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Veröffentlicht am 28.10.2023

Der erste Nesbo, der mir richtig gut gefallen hat!

Das Nachthaus
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Niemand glaubt Richard, wie seine beiden Freunde verschwunden sind. Er kann es ja auch kaum glauben, ist sich darüber im Klaren, dass etwas Unfassbares im Gange ist. Da er vierzehn Jahre alt ist, wird ...

Niemand glaubt Richard, wie seine beiden Freunde verschwunden sind. Er kann es ja auch kaum glauben, ist sich darüber im Klaren, dass etwas Unfassbares im Gange ist. Da er vierzehn Jahre alt ist, wird er nicht verhaftet. Aber es will auch niemand seine Freunde suchen, also macht er sich selbst daran, das Grauen zu stoppen. Schnell stellt sich heraus, dass ein bestimmtes Gebäude in Ballantyne damit zu tun haben muss. Es ist das Nachthaus.

Ich habe diverse Versuche mit Büchern von Jo Nesbo gestartet und war jedes Mal sehr enttäuscht. Da er eine so große Fangemeinde hat, musste ich dieses Buch, dessen Beschreibung so anders als die Harry Hole Bücher klingt, einfach mal näher betrachten. Und siehe da – all das, was die eingefleischten Fans gar nicht mochten, finde ich einfach genial und großartig! Nesbo geht hier ein Stück weit auf den Pfaden, die Stephen King sonst beschreitet. Und das macht er verdammt gut!

Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Dabei sind diese Teile nicht gleich lang, aber sie sind eindeutig einzelne Pakete, einzelne Geschichten fast. Und zusammen ergeben sie ein echtes Meisterwerk! Ich fand den ersten Teil schon umwerfend. Dieser wirkt fast wie ein gruseliger Jugendroman, handelt er doch vom Teenager Richard, der bei seiner Tante und seinem Onkel lebt, der schwer Anschluss findet und der seine beiden einzigen Freunde auf unfassbare Art und Weise verliert. Obwohl das Mystische hier ein wichtiger Faktor ist und das nicht so unbedingt meins ist, war ich wie gebannt und absolut fasziniert. Der zweite Teil rückt diesen ersten Teil in ein völlig anderes Licht und lässt mich dem Autor Respekt zollen. Ja, hätte man so oder ähnlich wissen können, sich denken müssen, hat man aber nicht und doch ist alles so logisch und stimmig! Doch damit ist Nesbo noch nicht zufrieden und er raubt einem im dritten Teil mit einer weiteren Wendung, die tatsächlich auch noch passt, stimmig ist und nicht unmöglich ist komplett den Atem! Genau so gewinnt man mich für sich!

Ohne zu spoilern lassen sich mir wichtige Punkte leider nicht erwähnen. Da sind so viele kleine Kniffe, die Nesbo hier verwendet hat, die ich einfach nur großartig finde. Das meiste davon sind eine Art Wortspiele und hier staune ich, dass der Übersetzer das so stimmig hinbekommen konnte. Ich freue mich riesig, dass dies so gut funktioniert.

Nesbo spielt hier schon allein deshalb mit Sprache und Stil, weil der erste Teil als Jugendbuch funktioniert, die beiden anderen Teile jedoch nicht. Die Sprachmelodie ist dem jeweiligen Teil perfekt angepasst und schafft damit immer die richtige Stimmung.

Ich bin äußerst gespannt, was Nesbo noch vorhat. Bücher dieser Art inhaliere ich nahezu. Es ist krass, wie viel besser mir Das Nachthaus gefällt, als die Thriller seiner Reihen. Wäre schön, wenn dies hier kein Einzelfall bleiben würde. Ich habe Das Nachthaus geradezu weggesuchtet und gebe ganz klare fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 26.10.2023

Wissen ist Macht!

Das Klugscheißerchen
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Tina und Theo Theufel sind mit ihren Eltern gerade frisch umgezogen. Der Dachboden ist als Spielplatz nicht gern gesehen. Aber da in der Familie Theufel alle gern klugscheißern, nehmen die Kinder das nicht ...

Tina und Theo Theufel sind mit ihren Eltern gerade frisch umgezogen. Der Dachboden ist als Spielplatz nicht gern gesehen. Aber da in der Familie Theufel alle gern klugscheißern, nehmen die Kinder das nicht so genau. Dass genau da das Klugscheißerchen wohnt, ist doch sicher kein Zufall! Und überhaupt – das muss man doch nutzen können, um endlich einen Hund zu bekommen!

Herrlich! Uwe Kling hat hier eine süße kleine Geschichte geschrieben, die sowohl für Kinder, als auch Erwachsene nicht nur schön, sondern auch lehrreich sein kann. Die einen lernen korrekte Sprache, die anderen lernen, ein bisschen lockerer zu werden. Und alle haben dann miteinander eine ganze Menge Spaß! Und so ganz nebenbei lernt man auch noch etwas über Verhandlungen innerhalb der Familie, Verantwortung und Ehrlichkeit. Dass nicht jeder alles gerne essen mag und der Wechsel zwischen (sehr) gesunder Ernährung und Lieblingsgerichten auch ein Stück mit Gleichberechtigung zu tun hat, kommt sehr schön raus.

Und als echtes kleines Klugscheißerchen sage ich am Ende breit grinsend „als!“ Ja, ich kann das kleine Klugscheißerchen auch sehr klar und deutlich sehen. Fünf Sterne!

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Veröffentlicht am 20.10.2023

Auf den Ämtern arbeiten auch nur Menschen!

Da bin ick nicht zuständig, Mausi
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Conny ist seit Ewigkeiten Beamtin. Sie erklärt dem Leser bzw. Zuhörer, wie es so ganz wirklich und ehrlich auf dem Amt zugeht. Es menschelt halt. Da wird eine Umlaufmappe zur Tarnung, wenn mal wieder eine ...

Conny ist seit Ewigkeiten Beamtin. Sie erklärt dem Leser bzw. Zuhörer, wie es so ganz wirklich und ehrlich auf dem Amt zugeht. Es menschelt halt. Da wird eine Umlaufmappe zur Tarnung, wenn mal wieder eine Raucherpause fällig ist und der Flurfunk weiß immer, wer mit wem und warum oder auch nicht. Immer mal wieder wird das Internet gelöscht oder unkonventionell der Oma aus der Nachbarschaft geholfen – falls man es nicht vergisst in all der Hektik und dem Stress. Und wenn eine Beamtin etwas von einem anderen Amt will, dann ist das besonders spannend. Aber Conny und ihre Kolleginnen und Kollegen haben alles im Griff und jede Menge passende Mottos – das beste davon ist: Bleib bei Dir!

Ich hab über viele Szenen schmunzeln müssen und sie wiedererkannt – von den Fällen, in denen man es mit Beamten vom Schlage Connys zu tun hatte. Die gibt es wirklich und das ist hocherfreulich. Leider ist zu viel Conny am Stück dann aber auch mal anstrengend. Da hilft es, wenn man das Amt nicht viele Stunden am Stück besucht, sondern häppchenweise. Bei mir kommt noch dazu, dass ich es fürchterlich finde, wenn eine Stimme verzerrt wird. Hier beim Hörbuch liest Conny selbst und um unerkannt bleiben zu können, nutzt sie die Technik. Mich persönlich stresst das enorm. Ein paar ihrer Kollegen und Kolleginnen werden von anderen gesprochen, das hilft ein wenig!

Für Kochfans wie mich gibt es sogar zwei Rezepte. Oder eins. Und das dann in zwei unterschiedlichen Ausführungen. Am Ende folgt ein Kurs Beamtensprache – Deutsch. Ganz klar urkomisch! Warum etwas simpel Zaun nennen, wenn man auch Grundstücksbegrenzung sagen kann? Oder noch besser: statt Unkraut einfach mal Spontanvegetation sagen!

Keine anspruchsvolle Lektüre, aber prima für zwischendurch und um dem Ernst des Lebens mal ein wenig zu entfliehen. Wer bierernst an die Sache geht, hat schon verloren. Fallenlassen, genießen, mitreißen lassen. Spaß haben! In diesem Sinne: Bleibt bei Euch! Fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 20.10.2023

Frau Merkel, Banksy und das Darknet

Graffitikatz
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Da ist im wahrsten Sinne des Wortes Mords was los in München! Banksy taucht auf, ein Fabrikerbe wird ermordet, auch ein Altrocker scheidet unfreiwillig aus dem Leben und irgendwie scheint alles zusammenzuhängen. ...

Da ist im wahrsten Sinne des Wortes Mords was los in München! Banksy taucht auf, ein Fabrikerbe wird ermordet, auch ein Altrocker scheidet unfreiwillig aus dem Leben und irgendwie scheint alles zusammenzuhängen. Makaber wird die Sache, als sich herausstellt, dass den Leichen Haut entfernt wurde. Steinböck und sein Team, allen voran Frau Merkel, stärken sich mit Currywurst, Cappuccino, Latte Macchiato und Butterbrezeln, um die Ermittlungen an allen Fronten sauber zu schaffen.

Wie immer hat auch diesmal für mich alles gestimmt. Mit ganz viel Humor unterhält Kaspar Panizza sein Publikum aufs Beste, hinterlässt aber deutliche Spuren, da er wie nebenbei brandheiße und wichtige Themen einwebt. Das fällt nicht immer sofort auf, ist aber dennoch unübersehbar. Kein mahnender Zeigefinger, einfach nur ein Aufzeigen von Missständen.

Man kann diese Krimis einzeln lesen, doch finde ich, man würde dann die Entwicklung all der einzigartigen Protagonisten verpassen, die ihre Schrullen und Macken, aber auch Stärken haben. Dabei geschehen keine Wunder, die Figuren entwickeln sich stimmig und auf realistische Weise. Entzückend ist, dass der Autor sich immer wieder selbst auf den Arm nimmt. Ich warte inzwischen schon auf die Sätze, die sich eindeutig auf ihn beziehen.

Running Gags gibt es auch. Wer so etwas nicht mag, wird viel Kritik anbringen können. Wer aber Freude daran hat, wartet nahezu schon auf die nächste Gelegenheit, wenn Steinböck eine Currywurst isst oder Huong vom Rezept Katze mit Kokosmilch spricht. Die bissigen und ironischen Bemerkungen der Katze Frau Merkel machen nahezu süchtig!

Der Fall selbst ist außergewöhnlich und gut aufgebaut. Zusammenhänge und Wendungen kommen nicht zu konstruiert, sondern in sich logisch. Das macht Spaß und lässt staunen, wie ein Autor das hinbekommt. Ich liebe es, wie er den Finger in so manche Wunde legt und besondere Charaktere etwas anders als die üblichen Ermittler arbeiten lässt. Statt Kommissare, die kaputter sind, als die Massenmörder, die sie jagen, gibt es hier das Team um den gemütlichen, manchmal etwas vorsintflutlich eingestellten Steinböck, der aber das Herz am rechten Fleck hat und den seine Kollegen, nicht minder außergewöhnlich wie er, ins Herz geschlossen haben, gerade aufgrund seiner Ecken und Kanten. Schön auch sein privates Umfeld, das nicht klassisch, aber wunderbar ist. So hat man als Leser ein Gefühl von Nach-Hause-Kommen und Freunde-Treffen. Perfekt!

Wie man sieht, ich wurde auch diesmal bestens unterhalten, auch wenn die Vorstellung, dass jemand das Tattoo eines Menschen mitsamt der Haut entfernt, mehr als grausam ist und insgesamt erstaunlich viele Morde aufzuklären sind. Dafür bleibt auch hier die Frage um Banksy ungeklärt – wer ist er/sie? Gute Frage, nächste Frage. Und nun warte ich auf Fall Nummer neun! Fünf Sterne!

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Veröffentlicht am 17.10.2023

So zauberhaft umgesetzt!

Momo - Das Hörspiel
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Michael Ende hat „Momo“ vor unfassbaren fünfzig Jahren veröffentlicht. Ich selbst habe es Ende der 1970er Jahre für mich entdeckt und liebe es noch heute. Die Verfilmung 1986 war nicht ganz meins, da ich ...

Michael Ende hat „Momo“ vor unfassbaren fünfzig Jahren veröffentlicht. Ich selbst habe es Ende der 1970er Jahre für mich entdeckt und liebe es noch heute. Die Verfilmung 1986 war nicht ganz meins, da ich eine völlig andere Vorstellung hatte, als der Regisseur. Das macht aber meine Liebe zu dieser Geschichte nicht kleiner. Ganz klar, dass ich das Hörspiel unbedingt hören wollte. Und ich habe es nicht bereut – es ist wunderbar gemacht, perfekt umgesetzt und wunderbar süchtigmachend! Die Sprecher könnten nicht besser gewählt werden und obwohl so viele Jahre vergangen sind, in denen sich so unfassbar viel in der Welt getan hat, ist „Momo“ unfassbar aktuell. Und genau deshalb sollten sich das nicht nur Kinder, sondern auch ganz besonders Erwachsene anhören!

Momo ist ein Mädchen ohne Familie, ohne alles. Sie lebt in einem zerfallenen Amphitheater von dem, was sie findet oder geschenkt bekommt. Da sie mit ihrer Art alle fröhlich macht, geht es ihr gut, denn immer kommt jemand und sieht nach ihr. Ja, im wahren Leben würde Momo auf direktem Wege im Heim landen oder bei Pflegefamilien. Die schriftstellerische Freiheit lässt Momo aber frei leben. Sie ist mit der Gabe des Zuhörens gesegnet. Deshalb öffnen sich viele ihr und heilen sich quasi selbst. So ist für alle das Leben sonnig, fröhlich und schön. Doch dann tauchen die Grauen Herren auf, die alle dazu bringen, Zeit zu sparen. Sie rechnen genau vor, wie viel Zeit sie schon verschwendet haben und wie wenig Zeit ihnen noch bleibt. Nur sparen kann sie retten! Ganz klar, dass die Menschen darauf anspringen. Dass dieses Sparen ihr Leben grau und trostlos macht, wird ihnen nicht klar. Momo will sie retten und gerät dabei selbst in Gefahr. Doch zum Glück bringt die Schildkröte Kassiopeia die kleine Momo zu Meister Hora, der ihr sagt, wie sie ihre Freunde und die ganze Menschheit retten kann.

Auch nach fünfzig Jahren ist die Geschichte einfach wunderbar. Und sie rüttelt wach! Jeder von uns denkt und sagt so oft, keine Zeit für dies oder jenes zu haben. Seit meiner Kindheit denke ich dann oft an die Grauen Herren. Dann nehme ich mir immer mal wieder Zeit, um Zeit zu vergeuden und den Grauen Herren keine Zigarren zu finanzieren. Die Sprecher sind perfekt gewählt und machen ihren Job mehr als nur gut. Sie landen direkt im Herzen. Dazwischen sind auch Musikstücke eingefügt, die das Thema bestens aufnehmen und abrunden. Die fünfzig Jahre lösen sich in Luft auf, nichts ist angestaubt, alles aktuell – und das ganz ohne Smartphone und Co! Wundervoll, zauberhaft, herrlich! Michael Ende wäre mehr als glücklich! Fünf Sterne!

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