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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.10.2023

Interessiert ihr euch für die Geschichten anderer Menschen?

Das Glück der Geschichtensammlerin
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Diese Frage stellte ich mir besonders, während ich das Buch las: "Das Glück der Geschichtensammlerin" von Sally Page. Ich habe am Anfang echt nicht viel erwartet und wurde dann immens überrascht, wie sehr ...

Diese Frage stellte ich mir besonders, während ich das Buch las: "Das Glück der Geschichtensammlerin" von Sally Page. Ich habe am Anfang echt nicht viel erwartet und wurde dann immens überrascht, wie sehr es mich doch mitgenommen hat.

Auf den ersten Seiten wirkt die Handlung eher unscheinbar und langweilig, ganz wie die Hauptfigur sich selbst sieht. Und genauso wie sie sich entwickelt, entwickelt sich auch die Geschichte. Und was für eine! Janice ist mir erst etwas zu passiv, aber dank Mrs B. blüht sie auf und beginnt sich zu wehren und sich ihren eigenen Ängsten zu stellen. Das passiert schleichend und damit umso intensiver. Ich hab so sehr mit ihr mitgefühlt, dass ich die anderen Charaktere oft mit angebrüllt habe 😅 Die sind übrigens nicht alle schlecht, sondern bis auf wenige Ausnahmen tolle, vielschichtige Figuren. Aber eben auch manchmal etwas kurzsichtig. Gerade Mrs B. hat es mir angetan, obwohl ich sue mehr als einmal hätte schütteln können.

Die Story an sich ist nicht wirklich etwas Neues, hat allerdings viele schöne und vor allem nachdenkliche Momente, die gleichzeitig sehr emotional sind. Dabei spielt immer wieder ein leiser Humor (ich sage nur Decius) mit, der dem Ganzen eine tragikomische Note verleiht. Die einzelnen Geschichten in der Geschichte nehmen immer weniger Platz ein, je mehr Janice in den Vordergrund rückt. Das fand ich sehr besonders geschrieben.

Dafür, dass der Roman mich nach einem trägen Anfang doch noch so abholen konnte, vergebe ich 4 von 5 Leckerlis.

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Veröffentlicht am 30.10.2023

Was würdet ihr alles tun, um eure Herkunft zu beweisen?

THE TALE OF WYCCA: Demons (WYCCA-Reihe 1)
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Soo, dieses Buch hab ich in den letzten Tagen so schnell gelesen, dass ich es gar nicht richtig zeigen konnte. Und zwar den ersten Teil der Tale of the Wycca Reihe von Sandy Brandt. Das Hardcover hat mich ...

Soo, dieses Buch hab ich in den letzten Tagen so schnell gelesen, dass ich es gar nicht richtig zeigen konnte. Und zwar den ersten Teil der Tale of the Wycca Reihe von Sandy Brandt. Das Hardcover hat mich sofort angesprochen und der Klappentext ebenso. Und die Geschichte hat mich nicht enttäuscht.

Die Figuren mochte ich alle von Anfang an. Gerade Rae ist vielschichtig und seine Motive, Ängste und Schwächen sind sehr nachvollziehbar. Er macht eine immense Charakterentwicklung durch, erst zu Anfang, als er unerwartet König wird, und dann auch im weiteren Verlauf des Buches, wenn er sich seiner Verantwortung stellen muss. Ähnlich geht es mir da mit Ty, der mit seinem Interessenskonflikt ebenfalls ein verdammt interessanter Protagonist ist.

Die Story an sich ist spannend und abwechslungsreich, mit einem Schuss Romantik, der manchmal etwas oberflächlich daherkommt. Ich mochte das Hauptpairing sehr gerne, besonders die Chemie zwischen den beiden, aber manches ging mir dann etwas zu schnell und oft nur auf Körperliches reduziert. Vielleicht hätte ein oder mehrere Kapitel aus Azaleas Sicht das Ganze etwas relativiert.

Das Setting hat mir allerdings mit am besten gefallen. Es ist schön düster, ungewöhnlich und erinnert trotz der fortschrittlichen Technik eher an das London von Dickens. Diese Mischung macht die Atmosphäre besonders und verleiht der Story ein gewisses Etwas. Hin und wieder wird die eigentliche Handlung beziehungsweise der rote Faden durch romantische Szenen unterbrochen, aber er geht nie ganz verloren. Am Ende bleiben auf alle Fälle noch jede Menge Fragen offen, die große Lust auf den zweiten Band machen.

Deswegen gebe ich dem Buch insgesamt 4,5 von 5 Blutkronen.

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Veröffentlicht am 29.10.2023

Eindringliche Reise in eine verlorene Vergangenheit

Solange am Himmel Sterne stehen
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Solange am Himmel Sterne stehen beginnt nicht, wie es der Klappentext erwarten lässt, mit Rose, sondern ihrer Enkeltochter Hope, aus deren Sicht auch der Großteil der Geschichte erzählt ist. Die Story ...

Solange am Himmel Sterne stehen beginnt nicht, wie es der Klappentext erwarten lässt, mit Rose, sondern ihrer Enkeltochter Hope, aus deren Sicht auch der Großteil der Geschichte erzählt ist. Die Story beider Frauen, die abwechselnd von ihren Erlebnissen berichten, berührt einen von der ersten Seite mit ihren Schuldgefühlen, Versagensängsten und dem täglichen Kampf darum, ihre Lebensumstände zu erhalten und gleichzeitig vor ihnen zu flüchten. Einerseits würde man gerne über Rose’ Geheimnisse Bescheid wissen, andererseits bangt man mit Hope, dass das ihre gesamte Welt infrage stellen könnte. Denn darum geht es wirklich in dem Roman: Um Selbstfindung und die Erkenntnis, was die wirklich wichtigen, erstrebenswerten Dinge sind, auch wenn man gar nicht mehr an sie glaubt. Der flüssige Schreibstil transportiert die richtige Prise Emotionen, die einen teils nachdenklich stimmen, teils aber genauso tief betroffen machen und aufwühlen. Und dabei ist es weniger Rose’ Krankheit, die einen mitnimmt, sondern eher die Begebenheiten, die sie als junge Frau nach Amerika getrieben haben.


Obwohl die Hintergründe zu jener Reise in die Vergangenheit bereits allgemein bekannt sind, schafft es Kristin Harmel, die Ereignisse dieser Zeit in einem von Nazis besetzten Paris so lebendig zu machen, wie es ein Geschichtsbuch selten vermag. Man erfährt dabei einiges Neues und Interessantes über den aktiven und passiven Widerstand damals und die beschriebenen Einzelschicksale bringen einem das Grauen noch näher, manchmal sogar zu Herzen gehend nah.
Aufgelockert werden diese ernsten Themen durch ein besonderes Highlight des Buches. Zwischen den einzelnen Kapiteln die Rezepte sämtlicher namentlich genannter Köstlichkeiten angegeben, die Hope in ihrer Familienbäckerei anbietet. Mindestens bei ein paar von ihnen bekommt man sofort Lust, sie nachzubacken.
Leider rückt dabei Rose’ Alzheimerkrankheit etwas zu sehr ins Abseits. Gerade darüber hätte ich noch gerne wesentlich mehr gelesen. Auch wird an manchen Stellen mit Kitsch nicht gespart, was die jeweiligen Szenen teilweise unrealistisch macht und aufgesetzt wirken lässt.


Fazit

Solange am Himmel Sterne stehen ist Kristin Harmels erster Roman, der auf Deutsch erschienen ist. Mit einer Mischung aus Familiendrama, Liebesgeschichte und Vergangenheitsbewältigung präsentiert die Autorin einen nicht unbedingt kitschfreien, aber durch viele informative Einzelheiten unterhaltsamen Roman. Eine generationsübergreifende Story über das Glück, Selbstfindung und die Macht der Gefühle.
Wer Wohlfühlromane mit historischem Hintergrund liebt und sich von hin und wieder etwas Zuviel an Klischees nicht abschrecken lässt, für den ist das Buch genau das Richtige.

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Veröffentlicht am 16.10.2023

Überalterung der Gesellschaft mal anders

Starters
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Die Inhaltsangabe von Starters hat mich sofort angesprochen: Eine Zweiklassengesellschaft, geteilt durch das Alter, in der die Älteren alles haben, aber unbedingt noch einmal jung sein wollen und in Teenagerkörper ...

Die Inhaltsangabe von Starters hat mich sofort angesprochen: Eine Zweiklassengesellschaft, geteilt durch das Alter, in der die Älteren alles haben, aber unbedingt noch einmal jung sein wollen und in Teenagerkörper schlüpfen, um das zu erreichen. Eine extreme Entwicklung, zwar durch einen biologischen Angriff ausgelöst, aber dennoch schon in unserer Zeit spürbar. Der verzweifelte Wunsch, unbedingt mit allen Mitteln wieder jung zu sein, die Sehnsucht nach körperlicher Perfektion und die Überalterung der Gesellschaft, in der die Jugend kaum bis gar keine Rechte besitzt, sind dabei die markantesten Themen, die die Autorin in ihrem Roman verarbeitet. Und sie verarbeitet sie überraschend sozialkritisch auf sehr überzeugende Art und Weise. Sofort hat man den einen oder anderen Superstar vor Augen, der mit allen Mitteln gegen das Altern kämpft. Ebenso mutet die dargestellte Unmündigkeit der Jugend wie eine schwere Folge der Verachtung der jüngeren Generation an: Körperlich seien sie imstande, soviel zu leisten, doch würden sie genau das verschwenden, um immer wieder vermeidbare Fehler zu machen. Eines der Hauptargumente der Mieter und Mitarbeiter der Body Bank, die sich nicht scheuen, Teenagern die Zukunft zu stehlen.


Getragen wird diese Geschichte von einer Heldin, deren innerer Zwiespalt wunderbar geschildert wird: Soll sie ihrem Gewissen folgen und riskieren, dass ihr der Lohn für ihre Dienste verwehrt wird? Über ihre Gedanken- und Gefühlswelt erfährt man reichlich, denn sie wird zum Hauptbezugspunkt für den Leser. Durch sie erfährt man alles, was die Autorin über ihre Welt preisgeben will, und sie ist auch die Figur, die mit Abstand am Detailliertesten beschrieben wird. Dagegen wirken die übrigen Charaktere manchmal sogar etwas blass.
Unterstützt wird das zudem durch den einfachen Schreibstil, der zwar sehr flüssig zu lesen ist, aber in manchen Szenen zu wenig Atmosphäre aufbaut. Das ist besonders im Hinblick auf den Old Man, Callies Gegenspieler, sehr schade. An sich beruht er auf einer tollen Idee mit viel Potential, doch sein Handeln hätte bestimmt viel beklemmender gewirkt, hätte man die richtige Stimmung erzeugt.
Allerdings bietet der zweite Band der Dilogie dafür noch reichlich Gelegenheit.




Fazit

Starters ist ein gelungener Debütroman der Autorin Lissa Price. Er überzeugt vor allem durch seine scharfe Sozialkritik, die wichtige Probleme unserer heutigen Gesellschaft anspricht: Ewige Jugend um jeden Preis, perfekte Körper bis zur Selbstaufgabe, Zweiklassenverteilung und der Machtmissbrauch gegenüber Schutzbefohlenen. Diese Themen werden jugendlichen Lesern mit Hilfe eines einfachen Schreibstils und einer sympathischen Hauptfigur näher gebracht, die die übrigen Protagonisten beinahe in den Hintergrund drängt. Daneben macht besonders der perfide Bösewicht Lust auf mehr. Für mich ist der Old Man eine der Hauptgründe, mir so schnell wie möglich den Nachfolgeband zu besorgen!

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Veröffentlicht am 16.10.2023

Wunderbares Büchlein über die Magie der Mathematik

Das Geheimnis der Eulerschen Formel
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Ich muss gestehen, anfangs hatte ich so meine Bedenken, als ich den Klappentext las. Die Story an sich hörte sich super an, aber ich war nie eine wirkliche Leuchte in Mathematik. Doch meine Ängste, die ...

Ich muss gestehen, anfangs hatte ich so meine Bedenken, als ich den Klappentext las. Die Story an sich hörte sich super an, aber ich war nie eine wirkliche Leuchte in Mathematik. Doch meine Ängste, die Handlung aufgrund komplizierter Formeln nicht zu verstehen, waren völlig unbegründet. Das lag zum einen daran, dass die Welt der Zahlen so perfekt in die Geschichte eingebunden wurde. Und zum anderen machen es einem die Erklärungen des Professors sehr leicht, seinen rechnerischen Erläuterungen zu folgen.
Er ist es auch, die einem am meisten ans Herz wächst. Er ist eine Koryphäe auf seinem Gebiet und zudem noch in der Lage, sein Wissen denen zu vermitteln, die sich mit Mathematik schwer tun. Seine Überfürsorglichkeit Kindern gegenüber, seine Begeisterung für Baseball und seine gleichzeitige Hilflosigkeit bei alltäglichen Dingen, die nicht nur von der Einschränkung seines Langzeitgedächtnisses herrühren, machen ihn sympathisch und liebenswert. Dagegen wirken die übrigen Charaktere beinahe etwas blass, obwohl ich vor allem Root und die Haushälterin sofort lieb gewonnen habe. Weitere Figuren lernt man leider nur ansatzweise kennen, was anfangs genauso gewöhnungsbedürftig ist wie die Tatsache, dass man die Namen sämtlicher Protagonisten nicht erfährt.


Doch angesichts der wunderbar klaren Erzählweise stören diese Kleinigkeiten kaum. Die Magie der Zahlen erschließt sich einem genauso spielend wie der Haushälterin, aus deren Sicht das Buch geschrieben ist. Dabei wird der Leser durchaus mit der Dramatik konfrontiert, wie es sein muss, sich tagtäglich neu mit einem Menschen auseinanderzusetzen, der sich ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr an einen erinnern kann. Das geschieht ohne Kitsch oder übersteigerter Tragik, was besonders der Poesie der Mathematik zu verdanken ist, wie sie hier dargestellt wird. Über sie definiert der Professor nicht bloß sein Leben, sondern auch seine Umwelt und sogar das Universum an sich. Und das auf so eindringliche Art, dass es nie trocken oder langweilig wird.
Leider ist die Geschichte bereits nach 250 Seiten vorbei. Diese Kürze und die großen Zeitsprünge zum Ende hin wecken den Wunsch, noch mehr über das Trio zu lesen, noch mehr über ihre Hintergründe zu erfahren.


Fazit

Das Geheimnis der Eulerschen Formel ist ein wunderbarer Roman, dem es gelingt, einer an sich trockenen Wissenschaft Leben und Magie einzuhauchen. Auf diese Weise behandelt er ein tragisches Thema anrührend und ohne Kitsch und bringt einem gleichzeitig die eindringliche Welt der Mathematik näher. Liebevolle Figuren und bewegende Szenen lassen den Leser sehr gut in die Story eintauchen. So sehr, dass sie zum Schluss viel zu kurz erscheint und man gerne so einiges mehr über die Charaktere gelesen hätte.
Alles in allem ist es ein schönes Buch über Freundschaft, Verlust und die Macht der Zahlen und was sie alles bewirken kann.

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