Es gibt Bücher, die uns in einer Stunde mehr erleben lassen, als zwanzig gelebte Jahre (frei nach Oscar Wilde)
Hera Lind hat vor vielen Jahren damit begonnen, die Lebensgeschichten ihrer Leser;innen in einfühlsame, bewegende und zu Herzen gehende Bücher zu verwandeln. Mit "Das einzige Kind" beweist sie wieder einmal, ...
Hera Lind hat vor vielen Jahren damit begonnen, die Lebensgeschichten ihrer Leser;innen in einfühlsame, bewegende und zu Herzen gehende Bücher zu verwandeln. Mit "Das einzige Kind" beweist sie wieder einmal, dass das Leben selbst die interessantesten und ergreifendsten Geschichten schreibt und sie nur ein wenig sprachlich nachfeilen muss, um daraus einen Roman zu machen, der binnen weniger Stunden regelrecht verschlugen wird.
Die Geschichte von Djoko, der als 5-Jähriger schon die ganze Wucht und Grausamkeit des Kriege miterleben muss, entwurzelt wird und auf seiner Flucht durch ganz Europa viel gesehen und erlebt habt, wird von Hera Lind sehr einfühlsam und authentisch erzählt. Es gelingt ihr, dass dem kleine Djoko sofort die Herzen der Leserschaft zufliegen und ihn auf seinem steinigen und schmerzhaften Weg durch die Kriegswirren begleiten.
Gerade jetzt, wo nicht nur in Europa, sondern auch in Israel wieder Krieg herrscht und viele Kinder von ihren Eltern getrennt werden oder zu Waisen werden, steigen die von Lind skizzierten plastischen Bilder noch deutlicher aus den Seiten und vermischen sich mit den Bildern des Tagesgeschehens aus den TV-Nachrichten und gehen so noch tiefer unter die Haut. Doch zwischen Grauen, Schrecken und Entsetzen gibt es für Djoko immer wieder Menschen mit Herz, die ihm eine helfende Hand reichen und ihn aus dem Schlamassel ziehen. Es sind Menschen, die wie kleine Hoffnungslichter in der dunkelsten Zeit schimmern und die zeigen, dass das Gute immer über das Böse siegt.
Auch wenn viel Leid und Elend die Ereignisse prägen, so sind es doch immer wieder kleine Augenblicke, die ein Lächeln ins Gesicht zaubern und die von der Schreibenden mit ganz viel Herzenswärme ein die Erzählung eingeflochten werden, damit ihre Leser;innen schmunzeln können. Djoko beim Aufwachsen zuzusehen, ihn durch die Kriegstage zu begleiten und schließlich mit ihm gemeinsam ein Zuhause zu finden, bewegt und berührt. Lind weiß, wie sie eine ohnehin dramatische Lebensgeschichte noch dynamischer und eindringlicher aufbereiten kann, damit auch dieser Roman Spuren im Herzen ihrer treuen Leserschaft hinterlässt.
Ich bewundere Menschen wie Djoko, aus dem im Verlauf des Krieges Franz Peters-Engl wird, denn sie öffnen ihr Herz für ein breites Publikum, teilen ihre intimsten Momente und lassen Menschen wie du und ich an ihrer Geschichte teilhaben. Sie berühren mit ihrem Mut, ihrer ungebrochenen Energie und ihrer Dankbarkeit dem Leben gegenüber und genau das fasst die Autorin immer wieder in absolut lesenswerte Tatsachenromane zusammen.
Klare Leseempfehlung !