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Veröffentlicht am 28.10.2023

Gefühlvolle aber oberflächliche Romanbiografie

Frida Kahlo und die Farben des Lebens
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Fridas Leben und Wirken als Romanbiografie; es beginnt mit dem Busunfall und endet mit der Eröffnung ihrer Ausstellung in Mexiko 1953 und bildet damit exakt die Zeitspanne ab, die auch der Film „Frida“ ...

Fridas Leben und Wirken als Romanbiografie; es beginnt mit dem Busunfall und endet mit der Eröffnung ihrer Ausstellung in Mexiko 1953 und bildet damit exakt die Zeitspanne ab, die auch der Film „Frida“ mit Salma Hayek beleuchtet. Allgemein erinnert sehr viel an den Film. Klar, es ist eine Biografie und da kann man nun mal nicht viel anderes erzählen, aber hier hatte ich wirklich extrem den Eindruck es hat jemand den Film gesehen und dies dann als Buch nieder geschrieben. Dieses Gefühl hatte ich bei einer anderen Biografie von Frida Kahlo, Das Leben ist ein Fest, nämlich tatsächlich nicht.

Da ich erst vor kurzem Das Leben ist ein Fest gelesen habe, kommt man irgendwie nicht umhin die beiden Bücher miteinander zu vergleichen. In dem Buch hier ist Frida deutlich weicher und nicht so exzentrisch wie in der anderen Romanbiografie und auch die Entstehungsgeschichten und Hintergründe zu einigen Werken kommen mir hier etwas zu kurz. Es wird zwar auf einige Werke angespielt, aber Fridas Gefühlsleben, die Motivation hinter den Bildern und die tiefere Bedeutung der vielen Symbolen in den Kunstwerken kommt im Vergleich zu Das Leben ist ein Fest für mich zu kurz. Schön finde ich, dass hier nochmal ein Fokus auf ihre Kleidung gelegt wird. Es ist schon interessant was für eine Stil-Ikone sie tatsächlich war, auch wenn sie sich selbst wahrscheinlich gar nicht als solche gesehen hat, sondern einfach nur die Liebe zu Mexiko und seinen Traditionen gelebt und zur Schau getragen hat.

Es ist ein gutes Buch, das Frida all denjenigen näher bringen kann, die noch nicht viel über sie wissen. Wer sich schon etwas mehr mit ihr beschäftigt hat und tiefer in ihre Gefühlswelt (worüber man unter anderem durch ihr gemaltes Tagebuch doch ziemlich viel weiß) und Werke eintauchen möchte, der hat vielleicht eher nicht so viel Freude an diesem Buch und wird es als zu oberflächlich empfinden.

Veröffentlicht am 28.10.2023

Witzige Charaktere und eine mittelmäßige Geschichte

Die Hausboot-Detektei - Tödlicher Genuss
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Arie, ehemaliger Polizist und Besitzer eines Hausbootes, gründet nach dem Ausscheiden aus dem Polizeidienst eine Detektei. Mit an Bord sind Maddie, Jack, Jan und Elin. Das Besondere: Jeder von ihnen hat ...

Arie, ehemaliger Polizist und Besitzer eines Hausbootes, gründet nach dem Ausscheiden aus dem Polizeidienst eine Detektei. Mit an Bord sind Maddie, Jack, Jan und Elin. Das Besondere: Jeder von ihnen hat entweder sein Päckchen zu tragen oder ist straffällig geworden.

Die Idee dahinter finde ich sehr schön und auch die Charaktere mochte ich alle gerne. Die Dialoge sind witzig und charmant und ich musste wirklich oft lachen. Mein Problem an der Geschichte war aber, dass es einfach viel zu viel Stückwerk war. Ein Fall wird quasi zufällig gelöst, in einen anderen stolpern sie rein. Wer denkt gut, damit hat es sich, nein, es kommt zu noch einem dritten Zwischenfall. Für einen Kriminalroman fehlt mir da einfach eine durchgängige Handlung. Es ist eher ein lustiger Roman, bei dem es halt auch zufällig einen Toten gibt.

Damit könnte ich ja noch leben, weil ich wirklich viel schmunzeln konnte und die Personen einfach zum Liebhaben sind. Was es mir aber verdorben hat ist, dass mehrfach Bodyshaming betrieben wird. Es wird in abfälliger Weise beschrieben wie hier ein Bauch irgendwo rüberhängt oder da ein Speckröllchen zu sehen ist. Sorry, das geht für mich gar nicht. Es gibt einfach überhaupt gar keinen Grund so etwas zu schreiben und trägt null komma nichts zur Geschichte bei.

Für mich war das daher leider der erste und auch der letzte Teil der Hausboot Detektei-Reihe. Leider, weil ich das Amsterdam Setting und die Charaktere an sich eigentlich toll finde, aber der Rest ging für mich einfach nicht.

Veröffentlicht am 27.07.2023

Skurriler Krimi, der ungeahnt Abgründe aufdeckt

Der Hahn ist tot
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Rosi ist Angestellte bei einer Versicherung, Mitte 50, alleinstehend. Als sie sich Hals über Kopf in Rainer verliebt, gerät ihr Leben völlig aus den Fugen und auf einmal säumen Leichen ihren Weg.

Warum ...

Rosi ist Angestellte bei einer Versicherung, Mitte 50, alleinstehend. Als sie sich Hals über Kopf in Rainer verliebt, gerät ihr Leben völlig aus den Fugen und auf einmal säumen Leichen ihren Weg.

Warum sich eine Mittfünfzigerin, die ihr Leben scheinbar sehr mag und im Griff hat, auf einmal in einen Mann verliebt und diesem auf eine toxische Art und Weise völlig verfällt, wie man es vielleicht einer jungen Frau Anfang 20 zutraut, aber keinesfalls einer Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht, erschließt sich mir in kleinster Weise. Wäre es jetzt ein Mann, der sie bewusst um den Finger wickelt, okay, aber Rainer hat keinerlei Interesse an ihr oder wägt sie in dem Glauben er erwidere ihre Liebe. Und dann nimmt eine dramatische Geschichte ihren Lauf, die mich ein wenig an „Falling Down“ erinnert hat (der Film mit Michael Douglas aus den 90ern, kennt ihr?!) nur, dass sich hier alles über mehrere Wochen erstreckt und nicht alles an einem Tag passiert.

Long story short: kein einziger Protagonist ist auch nur in irgendeiner Weise sympathisch. Und ganz ehrlich glücklicherweise ist das Buch nur sehr kurz. Ich muss allerdings zugeben, dass die skurrile Art und der tief tief schwarze Humor das Ganze schon wieder interessant gemacht haben. Auch wenn ich dem britischen, schwarzem Humor sehr zugeneigt bin, meinem persönlichen Geschmack hat das Buch nicht entsprochen. Es war mein erstes Buch von Ingrid Noll und ich bin sehr froh es gelesen zu haben, sodass ich jetzt zumindest mitreden kann ;)

Wer aber makabere Geschichten und „Falling Down“ mag, der wird hier ganz bestimmt auf seine Kosten kommen.

Veröffentlicht am 11.03.2023

Urban Fantasy im viktorianischen London, die nicht überzeugen kann

Der Uhrmacher in der Filigree Street
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Thaniel Steepleton erhält eines Tages auf mysteriöse Weise eine Taschenuhr. Sie scheint zunächst nicht zu funktionieren, aber verhindert, dass er bei einem Bombenanschlag auf Scotland Yard verletzt wird. ...

Thaniel Steepleton erhält eines Tages auf mysteriöse Weise eine Taschenuhr. Sie scheint zunächst nicht zu funktionieren, aber verhindert, dass er bei einem Bombenanschlag auf Scotland Yard verletzt wird. Er begibt sich auf die Suche nach dem Uhrmacher und es entfaltet sich eine wundersame Geschichte über Liebe, Freundschaft und Magie.

Eigentlich bin ich kein Fantasy Leser, aber ab und an muss man sich ja mal aus seiner Komfortzone herauswagen und da hat mich dieses Buch aufgrund des Settings, viktorianisches London mit Verbindungen nach Japan, angesprochen. Ich bin durchweg gut mit dem Fantasy Elementen zurecht gekommen und die Geschichte liest sich sehr schön. Man könnte meinen mit dem Aufhänger des Bombenanschlags geht es vornehmlich um die Suche nach den Verantwortlichen. Es spielt zwar durchweg eine wichtige Rolle, aber eigentlich geht es eher um Thaniel und die Freundschaft zu Mori, dem Uhrmacher. Die Atmosphäre, die Mori umgibt ist wirklich magisch und seine allerhand mechanischen Tiere sind so süß beschrieben, dass sie vor dem inneren Auge ganz lebendig werden, allen voran Katsu der Octopus.

Soweit so gut. Nun tritt allerdings Physikstudentin Grace noch auf die Bildfläche. Die Idee dahinter fand ich toll. Sie forscht über den Äther (wieder was dazu gelernt) und hat anfänglich etwas Schwung und Humor in die Geschichte gebracht. Nur leider entwickelt sie sich fast augenblicklich zu einer wirklich unausstehlichen Person. Und hier bekam dann die gesamte Story einen Knick - es war für mich nicht mehr auch nur ansatzweise nachvollziehbar, warum die Personen handeln wie sie handeln. Was letztendlich alle, einschließlich den zunächst liebenswerten Mori und Thaniel, zu unsympathischen Protagonisten degradiert hat. Das Ende möchte versöhnlich wirken und letztendlich bekommt Thaniel das Ende, was man ihm wünscht, aber das kann es für mich nicht mehr raus reißen. Deshalb kann ich für das Buch leider keine Leseempfehlung aussprechen.

Veröffentlicht am 13.02.2023

Eine Frau auf der Suche

Die Galerie am Potsdamer Platz
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Nach dem Tod ihrer Mutter reist Alice zu Beginn der 30er Jahre von Wien nach Berlin um ihre Großmutter zur Rede zu stellen, warum diese vor vielen Jahren ihre Tochter und Alices Mutter verstoßen hat. Während ...

Nach dem Tod ihrer Mutter reist Alice zu Beginn der 30er Jahre von Wien nach Berlin um ihre Großmutter zur Rede zu stellen, warum diese vor vielen Jahren ihre Tochter und Alices Mutter verstoßen hat. Während ihre beiden Onkel und ihre Schwägerin sie herzlich in die Familie aufnehmen, lehnt ihre Großmutter Helena jeglichen Kontakt hab. Niemand in der Familie kennt Helenas Beweggründe; ein großes Familiengeheimnis muss noch gelüftet werden. Gleichzeitig findet Alice die große Liebe, doch auch hier bahnt sich langsam aber sicher Unheil an.

Das Positive: Das Buch liest sich ganz toll flüssig runter, man fliegt geradezu durch die Seiten und es kommt zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf.
Das Negative: Titel und Klappentext suggerieren, dass hier das Thema Kunstgalerie maßgeblich ist. Das kommt in meinen Augen viel zu kurz. Ich hatte mir viel tiefere Einblicke in die Kunst dieser Zeit versprochen. Und das Potential ist da; zu Beginn wurde der Expressionismus direkt aufgegriffen (da hatte ich noch Hoffnung) und mindestens genauso interessant, der Umgang des Nazi-Regimes damit.

Die Erzählweise ist angenehm, ein objektiver Erzähler berichtet über die Geschehnisse, jedoch haben wir Leser nur Alices Wissen. Manchmal hätte ich mir einen Perspektivenwechsel gewünscht um die anderen Charaktere noch besser kennenzulernen. Alice war mir zu Beginn sehr sympathisch, wandelt sich aber zu einer Frau, die sehr auf ihren Vorteil bedacht ist, ohne Rücksicht auf Verluste mit Nazis Geschäfte macht und immer wieder mit patzigen Verhaltensweisen auffällt.

Insgesamt ist es ein gutes Buch, das mir aber nicht sonderlich im Gedächtnis bleiben wird. Ich kann es eingeschränkt empfehlen, an alle Liebhaber von Geschichten mit Familiengeheimnissen und historischem Interesse an den 30er Jahren und den Anfängen der Nazi-Diktatur. Wer, so wie ich, eher ein Buch erwartet zum Thema Kunst in diesem zeitlichen Zusammenhang, der wird etwas enttäuscht sein.