Macht süchtig - ist aber leider auch sehr vorhersehbar
Infiziert (Bd.1)Mit ihrem üblich atemberaubendem Suchtfaktor, meisterlichem Schreibstil und unkonventionell-gewöhnungsbedürftigem Genremix bringt Teri Terry wieder eine hochaktuelle Angst, Befürchtung, Kontroverse zu ...
Mit ihrem üblich atemberaubendem Suchtfaktor, meisterlichem Schreibstil und unkonventionell-gewöhnungsbedürftigem Genremix bringt Teri Terry wieder eine hochaktuelle Angst, Befürchtung, Kontroverse zu Sprache, lässt dabei aber zu wenig Entwicklungsspielraum für die Charaktere und trübt die genial entworfenen Plottwists durch Vorhersehbarkeit.
Dem neueste Buch aus der Feder Teri Terrys habe ich förmlich entgegengefiebert - Thriller, Epidemien, ethische Abgründe in der Wissenschaft... das versprach ein Highlight zu werden!
Und der Anfang konnte mich auch umhauen! Spannung, Spannung, Spannung! Rasant ging es von Katastrophe zu Katastrophe, die Seuche bricht aus, Fragen über Fragen und böserVorahnungen...
Doch dann begann die Geschichte für mich ihre Besonderheit zu verlieren, ihre Unvorhersehbarkeit um genau zu sein. Ab einem gewissen Punkt stieg ich auf einmal durch, und auch wenn durchaus noch Fragezeichen in meinem Kopf waren und ich Dank Teri Terrys grandiosem Schreibstil weiterhin gefesselt war, ahnte ich, wusste ich einfach, was als nächstes passieren würde. Über die Komplikationen und Missverständnisse am Ende konnte ich dann auch nur noch die Augen verdrehen. Überhaupt, Cliffhanger scheinen ja DAS Mittel der Wahl zu sein, um Leser an eine Reihe zu binden - wenn die allermeisten sich im nächsten Band dann nur nicht als hochstilisiert und überbewertet entpuppen würden, wäre dieser Autorentrick womöglich überzeugender...
Erschwerend kam hinzu, dass mir Callie von Kapitel zu Kapitel unsympathischer wurde. Zu Beginn noch ein nachvollziehbar rachsüchtiger Geist (dieses paranormale Element ist mir noch suspekt, mal sehen, wie sich das in den weiteren Verlauf einfügt...), war sie später nur noch ein nerviges Kind, das zwischen Fast-Jugendlicher und ängstlichem Kleinkind hin und her pendelte... Shay und Kai kann ich noch nicht einordnen, da nicht nur die Liebesgeschichte und allgemein Emotionen, sondern auch ihre Charakterentwicklung von dem schnellen Tempo der Handlung förmlich überschrieben wurden. Hoffentlich kommt da in den nächsten Bänden mehr Tiefgang hinzu, zumal Shay durch ihre ungewöhnliche Intelligenz und Schrägheit ein vielversprechender Charakter ist ^^
Begeistert war ich jedoch von düsterer Endzeitatmosphäre und den wissenschaftlichen Einflechtungen, auch wenn es mir da an Vorwissen mangelt, um zu beurteilen wie realistisch/akkurat Forschung und katastrophale Folgen sind, die Teri Terry entworfen hat. Es ist und war jedoch beängstend realistisch, von der Seuche, ihren Konsequenzen und der Kontroverse, welche Grenzen Wissenschaft haben sollte, zu lesen. Problemlos kann man sich vorstellen, dass auch bei uns der der realen Welt weitaus mehr ge- und erforscht wird, als wir annehmen, wie leicht könnte trotz höchster Sicherheitsstandards ein Experiment aus dem Ruder laufen und bei der vernetzten Welt - wie schnell wäre ein Virus, eine Epidemie verbreitet?!
Dieses Buch zu bewerten, über es zu schreiben, fällt mir nicht leicht. Ein Wort jedoch trifft meine Überlegungen genau - Zwiespalt. Einerseits ungenutztes Potential bei den Charakteren und der Entfaltung des roten Fadens, da ab einem gewissen Punkt für die meisten Leser allzu offensichtlich wird, wie sich die Krankheit ausbreitet und was wohl als nächstes passieren könnte. Andererseits dieser wortwörtlich atemberaubende Schreibstil von Teri Terry, der mich förmlich SÜCHTIG nach diesem Buch machte, mich immer weiter durch die Seiten trieb, sowie die unkonventionelle Genremischung aus endzeitlich anmutender Atmosphäre, Thriller, Mystery und paranormalem Jugendbuch, auf die man sich einlassen (können) muss... Weiterlesen? Unbedingt! Allein schon wegen dieses einmaligen Soges, den die Autorin jedesmal aufzubauen weiß, ob bei der Slated- Trilogie, Mindgames oder Book of Lies ^^
Ich hoffe und erwarte mir vom nächsten Band mehr Überraschungen, weniger "Im-Dunkeln-Tappen" seitens der Protagonisten, während man als Leser bereits im Bilde ist und quasi "aus die Protagonisten wartet", mehr Tiefgang, Emotionen und Entwicklungsspielräume seitens und für unser Trio - bei gleichbleibend süchtigmachendem Schreibstil!