turbulentes Finale mit einigen Überraschungen
Dark Sigils – Wen das Schicksal betrügtDritter, finaler Band: Vorwissen zum Lesen erforderlich. Meine Rezension kann kleine Spoiler in Bezug auf die anderen beiden Bände enthalten.
Trägerin eines Dark Sigils zu sein, ist eine ziemlich Herausforderung, ...
Dritter, finaler Band: Vorwissen zum Lesen erforderlich. Meine Rezension kann kleine Spoiler in Bezug auf die anderen beiden Bände enthalten.
Trägerin eines Dark Sigils zu sein, ist eine ziemlich Herausforderung, besonders in diesen schwierigen Zeiten, die gerade herrschen. Für Rayne kommt zusätzlich erschwerend hinzu, dass sie den Mirror, die Oberen und all die Pflichten und Regeln der Dark Sigils kaum kennt. Auch wenn sie sich in der letzten Zeit gut eingearbeitet hat, in einige Crashkurse viel von dem erfahren hat, was sie bisher nicht wusste und sie auch mit den anderen Trägern Stück für Stück zusammengewachsen ist, erscheinen die anstehenden Aufgaben nur schwer zu meistern. Dass es nicht nur eine mächtige Gegnerin mit starken Waffen sondern auch noch Unruhe in den eigenen Reihen gibt, erleichtert Raynes Aufgabe ebenfalls nicht wirklich. Die Zeit drängt, es müssen Lösungen gefunden und viele Menschen überzeugt werden und ganz nebenbei wäre es gut, auch noch das eigene Leben zu retten, was umso schwerer wird, umso mehr Rayne von dem erfährt, was ihr bisher verborgen war…
Um gut in das Buch hineinzufinden und all die Zusammenhänge zu verstehen, sollte man auf jeden Fall die anderen beiden Bände der Trilogie kennen. Es gibt zwar kleine Rückblenden und Gespräche, die dabei helfen, Erinnerungslücken wieder zu schließen und noch leichter in die Handlung zurück zu finden, diese werden jedoch nicht ausreichen, um die komplexe Geschichte greifen zu können, wenn man bisher noch nicht mit der Protagonistin unterwegs war. Mir ist der Einstieg in die Geschichte recht leicht gefallen, obwohl ich auch nicht mehr alle Einzelheiten der facettenreichen Reihe im Kopf hatte. Für mich waren die Hinweise auf die vorausgegangene Handlung und die Zusammenhänge zwischen den Figuren ausreichend.
Wie auch die anderen beiden Bücher, wird auch das Finale aus der Ich-Perspektive der Protagonistin erzählt. Damit ist man wieder intensiv bei Rayne und kann hautnah miterleben, was in ihrer Gedanken- und Gefühlswelt los ist. Wie sie hadert und zweifelt, wie sie sich aber auch selbst befeuert und was ihr neue Kraft gibt. Schön sind auch wieder die Einblicke in die Nutzung ihres Sigils, was ich jedes Mal faszinierend finde. Auch die Liebesgeschichte bekommt wieder ihren Raum, ich empfand es insgesamt aber als etwas weniger als im zweiten Buch, was ich persönlich angenehm fand. Wie viel Adam der jungen Protagonistin bedeutet, weiß man natürlich und es ist verständlich, dass sie sich umeinander sorgen und füreinander da sein wollen und auch mal eher das Herz als den Verstand sprechen lassen. Durch die Fülle an Schwierigkeiten und Herausforderungen stehen nur eben auch einfach noch genug andere Dinge im Fokus, so dass es aus meiner Sicht nicht permanent von den Gefühlen überlagert werden sollte. Auch wenn man die anderen Dark Sigil-Träger nicht aus der Ich-Perspektive erlebt, sind sie an vielen Stellen wieder Teil der Handlung und auch in ihren persönlichen Geschichten gibt es ein paar Entwicklungen, von denen man etwas mitbekommt.
Zwischendurch gibt es dieses Mal nur wenige Passagen, in denen man nicht bei Ray ist und in die Vergangenheit reist, um weitere Zusammenhänge zu erhalten. Diese Abschnitte fand ich richtig toll, weil sie Offenbarungen enthalten und das komplexe Konstrukt, das dem Ganzen zugrunde liegt, noch greifbarer machen. Außerdem haben sie einen direkten Einfluss auf das aktuelle Geschehen, so dass es hilfreich ist, dieses Wissen zu haben, um die Entwicklungen besser verstehen zu können.
Der Schreibstil der Autorin ist von Beginn an wieder mitnehmend und über weite Strecken des Buches temporeich und spannend. Anschauliche und detaillierte Beschreibungen vom Setting und den Ereignissen lassen einen intensiv in die Handlung eintauchen und sorgen für eine tolle Atmosphäre und gutes Kopfkino. Besonders gut haben mir wieder die eher düsteren und gefährlichen Szenen rund um die Chaosmagie und Abbys gefallen. Diese Passagen sind sehr temporeich, enthalten teilweise Kämpfe, die nicht ohne Blut und Verluste auskommen, und bringen die Charaktere an ihre Grenzen. Die Magie steht dort stark im Fokus, teilweise überschlagen sich die Ereignisse und man bekommt einen tollen Eindruck von all den Möglichkeiten und Facetten der Welt. Aber auch in den ruhigeren Augenblicken wurde die Stimmung gut transportiert, so dass ich mich durchweg gut mitgenommen fühlte.
Ganz glücklich war ich mit den Entwicklungen, die sich zum Ende des zweiten Buches abzeichneten ja nicht. Damit geht es natürlich im dritten Buch dann weiter und auch wenn ich persönlich es mir anders gewünscht hätte, fand ich die Handlungsstruktur insgesamt trotzdem als gut aufgebaut. Rayne eckt immer mal wieder an, fühlt sich auch mal unsicher und überfordert mit all den Dingen, die sie bedenken und entscheiden muss. Sie ist verletzlich und angreifbar, besonders durch die Menschen, die ihr am Herzen liegen, aber sie ist auch stark, mutig und bereit sich selbst zu opfern, sollte es nötig sein. Sie hat einen ziemlichen Weg hinter sich, trotzdem ist sie keine Einzelkämpferin, zumindest nicht wenn sie es vermeiden kann. Gewagte Ideen und Entscheidungen sorgen stellenweise für Turbulenzen, manchmal aber auch für den perfekten Ausweg aus einer kniffligen Situation. Allerdings laufen die Dark Sigil Träger und ihre Verbündeten auch immer wieder gegen Wände und werden von ihrer Gegenspielerin und deren Marionetten überrascht. Geradlinig und einfach ist der Weg der Charaktere also absolut nicht.
Obwohl man schon einiges von der Welt wusste, gibt es hier noch mal einige Überraschungen und Offenbarungen, die die Charaktere vor neue Herausforderungen stellen, die aber auch neue Chancen und Wendungen mit sich bringen. Nicht jede Entwicklung kam komplett unerwartet, das eine oder andere hat sich schon angedeutet und wenn man misstrauisch genug ist, dann teilt man die Hoffnung der Protagonistin vielleicht auch einfach nicht an jeder Stelle, aber es gab schon Dinge, mit denen ich so nicht gerechnet hatte. Umso weiter man auf das Ende des Buches zusteuert, umso turbulenter und packender wird es. Mir hat es gut gefallen, wie sich alles erst gesteigert und zugespitzt hat, man einige Umwege nehmen musste, Überraschungen erlebt hat und es dann im Finale gipfelte.
Fazit
Ein tolles, packendes, facettenreiches und stellenweise überraschendes Finale der Dark Sigil Trilogie, die mir insgesamt richtig gut gefallen hat. Hier und da habe ich ganz kleine Kritikpunkte gehabt, weil mir manchmal der Fokus zu sehr auf Dingen lag, die ich gern mehr im Hintergrund gehabt hätte oder mir der Weg der Figuren vielleicht nicht komplett zusagte, aber alles in allem war es sehr spannend die Charaktere zu begleiten und in diese faszinierende, komplexe Welt voller Magie und Gefahren einzutauchen. Die Autorin schafft es, einen mitzunehmen und intensiv eintauchen zu lassen. Die detaillierten, bildhaften Beschreibungen sorgen für ordentlich Kopfkino und die passende Atmosphäre.