Molly Gray - Ein Zimmermädchen im Einsatz
The MaidMolly Gray ist ein durchstrukturiertes, penibles Zimmermädchen im Londoner Regency Grand Hotel. Aufgewachsen bei ihrer Grandma hat sie wenig soziale Kontakte und durch ihr etwas kurioses Verhalten mit ...
Molly Gray ist ein durchstrukturiertes, penibles Zimmermädchen im Londoner Regency Grand Hotel. Aufgewachsen bei ihrer Grandma hat sie wenig soziale Kontakte und durch ihr etwas kurioses Verhalten mit autistischen Zügen wirkt sie auf andere naiv und dümmlich und wird oft als Spinnerin hingestellt. Als dann noch in ihrem Zuständigkeitsbereich ein schwerreicher VIP-Gast tot aufgefunden wird, deutet alles auf sie als Tatverdächtige.
Das Buch ist sehr speziell, denn autistische und neurotische Menschen haben es oft schwer, von der Gesellschaft akzeptiert und nicht in irgendeine Schublade gesteckt zu werden. Die Autorin hat hier eine Molly geschaffen, die auf ihre Weise herrlich lustig, charmant und liebenswert ist. Allerdings fällt es ihr in ihrer etwas naiven, gutgläubigen Art schwer, andere zu durchschauen. Irgendwie möchte man sie rütteln und gleichzeitig in den Arm nehmen, sie warnen und beschützen und ihr versichern, dass sie ein toller Mensch ist.
Als Leser wird man ziemlich herausgefordert, einerseits weil man schon über ihre trockenen Kommentare und ihre Vorgehensweise lachen muss, andererseits dauert es eine Weile, um in die Geschichte reinzukommen und sich an Mollys Verhaltensweise zu gewöhnen. Es fällt einem nicht ganz leicht zu verstehen, wie sie so arglos und vertrauensvoll sein kann und nicht merkt, wie andere Scherze mit ihr treiben und sie schamlos ausnutzen, aber je mehr man Molly kennenlernt, desto mehr schätzt und versteht man sie. Während die Ermittlungen laufen, erfährt man mehr über ihre Hintergründe und ihr Leben und das hat es ganz schön in sich. Man spürt ihre Hilflosigkeit, die Enttäuschung, wachsenden Zweifel und ihre Einsamkeit.
Die Inhaltsangabe des Buches ist leider etwas irreführend, denn Molly ist keine Ermittlerin, wie ich erst erwartet habe, die Aufklärung des Mordes verläuft ganz anders, was zwar auch gelungen ist, den Leser dennoch auf die falsche Fährte führt.
Ich kann nur empfehlen, das Buch als Hörbuch zu verfolgen, denn durch die sehr gelungene Besetzung mit Anna Thalbach erhält man einen ganz anderen Eindruck und Einblick in die Geschichte, die Charaktere kommen viel besser hervor und dadurch wirkt die Erzählung nicht trocken, sondern lebendig.
Insgesamt ist das Buch eine Mischung aus Monk, Columbo und Forrest Gump – humorvoll, speziell mit einer absehbaren, aber doch rührenden Entwicklung, wobei immer wieder der Wert von echter Freundschaft, Akzeptanz und Verständnis hervorgehoben wird.