Für mich immer wieder ein Highlight
Als Marla Lindberg eine Einladung zu einem Klassentreffen erhält, zögert sie zunächst noch, denn sie möchte ihre ehemaligen Mitschüler gar nicht wiedersehen, wurde sie doch in der Schule nur Mad Marla ...
Als Marla Lindberg eine Einladung zu einem Klassentreffen erhält, zögert sie zunächst noch, denn sie möchte ihre ehemaligen Mitschüler gar nicht wiedersehen, wurde sie doch in der Schule nur Mad Marla genannt. Was allerdings auch mit ihrer eigenen familiären Vergangenheit zu tun hat. Allerdings hat nicht nur diese Vergangenheit Marla traumatisiert, sondern auch ein Ereignis vor ein paar Jahren, als sie für einen Kurierdienst etwas in eine ehemalige Geburtsklinik ausliefern sollte, dort überfallen wurde und bei ihrer Flucht einen schweren Unfall erlitt. Mit all dem möchte Marla abschließen und fährt kurzentschlossen zur Nebelhütte im Gebirge, um an dem Ehemaligentreff teilzunehmen. Was sie da allerdings erwartet, entpuppt sich als Alptraum.
Alle Jahre wieder, kurz nach der Buchmesse im Oktober, erscheint ein neuer Psychothriller von Sebastian Fitzek und es ist mittlerweile schon Tradition, dass dieses Buch umgehend einziehen und gelesen werden muss.
Im Prinzip frage ich mich fast schon, was man noch groß zu einem Fitzek schreiben soll, denn für mich ist er seit vielen Jahren ein Garant für Spannungsliteratur mit Vollverwirrung und mit einem großen Wtf-Effekt am Ende. Auch hier schafft es Fitzek, mich schnell in seine Geschichte zu ziehen und natürlich liest sich sein Schreibstil wie gewohnt einfach nur leicht und flüssig.
Schon der Prolog ließ mich schockiert zurück, doch auch alles, was danach geschah, sorgte mal wieder in meinem Kopf für ein turbulentes Gedankenkarussell mit Momenten, bei denen ich einfach nicht mehr wusste, was man noch glauben konnte und was nicht. Ich war nachher absolut durcheinander und war mir nicht mal mehr sicher, ob an der Geschichte noch irgendetwas wahr sein konnte. Doch keine Sorge, wie immer schafft es Fitzek, seinen verwirrenden Gedanken letzten Endes doch wieder ein logisches Bild zu geben. Hier und da ahnte ich dieses Mal zwar, wer dahinterstecken könnte, doch es gibt hier so unglaublich viele kleine Details, die eine wichtige Rolle spielen, dass man erst ganz am Schluss denkt: ach so, na klar, warum bin ich da nicht gleich drauf gekommen?!
Das Setting, die einsame tief eingeschneite Berghütte irgendwo im Nirgendwo ist auf den ersten Blick nicht unbekannt, aber auch hier schafft es Sebastian Fitzek wieder, der Geschichte seinen ganz eigenen Stempel aufzudrücken. Die Elemente, die er sich für seinen Thriller dabei zunutze macht, bringen durchaus immer wieder Gänsehaut.
Das diese Geschichte, bis auf vielleicht kleinere Momente, durchweg spannend und ein Pageturner ist, brauche ich wohl auch nicht unbedingt zu erwähnen. Mach ich natürlich trotzdem, denn ja, auch in Die Einladung schafft es der Autor wieder, dass ich sein Buch an einem Tag verschlungen habe.
Mit Marla erschafft Fitzek eine so vielschichtige Protagonistin, dass ich nachher keine Ahnung mehr hatte, ob ich ihr irgendwie noch irgendetwas glauben oder ihr vertrauen konnte. Ich bin noch nicht einmal sicher, ob ich sie wirklich mochte, ich habe auf jeden Fall ihre Geschichte mit einem gewissen Abstand betrachtet. Marla leidet unter Gesichtsblindheit, was sie allein schon außergewöhnlich macht. Sie erkennt Menschen nicht an ihrem Aussehen, sondern an bestimmten Handlungen, Gesten oder besonderen Merkmalen. Insgesamt fand ich sie absolut interessant und außergewöhnlich.
Neben Marla gibt es gar nicht so viele Charaktere, erst auf der Berghütte lernt man sechs ehemalige Klassenkameraden kennen. Auch diese sind völlig unterschiedlich gezeichnet, stellen aber so ein bisschen klischeehaft die typischen ehemaligen Klassenkameraden dar. Interessant fand ich noch Marlas ehemalige Vorgesetzte beim LKA, denn auch diese war ein ziemliches Unikat. Insgesamt möchte ich aber an dieser Stelle nichts mehr weiter verraten.
Mein Fazit: Fitzek ist für mich seit Jahren ein Garant für spannende Psychothriller, denn er versteht es ausgezeichnet, den Leser schwindelig zu schreiben und mit immer wieder kleinen Details oder Eindrücken zu verwirren. Auch Die Einladung ist wieder ein typischer Fitzek bei dem der Autor auf viele bekannte Elemente zurückgreift, um sie zu etwas eigenem zu machen. Für Fitzekfans wieder ein Must read!