Über eine heimliche Liebe und den Wert der Freundschaft
HonigkuchenMurakami ist zweifellos einer der brillantesten Erzähler unserer Zeit, der mich jedes Mal mit seiner ruhigen Art einzufangen weiß. Bei Honigkuchen handelt es sich um eine Kurzgeschichte, die bereits 2000 ...
Murakami ist zweifellos einer der brillantesten Erzähler unserer Zeit, der mich jedes Mal mit seiner ruhigen Art einzufangen weiß. Bei Honigkuchen handelt es sich um eine Kurzgeschichte, die bereits 2000 in »Nach dem Beben« erschienen ist und nun von Kat Menschik illustriert wurde. Untermalt ist wohl das passendere Wort dafür.
Trauriger Grund für diese Geschichte war das verheerende Erdbeben 1995 in Kobe, das ihn veranlasste, nach vielen Jahren im Ausland, in seine Heimat zurückzukehren.
Das zentrale Thema in Honigkuchen ist die unerwiderte Liebe, die zu einer bedingungslosen Freundschaft wird. Junpei, Takatsuki und Sayoko sind seit der Uni miteinander befreundet. Bevor Junpei Sayoko seine Liebe gestehen kann, schnappt Takatsuki sie ihm vor der Nase weg. Beide heiraten und bekommen eine gemeinsame Tochter – Sara.
Seine Enttäuschung verarbeitet der junge Autor Junpei in seinen Kurzgeschichten. Und wie im tatsächlichen Leben bleibt er auch bei den Literaturkritikern nur ein »vielversprechender Kandidat«. Aber die Freundschaft der drei ehemaligen Studenten hat Bestand und Junpei ist oft zu Gast bei der jungen Familie. Durch sein Talent, Geschichten zu erzählen, kann Junpei die kleine Sara nachts trösten. Denn seit dem Beben träumt Sara von dem Erdbebenmann, der sie in einer Kiste sperren will.
In dieser Geschichte geht es um den Bären Masakichi, der ein besonderes Talent hat und mit einem anderen Bären eine ungewöhnliche Freundschaft eingeht.
In feinen, kurzen Strichen zeichnet Murakami das Bild einer zarten Freundschaft, spricht von verpassten Chancen, einer unerwiderten Liebe. Einfühlsam und ruhig entfaltet sich eine Geschichte, die sich wie warmer Honig ums Herz legt.
Die Illustratorin Kat Menschik untermalt die Geschichte, die leise aufflammenden Konflikte und schafft damit eine wunderbare Verbindung. Haptisch, optisch und inhaltlich ist das Büchlein mit 80 Seiten und 19 Illustrationen ein kleines Juwel, das ich bereits auf die Geschenkliste zu Weihnachten gesetzt habe. Nicht nur ein Muss für alle Murakamifans und Liebhaber von schönen und besonderen Büchern. Es gibt übrigens beim Dumont Verlag noch weitere Bücher von Haruki Murakami, die von Kat Menschik illustriert wurden, ein Blick lohnt sich definitiv.