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Nadines_Buecher

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.09.2019

Blick in eine Künstlerseele

Die Dame hinter dem Vorhang
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Kann man es über dreißig Jahre als Hausmädchen an der Seite einer exzentrischen Dichterin aushalten? Was treibt Jane Banister an, diesen Job so lange Zeit durch alle emotionalen und finanziellen Höhen ...

Kann man es über dreißig Jahre als Hausmädchen an der Seite einer exzentrischen Dichterin aushalten? Was treibt Jane Banister an, diesen Job so lange Zeit durch alle emotionalen und finanziellen Höhen und Tiefen hinweg durchzustehen? Das Erbe ihrer Mutter Emma, als Kind Freundin von Edith Sitwell und später Vorgängerin als vertrautes Hausmädchen? Die Bewunderung gegenüber einer schillernden und zugleich traurigen Persönlichkeit, die es ermöglicht, um die Welt zu reisen, sowohl Europa als auch die USA und seine ebenso exzentrischen Künstler kennenzulernen? Oder lediglich die Profane Hoffnung, endlich zu erfahren wer der eigene Vater ist? Nun, von allem ein wenig und ganz viel Zuneigung zu einer Künstlerseele, deren Portrait uns aus Janes Sicht gezeichnet wird. Von Kindheit an über den künstlerischen Erfolg, den Auswirkungen von Alkohol und nicht erwiederter Liebe bis hin zu Krankheit und Verfall. Gleichzeitig wird ein Bild einer Epoche, vor, während und nach den Weltkriegen geliefert und Einblick in die Welt des Adels, der Hausangestellten und der Künstlerszene in dieser Zeit gegeben. Dies alles niemals voyeuristisch, sondern immer wertschätzend und gelassen. Das macht die Lektüre beeindruckend, ebenso wie es die beiden Hauptcharaktere, zwei Frauen unterschiedlicher gesellschaftlicher Schichten, sind. Allerdings muss man sich auf die Story einlassen, beizeiten staut der Lesefluss.

Veröffentlicht am 23.04.2019

Von Entwurzelung, Integration und vom Weiterleben

Eine eigene Zukunft
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Ein Leben in der verheißungsvollen neuen Welt, in den USA - was dem zuvor ruhelosen spanischen Seefahrer als Neuanfang mit seiner Frau und seinen drei Töchtern, die bislang nicht viel von Ehemann und Vater ...

Ein Leben in der verheißungsvollen neuen Welt, in den USA - was dem zuvor ruhelosen spanischen Seefahrer als Neuanfang mit seiner Frau und seinen drei Töchtern, die bislang nicht viel von Ehemann und Vater hatten, vorschwebt, bedeutet für die vier Frauen Entwurzelung und der Tausch von Armut gegen Armut. Das Restaurant von El Capitan läuft nicht, von Integration kann keine Rede sein, da jede der Frauen ihrem alten Leben nachtrauert und so schnell als möglich nach Spanien zurück möchte. Mit dem Tod des Vaters werden die Vier einmal mehr erschüttert. Doch schließlich hat die mittlere Tochter, Mona, eine hoffnungsvolle Idee: Aus dem Restaurant soll ein Nachtclub werden. Finanziert durch das Sterbegeld, das eine rührige Nonne mit Anwaltszulassung hinter dem Unfall des Vaters vermutet. Luz, die talentierte Jüngste, soll als Sängerin auftreten. Victoria, die Älteste, mit der zaudernden Mutter die Küche leiten. Doch auch hier kommen Leben und Schicksal dazwischen: Die falschen Männer, die sich die spanischen Schönheiten anlachen, die Richtigen, die sie verschmähen. Doch trotz aller Widrigkeiten und eines erneut zusammenfallenden Kartenhauses gelingt den Töchtern, was die Mutter nicht recht schaffen will: Sich in New York eine eigene Zukunft zu aufzubauen.
Ein Auswanderer-Drama hoch fünf, das zeigt, dass sich die Schatzkiste der neuen Welt nicht jedem und schon gar nicht sofort offenbarte.
Es passiert zwar jede Menge im Roman, man wartet jedoch ständig auf einen Durchbruch, auf DEN Höhepunkt - doch der bleibt aus. Vielleicht aber sind die leisen Töne und Nuancen das, was die Erzählung ausmacht.

Veröffentlicht am 08.09.2018

Seltsamer Killerinstinkt

Ed ist tot
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Damit hatte ich nicht gerechnet. Mit schwarzem Humor und einer Menge Ironie - ja -, aber nicht damit, dass plötzlich sieben (?) Morde auf Buchhändlerin Jens Konto gehen, und sie ob der Tatsache tatsächlich ...

Damit hatte ich nicht gerechnet. Mit schwarzem Humor und einer Menge Ironie - ja -, aber nicht damit, dass plötzlich sieben (?) Morde auf Buchhändlerin Jens Konto gehen, und sie ob der Tatsache tatsächlich nicht wirklich mit der Wimper zuckt, sondern immer schön mit der Rettung des eigenen Lebens argumentiert. Sogar der Detective, der zwar eigene Ziele verfolgt um den Glasgower Obergangster endlich zur Strecke zu bringen, hat Verständnis für sie. Wohl als Gegenleistung dafür, dass er sie für seine Zwecke auch mal eben so geopfert hätte. Was bleibt: Jen ist an all dem selbst schuld. Ab und an mag man sich die Frage stellen, was man selbst in dieser Situation getan hätte. Unterm Strich dasselbe? Hm... Irgendwie versöhnt mich das nicht mit der Antiheldin, die schon mehr mit Lisbeth Salander gemeinsam hat, als sie meint.
Grandios sind die einzelnen Teile des Buches, benannt nach bekannten Romanen und Thrillern und die vielen Literaturzitate, die Jen anbringt oder ihr durch den Kopf gehen - ganz die belesene Buchhändlerin eben.
Wer's verwirrend mag, wird den Roman verschlingen.

Veröffentlicht am 16.09.2017

Ein Mosaik aus Story, Textdesign und Genres

Als der Teufel aus dem Badezimmer kam
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Was tun, wenn für den Rest des Monats nur noch 17,50 Euro zur Verfügung stehen, das Honorar für den Nebenverdienst noch nicht überwiesen ist und dann auch noch das Arbeitslosengeld für den kommenden Monat ...

Was tun, wenn für den Rest des Monats nur noch 17,50 Euro zur Verfügung stehen, das Honorar für den Nebenverdienst noch nicht überwiesen ist und dann auch noch das Arbeitslosengeld für den kommenden Monat eben wegen des Nebenverdienstes auf sich warten lässt? Sophie, arbeitslose Schriftstellerin, schreibt schließlich ein Buch darüber - über den Hunger, den sie andere Arbeitslose im Supermarkt erkennen lässt, ihre Boutique namens Altkleidersammlung, ihren ganz persönlichen Teufel, der ihr das Stehlen empfiehlt, und über in jeder Hinsicht ihre Servicekräfte ausbeutende Gastronomen, aber auch über Überlebenswillen, hilfsbereite Freunde, Leidensgenossen und die heilende Wirkung der Familie.
Die Textsequenzen sind nicht nur inhaltsreich, sondern auch künstlerisch gestaltet, indem Wortschöpfungen (ein großes Lob gebührt an dieser Stelle der Übersetzerin!), schier unendliche Aufzählungen und auch Textdesign dem LeserInnen-Auge Freude bereiten. Allein die sexuellen Abenteuer von Leidensgenosse Hector hätten mir ehrlich gesagt wären sie nicht vorhanden gewesen nicht gefehlt... Scheinbar gibt es auch so etwas wie ein Happy End.
Eine sehr französische Geschichte, künstlerisch im Stilmix, kreativ erzählt und alles andere als langweilig.
Das Cover verrät schon ein wenig von den erwähnten Mitteln, mit der LeserInnen bei der Lektüre unterhalten werden und fällt durch die rote Farbe, die Teufelshörner, Titel und Satz des Titels auf jeden Fall auf.

Veröffentlicht am 16.09.2017

Entfaltet sich elegant

Ein Gentleman in Moskau
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Ein wenig anstrengend zu lesen - genau wie die russischen Klassiker, auf die an vielen Stellen Bezug genommen wird. Die unendliche Eleganz entfaltet sich jedoch mit dem geduldigen, genauen und genießenden ...

Ein wenig anstrengend zu lesen - genau wie die russischen Klassiker, auf die an vielen Stellen Bezug genommen wird. Die unendliche Eleganz entfaltet sich jedoch mit dem geduldigen, genauen und genießenden Lesen.

Ein Roman mit vielen Seiten, der langsam genossen und nicht als Pageturner weggelesen werden möchte, denn dafür ist der Schreibstil zu schwer und blumig - wie ein elegantes Parfum, das seine Kopfnote erst nach einiger Zeit entfaltet. Es gibt Zeitsprünge, die einen vor veränderte Tatsachen stellen, deren Ursache man erst viel später verraten bekommt. Man kann also eine leichte Ungeduld entwickeln. Doch folgt man Rostov, seinen Gedankengängen und seinen Erlebnissen beharrlich und geduldig, wird man belohnt.
Die Charaktere sind dreidimensional gestaltet, rufen unterschiedlichste Emotionen hervor und machen es nachvollziehbar, ob der charmante, gewitzte und nur ein Mal ein wenig depressive Graf sich mit ihnen befreundet, ihnen vertraut oder eben nicht. Die Vielzahl der Personen erinnert an die russischen Klassiker, an die sich Alexander Rostov an vielen Stellen erinnert. Dennoch behält man in diesem Fall den Überblick.
Eine emotionale, eindringliche aber eben auch anstrengende Geschichte.