞𝕒𝕜𝕖 𝕗𝕣𝕚𝕖𝕟𝕕𝕤 𝕨𝕚𝕥𝕙 𝕥𝕙𝕖 𝕕𝕒𝕣𝕜

𝑫𝒖 𝒎𝒖𝒔𝒔𝒕 𝒘𝒆𝒊𝒕𝒆𝒓𝒎𝒂𝒄𝒉𝒆𝒏.
𝑰𝒄𝒉 𝒌𝒂𝒏𝒏 𝒏𝒊𝒄𝒉𝒕 𝒘𝒆𝒊𝒕𝒆𝒓𝒎𝒂𝒄𝒉𝒆𝒏.
𝑫𝒖 𝒎𝒖𝒔𝒔𝒕 𝒘𝒆𝒊𝒕𝒆𝒓𝒎𝒂𝒄𝒉𝒆𝒏.
𝑫𝒆𝒏𝒏 𝒘𝒂𝒔 𝒃𝒍𝒆𝒊𝒃𝒕 𝒆𝒊𝒏𝒆𝒎 𝒂𝒏𝒅𝒆𝒓𝒆𝒔 𝒖𝒆𝒃𝒓𝒊𝒈?

Für Tiger gab es immer nur sie und ihre Mom - sie ...

𝕙𝕠𝕨 𝕥𝕠 𝕞𝕒𝕜𝕖 𝕗𝕣𝕚𝕖𝕟𝕕𝕤 𝕨𝕚𝕥𝕙 𝕥𝕙𝕖 𝕕𝕒𝕣𝕜

𝑫𝒖 𝒎𝒖𝒔𝒔𝒕 𝒘𝒆𝒊𝒕𝒆𝒓𝒎𝒂𝒄𝒉𝒆𝒏.
𝑰𝒄𝒉 𝒌𝒂𝒏𝒏 𝒏𝒊𝒄𝒉𝒕 𝒘𝒆𝒊𝒕𝒆𝒓𝒎𝒂𝒄𝒉𝒆𝒏.
𝑫𝒖 𝒎𝒖𝒔𝒔𝒕 𝒘𝒆𝒊𝒕𝒆𝒓𝒎𝒂𝒄𝒉𝒆𝒏.
𝑫𝒆𝒏𝒏 𝒘𝒂𝒔 𝒃𝒍𝒆𝒊𝒃𝒕 𝒆𝒊𝒏𝒆𝒎 𝒂𝒏𝒅𝒆𝒓𝒆𝒔 𝒖𝒆𝒃𝒓𝒊𝒈?

Für Tiger gab es immer nur sie und ihre Mom - sie beide gegen den Rest der Welt. Doch plötzlich stirbt ihre Mutter an einem Aneurysma und Tiger bleibt buchstäblich mutterseelenallein zurück. Wie gelingt es ihr, zurück ins Leben zu finden? Wie kann sie gegen die Dunkelheit und Leere bestehen?

Wir begleiten Tiger auf dem Weg ihrer Trauerbewältigung, sehen dabei zu, wie sie in ein bodenloses Loch stürzt, ihre tote Mutter identifizieren muss, plötzlich eine Beerdigung zu organisieren hat, Rechnung zu zahlen. Sie ist ganz allein auf der Welt, die Eltern ihrer besten Freundin stehen zu ihr, doch sehen sie sie gleichzeitig als emotionale Belastung für ihre eigene Tochter an. Während Sozialarbeiter nach unbekannter Verwandtschaft suchen, wird Tiger von einer Pflegefamilie zur nächsten gereicht. Dort geht es teilweise ziemlich heftig und menschenverachtend zu, zudem wechseln die Pflegenden die Kinder wie Unterwäsche. Keiner von ihnen hat ein festes Zuhause und auch, wenn man sich wie durch ein Wunder bei herzensguten Menschen findet, weiß man nie, wann man wieder von dort weggerissen wird. Die Geschichten dieser Kinder und Jugendliche sind nicht ohne, es sind verstörte, meist tief traumatisierte Kinder. Genau wie Tiger, die wochenlang das Abschlussballkleid trägt, das ihre Mutter vor ihrem Tod für sie ausgesucht hat und das sie so sehr hasste. Die tagelang schläft, nicht mehr isst, wie ein Geist von A nach B wandert, auf der Suche nach Sicherheit und Heimat. Diese findet sie kurzzeitig in jenen, die dasselbe Schicksal teilen wie sie. Dabei lernt sie, dass Fassaden oft trügen, als sie Menschen, von denen sie es niemals erwartet hat, in Trauergruppen trifft. Dann stößt sie auf Teile ihrer Vergangenheit, die sie bis dato nicht kannte und wird mit Familienmitgliedern konfrontiert, die sie nicht so recht einzuschätzen weiß. Gleichzeitig lernt sie, dass Familie nicht immer mit Blutsverwandtschaft zu assoziieren ist und man Geborgenheit und Zuspruch an Orten finden kann, mit denen man zuletzt gerechnet hat.

Tigers Geschichte hat es wirklich in sich, ich empfehle stark, die Triggerwarnung zu lesen, vor allem im Hinblick auf Tod, Verlust etc. Wie schon bei "Girl in Pieces" geht die Autorin einem auch mit diesem Roman im Mental Health Bereich mehr als unter die Haut. Der Schreibstil ist wie immer grandios, aber eben auch hochemotional, bildgewaltig, auf den Punkt treffend. Ihr gelingt es voll und ganz, die Geschichten ihrer ProtagonistInnen authentisch, einfühlsam, aber auch schonungslos ehrlich wiederzugeben.
Dabei steht der Trauerprozess Tigers im absoluten Vordergrund, Emotion steht vor actionreicher Handlung etc., aber darum geht es auch gar nicht. Trotzdem bleibt der Roman von der ersten bis zur letzten Seite fesselnd, man legt es nur aus der Hand, um einen weiteren Schwung Plot/Seiten wirken zu lassen und zu verarbeiten. Denn das Buch wirkt noch lange nach, so viel kann ich versprechen. Er ist kraftvoll, herzzerreißendend, schonungslos ehrlich, deep, erschütternd, tragisch. Tiger erlebt für mehrere Wochen ihr ganz eigenes Ende der Welt und dass sich das Loch in ihrer Brust je wieder füllt, bleibt zu hoffen.
Kathleen Glasgow zählt für mich zu den stärksten, aber auch heftigsten AutorInnen im Mental Health Bereich. Ich würde auch in Zukunft weiterhin ihre Werke lesen, wenngleich sie nie leicht zu verdauen sind, deshalb literarisch aber umso stärker.
4.5 ⭐



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