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Veröffentlicht am 01.11.2023

Seniorin 2.0

Florence Butterfield und die Nachtschwalbe
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Unter anderen Umständen wäre Florence Butterfield noch längst nicht ins Seniorenheim gezogen. Doch bei einem unglücklichen Unfall hat sie ein Bein verloren und muss sich damit abfinden, dass sie Hilfe ...

Unter anderen Umständen wäre Florence Butterfield noch längst nicht ins Seniorenheim gezogen. Doch bei einem unglücklichen Unfall hat sie ein Bein verloren und muss sich damit abfinden, dass sie Hilfe braucht. Zum Glück findet sie ein barrierefreies Apartment in Babbington Hall, wo sie jederzeit Hilfe bekommen kann, aber auch noch selbstständig lebt. Traurig ist sie als der Mitbewohner Arthur nach einem Sturz stirbt. Dieses tragische Ereignis hat Florrie noch nicht ganz überwunden als ein Gespräch mit Renata Green, der Leiterin der Senioreneinrichtung, ihr wieder Hoffnung gibt. Doch schon kurz darauf stürzt Renata aus dem Fenster und kommt schwerstverletzt ins Krankenhaus. Florrie ist verzweifelt.

Auch mit weit über achtzig Jahren kann der Verstand noch sehr gut funktionieren. Zwar hat Florrie bessere und schlechtere Tage, aber grundsätzlich hat sie ihre Sinne beieinander. Und dass Renata einfach so gestürzt oder gar gesprungen ist, glaubt Florrie nicht. Sie beginnt Nachforschungen anzustellen, schließlich war ihr Vater Polizist, da muss sie sich doch etwas abgeschaut haben. Ihre Nachforschungen bringen Florrie auch dazu, sich an ihre eigene Vergangenheit zu erinnern. Dort gab es zwar Leid, aber auch viele gute Jahre und gute Freunde. Unterstützt wird Florrie von Stanhope, einem ehemaligen Lehrer, mit dem sie sich so gut austauschen kann.

Welch schöne Hommage an eine alte Dame, die recht betagt an Jahren, aber im Geiste jung geblieben ist. Sie kann ihr Leben verändern, sie kann mehr als ein Rätsel lösen, auch das ihres eigenen Lebens, sie hat eine Geschichte zu erzählen. Und gerade das ist es, wo man sich bei alten Menschen oft vertut. Wenn man denkt, Omi oder Opi wollen nicht mehr viel im Leben und mit ihrem vielleicht klapprigen Körper und manchmal zerstreutem Geist, können sie nicht viel zu erzählen haben. Doch jeder ältere Mensch war einmal jung und er hat etwas zu erzählen, man sollte viel häufiger einfach fragen. Man wird erstaunt sein, welch abenteuerliche Geschichten zutage kommen. Und so ist es auch bei Florrie, die einem schnell sympathisch wird, die Renata nicht im Stich lässt und die es eben mit 87 Jahren noch schafft, sich zu ändern.

Beim Anblick des sehr schönen Covers fragt man sich, wer die Dame wohl ist. Die 87jährige Florrie kann es nicht sein. Ist sie vielleicht die Diplomatengattin? Oder die Heimleiterin? So regt die geheimnisvolle Dame die Gedanken an - gelungen.

Veröffentlicht am 29.10.2023

Made in Australia

Die mörderischen Cunninghams. Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen (Die mörderischen Cunninghams 1)
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Familientreffen der Cunninghams und Ernie nimmt teil. Seit er vor drei Jahren vor Gericht gegen seinen Bruder Michael ausgesagt hat, ist er das schwärzeste Schaf der Familie. Doch diesem Treffen konnte ...

Familientreffen der Cunninghams und Ernie nimmt teil. Seit er vor drei Jahren vor Gericht gegen seinen Bruder Michael ausgesagt hat, ist er das schwärzeste Schaf der Familie. Doch diesem Treffen konnte er sich nicht entziehen. Und nun ist er mal wieder zu spät, was ihn die anderen gleich spüren lassen. Bald wird jedoch eine Leiche auf dem Gelände des Hotels gefunden und Ernie, der Schriftsteller von Ratgebern à la „Wie schreibt man einen Kriminalroman“ ist, will die Umstände des Todesfalls aufklären. Schließlich haben alle Cunninghams schon mal jemanden umgebracht. Es gilt die Familie zu schützen.

Dies ist der erste Teil einer Reihe um die mörderischen Cunninghams. Ernest Cunningham berichtet von den Ereignissen, die ein Teil der Familiengeschichte sind. Vor vielen Jahren ist der Vater Robert Cunningham bei einem Überfall umgekommen und schon davor wurde eine Kette von Ereignissen ausgelöst, welche die Familie letztlich in dem Resort zusammengeführt haben. Michaels Haftstrafe ist vorbei und so wird auch er eintreffen, allerdings erst am nächsten Tag.

Das Buch beginnt mit einem Zitat der zehn Gebote des Detektivromans. Aus Ernies Sicht wird berichtet und er macht kein Hehl daraus, dass er den Ablauf des Treffens dokumentiert. Seine Erfahrung als Autor von Ratgebern kommt ihm dabei sehr zugute. Das ist mal ein anderer und sehr witziger Ansatz. So als müsse man immer ein wenig um die Ecke denken, um alles zu erfassen. Obwohl zu Beginn der Eindruck entsteht, es würde ein wenig weit ausgeholt, so bekommt im Fortgang der Handlung doch alles seinen Platz. Die Anleihen beim klassischen Detektivroman sind offen und offensichtlich und auch das macht einen Reiz aus. Dieser Kriminalroman ist eben etwas anders. Die Cunninghams sind tatsächlich recht mörderisch, doch wenn man schließlich erfahren hat, welche Zusammenhänge bestehen, sind die meisten doch irgendwie sympathisch. Lest mehr Krimis aus Australien, schreibt der Autor in seiner Danksagung und das kann man sich gerne zu Herzen nehmen.

Das Cover ist passend zum Roman sehr auffällig und etliche Elemente, des Buches werden auf stimmige Art und Weise aufgegriffen.

Veröffentlicht am 27.10.2023

Der Spiegelwald

Das Nachthaus
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Der Jugendliche Richard ist neu in der Stadt. Es fällt ihm nicht leicht, sich einzufügen. Er hat nur wenige Freunde. Und die sind auch irgendwie Außenseiter. Eines Tages sind Richard und Tom im Wald beim ...


Der Jugendliche Richard ist neu in der Stadt. Es fällt ihm nicht leicht, sich einzufügen. Er hat nur wenige Freunde. Und die sind auch irgendwie Außenseiter. Eines Tages sind Richard und Tom im Wald beim Fluss. Nur Richard kehrt von diesem Ausflug zurück. Der örtliche Polizeichef vermutet, Richard habe Tom von einer Brücke in den Fluss gestoßen. Die Geschichte, die Richard erzählt klingt einfach zu unglaublich. Doch solange Tom nicht gefunden wird, hat die Polizei keine Handhabe. Niemand glaubt Richard, nur seine Mitschülerin Karen reagiert anders. Zwar glaubt sie auch nicht direkt, aber sie hat die Idee, gemeinsam könnten sie versuchen, einen Beweis zu finden.

Kein Harry Hole, sondern ein Einzelband, von dem man am Anfang der irrigen Meinung sein könnte, es handele sich möglicherweise um ein Jugendbuch. Richard ist ein Außenseiter wie er im Buche steht. Als Neuling ist er sowieso nicht gut angesehen und anstatt seinen Mitschülern freundlich zu begegnen, benimmt er sich mitunter sehr ruppig. Nur mit Tom und Jack ist es anders, aber die sind selbst nicht so wirklich drin in der Gemeinsacht. Mit Karen ist es etwas anderes. Richard weiß nicht wieso Karen nett zu ihm ist, aber froh ist er doch. Vielleicht werden Richard und Karen hinter das Geheimnis des Nachthauses und seiner Bewohner kommen?

Wenn man die Beschreibung der englischsprachigen Ausgabe liest, weiß man, womit man es zu tun hat. Auf Deutsch wird das nicht so klar. Zugegeben, hätte man es gewußt, hätte man nicht zu dem Hörbuch gegriffen. So kann es durchaus besser sein, zu denken, man habe einen normalen Thriller vor sich. So hat man zum einen die Überraschung, dass die Story irgendwie anderes ist und zum anderen sich auch mal einen anderen Genre zugewendet, was ja etwas Gutes ist. Bekannt ist, dass der Autor zwischen seinen Harry Hole Büchern auch immer mal was Neues anderes präsentiert. Und dies hier ist ein spannender und überraschender Ausflug in eine andere Welt. Ob das Buch Albträume verursachen kann? Hm, man hat vielleicht geträumt, man sei in einem Raum mit allen Lieblingsbüchern in den Regalen und man könne sie nicht öffnen. Auch von so was kann man entsetzt aufwachen. Gefesselt lauscht man bei diesem Hörbuch dem Sprecher David Nathan, der erst mit seiner jugendlichen Intonation irritiert, wenn sich erklärt wieso, aber begeistert. Ein Fan des Genres wird man vielleicht nicht, wenn man es nicht sowieso schon ist und vielleicht hätte man sich ein weniger düsteres Ende gewünscht, aber man ist im Endeffekt froh, dass man nicht wusste, worauf man sich einlässt, denn so konnte man sich einlassen und eine neue Erfahrung machen.

Veröffentlicht am 23.10.2023

Zugfahrt zu Dritt

Endstation Malma
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Drei Menschen im Zug nach Malma. Harriet fährt gemeinsam mit ihrem Vater an den Ort. Sie haben einen Plan, doch Harriet ist manchmal sehr unsicher. In einem anderen Abteil sitzt Oskar mit seiner Frau. ...

Drei Menschen im Zug nach Malma. Harriet fährt gemeinsam mit ihrem Vater an den Ort. Sie haben einen Plan, doch Harriet ist manchmal sehr unsicher. In einem anderen Abteil sitzt Oskar mit seiner Frau. Es ist die letzte gemeinsame Fahrt vor der geplanten Trennung. Mit Wehmut erinnert sich Oskar wie sie sich kennengelernt haben. Und schließlich macht Yana sich auf den Weg, um den Spuren aus einem Fotoalbum zu folgen. Sie sitzen nicht im selben Abteil, aber sie haben das selbe Ziel. Was hoffen Harriet, Oskar und Yana in Malma zu finden.

Die Werke von Alex Schulman stehen für einfühlsame Beschreibungen und Qualität. Haben die drei Hauptpersonen außer ihrem Reiseziel noch andere Gemeinsamkeiten? Sie müssen mit Trennungen und Umbrüchen leben lernen. Wie man vielleicht aus dem eigenen Leben weiß, gestaltet sich dies manchmal als recht schwierig. Herriet ist noch ein Kind. Verlangt das Leben schon zu viel von ihr? Und Oskar, der scheinbar gestandene Mann, hat auch nicht so viel Sicherheit zu bieten. Yana dagegen wirkt aufgrund der Umstände wie ein Solitär. Doch sie hat gelernt, sich zurechtzufinden und in gewissem Rahmen ihren Weg zu gehen.

Wieder mal hat der Autor ein ansprechendes Werk geschaffen, das schon mit dem ersten Kapitel mitreißt. Es ist schier unbegreiflich, was Harriet zugemutet wird. Was Oskar sich zumuten lässt. Wenn diese Beiden Mitgefühlt erregen, so ist es Yana, der man Hoffnung wünscht. Ihr Charakter erweckt ein helleres Gefühlt. Auch wenn sie einer Aufklärung nur nahe kommt, so wünscht man ihr, dass sie ihr Leben weiterhin meistert. Harriet ist immer die andere, doch ihr verschlossener Vater lässt sie nicht zurück. Harriet und die Adler, das sind die wichtigen Elemente seines Lebens. Oskar scheint das Scheitern vorbestimmt zu sein. Ihn kann nur schwerlich verstehen. Doch wenn nach und nach die Zusammenhänge zwischen diesen melancholischen, manchmal verzweifelten Menschen klar werden, kann man nicht anders als in diesen Roman einzutauchen.

Das gut auf die Handlung abgestimmte Cover bietet einen sanften Blickfang.

Veröffentlicht am 21.10.2023

Schneegestöber

Mord im Christmas Express
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Die ehemalige Polizisten Roz hat von ihren Kollegen eine Fahrt erster Klasse im Weihnachts-Express nach Schottland geschenkt bekommt. Sie möchte zu ihrer Tochter und deren Partnerin. Die beiden erwarten ...

Die ehemalige Polizisten Roz hat von ihren Kollegen eine Fahrt erster Klasse im Weihnachts-Express nach Schottland geschenkt bekommt. Sie möchte zu ihrer Tochter und deren Partnerin. Die beiden erwarten minütlich ihr erstes Kind und Roz hofft, pünktlich zur Geburt dort zu sein. Das Schneegestöber behindert jedoch den Bahnverkehr und der Zug startet mit Verspätung. Auf der Fahrt denkt Roz immer wieder an die Vergangenheit und dass sie es nicht leicht mit ihrer Mutter hatte und mit ihrer Tochter. Schottland soll ein Neuanfang werden. Nach und nach lernt sie die anderen Passagiere kennen. Einige sind ihr sofort sympathisch, auf andere Bekanntschaften könnte sie auch verzichten.

Achtzehn Passagiere und ein Mord könnte man nach den ersten Kapiteln denken. Doch zunächst entwickelt sich die Fahrt eher ruhig, auch wenn Roz schnell merkt, dass die bekannte Influencerin nicht alles offenbart. Ihr Partner Grant scheint einer zu sein, dem man nicht im Dunkeln begegnen möchte. Die nette alte Dame Mary mit Sohn und Kater ist da viel sympathischer. Die vier jungen Leute wirken wie ein eigenes Völkchen. Und Phil und seine Familie machen einen leicht chaotischen Eindruck. Zu Craig von der Staatsanwaltschaft hat Roz sofort einen Draht. Als dann jemand tot aufgefunden wird, muss Roz unbedingt ermitteln.

Soweit es sich herausfinden lässt, schreibt die Autorin zwar Weihnachtskrimis, aber keine Reihen. Falls man bei dem Setting einen Gedanken an einen Cozy-Crime hegen sollte, könnte es sein, dass man sich irrt. Es handelt sich hier schon um einen Kriminalroman, der zu sehr ernsten Themen eine eindeutige Meinung kundtut. Schon nach dem Lesen des Prologs ist man angefixt und will einfach mehr wissen. Auch wenn sich die Geschichte nicht so anheimelnd entwickelten wie gehofft, so ist es doch sehr spannend zu lesen, wie Roz die Geschehnisse nach und nach entschlüsselt. Dabei muss sie selbst noch einiges ertragen und sich der Vergangenheit stellen. Man verrät nicht zu viel, wenn man sagt, am Ende kommt der Zug an. Was zwischen Abfahrt und Ankunft liegt, ist eine Entdeckung wert.

Die liebevolle und weihnachtliche Stimmung verbreitende Gestaltung des Covers wird diesen Roman bestimmt auf etlichen Gabentischen landen lassen.