An einer Schule wird eine Zeitkapsel geborgen, in der ein Schüler damals vor zwölf Jahren Todestage verschiedener unbekannter Menschen aufgelistet hat. Kommissar Huldar muss dem nach seiner Degradation nachgehen und schon bald erkennt er, dass dahinter eine große Verschwörung steckt, die weiter zurück in die Vergangenheit reicht als vermutet. Gemeinsam mit der Kinder- und Jugendpsychologin Freyja versucht er den höchst komplexen Fall zu lösen...
Ich war besonders gespannt auf meinen ersten Island-Krimi und ich wurde nicht enttäuscht. Zwar kenne ich den Vorgänger nicht, aber die Diskrepanzen zwischen Huldar und Freyja werden ausreichend geschildert, sodass ich super in die Geschichte einsteigen konnte. Besonders fasziniert und gebannt hat mich die Idee mit der Zeitkapsel. So erwartete ich eine spannende Jagd nach dem Schreiber der Todestage, die tatsächlich eine ganz andere Richtung angenommen hatte als gedacht.
Die Atmosphäre zu Beginn ist drückend und unheilvoll. Man ahnt ein schlimmes Geschehen schon voraus und ich hatte beim Lesen Gänsehaut, weil mich die Situation so gefangen genommen hat. Der Einstieg ist der Autorin exzellent gelungen.
Huldar fand ich zu Anfang etwas seltsam. Vor allem im Umgang mit Freyja schien er mir wenig einsichtig zu sein und sein Selbstbewusstsein ihr gegenüber, trotz ihrer Vergangenheit, grenzte für mich beinahe an Arroganz. Als Ermittler ist er zweifellos gut in seinem Job und hat die richtige Mischung aus Ernsthaftigkeit und Humor, weswegen ich ihn dann doch ins Herz schloss.
Freyja wirkte oft distanziert und reserviert, was sich im Laufe aber ändert und ich merkte, dass sie ihr Herz am richtigen Fleck hat.
Die Geschichte ist erst ziemlich undurchsichtig und man bemerkt schnell wer was zu verbergen hat. Die meiste Zeit über hatte ich keine Ahnung wie die Auflösung aussehen könnte. Erst gegen Ende beschlich mich ein Verdacht, der sich dann auch bestätigte. Da fand ich es dann doch sehr offensichtlich und nicht mehr so spannend wie zuvor. Auf die ganzen Hintergründe und Beziehungen der Verdächtigen wäre ich so aber nicht gekommen und das konnte mich dann wieder überzeugen. Vor allem der letzte Abschnitt und die Offenbarung eines Geheimnisses, welches nur zwei Personen kennen, dass aber die Handlungen der Täter in eine ganz andere Richtung gelenkt hätte, konnte mich besonders begeistern. Und ich liebe es, wenn einige kleine Wahrheiten im Verborgenen bleiben. Das hat irgendwie einen Reiz und weiht den Leser in das Geheimnis ein, welches alles in einem anderen Licht erscheinen lässt.
Fazit: Düster, mit drückender unheilvoller Atmosphäre und einem unglaublichen Fall, der größer und schrecklicher ist, als es zuerst den Anschein hat. Absolute Leseempfehlung!