Der Zug nach Hollywood nimmt nur langsam Fahrt auf
EveWas Amor Towles mit seinem neuen Roman "Eve" erneut beweist, ist, dass er der Meister des ruhigen Erzählens ist. Der erste Teil des Buches stellt die handelnden Charaktere sehr ausführlich und langsam ...
Was Amor Towles mit seinem neuen Roman "Eve" erneut beweist, ist, dass er der Meister des ruhigen Erzählens ist. Der erste Teil des Buches stellt die handelnden Charaktere sehr ausführlich und langsam vor, oft in der Begegnung mit Eve. Eine Erzählform, die nicht gerade einfach ist, denn die Leser:innen können schnell gelangweilt sein. Towles jedoch hat genau dieses Erzählen gemeistert, meist zumindest. Bei Eve war dieser erste Teil doch etwas zu langatmig, man hat sich irgendwann gewundert, ob überhaupt noch etwas kommt oder ob es nur ein Gesellschaftsporträt wird. Doch im zweiten Teil hat der Roman ordentlich an Geschwindigkeit angenommen und wurde noch spannend. Die titelgebende Eve ist ein mysteriöse und starke Frau, die gut gezeichnet und im Roman verankert ist. Charaktere wie Eve braucht die Literatur mehr - nicht die Jungfrau in Nöten, die jetzt selbst den Drachen töten, sondern die Frau, die Dinge in die Hand nimmt, für andere Frauen einsteht und vor allem um Würde und Anerkennung kämpft - eine Advokatin der Frauen, die sich nicht davor scheut, ihre Hände schmutzig zu machen.
Trotzdem kann der Roman als Gesamtes nicht ganz überzeugen. An dem Zeitpunkt, an dem die Handlung richtig beginnt und es spannend wird, hat Towles die meisten Leser:innen vermutlich schon verloren. Es wurden einfach zu viele Charaktere zu ausführlich vorgestellt. Der Roman hat zwar eine überzeugende weibliche Protagonistin und zeigt ein realistisches Bild Hollywoods (sicher nicht nur damals), jedoch holt er die Leser:innen erst zu spät ab.