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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.10.2023

Komm ein bisschen mit nach Italien, komm ein bisschen mit ans blaue Meer ...

Das Mädchen, das den Himmel berührte
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Dieser für mich erste Roman des inzwischen leider verstorbenen Autors Luca di Fulvio nimmt seinen Anfang in Italiens Hauptstadt Rom, wo ein jüdischer Kaufmann mit einer jugendlichen Bande kleiner Betrüger ...

Dieser für mich erste Roman des inzwischen leider verstorbenen Autors Luca di Fulvio nimmt seinen Anfang in Italiens Hauptstadt Rom, wo ein jüdischer Kaufmann mit einer jugendlichen Bande kleiner Betrüger in Berührung kommt. Eine Berührung die tödlich ausgehen könnte, denn er wird vom Helden der Geschichte, dem jungen Mercurio, niedergestochen und ausgeraubt. Mercurio und seinen Freunden gelingt eine abenteuerliche Flucht, bei der dieser schließlich auch auf die junge Benedetta sowie den vermeintlichen Mediziner Isacco und dessen Tochter Giudetta stößt. Die Flucht führt das Grüppchen weiter nach Venedig und Mestre, wo Giudetta und Isacco zu zweifelhaftem Ruhm gelangen, der schon bald viele Neider aufs Tapet bringt. Ob das gut ausgehen kann für alle Betroffenen?
Ganz fabelhaft vorgetragen von dem bekannten Hörbuchsprecher Philipp Schepmann, der schon dem König von Narnia seine Stimme lieh, präsentiert uns Luca di Fulvio einen bildgewaltigen Roman der Extraklasse. Als Hörer fällt man von einem Abenteuer ins nächste und wähnt sich bald selbst in Italien im Schlepptau der cleveren Betrügerbande. Authentische Geräusche und Gerüche scheinen direkt aus dem Lautsprecher zu treten und ich habe mich oft schwergetan, hier ab und zu die notwendige Pausentaste zu drücken. Dieser wirklich clevere Spitzbubenroman bekommt von mir die volle Punktzahl und der Autor kommt auf meine Wunschliste. Ich werde bestimmt noch das ein oder andere seiner Hörbücher konsumieren.

Veröffentlicht am 22.10.2023

Zufall oder schicksalhafte Vorbestimmung?

Zwischen uns ein ganzes Leben
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„Wie das Leben so spielt“ ist eine Redewendung, die in genau dieser Geschichte nicht passender sein könnte. Der Zufall will es, dass die Karrierefrau Beatrice eine alte Dame – wenn dann auch auf den ersten ...

„Wie das Leben so spielt“ ist eine Redewendung, die in genau dieser Geschichte nicht passender sein könnte. Der Zufall will es, dass die Karrierefrau Beatrice eine alte Dame – wenn dann auch auf den ersten Moment dieser Begriff nicht ganz passend scheint – namens Jacobina kennen lernt. Mit Beatrice und Jacobina treffen zwei starke Persönlichkeiten aufeinander, die beide, wie sagt man so schön „down on their luck“ sind. Beatrice kämpft gegen einen uneinsichtigen Chef, der ihr nichts als Steine in den Weg legt und ihre Karriere zu beenden droht und Jacobina scheint des Lebens müde und will aufgeben. Wenn da nicht dieses Versprechen wäre, das sie damals ihrem Vater auf dem Sterbebett geben musste: „Finde deine Halbschwester Judith!“ Bis dato wusste Jacobina nichts von dieser Schwester und sieht jetzt ihre Chancen schwinden, jemals dieses Versprechen einlösen zu können. Doch sie hat nicht mit der Hartnäckigkeit Beatrice‘ gerechnet, die sich in dieses Vorhaben verbeißt und nicht aufgeben will …

Ja, es ist nicht die erste Geschichte dieser Art, die in Romanform aufgearbeitet wurde und ja, ich habe schon einige dieser Art gelesen oder gehört. Und dennoch zog mich „Zwischen uns ein ganzes Leben“ richtig gehend in den Bann, und nachdem ich erfahren hatte, dass dem Buch eine wahre Geschichte als Grundlage dient, konnte ich gar nicht mehr aufhören zu hören. Die Geschichte wird auf eindringliche aber auch sehr berührende Art von der Hörbuchsprecherin und Schauspielerin Miriam Morgenstern vorgelesen und hat mich absolut überzeugt. Hier stehen Menschlichkeit und der Wille zu vergeben im Vordergrund und dafür verteile ich gerne absolut verdiente fünf von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 22.10.2023

Hier ist schweigen Silber und reden ist Gold!

Bei euch ist es immer so unheimlich still
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Die eben erst Mutter gewordene Silvia entschließt sich im Sommer 1989 zu einer Reise in den Süden, genauer gesagt in ihr ehemaliges Heimatdorf im Schwabenland. Der Enge des Dorfs hatte sie seinerzeit mit ...

Die eben erst Mutter gewordene Silvia entschließt sich im Sommer 1989 zu einer Reise in den Süden, genauer gesagt in ihr ehemaliges Heimatdorf im Schwabenland. Der Enge des Dorfs hatte sie seinerzeit mit gerade mal 18 Jahren in Richtung Berlin verlassen und mit ihren Eltern gebrochen. Nun stellt sie fest, dass das Leben, das sie bis dahin geführt hat, sich mit ihrem eigenen Kind nicht mehr vereinbaren lässt. Enttäuscht, dass der Kindsvater so gar kein Interesse zeigt, sehnt sie sich jetzt nach Wärme und Verständnis von Evelyn, ihrer eigenen Mutter. Ihre Mutter jedoch hat selbst eine traumatische Vergangenheit hinter sich, denn auch in ihrem Leben entwickelte sich nichts so, wie sie es sich erträumte. Als studierte Medizinerin wird sie reduziert auf ein Leben als Hausfrau und Mutter in genannter schwäbischer Kleinstadt. Die engstirnigen fünfziger Jahre lassen grüßen. Nun müssen beide Frauen lernen, sich aufeinander einzulassen, auf einander zuzugehen und versuchen einander zu verstehen. Doch die Kunst der Kommunikation haben sie nie gelernt, so dass dieses Unterfangen zum Scheitern verurteilt zu sein scheint. Oder schaffen sie es doch?
Wie schon in ihrem Vorgängerband „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ präsentiert uns die Autorin Alena Schröder eine sehr feinfühlige Geschichte, die mit ihrer Eindringlichkeit die Herzen ihrer Leser für sich gewinnt. Die Charaktere sind vielschichtig dargestellt, hier gibt es kein simples Schwarz oder Weiß, Gut oder Böse. Beide Frauen gestehen sich schließlich ihre Stärken und Schwächen ein und ganz langsam scheint dadurch eine Annäherung möglich, was auch beim Leser das Verständnis für die Zwei wachsen lässt. Frau Schröder zeichnet ein realistisches Bild der jeweiligen Zeit und ließ mich dadurch vollkommen eintauchen in diese Geschichte. Für mich verdient sie dafür auf jeden Fall mit fünf Sternen die volle Punktzahl, die ich schon für den Vorgängerband vergeben habe. Beide Bücher sind unabhängig von einander zu lesen, wenn man jedoch den ersten Band kennt, klären sich manche Fragen auf und die losen Puzzlesteinchen setzen sich zu einem runden Ganzen zusammen. Absolute Leseempfehlung!!

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Veröffentlicht am 19.10.2023

Der Lehrer muss passiv werden, damit das Kind aktiv werden kann!

Lehrerin einer neuen Zeit
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Die Ärztin und Pädagogin Maria Montessori eröffnet mit diesem ersten Band eine neue Reihe rund um "Bedeutende Frauen, die die Welt verändern". Natürlich hatte ich schon von Maria Montessori gehört, muss ...

Die Ärztin und Pädagogin Maria Montessori eröffnet mit diesem ersten Band eine neue Reihe rund um "Bedeutende Frauen, die die Welt verändern". Natürlich hatte ich schon von Maria Montessori gehört, muss jedoch gestehen, dass mein Wissen bis dato eher bruchstückhaft war. Umso mehr habe ich mich gefreut zu entdecken, dass die Autorin Laura Baldini – mir besser bekannt als Beate Maly – sich dieser Wissenslücke angenommen hat und mir mit „Lehrerin einer neuen Zeit“ einen wunderbaren Einblick in das Leben dieser bedeutenden Frau gewährte.

Maria hatte das Glück vor guten 150 Jahren in eine recht liberale Familie geboren zu werden, die ihr ein Studium der Medizin ermöglichte, was für damalige Verhältnisse absolut undenkbar war. Ihre Mutter hätte sicher selbst gerne mehr aus sich gemacht als „nur“ Ehefrau und Mutter zu sein und so unterstützt sie ihre Tochter bei ihrem Vorhaben wo sie nur kann und treibt ihre Karriere vehement voran. Ein wenig zähneknirschend schließt sich Marias Vater an. Schnell jedoch merke ich beim Lesen, wie unschicklich das damals für eine junge Frau war, wie hart sie kämpfen musste und wie sehr ihr die Männer ihren schulischen Erfolg neideten. Uns so wird auch Maria eines Tages vor die Wahl gestellt: Karriere oder Ehe und Familie. Beides gemeinsam ist undenkbar. Wie sie sich schlussendlich entscheidet, ist hinlänglich bekannt, denn ihre für damalige Verhältnisse ungewöhnlichen pädagogischen Lehrmethoden finden heute noch Anwendung. Dennoch hat das Lesen die Entdeckung Spaß gemacht, wie es dazu kam. Ein anschaulicher Schreibstil ließ mich eintauchen in die Welt von damals, ließ mich den Kampf der Frauen miterleben und mich dabei zu ertappen, wie ich ihnen stillheimlich alles Glück auf Erden wünschte. Ich habe einiges gelernt und fühlte mich nebenbei bestens unterhalten. Deshalb zögere ich auch nicht, hier die volle Sternenzahl zu vergeben. Fünf Sterne und eine Leseempfehlung von mir an alle diejenigen, die diese Form von Geschichtsunterricht genauso lieben wie ich.

Veröffentlicht am 16.10.2023

Gier kann zum Verhängnis werden ...

Die Mission des Goldwäschers
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Für mich sind Ralf H. Dorweilers historische Romane inzwischen ein Garant für gute Unterhaltung, bei der Wahl eines seiner Bücher bin ich noch nie enttäuscht worden. So nahm mich der Autor auch diesmal ...

Für mich sind Ralf H. Dorweilers historische Romane inzwischen ein Garant für gute Unterhaltung, bei der Wahl eines seiner Bücher bin ich noch nie enttäuscht worden. So nahm mich der Autor auch diesmal wieder mit auf eine spannungsgeladene Reise zu einem Thema, das die Menschheit schon seit vielen hundert Jahren beschäftigt … die Suche nach dem Schatz der Nibelungen. Als Reisegefährten wählt er für mich drei junge Burschen, die schon von Kindesbeinen miteinander befreundet sind und alle mit dem Thema Goldgewinnung und -verarbeitung zu tun haben. Ich nenne das Trio für mich während des Lesens meine „Goldjungs“. Begleitet werden sie von einem Buchhändler, seiner Tochter und einem Mönch, der während der Reise versuchen wird, die Hinweise auf den Schatz zu entschlüsseln. Doch solch eine Mission bringt schnell Neider an die Oberfläche und verbunden mit dem enormen Zeitdruck im Rücken ist die Reise schnell nicht nur voller Neugier und Spannung, sondern birgt auch mehr Gefahren als den sechs Gefährten lieb ist. Als schließlich der junge und damals noch recht unbekannte Dichter Johann Wolfgang Goethe zu ihnen stößt, scheint die illustre Gruppe komplett und die Jagd kann beginnen …

Der Autor schafft es in „Die Mission des Goldwäschers“ mal wieder auf ganz wunderbare Weise mit Abenteuer, wahren Tatsachen und vor allem einem ausgesprochen anschaulichen und bildgewaltigen Schreibstil ein Leseerlebnis der ganz besonderen Art zu kreieren. So ganz nebenbei bekomme ich die Nibelungensaga erzählt, lerne viel über gewaltige Kirchengebäude und besuche solch wunderbare Schauplätze wie Straßburg, Speyer und Worms vor 250 Jahren, die mich wünschen lassen, mich selbst mal kurz zurückversetzen zu können. Ich wusste bisher recht wenig über die Gewinnung von Gold und die anschließende Verarbeitung und freute mich deshalb riesig darüber einmal live bei einer Münzprägung dabei sein zu dürfen. Auch die Liebe kommt nicht zu kurz ohne jemals zu aufdringlich oder gar kitschig zu wirken. Ich denke, anhand meiner Rezension kann man spüren, dass ich schlichtweg begeistert bin von diesem Roman und so wünsche ich mir noch viele weitere Bücher aus der Feder des sympathischen Autors. Vielen Dank, dass ich mit dabei sein durfte, und als Belohnung gibt es natürlich fünf dicke, fette Sterne mit einer absoluten Leseempfehlung. Gut gemacht, lieber Ralf, aber nichts anderes habe ich erwartet 😉