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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.09.2024

Ein Cosy-Crime mit wenig Crime, aber viel Cosy! Schöne Beschreibungen und viele Gespräche lassen im „Kriminalroman“ den „Krimi“ vermissen!

Der Rommé-Club ermittelt
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Ein wahrlich gemütliches Damen-Quartett, das gefällt, aber ein „Kriminalroman“, dem es an Spannung fehlt!

„Der Rommé-Club ermittelt“ lädt mit seinem Cover, das ein invertiert wirkendes Landschaftsbild ...

Ein wahrlich gemütliches Damen-Quartett, das gefällt, aber ein „Kriminalroman“, dem es an Spannung fehlt!

„Der Rommé-Club ermittelt“ lädt mit seinem Cover, das ein invertiert wirkendes Landschaftsbild und eine rahmengebende spezielle Spielkarte zeigt, zum Lesen eines „Kriminalromans“ ein, der in der Eifel spielt und, wie ich feststelle, die dortige, heimelig-provinzielle Idylle gut transportiert.

Ebenso gut gefallen mir der lockere Schreibstil, der es erlaubt, sofort in die Geschichte einzutauchen, und die illustren Personenbeschreibungen. Die Autorin hat hier unterschiedlichste und mit ihren Eigenarten herrliche Charaktere erschaffen, die kennenzulernen lohnt. Und da es ohne lange Vorgeschichte direkt losgeht und der Rommé-Club sofort mit den Recherchen starten kann, habe ich mich auf diesen Cosy-Crime gefreut.

Wäre dieses Buch ein Frauenroman, eine Geschichte vierer Frauen und ihres Alltags, ihrer Freundschaft, ihrer Liebeleien, all das mit kleiner krimineller Note, so hätte mir dieser Roman sehr gut gefallen können, wenn man aber einen „Kriminalroman“ erwartet, schwindet die Begeisterung beim Lesen mehr und mehr.

Kriminalistische Ermittlungen seitens der Profis fehlen gänzlich, vielmehr werden sie nur am Rande und im Rahmen der vielen, vielen Gespräche, die die Damen führen, erwähnt. Eine Art ermittlungstechnischen Wettlauf zwischen der Polizei und dem Damenquartett, einen „Konkurrenzkampf“, den man bei einem Cosy-Crime durchaus hätte erwarten dürfen, gibt es nicht wirklich, da man von den polizeilichen Aktivitäten, wie schon erwähnt, kaum etwas erfährt.

Nicht, dass ich falsch verstanden werde: die Aktionen der Möchtegern-Detektivinnen mag ich durchaus, aber ein bisschen mehr echter Kriminalistik und ein paar wirkliche Verdächtige hätten es schon sein dürfen. Ich habe in diesem „Krimi“ den Crime-Anteil vermisst, der leider neben nur wenigen Aktionen vorwiegend aus vielen, oft sektreichen Gesprächen der Damen und dem immer wieder Durchsprechen des bereits „Ermittelten“ besteht.
Auch nimmt die an und für sich schöne Liebes-Geschichte rund um eine Protagonistin für einen „Kriminalroman“ zu viel Raum ein. Dahingegen findet das eigentliche Rommé-Spiel gar nicht statt, der Damen-Club hätte also auch jedweden anderen Titel tragen können.

Nach all dem sehr gemächlichen „Geschehen“ war die Auflösung des Falls dann schlüssig, aber man merkt dem Buch an, dass die Autorin nicht nur ihre Heimat und die Natur liebt, sondern auch und vor allem ein Faible für Frauenfiguren und deren Liebesgeschichten hat.

Nicht eingeflossen in meine Bewertung sind die sich häufig wiederholenden Beschreibungen, fehlerhafte Präpositionen, nicht zum Satzgefüge passende Konjunktionen sowie seltsame Satzbauten und falsche Wortwahlen, denn diese hätten im Lektorat auffallen müssen, ebenso wie vereinzelte grammatikalische und orthografische Fehler.

Summa summarum habe ich eine schöne Geschichte gelesen, die als Roman sehr wohl gefallen kann und wird, als Kriminalroman aber zu viel vermissen lässt. Sollte es eine Fortsetzung geben, in der es mehr (Inter)Aktion und vor allem mehr Spannung gibt, würde ich diese gerne lesen, denn das Damen-Quartett ist wirklich liebenswert.

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Veröffentlicht am 23.07.2024

Käthes Alleingang, eine Kuschel-Krimi-Persiflage mit aus dem Hut gezaubertem Ende! Fehlt nur das weiße Kaninchen! Nichts für Mitermittler!

Der tote Kurschatten von Sylt
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Heutzutage würde man diesen Sylt-„Krimi“ rund um Oma Käthe wohl als „Sidekick“ der Jupp-Backes-Reihe desselben Autors bezeichnen. Da ich die Reihe des im Saarland tätigen sogenannten „Kult-Kommissars“ ...

Heutzutage würde man diesen Sylt-„Krimi“ rund um Oma Käthe wohl als „Sidekick“ der Jupp-Backes-Reihe desselben Autors bezeichnen. Da ich die Reihe des im Saarland tätigen sogenannten „Kult-Kommissars“ Jupp Backes nicht kenne, habe ich mich gefreut, mit „Der tote Kurschatten von Sylt“ einen Teil seiner Familie kennenzulernen. Und wie ich diesen Teil, die Käthe, kennengelernt habe!

Nun, Inhaltliches werde ich nicht wiedergeben, denn dafür gibt es die Kurzbeschreibung bzw. den Klappentext; zu meinen Eindrücken aber schreibe ich hier ein paar Zeilen.

Es hat ein wenig gedauert, bis ich mich an die Protagonistin und deren Tonfall und Wortwahl und vor allem an ihr dreistes und oft übergriffiges Auftreten gewöhnt hatte. Resolut zu sein, hilft einer solchen Hauptfigur ganz sicher, aber ein bisschen mehr Respekt, wenigstens eine Portion guten Benehmens und etwas Niveau hätten diesem Charakter nicht geschadet.

Auch die anderen Figuren, die in dieser zwar oft humorvollen, manchmal aber auch recht albernen Geschichte
eine Rolle spielen, wirken überzeichnet. So manches Klischee wird hier unangenehm ausgereizt, was übrigens auch für die Klinik gilt, die hier Schauplatz des, nein, der Geschehen ist. Die Vorgänge darin und das Verhalten der Mitarbeiter geben mir wirklich zu denken: eine Klinik, in der unfassbare Zustände herrschen; eine Patientin, die dort kaum Behandlungen hat, sondern munter rumschnüffelt; Verdächtige, deren Anzahl während der Lektüre zunimmt, die auch zum Teil tatsächlich Dreck am Stecken, mit der Lösung des eigentlichen Falls aber nichts zu tun haben.

Dass das Ende die Leser überrascht hat, weil sie es nicht erwartet haben, ist nicht verwunderlich, weil sie es nicht erwarten konnten. Wenn man während des gesamten Krimis zwar an den Nebenschauplätzen mitermitteln kann, es aber unmöglich ist, der Lösung des eigentlichen Falls näherzukommen, weil eben diese Lösung wie das weiße Kaninchen aus dem Hut gezaubert wird, so, als sei der Autor selbst davon überrascht worden, dann fehlt diesem Cosy-Crime Wesentliches und der Leser wird der kuschelkrimi-typischen Möglichkeit des Mitermittelns beraubt.

Was ich leider noch erwähnen muss, weil es wirklich befremdlich wirkt, ist eine Textstelle, an der der Autor das „perfekte Deutsch“ einer Masseurin („zierliche junge Asiatin“) betont. Das ist eine sehr fragwürdige Aussage. Warum sollte ihr Deutsch nicht perfekt sein? Als an manchen Stellen tatsächlich nicht perfekt würde ich da eher das Deutsch dieses Buches bezeichnen.

Es hätte so schön sein können, denn die Geschichte an sich, vom Ende abgesehen, war gut gesponnen. Und sie war an den Stellen, an denen sie nicht so übertrieben und unglaubwürdig war, durchaus amüsant und konnte u.a. durch ein Techtelmechtel und die Figur von Käthes Kompagnon gut unterhalten, aber summa summarum wirkt dieser Cosy-Crime auf mich eher wie eine Parodie.

Diejenigen, denen die Reihe rund um Familie Backes gefällt, finden sicher auch Gefallen an Käthes Alleingang, mein Fall aber ist es leider nicht. Ich wollte diese Familie so gerne kennenlernen und Oma Käthe hätte ich gerne mehr Sympathie entgegengebracht, aber wegen all der oben erläuterten Aspekte kann ich beim besten Willen für diese Persiflage eines Cosy-Krimis nicht mehr als gute 3 Sterne geben.

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Veröffentlicht am 04.05.2024

Ambivalentes Gardasee-Flair und vielgestaltige Charaktere in mehrperspektivischem, gekürzt wirkendem Krimi mit Potential!

Was der See birgt
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Es hätte so schön sein können am Gardasee…

„Was der See birgt“ war mein erstes Buch des Autors und ich war gespannt auf die Lektüre, die mich, wie die 3 Sterne sicher schon vermuten lassen, nicht so recht ...

Es hätte so schön sein können am Gardasee…

„Was der See birgt“ war mein erstes Buch des Autors und ich war gespannt auf die Lektüre, die mich, wie die 3 Sterne sicher schon vermuten lassen, nicht so recht überzeugen konnte.

Wo fange ich an? Nein, nicht beim Inhalt, denn von dem verrät der Klappentext, sprich die Buchrückseite, schon viel zu viel. Man sollte sich also einfach auf diesen Gardasee-Krimi, der den Start zu einer neuen Reihe bildet, einlassen und in die Atmosphäre eintauchen.

Letzteres gelingt sehr gut, weil der Autor mit seinen Beschreibungen zwar nicht nur positive Bilder der Region zeichnet, insgesamt aber den See, die Orte und die Landschaft so bildhaft schildert, dass man sich diese als Leser gut vorstellen und den Protagonisten sehr gut folgen kann.

Apropos Protagonisten: die Charaktere, die der Autor ersonnen hat, werden recht gemächlich, aber intensiv vorgestellt, so dass man sich langsam mit den Figuren vertraut machen und den sich peu à peu entwickelnden Erzählsträngen, die mal aus der Sicht der Hauptfigur, mal aus dem Blickwinkel einer anderen Schlüsselfigur oder auch aus weiteren Perspektiven erzählt werden, folgen und sich an der Seite der Protagonisten einen eigenen Eindruck von den Geschehnissen und Geheimnissen machen kann.

Als Leser kann ich ein wenig mitermitteln, was allerdings besser gelingt, wenn ich nicht an den Klappentext denke, der leider, leider einen wesentlichen Aspekt der Recherchen vorwegnimmt! Gleichwohl sollte man sich viele Details merken und diverse Personen im Auge behalten.

Die Geschichte, die sich entwickelt, wirkt anfangs einnehmend, allerdings und in zunehmendem Maße aber auch leicht verworren; an einigen Stellen hatte ich das nicht spezifizierbare Gefühl, als fehle etwas, manches las sich wie gekürzt. Die mit nur gut 220 Seiten recht kurze Geschichte hätte doch gut und sehr gerne einige Seiten mehr haben dürfen, wodurch mehr als nur ein Erzählstrang womöglich runder und logischer gewirkt hätte.

Irgendwie wirkt vieles auf eine nicht wirklich greifbare Weise nicht ausgereift. Ich habe den Eindruck, als würden hier Teile der Geschichte fehlen, so dass die, die ich gelesen habe, unvollständig wirken (müssen).

Was mir zudem nicht so gut gefiel, war der Schreibstil des Autors, zu dem allzu häufig „Nicht-Sätze“ und zu Hauptsätzen gewordene Nebensätze gehören. Auf der anderen Seite mangelt es an Konjunktionen, sodass so mancher Satz wie im Telegrammstil geschrieben, sprich abgehackt und deshalb für Leseraugen unangenehm wirkt.

Auch der Schluss hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck: einerseits wirkt der „Höhepunkt“ der Ermittlungen irgendwie – es tut mir leid – unglaubwürdig und wie zur schnellen Beendigung der Geschichte erzwungen, andererseits lässt er in Bezug auf die Zukunft der Hauptfigur hoffen und weckt Neugierde auf Band 2.

Schlussendlich kann ich nur sagen, dass mir die Geschichte an sich und auch die sehr gut angelegten Charaktere sehr gut gefallen haben, dass mir aber – wie oben beschrieben - auch einiges fehlte. Besonders gegen Ende des Krimis wirkt vieles unvollständig, wie spontan in die Geschichte geworfen, ohne Erklärung und ohne rechte Auflösung. Es bleibt nach dem Kennenlernen besonders der sympathischen Figuren ein großes Fragezeichen und die Hoffnung, dass der zweite Teil der Reihe sein durchaus vielversprechendes Potential besser ausschöpfen wird.

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Veröffentlicht am 29.04.2024

Trotz/wegen meiner Sprachaffinität wurden die Erwartungen nicht erfüllt! Statt Anwendbarkeit steht Sprachhistorie im Fokus! Ziel verfehlt!

Kluge Wörter
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Bildung und Eloquenz sind nicht alles; man muss Kenntnisse um Worte, Wörter und Sprache auch leserfreundlich vermitteln können!

Ich falle gleich mal mit der sprichwörtlichen Tür ins Haus und merke an, ...

Bildung und Eloquenz sind nicht alles; man muss Kenntnisse um Worte, Wörter und Sprache auch leserfreundlich vermitteln können!

Ich falle gleich mal mit der sprichwörtlichen Tür ins Haus und merke an, dass ich eigentlich und unter Berücksichtigung u.a. des Klappentextes zu Recht davon ausgegangen bin, die Intention des Autors sei es, Bildungssprache und kluge Wörter zu definieren, zu erläutern und vor allem dem Leser näher zu bringen, ihm also im Endeffekt ein höheres Maß an Eloquenz zu ermöglichen.

Die Einleitung hat mich anfangs zwar fasziniert, mich dann jedoch vor allem zweifeln lassen, denn wie kann man Wissen vermitteln, wenn man eben dieses schon als vorhanden voraussetzt? Wie sollten Leser, die sich durchaus auszudrücken wissen und grundsätzlich ein großes Interesse an Sprache und Sprachen haben, die Einführung zum Thema verstehen, wenn schon diese vor nicht erklärten Fremdwörtern und Ausdrücken in Latein strotzt?

Was ich lese, wirkt bei fast jedem Wort, das es in dieses „Kluge-Wörter-Buch“ geschafft hat, eher wie eine sprachhistorische Abhandlung unter Einbeziehung alter, älterer und ältester Begriffe; solcherlei Erläuterungen wären in Maßen sicherlich interessant, wenn denn der Fokus insgesamt mehr auf der Aktualität und der Ver- und Anwendbarkeit der Wörter durch den Leser läge.

Ich stelle Überlegungen an, ob der Autor mit seinen Texten seine Eloquenz und sein sprachwissenschaftliches Fachwissen demonstrieren oder ob er – wie es ja eigentlich sein sollte - den Lesern tatsächlich seine Leidenschaft für Sprache näherbringen und deren Wortgewandtheit steigern will. Begrüßenswert wäre es gewesen, wenn er vorrangig Letzteres im Sinn gehabt und dieses Ziel nicht aus den Augen verloren hätte.

Das „Lesevergnügen“ wird zusätzlich durch die vielen Fehler im Buch geschmälert! Diese fließen allerdings nicht in meine Bewertung ein, denn ansonsten könnte ich gerade einmal 2 Sterne vergeben. Aber es kann doch nicht sein, was nicht sein darf, dass nämlich ausgerechnet in den Büchern des Duden-Verlags Fehler über Fehler enthalten sind.

Ich stolpere beispielsweise über Stellen mit Tipp- bzw. Schreibfehlern, ärgere mich über fehlerhafte Orthografie und unkorrekte (der Lateiner würde hier vermutlich „inkorrekte“ sagen) Deklinationen.

Dass ein Buch des Duden-Verlags, das sich mit dem Wort an sich, mit der Sprache und dem Umgang mit ihr befasst, nicht – zumindest annähernd - fehlerfrei ist, das lässt mich inzwischen den Duden eigenen Anspruch an die Qualität der herausgebrachten Wörterbücher in Frage stellen.

Summa summarum gehe ich davon aus, dass ich zwar immer mal wieder einen Blick in dieses Buch werfen, es aber ganz sicherlich nicht von A bis Z verinnerlichen werde, denn dafür sind der Inhalt zu abgehoben und die Balance zwischen Sprachhistorie und Anwendbarkeit des dann doch Gelernten zu unausgewogen.

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Veröffentlicht am 29.10.2023

Histo-kriminalistisch-fiktiver Regional-Roman, dessen zahlreiche erzählerische Exkursionen von den Fakten der Geschichte dominiert werden!

Tempus fugit venceremos
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Tempus fugit...hier über Jahrhunderte hinweg.

Das Geheimnis der Nikolaikirche von Wismar zu entdecken und gleich zwei Geheimnissen rund um eine Archäologin und Kryptologin auf die Spur zu kommen, darauf ...

Tempus fugit...hier über Jahrhunderte hinweg.

Das Geheimnis der Nikolaikirche von Wismar zu entdecken und gleich zwei Geheimnissen rund um eine Archäologin und Kryptologin auf die Spur zu kommen, darauf war ich sehr gespannt.

Nachdem ich dieses Buch gelesen habe, bin ich zugegebenermaßen etwas zwiegespalten, weil ich den Eindruck habe, dass genau diese Kombination aus Historie und Fiktion und aus geschichtlichen Fakten in kriminell-fiktivem Rahmen womöglich des Guten zu viel ist.

Die Geschichte rund um die Historikerin Marlis Lindenkamp und die beiden Geheimnisse, denen sie einerseits in beruflicher Hinsicht mit Augenmerk auf die Geschichte Wismars und andererseits in privater Beziehung mit Blick auf ihre Familie auf den Grund gehen soll und will, ist wunderbar erdacht, die Umsetzung aber hat mir leider nicht wirklich gefallen.

Der in meinen Augen eher nüchterne Schreibstil und die seltsam fremd bleibenden Protagonisten halten mich als Leser ebenso auf Distanz wie die Tatsache, dass das Buch in der Gegenwartsform geschrieben ist. Zudem erfolgen aus der rahmenbildenden Gegenwarts-Geschichte heraus immer wieder Sprünge in diverse Jahrhunderte (14., 16., 17., 18. und 20.), welche ebenfalls im Präsens verfasst sind. Gerade für einen Roman, der sich mit historischen Ereignissen befasst, hätten sich doch verschiedene Vergangenheitsformen nicht nur angeboten, sondern geradezu aufgedrängt.

Unterbrochen werden diese ineinandergeflochtenen Erzählstränge zusätzlich durch eingeschobene, nicht gerade kurze Erläuterungen zur tatsächlichen Geschichte der Stadt Wismar und der Region Mecklenburgs.

Summa summarum habe ich den Eindruck, dass hier die Geschichte Wismars und besonders natürlich der Nikolai-Kirche erzählt werden soll, der fiktive Rahmen aber nur Mittel zum Zweck ist. Auch die vielen Quellenangaben, auf die mit z.B. an Namen oder Orten angehängten Ziffern hingewiesen wird, machen deutlich, dass es hier zwar vordergründig um einen historischen Roman geht, das Buch aber vielmehr einer geschichtlichen Abhandlung gleichkommt.

Ich hätte das Buch gerne besser bewertet und es wäre sicherlich auch besser lesbar gewesen, wenn zumindest die geschichtlichen Fakten den Roman nicht immer wieder unterbrochen statt unterstützt hätten.

So aber, in dieser Form, ist das Buch weder Fisch noch Fleisch, weder spannender Krimi noch historischer Roman, weder Geschichts-Exkursion noch lebendige Geschichte, sondern ein zwar sehr sorgfältig recherchiertes, in seiner Wirkung aber eher rätselhaftes Mixtum compositum.

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