Inhalt
Alice Bell wächst mit einem psychisch gestörten und alkoholabhängigen Vater, einer diesem vollkommen ergebenen Mutter und einer süssen kleinen Schwester auf. Seine oberste Regel: Verlasse niemals das Haus, wenn es dunkel ist. Und so sind Alice und ihrer Schwester viele normale Dinge verwehrt. An ihrem Geburtstag schafft Alice es jedoch, ihren Vater zu überreden, sich die Tanzaufführung ihrer Schwester anzusehen. Doch der Abend endet in einer Katastrophe, in der Alice ihre gesamte Familie verliert. Und sie muss einsehen, dass die Monster, vor denen sich ihr Vater so gefürchtet hatte, real sind...
Meine Meinung
Für mich war es das erste Buch der Autorin - ich habe sie schon seit längerem im Blick und hatte das Buch beim Verlag gewonnen. Der Einstieg in die Geschichte ist mir leicht gefallen und schnell war klar: Der Schreibstil ist absolut meins! Spannend, sarkastisch, selbstironisch, humorvoll, einfach wirklich so, wie ich das mag. Kein Wunder sind die Seiten einfach geflogen. Dass es sich um eine Art Retelling von Alice im Wunderland handelt, sollte jedem nach dem Lesen des Titels klar sein, dennoch ist das Buch komplett anders. Vor allem die Titel der Kapitel lehnen an das Original an, aber ansonsten gibt es nur kleine Anspielungen in der Geschichte zu finden - was ich so sehr angenehm fand.
Alice wächst mit einem verrückten Vater, der sich vor Monstern fürchtet, auf. Als sie ihn überredet, trotz seiner Angst an die Schulaufführung ihrer Schwester zu gehen, ist sie unglaublich happy über den kleinen Sieg. Doch es passiert, was sie nie für möglich gehalten hat: Ihre Familie verunfallt, nur Alice überlebt. Dass sie am Unfalltag Monster gesehen hat, versucht sie fortan zu verdrängen, während sie ihren Weg zurück ins Leben sucht. Dann lernt sie Cole kennen, und mit ihm die Wahrheit...
Alice' Geschichte beginnt mit einem Vorwort von Alice höchstpersönlich und dann mit einer Rückblende. Der Leser lernt die etwas verrückte Familie der Protagonistin kennen. Der Vater seltsam und ein Alkoholiker, die Mutter liebevoll aber etwas vergesslich, die kleine engelsgleiche Schwester. Ich hatte sie recht schnell ins Herz geschlossen. Man erfährt, wie das Leben von Alice abläuft: Im Dunkeln nie rausgehen, keine Parties, keine Übernachtungen auswärts und ja nie auf einen Friedhof. Wobei letzteres kein grösseres Problem für Alice darstellt.
Die Story nimmt rasch an Fahrt auf, es passiert das Unausweichliche (was auch auf dem Klappentext schon angedeutet ist, was aber keineswegs spoilert, wie ich finde) und Ali's Leben ist nicht mehr wie bisher. Sie kommt bei ihren Grosseltern unter und auf eine neue Schule, versucht sich irgendwie wieder ins Leben zurück zu kämpfen. Obschon es irgendwie eine dieser Teenie-Stories ist, hat es mich hier nicht gestört. Viel Szenen in der Schule, Getratsche, verfeindete Grüppchen, ein wenig Unterricht - ich hatte es nicht erwartet, aber es hat mir gefallen.
Und was wäre ein Jugendbuch ohne Liebesgeschichte? Hier kommt sie in Form von Cole daher, einem finsteren Zeitgenossen, der öfters verwundet ist, als er wirklich im Unterricht sitzt - und vor dem alle Angst haben. Inklusive Ali, zumindest am Anfang. Aber dennoch ist sie fasziniert von ihm - und von den Tagträumen, die er bei ihr verursacht. Ich muss gestehen, obschon ich nicht auf Badboys stehe war ich sofort Feuer und Flamme für Cole.
Natürlich bietet das Buch noch viel mehr als Schulszenen und eine zarte Liebe: Dramatik, Trauer, witzige Unterhaltungen, Ali's wunderbare Selbstironie, Kämpfe, eklige Zombies, sehr viele Gefühle, Visionen, Herzschmerz, Bisse, Wunden und noch viel viel mehr. Der einzige klitzekleine Störfaktor war für mich das Thema Glaube - für mich hätte das hier nicht sein müssen. Aber ich kann darüber hinwegsehen. Ich hatte zwar etwas anderes erwartet, wurde aber wahnsinnig gut unterhalten und das Buch hat mich vollkommen überzeugen können.
Setting
Der erste Abschnitt spielt im Zuhause von Alice, der Rest dann bei ihren Grosseltern und in der Umgebung. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich keine Ahnung habe, wo die Story orthografisch angesiedelt ist, ich hatte aber vor meinem inneren Auge immer eine Kleinstadt in den USA - Jeeps, Supermärkte, High Schools, abgelegene Farmen - all das habe ich im Buch entdeckt und das hat in mir dieses Bild heraufbeschworen.
Mal abgesehen vom Setting, das irgendwie nebensächlich war, bin ich absolut begeistert vom Worldbuilding. Die Idee der Zombies in diesem Buch habe ich sonst noch nirgends entdeckt. Gut, ich stürze mich sonst nicht unbedingt auf Zombies, aber dennoch... Hier sind Zombies keine schlurfenden (na gut, doch, sie schlurfen schon ein wenig) verwesenden Körper, sondern infizierte Seelen, Geister. Nur wenige Menschen können sie sehen und sie bekämpfen, aber sie sind da. Immer. Und sie wollen das Schöne und Glückliche, was die Lebenden haben. Wer einmal infiziert ist, hat eindeutig ein Problem. Denn ein Zurück gibt es nur ganz kurz.
Charaktere
Alice "Ali" Bell ist die Hauptprotagonistin und trotz ihren 16 Jahren ziemlich angenehm. Ich fand sie auf Anhieb sympathisch, sie ist sarkastisch und mutig und stark und gleichzeitig total verängstigt und unsicher und in einem Schneckenhaus. Sie ist eine tolle Protagonistin, die über sich hinauswächst, ohne dass sie sich selbst verändert.
Cole ist der Badboy der Geschichte, ein Prügelknabe und Schulschwänzer. Und absolut faszinierend. Je mehr man über ihn erfährt, desto sympathischer und gleichzeitig geheimnisvoller wird er. Und desto mehr verliert man sein Herz an ihn.
Das Buch hat eine Menge toller Charaktere zu bieten, die ich allesamt sehr gelungen fand. Vor allem Kat, Ali's neue beste Freundin, fand ich toll. Sie ist ein Wirbelwind, aber einer der guten Sorte - und auch sie hat eine dunkle Seite, ein grosses Geheimnis. Ansonsten bin ich Ali's Grosseltern Pops und Nana ziemlich verfallen - vor allem ihren Verhören, wenn Ali einen Jungen mit nach Hause brachte. Zum Schreien komisch!
Fazit
Anders als erwartet, aber das Buch hat mich komplett überzeugt und wahnsinnig gut unterhalten! Dramatik, Humor, Zombies, Schmetterlinge im Bauch, Kämpfe, Familie, Trauer, Freundschaft - hier findet sich so unglaublich viel, dass man das schwer in einer Rezi erfassen kann. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.