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Veröffentlicht am 30.10.2023

Sehr fesselnd: das scharze Loch im Kopf

Memoria
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Harriet hat einen Führerschein und kann Autofahren. Das ist sehr überraschend, denn sie war sicher, das nicht zu können. Bis sie in einer Ausnahmesituation einfach losfährt und es gut beherrscht. Dann ...

Harriet hat einen Führerschein und kann Autofahren. Das ist sehr überraschend, denn sie war sicher, das nicht zu können. Bis sie in einer Ausnahmesituation einfach losfährt und es gut beherrscht. Dann erinnert sie sich an Dinge, die offenbar gar nicht so passiert sind. Sie wird von Menschen erkannt, die sie selber noch nie gesehen hat. Sie beginnt, an ihrem Gedächtnis zu zweifeln und fragt sich, wer sie wirklich ist. Immer mehr Menschen in ihrer Umgebung scheinen mehr über sie zu wissen als sie selbst.
Das Buch liest sich sehr spannend und ausgesprochen flüssig. Ich habe nur mal reinschauen wollen und im Nu waren Stunden vergangen, in denen ich gebannt der Geschichte folgte. Das ist prima!
Harriet ist eine glaubhafte Zweiflerin und eine sympathische Heldin, die hartnäckig nach Antworten sucht, auch wenn sie in Gefahr gerät und immer mehr Angst bekommt. Sie war einmal eine vielversprechende Pianistin, hat aber jetzt eine Verletzung an der Hand, von der sie auch nicht mehr genau weiß, woher sie sie hat.
Ein interessanter Aspekt, der leider etwas untergeht, ist die nahe Zukunft, in der das Geschehen spielt: Die Hitze ist schlimmer geworden. Hitzewarnungen über Handy und Sirenen gibt es ab 35 Grad Celsius. Die 30 werden zu oft überschritten, als dass man davor noch warnen könnte. Die armen Leute sind in dieser Zukunft sehr viel ärmer als heute. Sie leben, wie auch Harriet, in ausgedienten Bürohochhäusern, hier mitten in Frankfurt, die von der Kommune zu diesem Zweck verwaltet werden. Normale Wohnungen mit Strom, Wasser und Toiletten können sich nur noch reiche Leute leisten. Die meisten Personen der Geschichte leben in ihren Villen, als sei nichts passiert.
Die Frage, woran wir uns erinnern und ob das immer unsere Erinnerung ist oder vielleicht die von jemand anderem, zieht sich durch das Buch. In der beschriebenen Zukunft gibt es dazu andere Antworten als heute.
Die Autorin hat sich schon mit spannenden Thrillern einen Namen gemacht. Hier war ich allerdings mit der Auflösung nicht ganz zufrieden. Da hätte ich mir eine andere Gewichtung gewünscht. Trotzdem meine Empfehlung für Fans fesselnder und rätselhafter Geschichten.

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Veröffentlicht am 25.10.2023

Das Leuchten

Triumph der himmelblauen Nacht
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Es ist Winter. Der Bär Arkas Nachtfell bewacht in seiner Höhle etwas, das sich „Gleißen“ nennt. Kurz vor der Winterruhe wird der Beutel mit dem Gleißen gestohlen. Arkas geht ihn suchen. Es wird eine lange ...

Es ist Winter. Der Bär Arkas Nachtfell bewacht in seiner Höhle etwas, das sich „Gleißen“ nennt. Kurz vor der Winterruhe wird der Beutel mit dem Gleißen gestohlen. Arkas geht ihn suchen. Es wird eine lange Reise, die ihn schließlich zu sich selbst führt.
Arkas ist eine zornige und selbstherrliche Persönlichkeit und zunächst nicht besonders sympathisch. Doch die Herausforderungen, denen er begegnet, verändern ihn. Und die Fragen, denen er sich stellen muss, sind auch für uns inspirierend. Die Geschichte entwickelt sich zu einem spannenden Abenteuer voller seltsamer Begegnungen und überraschender Wendungen.
Die Sprache ist poetisch und sehr fantasievoll. Die Autorin erfindet neue Wörter, die diese Welt noch etwas magischer machen. Farbige, zarte Aquarelle zeigen die Zauberwesen, die hier leben. Wunderschön!
Am Ende wird klar, dass es hier nicht nur um eine Abenteuergeschichte in einer fantastischen Welt geht. Das innere Leuchten, das in jedem von uns ist, sollen wir mit anderen teilen.
Mir war das manchmal etwas zu dick aufgetragen, all die Magie und der Zauber um das innere Leuchten und die Suche danach. Aber die Geschichte ist rund, das Ende ist logisch. Und das Lesen hat Freude gemacht.

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Veröffentlicht am 08.10.2023

Fäkalien im Miteinander

Shitmoves
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Das unappetitliche Titelbild ist abschreckend, aber es illustriert das Thema: Shit Moves sind Verhaltensweisen, die die zwischenmenschliche Kommunikation verderben. Es geht um Manipulation in Gesprächen ...

Das unappetitliche Titelbild ist abschreckend, aber es illustriert das Thema: Shit Moves sind Verhaltensweisen, die die zwischenmenschliche Kommunikation verderben. Es geht um Manipulation in Gesprächen die das Ziel haben, einen lösungsorientierten Austausch zu vermeiden.
Gavric und Renger produzieren einen Podcast, in dem sie humorvoll auf Themen eingehen, die in der zwischenmenschlichen Kommunikation Schwierigkeiten machen. Hier sind die ShitMoves wohl entstanden: im Miteinander.
Gelistet sind 20 rhetorische ShitMoves, und jeder einzelne wird detailliert dargestellt und analysiert. In der Zusammenfassung gibt es eine genaue Anleitung, wie man den jeweiligen ShitMove anbringt und auch, wie man auf ihn antwortet. Beispiele aus Streitgesprächen, die sicherlich jeder schon einmal so erlebt hat, illustrieren, was gemeint ist. So ist ein persönlicher Angriff anstelle einer konstruktiven Bemerkung der ShitMove Nummer 1 in diesem Buch. Nach den rhetorischen folgen die wortlosen ShitMoves, ein Verhalten, das den Gespächspartner diskreditiert, ohne viel sagen zu müssen – Gavric und Renger vergleichen es mit Pupsen.
Generell geht es darum, Manipulationstechniken im Gespräch erkennen und sich dagegen wehren zu können. Das ist gelungen, aber genügen wird es nicht. Denn wer gar nicht kommunizieren, sondern eine Auseinandersetzung gewinnen will, dem ist jeder Shit recht.
Eine interessante und oft witzige Lektüre für Menschen, die täglich kommunizieren müssen.

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Veröffentlicht am 27.09.2023

Schwarzer Bilderbogen

Die Regeln des Spiels
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Der Autor hat mehrere Preise für seine Literatur erhalten. „Die Regeln des Spiels“ ist eine Fortsetzung von „Harlem Shuffle“, kann aber ohne Kenntnis dessen gelesen werden.

Ray Carney betreibt einen Möbelladen ...

Der Autor hat mehrere Preise für seine Literatur erhalten. „Die Regeln des Spiels“ ist eine Fortsetzung von „Harlem Shuffle“, kann aber ohne Kenntnis dessen gelesen werden.

Ray Carney betreibt einen Möbelladen und ist nebenberuflich als Hehler aktiv. Seine Frau Elisabeth arbeitet in einem Reisebüro. Sie haben zwei Kinder und einen Neffen. Das Leben ist gefährlich im Harlem der siebziger Jahre. Ständig werden Häuser angezündet, Menschen ermordet, kriminelle Deals abgewickelt und Schmiergelder bezahlt.
„Die Regeln des Spiels“ ist in drei Teile gegliedert, die nur lose miteinander verbunden sind. Das ist beim Lesen verwirrend, weil der Protagonist aus dem ersten Teil im zweiten kaum mehr auftritt. Deshalb ist dies kein Roman, der ja eine Entwicklung der Hauptperson nachzeichnen würde. Es ist eher ein Bilderbogen, ein Kaleidoskop jener Zeit und der Menschen, die in dieser Situation lebten.
Der Stil des Autors ist äußerst bemerkenswert. Er verbindet Brutalität, feine Beobachtung und Poesie teilweise innerhalb eines Satzes, als liege das alles dicht beeinander. Sein trockener Humor ist unterhaltsam, seine Analyse wissenschaftlich abgesichert.
Besonders gut gefallen hat mir die Art und Weise, wie Whitehead seine Figuren schildert. Jeder will überleben und es ein bisschen gut haben, und so arrangiert man sich mit Korruption und kriminellen Machtstrukturen. Die weißen Machthaber von New York sind daran nicht unschuldig. Aber niemand ist nur böse oder nur gut. Die Menschen sind eben, wie sie sind. Und Whitehead kennt sie offenbar ganz gut.
Ein interessanter Einblick in eine fremde Welt. Aber kein Roman, wie wir es gewohnt sind.

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Veröffentlicht am 08.09.2023

Mit Alchemie gegen Vampire

Die Schwarze Königin
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Len ist ein Nachfahre des Grafen Dracula. Geglaubt hat er das seiner Großmutter nie, aber als er nach Prag reist, ändert er seine Meinung.
Parallel erzählt wird eine Geschichte, die sich vor über 600 ...

Len ist ein Nachfahre des Grafen Dracula. Geglaubt hat er das seiner Großmutter nie, aber als er nach Prag reist, ändert er seine Meinung.
Parallel erzählt wird eine Geschichte, die sich vor über 600 Jahren in der Gegend zutrug. Die Königin Maria von Ungarn, hochschwanger, wird auf einer Jagd ermordet. Ihre Nachfolgerin Barbara von Cilli experimentiert mit Alchemie und Zauberei. Vampire, hier „Strigoi“ genannt, sind eine düstere Bedrohung. Sie sind viel mehr als ein Volksglaube.
In beiden Geschichten ist eine mutige Alchemistin handelnde Hauptperson. Das machte es manchmal etwas schwierig, nichts durcheinander zu bringen. Lange ist unklar, was die Vampire genau können und wie man sich überhaupt gegen sie wehren kann. Es gibt mehrere Arten von Vampiren und außer ihnen auch noch andere fantastische Wesen, die alle zueinander in komplexen Verhältnissen stehen. Ein ganzer Kosmos wird hier erschlossen. Das wird manchmal etwas unübersichtlich. Früher bewohnten die „Strigoi“ riesige unterirdische Städte mit mehreren zehntausend Einwohnern. In der heutigen Gegenwart ist vieles anders und einfacher, für die Vampire. Und so bekommt auch Len mit ihnen zu tun.
Markus Heitz erzählt den Mythos ganz neu, entlang historischer Tatsachen. Das ist fesselnd und fantastisch. Aber manchmal etwas zuviel.

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