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Veröffentlicht am 29.10.2023

Ungewöhnlich

Morgen, morgen und wieder morgen
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Auf dieses Buch, dass sich in der Gamerszene bewegt, war ich total gespannt. Gezockt habe ich zuletzt als Jugendliche, lang ist es her, und ich war total neugierig, ob ich in dem Roman überhaupt mitkomme ...

Auf dieses Buch, dass sich in der Gamerszene bewegt, war ich total gespannt. Gezockt habe ich zuletzt als Jugendliche, lang ist es her, und ich war total neugierig, ob ich in dem Roman überhaupt mitkomme und ob er mich fesseln würde.



Die Hauptfiguren Sadie und Sam lernen sich schon früh kennen, nämlich in einer Kinderklinik, in der Sadie regelmäßig ihre krebskranke Schwester Alice besucht und in der sich Sam nach einem Autounfall befindet, den seine Mutter das Leben gekostet hat und ihm einen zertrümmerten Fuß beschert hat, der immer wieder operiert werden muß.

In diesem Krankenhaus gibt es ein Spielezimmer, in das Sadie an einem Tag geschickt wird, weil die Ärzte Alice ohne Anwesenheit ihrer Schwester untersuchen wollen. Dort trifft sie zum ersten Mal auf Sam, der ein Videospiel spielt, dass Sadie auch interessiert, und so spielen sie gemeinsam und es bleibt auch nicht bei dieser einen Begebung der beiden Kinder. Von nun an verabreden sie sich regelmäßig im Krankenhaus zum gemeinsamen Videospiel spielen.

Obwohl sie irgendwann beste Freunde geworden sind, kommt es zum Bruch, und sie sehen sich über Jahre gar nicht mehr.

Sie sind schon Studenten kurz vor der Jahrtausendwende, als sie sich zufällig wiederbegegnen. Die Leidenschaft für Videospiele ist geblieben, und so beschließen die beiden gemeinsam ein Spiel zu entwickeln und zu vermarkten.

„Ichigo“ wird mega erfolgreich und der Beginn ihrer gemeinsamen Karriere als Spieleentwickler. Mit Sam‘s Mitbewohner Marx gründen sie eine Firma, bei dem Sadie und Sam das kreative Team sind und Marx alles Organisatorische übernimmt.

Die Autorin erzählt die Geschichte einer intensiven, oft komplizierten Freundschaft dieser 3 jungen Menschen. Besonders Sam und Sadie sind sich sehr verbunden. Trotzdem kommen sie nicht zusammen und Sam muß damit klarkommen, dass Sadie zwar seine Seelenverwandte ist, sie sich aber immer in andere Männer als ihn verliebt. Beide sind was ihre Spiele betrifft sehr ehrgeizig. Es bleibt nicht bei dem einen erfolgreichen Spiel. Auch Neid und Mißgunst belasten die Freundschaft.

Ganz ähnlich wie in den Videospielen, in denen der Held oder die Heldin scheitert bzw. stirbt und man immer wieder an den Anfang zurückspringen kann, um es nochmal zu versuchen, braucht es auch für Sadie und Sam immer wieder neue Anläufe ihre Freundschaft zu erneuern und auf ein neues Level zu bringen. Im Leben ist das nicht so einfach, denn Schicksalsschläge passieren und lassen sich leider auch nicht korrigieren.



Weitere Themen in dem Roman sind Rassismus, körperliche Behinderungen, Gleichberechtigung von Männern und Frauen in der Videospielbranche, der Wert von Spielen für den Menschen.



Natürlich erfährt man in dem Buch auch ganz viel über den Entstehungsprozess von Videospielen. Es ist aber so interessant und gut verständlich erklärt, dass man es auch als Nichtgamer prima versteht.

Ich habe den Roman mit diesem außergewöhnlichen Thema Spieleentwicklung tatsächlich sehr gerne gelesen. Ich fand es außerordentlich spannend, in diese für mich unbekannte Welt einzutauchen und dem Schicksal von Sadie und Sam zu folgen. Kleinere Längen waren verzeihlich.

Ich hatte plötzlich große Lust die Videospiele meiner Jugend hervorzukramen und selbst ein bisschen zu zocken.


Fazit: Kein absolutes Highlight, aber doch großer Lesespaß!

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Veröffentlicht am 19.10.2023

Spannender Nachfolger von Bergland

Marschlande
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Gut recherchiert . Das Schicksal einer Bäuerin, die in den Marschlanden bei Hamburg als Hexe verbrannt wurde, nimmt eine „Zugezogene“ zum Anlass mehr über die Marschbewohner und deren Vorfahren wissen ...

Gut recherchiert . Das Schicksal einer Bäuerin, die in den Marschlanden bei Hamburg als Hexe verbrannt wurde, nimmt eine „Zugezogene“ zum Anlass mehr über die Marschbewohner und deren Vorfahren wissen zu wollen.

Sehr interessant fand ich auch den Epilog!

„Marschlande“ ist ein Buch, dass sich mit Frauenrechten beschäftigt und die Frage aufwirft , seit wann die Arbeit von Frauen herabgewürdigt wurde .

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Veröffentlicht am 09.10.2023

Frau sein in Südkorea heute - Ein Augenöffner- Buch

Kim Jiyoung, geboren 1982
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Dieses recht schmale Buch liest sich flott und ist in einem sehr sachlichen Ton geschrieben. Es beschreibt anhand eines Beispiels, nämlich dem von Frau Jiyoung, die mit ihrem typischen Allerweltsnamen, ...

Dieses recht schmale Buch liest sich flott und ist in einem sehr sachlichen Ton geschrieben. Es beschreibt anhand eines Beispiels, nämlich dem von Frau Jiyoung, die mit ihrem typischen Allerweltsnamen, stellvertretend für alle Südkoreanerinnen steht, wie es sich als Frau heute in ihrem Land lebt.

Entgegen der rasanten industriellen Entwicklung von Südkorea hinkt das Land gesellschaftlich noch weit hinterher.Südkoreanerinnen lassen früh das Geschlecht ihres Babys bestimmen und entscheiden sich bei einem Mädchen immer noch oft, dieses nicht zu bekommen. Frauen sind in vielerlei Hinsicht benachteiligt, haben mit Sexismus zu kämpfen und haben eigentlich keine Chance ihren Beruf weiter auszuüben, wenn sie Mutter geworden sind.

Dieses Buch führte zu Massenprotesten und es bleibt zu hoffen, dass es dazu beiträgt, dass sich die Situation für die Frauen in Südkorea endlich verbessert.



Den Anfang fand ich etwas verwirrend, denn wir erfahren, dass unsere Protagonistin eine Persönlichkeitsstörung erlitten hat. Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr sie selbst. Ein Psychiater rollt in den folgenden Kapiteln ihren Lebensweg von der Geburt 1982 bis in die Heutezeit auf.



Ich fand es interessant zu erfahren, wie schwer es junge Frauen in Südkorea auch heute noch haben, und es verwundert fast, dass sie sich nicht schon viel eher gegen dieses patriarchalische und sexistische System gewehrt haben. Es wäre schön, wenn dieses Buch einen Beitrag zum Umdenken geben könnte und die Frauen eine echte Chance auf Verbesserung ihrer Situation bekämen. Ein kleiner Kritikpunkt ist für mich die sehr einfache und sachliche Sprache. Ein bisschen mehr sprachliche Finesse hätte mir schon gut gefallen. Andererseits hat die Autorin vielleicht auch bewusst auf komplizierte Sätze verzichtet, um Frauen in allen Bildungsschichten zu erreichen.

Die Missstände, die in dem Buch beschrieben werden, sind für die Leser*innen hierzulande nicht weltbewegend neu. Ungleichbehandlungen von Frauen und Sexismus finden auch bei uns statt, wenn auch nicht in dem Maße. Um die Sprengkraft dieses Buches ganz nachvollziehen zu können, müsste man wahrscheinlich tiefer mit den gesellschaftlichen Strukturen des Landes vertraut sein.


Ich empfehle den Roman gerne weiter. Das Buch war für mich kein Highlight aber durchaus lesenswert und interessant.

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Veröffentlicht am 08.09.2023

Spannender Reihenauftakt

Die Zahlen der Toten
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Schon lange hatte ich mir die Thrillerreihe rund um Kate Burkholder, Chief of Police im kleinen Städtchen Painter‘s Mill, Ohio vorgenommen.

Ungewöhnlich ist nicht nur, dass hier tatsächlich mal eine Frau ...

Schon lange hatte ich mir die Thrillerreihe rund um Kate Burkholder, Chief of Police im kleinen Städtchen Painter‘s Mill, Ohio vorgenommen.

Ungewöhnlich ist nicht nur, dass hier tatsächlich mal eine Frau eine Führungsposition innehat, Kate ist darüberhinaus in der Glaubensgemeinschaft der Amischen aufgewachsen und hat sich erst als junge Erwachsene gegen einen weiteren Lebensweg in der Gemeinschaft und für eine Laufbahn bei der Polizei entschieden. Dieser Umstand ist sicher auch auf ein traumatisches Ereignis als Jugendliche zurückzuführen , dass sie jetzt ihren Job kosten könnte.

Denn vor 16 Jahren gab es eine Mordserie an jungen Frauen in der Gegend und jetzt wird wieder eine grausam zugerichtete Leiche einer jungen Frau gefunden. Es scheint fast so, als ob der Mörder von damals zurückgekehrt ist, dabei war sich Kate sicher, dass „der Schlächter“ tot sein muss. Amische klären ihre Angelegenheiten nämlich gerne selber.



Kate ist hin- und hergerissen. Eigentlich will sie den Fall schnell und effizient aufklären, andererseits scheut sie sich weitere Behörden einzuschalten, die ihr den Fall vielleicht wegnehmen würden. Als eine weitere Frauenleiche auftaucht passiert genau das, was sie befürchtet hat. Sie wird kaltgestellt.



Kate war mir sehr sympathisch, eine kluge empathische Frau, die in ihrem kleinen Revier von allen geschätzt wird. Auch die Nebencharaktere werden gut in die Geschichte eingeführt. Man erfährt im 1.Teil natürlich auch viel über Kate‘s Hintergrund und über das Leben der Amischen, was ich sehr interessant fand.

Die Morde waren nichts für schwache Nerven. Hier hätte es für mich nicht so viele grausige Details gebraucht. Es war unterhaltsam und spannend und lief am Ende auf einen Showdown hinaus, bei dem man unbedingt am Ball bleiben wollte.



Ich habe es auf jeden Fall nicht bereut mit dieser Reihe begonnen zu haben und freue mich auf viele Fortsetzungen. Das Hörbuch wurde hervorragend vertont von Tanja Geke.

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Veröffentlicht am 21.08.2023

Kampf gegen Dämonen

Liebewesen
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Dieses Debüt ist wirklich besonders, modern mit Witz, schlagfertigen Dialogen und einer sehr direkten aber nicht vulgären Sprache, dreht Protagonistin Lio ihr Innerstes nach außen.
Ihre Kindheit in einer ...

Dieses Debüt ist wirklich besonders, modern mit Witz, schlagfertigen Dialogen und einer sehr direkten aber nicht vulgären Sprache, dreht Protagonistin Lio ihr Innerstes nach außen.
Ihre Kindheit in einer dysfunktionalen Familie mit einem schwachen, alkoholkranken Vater und einer lieblosen, gewalttätigen Mutter, die die Geburt ihrer Tochter Tag für Tag verflucht, hat deutliche Narben hinterlassen. Lio ist ihrem Körper fremd, tut sich schwer mit Berührungen.
Dennoch findet sie mit Hilfe ihrer Freundin und der Tinder App ihren Freund Max, der allerdings selbst große Probleme hat. Für ihn gibt es immer wieder dunkle Zeiten, in denen Depressionen sein Leben bestimmen.
Als Lio ungewollt schwanger wird, will sie das Kind auf keinen Fall bekommen.

Seite 124
„ ich war immer davon ausgegangen, dass ich gar nicht schwanger werden konnte. Mein Körper war kein richtiger Frauenkörper, allenfalls ein ausrangierter Prototyp. Außerdem musst die Natur doch ein Interesse daran haben, dass so jemand, wie ich sich nicht fortpflanzte.“

Mit ihrer Vorgeschichte, so ist sie sich sicher, sollte sie nicht die Verantwortung für ein anderes Lebewesen übernehmen. Max dagegen, dem sie nichts von ihrer Schwangerschaft erzählt hat, hält die Gründung einer Familie für die Lösung all ihrer Probleme.

Caroline Schmitt hat eine sehr reflektierte Protagonistin geschaffen, in deren Gefühlswelt man sich sehr gut einfühlen konnte.
Schade fand ich, dass die Probleme von Max und deren Ursache nicht noch tiefer beleuchtet wurden.

Das Buch ist mit seinen knapp über 200 Seiten sehr intensiv, trotzdem sehr flüssig zu lesen und bietet eine Menge Stoff zum Nachdenken. Ich mochte den Roman, der aber nicht für jeden etwas ist.
Eine Triggerwarnung hätte ich mir für sensible Leser:innen noch gewünscht.

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