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Veröffentlicht am 27.10.2023

Spannender Auftakt

Minen der Macht
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Was für ein spannender erster Teil der Reihe "Minen der Macht", die ein Gemeinschaftsprodukt fünf bekannter und beliebter Autorinnen ist, die sich "Fünf Federn" nennen und aus Mira Valentin, Bernhard Hennen, ...

Was für ein spannender erster Teil der Reihe "Minen der Macht", die ein Gemeinschaftsprodukt fünf bekannter und beliebter Autorinnen ist, die sich "Fünf Federn" nennen und aus Mira Valentin, Bernhard Hennen, Sam Feuerbach, Greg Walters und Torsten Weitze bestehen. Ich habe bisher nur Bücher von Mira Valentin und Bernhard Hennen gelesen, was für mich der Grund war zum Fantasyroman zu greifen, bin aber extrem begeistert wie nahtlos sich die einzelnen Abschnitte zusammenfügen. Ich weiß nicht welche Figuren von den mir bekannten Schreibenden erdacht wurden und welche von den anderen drei Autoren.

Eingebettet ist die Geschichte der verschiedenen Charaktere, die eine
r interessanter als der/die andere, in das Setting einer alten Minenstadt, die auf mich düster und dreckig wirkt, aber auch über einen Stadtteil verfügt, in dem es schillernd und gehoben zugeht. Ob es dort sicherer ist, ist noch nicht klar, denn die Toten, von denen es immer mehr werden, entstammen verschiedener Gesellschaftsgruppen und geben damit erstmal kein Motiv für die Tat her.

Ihnen gemeinsam ist allerdings, dass ihnen Getreide entwächst, das auch nach ihrem Tod noch lebendig erscheint und das definitiv irgendwie magisch sein muss. Daher gelangt Guter, Hauptmann der Schlammringwache auch direkt nach seinem Verdacht auf Gastwirt Wulf, der Getreide Mahzeiten verkauft, zu Aschling Rami, der verbotenerweise Magie anwendet. Allerdings ist auch Todesmagierin Nasiima, wie der Name schon sagt, in der Lage Magie zu nutzen. Sie alle, inklusive Diebin Kröte, stehen auf der Liste der Verdächtigen, und sie alle versuchen etwas zu verbergen.

Ich mag den Weltenaufbau, aber noch viel mehr mag ich die Figuren. Sie haben viele Ecken und Kanten, gehen nicht gerade offen und freundlich auf ihre Mitmenschen zu und sind trotzdem auf ihre ganz eigene Art charmant. Die gute Handwerkskunst der Fünf Federn wird hier so deutlich sichtbar wie beim spannenden Aufbau der Handlung. Kapitel um Kapitel habe ich verschlungen. Der Sprung von einer zur anderen Figur trägt ihr übriges dazu bei, dass ich unbedingt wissen wollte, was ihnen als nächstes passiert. Ich bin so sehr gespannt, welche Geheimnisse sie tragen und daher ganz glücklich darüber, dass der zweite Band in Kürze - Ende Oktober - erscheinen wird. Auch wenn ich mir ziemlich sicher bin, dass die Fünf Federn mich noch weiter auf die Folter spannen werden, bin ich mir ziemlich sicher, dass es wieder einige sehr lesenswerte und fesselnde Ereignisse geben wird.

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Veröffentlicht am 26.01.2022

Das Erbe der Elfenmagierin

Das Erbe der Elfenmagierin
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Der Einstieg in die Reise des Elfen Ardoas ist mir recht leicht gefallen, obwohl der Schreibstil sehr anders ist, als gewohnt und der Mensch ja bekanntlich ein Gewohnheitstier. Von dieser Eigenschaft müssen ...

Der Einstieg in die Reise des Elfen Ardoas ist mir recht leicht gefallen, obwohl der Schreibstil sehr anders ist, als gewohnt und der Mensch ja bekanntlich ein Gewohnheitstier. Von dieser Eigenschaft müssen sich Leserinnen und Leser jedoch schnell verabschieden, denn James A. Sullivan traut sich Wege einzuschlagen, die unbedingt von vielen Autorinnen gegangen werden sollten.

Ganz locker und mit einer Normalität, die ich mir von anderen renommierten (Fantasy-)Autorinnen auch wünschen würde, entwirft Sullivan queere Figuren und polygame Beziehungsgefüge, in denen Äußerlichkeiten wie das gelesene Geschlecht keine Rolle spielen. Der Tonfall untereinander ist so Respektvoll wie ich es mir in der Realität absolut wünschen würde, wie es aber häufig nicht mal in Familien praktiziert wird. Die Figuren schwurbeln nicht rum, es gibt keine Missverständnisse aufgrund von nicht ausgesprochenen Problemen - das mag ich sehr. Eine beispielhafte Kommunikation. Nun könnte der Gedanke aufkommen, dass die Dialoge langweilig sind, dies ist aber gar nicht der Fall, denn es werden eben auch keine unwichtigen Dinge gesagt, sondern der Fokus liegt darauf nicht über sinnlose Banalitäten zu palawern.

Die Handlung an sich könnte für meinen Geschmack auch am Anfang schon etwas mehr Action vertragen, so richtig Fahrt auf, nimmt die Reise von Ardoas und seinen Gefährt
innen erst ab Ende des ersten Drittels.

Ich las das Buch im Rahmen eines Instagram Fantasy Leseclubs und habe dort gelernt, dass es sich bei Sullivans Chronik um Progressive Phantastik handelt, die vom Autor geprägt wurde. "Die Progressive Phantastik setzt an der Stelle an, an der die Traditionen der Abbildung von Realität im Phantastischen im Weg stehen. Sie ist sich darüber im Klaren, dass jeder Text politisch ist und greift generell progressive Konzepte wie zum Beispiel Feminismus und Diversität auf und bildet sie in Erzählwelten ab." (Tor Online)

"Das Erbe der Elfenmagierin" ist der Auftakt der Dilogie "Die Chroniken von Beskadur" und das Ende ist so geschrieben, dass ich keinen blassen Schimmer habe, wie es im zweiten Teil weiter gehen könnte. Ich freue mich darauf schon bald im Rahmen des Lesekreises weiterlesen und mich mit anderen Leser*innen über die außergewöhnliche Geschichte, deren Elemente hoffentlich mehr und mehr zur Normalität in der Literatur werden, austauschen zu können.

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Veröffentlicht am 21.09.2021

Prima Aussicht

Prima Aussicht
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Judith beschließt spießig zu werden und kauft einen Wohnwagen. Eigentlich wollte sie ein zweites Kind, um richtig Familie zu werden, aber Bruno, der Freund mit den psychischen Problemen, möchte das gar ...

Judith beschließt spießig zu werden und kauft einen Wohnwagen. Eigentlich wollte sie ein zweites Kind, um richtig Familie zu werden, aber Bruno, der Freund mit den psychischen Problemen, möchte das gar nicht. Judith traut sich nicht so richtig das Warum? anzusprechen, nimmt aber gerne alle negativen Gefühle dazu mit. Die müssen kompensiert werden mit Dingen wie z.B. campen. Was dort auf dem Campingplatz alles passiert ist nicht nur komisch, sondern saukomisch und ich glaube, ich habe mindestens 10-15 mal gedacht "Oh Gott, das hätte ich sein können".

"Prima Aussicht" ist aber kein Buch übers Campen. Zumindest nicht nur. Judith Poznan setzt ein Statement für Mutterschaft und die damit einhergehenden Probleme der Identifikation und Bedürfnisse, die weder von der Gesellschaft, noch dem Partner gesehen werden. Auch hier wählt Poznan einen humorvollen Ton, aber ohne dass der Ernst der Situation untergeht. Wichtige Themen gehen nicht verloren, sondern stechen deutlich hervor und ich glaube, dass viele Frauen sich von Poznan verstanden und gesehen fühlen.

Nebenbei spricht Poznan über ihre eigene Erziehung und Werte, die ihr durch ihre Kindheit im Ostberlin vor und nach der Wende mitgegeben wurden. Die teilweise in Kontrast stehen zu dem, was man heute von ihr als Mutter erwartet und sie durchaus in Konflikte stoßen, mit denen sie vor der Elternschaft nicht gerechnet hat. Offen spricht sie an wie schwierig es sein kann ein Kind mit wenig auf dem Konto groß zu ziehen. Schwierig, einschränkend, aber nicht aussichtslos, denn Geld ist es nicht, was eine liebevolle Elternschaft ausmacht. Ob es ihr gelingt ihren Sohn auch ohne Geschwisterkind ohne Trauma zu begleiten? Ich glaube schon und ich glaube, dass sie mit ihrer ehrlichen, direkten, aber auch humorvollen Art vielen Eltern Mut machen kann.

Mir hat sie einige Gedankenanstöße gegeben und mich häufig zum Lachen gebracht. Die Handlung an sich, und das ist auch mein kleiner Kritikpunkt, war mir teilweise etwas zu plätschernd und vieles wurde mehrfach gesagt, weshalb ich mich manchmal in einer Schleife der Langeweile fühlte. Nichts desto trotz ein lesenswerter Roman.

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Veröffentlicht am 01.06.2021

Spannender Ausflug in die Vergangenheit

Im Schatten des Turms
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Vom Irrsinn befallen.
Besessen.
In Teufels Händen.
Im 18. Jahrhundert gibt es viele Begriffe würde Menschen mit psychischen Abweichungen. Dass es sich dabei um Erkrankungen und nicht selbst verschuldete ...

Vom Irrsinn befallen.
Besessen.
In Teufels Händen.
Im 18. Jahrhundert gibt es viele Begriffe würde Menschen mit psychischen Abweichungen. Dass es sich dabei um Erkrankungen und nicht selbst verschuldete Rache eines bösen Wesens ist, begriff man erst sehr viel später. Dass es vielleicht die Möglichkeit geben könnte, diese Verfassung zu heilen, darüber denken Mediziner und Gelehrte schon nach. In Wien wird deshalb der Narrenturm errichtet. Schon der Begriff ist negativ behaftet. Der Umgang mit den Insassen noch viel mehr.

Historische Grausamkeiten werden mir immer erst dann bewusst, wenn ich damit konfrontiert werde. Bisher habe ich mir wenig Gedanken darüber gemacht, mit welchen Vorurteilen und Leiden sich Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Behinderungen in der Vergangenheit auseinandersetzen mussten. Mir ist in Etwa klar wie es im Nationalsozialismus ablief, dass es aber lange davor noch viel weniger Verständnis und Ängst gab, die Gewalt und Hass hervorriefen, davor habe ich bis dato scheinbar die Augen verschlossen.

René Anour greift diese Thematik in seinem Roman "Im Schatten des Turms" auf und verwebt sie in eine extrem spannende Geschichte, die einem Krimi in nichts nachsteht. Lügen, Intrigen, Mordaufträge und Gefahren, eingebettet in historische Fakten und Ereignisse.

Im Fokus stehen zwei sympathische Hauptfiguren. Die junge Adelige Helene, die anders, als die jungen Frauen ihrer Zeit, mehr Interesse am Erlernen von Lesen, Schreiben, Geschichte und Mathematik, als an höfischem Gehabe und eleganten Tänzen, und Medizinstudent Alfred. Ein junger Mann, der zielstrebig auf seinen Abschluss als Mediziner hinarbeitet, obwohl er aufgrund mangelnder finanzieller Rücklagen mit vielen Widrigkeiten zu kämpfen hat. Neben der Schwierigkeit Studiengebühren, Miete und Lebensmittel zu zahlen, ist es auch das fehlende gesellschaftliche Ansehen, dass ihm Hindernisse beim Ausüben der Tätigkeit als Mediziner Steine in den Weg legt. Sein Wunsch sich für die Menschen im Narrenturm einzusetzen, lässt ihn feststellen, dass Leben und Überleben willkürlich ist und einzig vom gesellschaftlichen Stand beeinflusst wird.

Als er sich ausgerechnet in Helene verliebt, schafft er sich eine Gegnerin, die mächtiger und einflussreicher, aber auch intriganter und hinterhältiger ist, als er geahnt hat. Eine Jagd auf Leben und Tod beginnt.

Innerhalb von zwei Tagen habe ich "Im Schatten des Turms" weggesuchtet. Gefesselt vom Spiel aus Machtgier und Kontrolle, auf wechselnde Wege geführt von überraschenden Handlungen. Neben einem hoch hinausragenden Spannungsbogen, sind es auch die tiefgründigen Themen, die mich begeistern konnten. Welchen Blick werfen wir auf Menschen, die anders sind, als wir selbst? Wir sehr werden Menschen in ihrem geistigen Wachstum begrenzt, in der Demokratie eingeschränkt? Welchen Einfluss hat die Herkunft? Welchen Rahmen bietet die Gesellschaft? Funktioniert sie beschneidend oder unterstützend? Ergänzt durch historische Fakten über Monarchen, Kriege und Medizin, ist "Im Schatten des Turms" ein absolut lesenswerter historischer Roman, den ich gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 18.02.2021

Die Mütter

Die Mütter
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Schon beim Erscheinen des Hardcovers von "Die Mütter" im April 2018, habe ich das Buch ins Auge gefasst. Doch genau wie Nadias zweifelhafter Ruf in der Geschichte, ist der Roman in Vergessenheit geraten. ...

Schon beim Erscheinen des Hardcovers von "Die Mütter" im April 2018, habe ich das Buch ins Auge gefasst. Doch genau wie Nadias zweifelhafter Ruf in der Geschichte, ist der Roman in Vergessenheit geraten. Bis er für den Online Lesekreis Mariaslesekreis zur Auswahl stand und so den Weg zurück in mein Gedächtnis, die preisgünstigere Taschenbuchausgabe in mein Regal, fand.

"Die Mütter" ist die Skizze einer Gesellschaft, bestehend aus mehreren Generationen mit ihren Werten, Wünschen und Hoffnungen. Mit ihren Zielen und Niederschlägen, Träumen und Ängsten. Dass es sich um eine Gemeinde Schwarzer handelt, wird immer dann bewusst, wenn es um Ängste geht. Schwarze junge Männer, die bei den Marines sicherer leben, als auf der Straße, Schwarze junge Frauen, die von Ungleichheiten noch mehr gebeutelt werden, als weiße Mädchen. Ich vergesse es oft während des Lesens, doch dann überfallt mich der Rassismus immer wieder wie ein Messerstich.

"Subtiler Rassismus war auf gewisse Weise schlimmer, weil er einen irremachte. Dauernd musste man sich fragen: War das jetzt wirklich rassistisch? Oder habe ich mir das eingebildet?"

Im Fokus des Romans stehen Nadia und Luke, zwei junge Menschen, deren Wege vom Schicksal gezeichnet wurden und die aneinander Halt suchen. Nadia in der Trauer um ihre Mutter, Luke, weil sein großer Traum von einer Footballkarriere mit einem Unfall und den darauffolgenden körperlichen Beschwerden geplatzt ist. Sie treffen sich heimlich, lieben sich heimlich, zeugen heimlich ein Kind. Eins, das von der Mutter nicht gewollt ist. Nadia möchte ihr Leben in die Hand nehmen, niemandem verpflichtet sein, Karriere machen und ihren Heimatort Oceanside verlassen können, wann immer ihr danach ist. Luke muss bleiben, gefesselt durch seine Verletzung, seine Verpflichtungen. Sie gehen getrennte Wege und sind doch für immer miteinander verbunden.

Ich mochte "Die Mütter" sehr. Es steckt so viel ehrliches über Zwischenmenschliche Beziehungen darin, so viel Ironie des Schicksals, so viel Erkennen und Verstehen. Aber eben auch die Dramatik des Lebens. Brit Bennett schreibt über die Schwäche, die man uns Frauen versucht anzuerziehen, und die Stärke, die wirklich in uns steckt. Sie schreibt von Freundschaft und Familie, von Verbundenheit und gemeinsamen Erlebnissen. Ich könnte soviel über "Die Mütter" sagen, aber es gibt so vieles über Menschen, menschliches Verhalten, Zwischenmenschliches im Roman zu entdecken und Jede*r sollte die Möglichkeit haben, sich ein eigenes Bild zu machen, eigene Erfahrungen zwischen den Zeilen zu entdecken und Bekanntschaften zu schließen.

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