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Veröffentlicht am 19.06.2024

Der Zug nach Hollywood nimmt nur langsam Fahrt auf

Eve
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Was Amor Towles mit seinem neuen Roman "Eve" erneut beweist, ist, dass er der Meister des ruhigen Erzählens ist. Der erste Teil des Buches stellt die handelnden Charaktere sehr ausführlich und langsam ...

Was Amor Towles mit seinem neuen Roman "Eve" erneut beweist, ist, dass er der Meister des ruhigen Erzählens ist. Der erste Teil des Buches stellt die handelnden Charaktere sehr ausführlich und langsam vor, oft in der Begegnung mit Eve. Eine Erzählform, die nicht gerade einfach ist, denn die Leser:innen können schnell gelangweilt sein. Towles jedoch hat genau dieses Erzählen gemeistert, meist zumindest. Bei Eve war dieser erste Teil doch etwas zu langatmig, man hat sich irgendwann gewundert, ob überhaupt noch etwas kommt oder ob es nur ein Gesellschaftsporträt wird. Doch im zweiten Teil hat der Roman ordentlich an Geschwindigkeit angenommen und wurde noch spannend. Die titelgebende Eve ist ein mysteriöse und starke Frau, die gut gezeichnet und im Roman verankert ist. Charaktere wie Eve braucht die Literatur mehr - nicht die Jungfrau in Nöten, die jetzt selbst den Drachen töten, sondern die Frau, die Dinge in die Hand nimmt, für andere Frauen einsteht und vor allem um Würde und Anerkennung kämpft - eine Advokatin der Frauen, die sich nicht davor scheut, ihre Hände schmutzig zu machen.
Trotzdem kann der Roman als Gesamtes nicht ganz überzeugen. An dem Zeitpunkt, an dem die Handlung richtig beginnt und es spannend wird, hat Towles die meisten Leser:innen vermutlich schon verloren. Es wurden einfach zu viele Charaktere zu ausführlich vorgestellt. Der Roman hat zwar eine überzeugende weibliche Protagonistin und zeigt ein realistisches Bild Hollywoods (sicher nicht nur damals), jedoch holt er die Leser:innen erst zu spät ab.

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Veröffentlicht am 13.05.2024

Erstaunlich, aber auf eine gute Art?

The April Story – Ein wirklich erstaunliches Ding
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The April Story von Hank Green hatte ich schon lange auf meiner Liste, denn auf Englisch ist es ja schon lange draußen. Wirklich damit beschäftigt, worum es geht, habe ich mich ehrlich gesagt davor nicht, ...

The April Story von Hank Green hatte ich schon lange auf meiner Liste, denn auf Englisch ist es ja schon lange draußen. Wirklich damit beschäftigt, worum es geht, habe ich mich ehrlich gesagt davor nicht, ich bin eher dem Hype gefolgt und wollte wissen, was dahinter ist.
April, Produktdesignstudentin, die in einem jungen Start-Up arbeitet, entdeckt plötzlich auf der Straße in New York eine neue Statue, die viel zu groß ist, dass sie heimlich hätte aufgestellt werden können. Mit ihrem Freund Andy macht sie ein Video, das sofort auf YouTube hochgeladen wird. Und das setzt eine Kette unglaublicher Ereignisse in Gang...
Beginnen wir mit dem Positiven: Hank Green schafft es, April eine überzeugende Stimme zu geben - die einer jungen Influencerin, die nicht immer sympathisch erscheinen soll. Das sorgt dafür, dass sich das Buch schnell lesen lässt, wenn April auch manchmal etwas nervig ist.
Inhaltlich war es für mich etwas problematisch. Ich wusste nicht worauf ich mich einstellen muss, dachte aber nicht daran. Beworben wird es damit, dass es Roman mit großer Social Media Kritik ist... Das sehe ich, ich denke aber, Jugendlichen ist diese zu hintergründig. Auch ist die Handlung nicht immer leicht nachzuvollziehen, teilweise wird zu wenig erklärt und am Ende bleiben ganz viele offene Fragen - und zwar nicht die guten "Ich-muss-mir-selbst-eine-Meinung-bilden"-Fragen sondern einfach Logiklöcher.
Insgesamt also ein Buch, dass zwar nicht enttäuscht, aber auch nicht begeistert.

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Veröffentlicht am 18.12.2023

Innovativer Roman, der Zeit braucht

Die sieben Monde des Maali Almeida
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Maali Almeida ist tot. Weshalb er sich auf am Anfang des Romans an den Toren des Jenseits wiederfindet. Nun muss er innerhalb von sieben Monden seine letzten Angelegenheiten klären, damit er nicht für ...

Maali Almeida ist tot. Weshalb er sich auf am Anfang des Romans an den Toren des Jenseits wiederfindet. Nun muss er innerhalb von sieben Monden seine letzten Angelegenheiten klären, damit er nicht für immer und ewig als Geist auf der Erde wandeln muss.
Shehan Karunatilaka, Booker-Prize Gewinner aus Sri Lanka, entführt die Leser:innen in seinem Roman "Die sieben Monde des Maali Almeide" ganz tief in die Geschichte und Kultur Sri Lankas. Das ist an sich sehr interessant, aber komplett ohne Vorwissen etwas viel auf einmal und manchmal nur schwierig zu verstehen. Man hat (natürlich) nicht den alten, weißen Mann, der einen an der Hand nimmt und durch diese Fremde führt. Wenn man wirklich etwas mitnehmen möchte aus dem Roman, muss man eben selbst diese Extrameile gehen.
Abgesehen davon ist der Roman innovativ und spannend erzählt. Die Leser:innen werden auf Maalis Reise mitgenommen, indem sie selbst zu Maali werden. Sie werden mit "du" angesprochen und bauen so eine unglaubliche Nähe auf. Maali, also wir, versucht nicht nur, die Umstände seines Todes zu klären, sondern spricht auch mit vielen anderen Geistern, die noch auf der Erde weilen.
Ein Roman mit viel Potenzial, für den man sich aber Zeit nehmen muss.

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Veröffentlicht am 19.10.2023

Es fehlt die Empörung

Die Formel der Hoffnung
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"Die Formel der Hoffnung" ist nicht nur ein Roman über eine wichtige medizinische Entdeckung (die der Impfung gegen Kinderlähmung), sondern auch die Geschichte einer ganz besonderen Frau. Dr. Horstmann ...

"Die Formel der Hoffnung" ist nicht nur ein Roman über eine wichtige medizinische Entdeckung (die der Impfung gegen Kinderlähmung), sondern auch die Geschichte einer ganz besonderen Frau. Dr. Horstmann bekommt den Job im Krankenhaus überhaupt erst, da sie bei der Bewerbung ihren Vornamen und ihr Geschlecht verschweigt, die anderen Ärzte staunen nicht schlecht, als sie die große Frau sehen, die von nun an mit ihnen arbeiten soll.
Lynn Cullen beschreibt die Suche nach dem richtigen Impfstoff, erzählt von Fehlschlägen, verschiedenen Ansätzen und Streitigkeiten unter den Forscher:innen. Sie zeigt aber auch, welche Kämpfe Dorothy Horstmann zusätzlich austragen muss. Sie wird nicht ernst genommen, nicht respektiert und übergangen. Ihr wird nicht zugetraut, dass sie die gleiche wissenschaftliche Arbeit leisten kann, wie ein Mann. Die Autorin schafft es, diese Probleme realistisch darzustellen, jedoch weckt sie keine Gefühle. An der Stelle, wo ich als Leserin Empören und Wut empfinden sollte, bin ich zwar interessiert am weiteren Verlauf der Handlung, fühle mich aber nicht emotional bewegt.
Der Roman hätte die Möglichkeit, zu zeigen, wie schlecht der Stand der Frau war (und oft noch ist), wenn es um wissenschaftliche Erkenntnisse geht, bleibt aber zu distanziert!

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Veröffentlicht am 30.09.2023

Informativ, sonst nichts

Wie ein Stern in mondloser Nacht
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Mit "Wie ein Stern in mondloser Nacht" nimmt Marie Sand die Geschichte der Babyklappe auf und verpackt sie in einen historischen Roman, der auf zwei Zeitebenen spielt.
Wir erfahren von der Hebamme Henni, ...

Mit "Wie ein Stern in mondloser Nacht" nimmt Marie Sand die Geschichte der Babyklappe auf und verpackt sie in einen historischen Roman, der auf zwei Zeitebenen spielt.
Wir erfahren von der Hebamme Henni, die nicht nur unkonventionelle Geburtsmethoden anbietet, sondern den Frauen auch eine Möglichkeit neben Abtreibung und Adoption bieten möchte, wenn sie das Kind nicht großziehen möchten oder können. Wir lernen aber auch Klappenkind kennen, das jetzt Journalistin ist und über eben diese Hebamme schreiben möchte.
Die Babyklappe ist immer noch ein stark umstrittenes Thema und Roman, der sich der Erfindung dieser widmet, sollte auch diese Kontroverse beinhalten. Das hat mir jedoch gefehlt. Klar gab es Probleme, klar hörte man verschiedene Stimmen zu diesem Thema, aber am Ende lief es mir doch alles zu einfach, zu rund ab. Vielleicht hätte der Roman mehr Seiten vertragen, damit man dieses Thema wirklich gut behandeln kann, vielleicht hätte es ihm auch gut getan, die zweite Zeitebene wegzulassen.
Insgesamt kann man zwar eine sehr sympathische, junge Frau kennenlernen, die viel für Schwangere und unerwünschte Kinder geleistet hat, aber wirklich fesselnd war der Roman für mich nicht.

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