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Veröffentlicht am 29.10.2023

"Maria, Maria I like it loud..." (Scooter)

Play It As It Lays
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!ein Lesehighlight 2023!



Klappentext:

„Maria Wyeth ist eine Modellegende und ein Filmstar. Doch im Los Angeles der Sechzigerjahre verliert sie die Kontrolle über ihr eigenes Leben. Ihre geistig beeinträchtigte ...

!ein Lesehighlight 2023!



Klappentext:

„Maria Wyeth ist eine Modellegende und ein Filmstar. Doch im Los Angeles der Sechzigerjahre verliert sie die Kontrolle über ihr eigenes Leben. Ihre geistig beeinträchtigte Tochter wird ihr weggenommen. Ihre zerrüttete Ehe ist nicht mehr zu retten, und ihre katastrophalen Liebesaffären und vermeintlichen Freundschaften bieten wenig Trost. Jeden Morgen um halb 10 Uhr steigt sie in ihr Auto und donnert über den Highway – auf der Überholspur und mit laut aufgedrehtem Radio, bis sich „irgendwo im Nirgendwo, wo der makellos brennende Beton einfach aufhört“ das Gefühl der Leere verflüchtigt.“



Genau so ein Roman konnte nur wieder aus der Feder von Joan Didion stammen! Er ist so großartig, so punktgenau, so vielsagend und doch auch so leise und mit so vielen Botschaften bestückt! Hierbei handelt sich mal wieder um einen Roman der bereits verstorbenen Autorin. Hauptprotagonistin Maria hat die besten Zeiten ihres Erfolgs in ihrem Leben längst gelebt. Nichts ist mehr so wie es war, auch ihr Kopf fährt Achterbahn und somit verliert sie ihr Kind. Ihre Tochter wird ihr weggenommen, die Ehe gescheitert und das mit den wahren Freunden ist auch so eine Sache. Alles ist zerrüttet und gebrochen. Man könnte jetzt meinen die Geschichte sei so typisch US-Storytelling, ist sie aber nicht. Maria findet Zuflucht in dem sie in die Weite des Nirgendwo fährt, stets mit laut aufgedrehtem Radio und zu viel Tempo auf dem Tacho, um endlich wieder freie Gedanken zu bekommen. Didon zeigt auf, wie alles einem irgendwie erdrücken kann, wenn man sich selbst dabei vergisst. Es braucht das Luft-holen für die innere Seele und das Atmen für den Verstand. Maria ist das beste Beispiel, das zu viel von allem nicht immer viel bringt. Viel kann auch erdrücken und alles unter sich begraben. Didon wäre aber nicht Didion wenn sie in diesem Roman auch von der Gesellschaft drumherum um Maria erzählt. Was wir hier lesen war/ist wieder das pure Leben der USA zur damaligen Zeit. Als bekennende Didion-Verehrerin kann ich auch hier wieder klar sagen, sie nimmt auch hier kein Blatt vor den Mund und erzählt uns wie die Gesellschaft damals die heile Welt der Schauspielerei und Modells selbst manipuliert hat. Die, die eine ander Wrlt aufzeigen sollten, wurden selbst zum Spielball der Gesellschaft. Die kurzen Kapitel im Buch sind nichts ungewöhnliches für die Autorin. Sie passte sich wieder hervorragend ihrer Protagonistin an und man meint ein Drehbuch zu lesen. Wortwahl und Ausdruck sind wieder excellent und tiefgreifend.

Didion liest man nicht einfach so, man nimmt etwas fürs Leben mit und lernt wieder Mal so viel über die Vereinigten Staaten selbst. Eine bessere Seelen-Entblößerin konnte diese Land wohl nicht verdient haben! 5 Sterne hierfür!

Veröffentlicht am 29.10.2023

Ein Meisterwerk trotz seiner Tragik!

Aus der Zeit fallen
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!ein Lesehighlight 2023!



Klappentext:

„Totenklage und Hymnus auf das Leben zugleich



Ein Mann streift klagend durch die Stadt, trauernd um seinen toten Sohn. Andere Leidtragende schließen sich ihm ...

!ein Lesehighlight 2023!



Klappentext:

„Totenklage und Hymnus auf das Leben zugleich



Ein Mann streift klagend durch die Stadt, trauernd um seinen toten Sohn. Andere Leidtragende schließen sich ihm an. Zusammen bilden sie einen vielstimmigen Chor, der all die Fragen besingt, mit denen Verstorbene ihre Angehörigen zurücklassen. David Grossman, einer der bedeutendsten Autoren Israels, legt einige Jahre nach dem Tod seines eigenen Sohnes im Libanonkrieg sein wohl persönlichstes Buch vor.“



Ein kleines Buch mit einer gewaltigen Geschichte die einen berührt und unweigerlich gefangen nimmt. Grossmann erzählt hier seine ganz persönliche Geschichte und ja, sie ist mehr als schwer erträglich. Wer sich mit Trauerbewältigung ein wenig auskennt weiß, man muss diesem ganzen Elend Luft machen und es von der Seele lassen. Entweder schreiben, heraus brüllen oder mit jemanden sprechen der Ahnung von der Materie hat. Grossmanns Geschichte ist unglaublich berührend und durch seine lyrische und poetische Sprache einfach ein Genuss trotz der traurigen Hintergrundes. Grossmann und seine Familie sind nicht allein mit der Trauer und genau das erzählt er brillant mit dem Auftritt des Chors. Ein Buch bei denen mir die Worte förmlich fehlen….

Als Fazit kann ich klar sagen: es ist mir unbegreiflich wieviel Emotionen, sprachliche Brillanz und dieses bittere Thema Tot in dieses dünne Büchlein passte. Dieser Autor hat ein Meisterwerk verfasst, welches eine Art Umarmung an alle ist, die einen geliebten Menschen verloren haben. Wenn ich könnte, würde ich gern mehr als 5 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 29.10.2023

5 Sterne!

Photography Lies – die Lügen der Fotografie
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Klappentext:

„Zwischen 2020 und heute haben Pandemie und Krieg auch die gesellschaftliche Wahrnehmung von Bildern verändert. Ihre Funktionen sind gerade heute wieder einem starken Wandel unterworfen. ...

Klappentext:

„Zwischen 2020 und heute haben Pandemie und Krieg auch die gesellschaftliche Wahrnehmung von Bildern verändert. Ihre Funktionen sind gerade heute wieder einem starken Wandel unterworfen. Wir beobachten, wie verschiedene Gruppen die Zirkulation von Bildern zu fördern oder zu behindern versuchen. Ihre Verbreitung zielt heute darauf ab, nicht nur zur objektiven Meinungsbildung und Information beizutragen, sondern auch Haltungen auszurichten und zu steuern und Interessen zu dienen.

Die »Foto Wien 2023« repräsentiert alle Partnerinstitutionen, Galerien, Projekträume, Museen etc. des Fotomonats und untersucht das Thema »Photography Lies – die Lügen der Fotografie«. Zusätzlich werden Bilddistribution und -zir-kulation anhand des Kriegsgeschehens in der Ukraine in den Blick genommen.“



Das Visuelle ist für alle Menschen oft erstmal der erste und einschneidendste Blick auf das Geschehen jeglicher Art. Aber stimmt immer alles was wir sehen? Was ist wahr und was ist absichtlich/ gewollt verändert worden? Über genau diese Fragen beschäftigt sich dieses Buch zur Arbeit der „Foto Wien 2023“. Nebst Fotografien werden in mal kurzen mal längeren Texten genau diese oben benannten Dinge beleuchtet und definiert. Die Art und Weise dieser Manipulation gibt es nicht erst seit gestern und genau deshalb ist ihre langanhaltende, gar toxische Überlebensdauer mehr als faszinieren. Was kann ein Bild alles sagen? Was verbirgt sich tatsächlich hinter dem Bild? Ist es echt oder bereits durch KI generiert? Lesen Sie dieses aufschlussreiche Buch und bedenken Sie dabei immer: erst der zweite Blick und der Blick hinter dem Bild eröffnen die eigentliche Realität. 5 Sterne für dieses Werk!

Veröffentlicht am 29.10.2023

Absolute Leseempfehlung!

Meine langen Nächte
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Klappentext:

„Anna Alrutz ist ein beliebiges blondes Mädchen, wie sie selbst findet. Als älteste Tochter einer wohlhabenden Familie verbringt sie glückliche Sommer im kleinen Kurort Salzgitter. Hier zankt ...

Klappentext:

„Anna Alrutz ist ein beliebiges blondes Mädchen, wie sie selbst findet. Als älteste Tochter einer wohlhabenden Familie verbringt sie glückliche Sommer im kleinen Kurort Salzgitter. Hier zankt sie sich mit ihrem Bruder Willi, streift mit ihrer besten Freundin Helene durch die Wälder, trifft ihre erste große Liebe. Dass Anna sich schon früh für den Nationalsozialismus begeistert, können die liberalen Eltern nicht verhindern. Auch nicht, dass sie ihr Medizinstudium abbricht und eine »NS-Schwester« wird. An der Universitätsklinik Göttingen praktiziert sie, was Hitler per Gesetz angeordnet hat: die Zwangssterilisation »erbkranker« Frauen und Männer. Anna meint, das Richtige zu tun. Doch als sie sich in den französischen Medizinstudenten Thierry verliebt, und Helene in die Klinik eingeliefert wird, gerät ihre Überzeugung ins Wanken. Sie schließt sich einer Gruppe an, die Patientinnen zur Flucht verhilft, und muss bald eine folgenschwere Entscheidung treffen.

„Meine langen Nächte“ ist die Geschichte einer ideologischen Verirrung, aber auch eine Geschichte des Mitgefühls und der späten Einsicht: die anrührende literarische Lebensbeichte einer jungen Frau.“



Autorin Iilva Fabiani greift mit “Meine langen Nächte“ ein Thema auf, welches wohl bei vielen älteren Menschen die die verschiedensten Kriege erlebt haben wohl ein Tabu-Thema darstellt. Was ist wenn man merkt sich mit seiner politischen Meinung und Einstellung auf der falschen Seite wiedergefunden zu haben? Zu sehen was für ein Unheil die vermeintliche „eigene“ Partei anrichtet? Wie entscheiden bevor man sich selbst verrät? In Fabianis Buch lernen wir Anna Alrutz kennen. Ihre politische Einstellung ist recht schnell erkannt und nicht nur für ihre Eltern unerklärlich. Der Nationalsozialismus soll es bei Anna sein. Man möchte sie gern als Leser warnen aber nicht nur das es nicht möglich ist, Anna muss ihre eigenen Erfahrungen machen. Ohne diese geht es nicht im Leben. Fabianis Protagonistin darf sich dann aber verlieben und wir Leser beobachten eine wahrliche Liebesgeschichte zwischen Anna und dem Franzosen Thierry. Gott sei Dank ist die Liebe stärker als die politische Ideologie - Anna entdeckt hier und da und dann immer tiefer was das NS-Regime eigentlich wirklich mit den Menschen in ihrem Krankenhaus macht. Alleine diese ganzen Beschreibungen und bewegenden Szenen sind Fabiani mehr als vortrefflich gelungen. Es lässt einen das Blut in den Adern beim lesen gefrieren und man mag Anna da am liebsten nur rausholen. Kann man Anna ihren „Fehler“ irgendwie verzeihen? Kann man sie irgendwie verstehen? Dazu wird jeder Leser eine andere Meinung entwickeln und genau das macht das Buch so interessant und spannend! Die Einen werden Mitleid und Mitgefühl für ihr Tun und Handeln haben, die Anderen werden sie genau dafür verachten und würden sie am liebsten teeren und federn. Aber wer sagt einem was richtig und falsch ist? Vor allem: Was tun wenn man seine Erkenntnis dann gewonnen hat? Anna gewinnt diese und es ist ein Kampf mit ihrer Seele selbst. Man hat das Gefühl, Anna sitzt in diesem Buch auf der Büßerbank und erzählt uns ihre Geschichte mit all dem Leid, der Pein und Not. Aber auch die schönen Momente sind dabei und erhellen immer wieder die Geschichte. Ebenso wichtig ist die Frage: Kann sich Anna selbst verzeihen? Kann sie sich ihre Fehler eingestehen und wieder selber glücklich werden trotz dieses „Fehltritts“? Lesen Sie diese bewegende Geschichte die so viel zwischen den Zeilen bietet und scheinbar nie an Aktualität verlieren wird. 5 Sterne hierfür!

Veröffentlicht am 27.10.2023

Ein wunderschönes Buch, im wahrsten Sinne!

Die Erinnerungsfotografen
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!ein Lesehighlight 2023!



Klappentext:

„Das Fotostudio von Herrn Hirasaka ist ein magischer Ort: Hier, an der Schwelle zum Jenseits, können die Besucher aus Fotografien ihren persönlichen Lebensfilm ...

!ein Lesehighlight 2023!



Klappentext:

„Das Fotostudio von Herrn Hirasaka ist ein magischer Ort: Hier, an der Schwelle zum Jenseits, können die Besucher aus Fotografien ihren persönlichen Lebensfilm zusammenstellen. Hirasaka bietet dabei einen besonderen Service: Jeder Besucher erhält die Möglichkeit, zu einem bestimmten Moment seiner Vergangenheit zu reisen und eins der Fotos aufzufrischen. Ob eine einstige Erzieherin mit blasser Erinnerung ans Nachkriegs-Tokio, ein ermordetes Yakuza-Mitglied, das glaubt, nichts als eine bedauernswerte Schneise der Verwüstung hinterlassen zu haben, oder ein Mädchen aus perspektivlosen Verhältnissen – ihnen allen zeigt Hirasaka: Das Leben ist doch wunderschön, man muss nur im richtigen Moment hinsehen.“



Die japanische Autorin Sanaka Hiiragi hat den Roman „Die Erinnerungsfotografen“ verfasst. Wer glaubt, hier blanken Kitsch zu lesen, der irrt auf ganzer Linie! Hiiragi erzählt uns eine Geschichte, die mit allergrößter Sicherheit jeder gern erleben wollen würde!

Fotografien sind ja Erinnerungen selbst an einen bestimmten Moment aber was im Fotostudio von Herrm Hirasaka geschieht, übertrifft eigentlich alle Vorstellungskraft: Er lässt Bilder in gewisser Weise wieder aufleben! Hiiragis Geschichte berührt von der ersten bis zur letzten Seite komplett ohne Kitsch und Kllischee. Es ist eine Mischung aus Roman und Lebensweisheiten gleichermaßen denn Protagonist Hirasaka und seine Crew machen das, was sich schlussendlich jeder noch einmal wünscht: Gedanken/ Erinnerungen lebendig werden lassen/ auffrischen lassen. Hiiragi vermischt beide Genres äußerst gekonnt und zeigt dem Leser nicht nur die japanische Kultur auf, sondern auch, wie wunderbar es wäre, wenn es das Fotostudio von Hirasaka wirklich geben könnte. Allein die Gedanken lassen Gänsehaut aufkommen! Die verlorenen Seelen, die das Fotostudio aufsuchen haben alle, wie jeder von uns, ihren Lebensrucksack zu tragen und negatives erlebt. Hirasakas Möglichkeit ist ein Strohhalm und ein Rettungsanker gleichermaßen und er gibt den Kunden somit eine Stütze und eine Art Pflaster für ihre geschundenen Seelen. Die Botschaft ist bei allen Kunden die gleiche: „Das Leben ist doch wunderschön, man muss nur im richtigen Moment hinsehen.“ und diese legt sich wie ein warmer Mantel nicht nur um die Kunden sondern auch um den Leser selbst. Hiiragis Schreibstil ist unglaublich warm und ruhig. Sie erzählt der Situation entsprechend und verliert sich in keiner Person sondern ist stets fokussiert. Nach beenden des Buches kommt der Wunschgedanken nach genau so einem Fotostudio unweigerlich hoch. Wie schön wäre diese Vorstellung!

Was sich einerseits wie ein Märchen liest, ist dennoch eine absolut realistisch Botschaft die hier die Autorin Sanaka Hiiragi geschaffen hat: jeden richtigen Moment im Leben zu genießen! Fazit: Eine wunderbare und sehr emotionale Mischugn aus Roman und Lebensratgeber gleichermaßen welches nur aus einer japanische Feder stammen kann! Großartig und so voller Hoffnung! 5 absolut verdiente Sterne hierfür!