Histo-kriminalistisch-fiktiver Regional-Roman, dessen zahlreiche erzählerische Exkursionen von den Fakten der Geschichte dominiert werden!
Tempus fugit venceremosTempus fugit...hier über Jahrhunderte hinweg.
Das Geheimnis der Nikolaikirche von Wismar zu entdecken und gleich zwei Geheimnissen rund um eine Archäologin und Kryptologin auf die Spur zu kommen, darauf ...
Tempus fugit...hier über Jahrhunderte hinweg.
Das Geheimnis der Nikolaikirche von Wismar zu entdecken und gleich zwei Geheimnissen rund um eine Archäologin und Kryptologin auf die Spur zu kommen, darauf war ich sehr gespannt.
Nachdem ich dieses Buch gelesen habe, bin ich zugegebenermaßen etwas zwiegespalten, weil ich den Eindruck habe, dass genau diese Kombination aus Historie und Fiktion und aus geschichtlichen Fakten in kriminell-fiktivem Rahmen womöglich des Guten zu viel ist.
Die Geschichte rund um die Historikerin Marlis Lindenkamp und die beiden Geheimnisse, denen sie einerseits in beruflicher Hinsicht mit Augenmerk auf die Geschichte Wismars und andererseits in privater Beziehung mit Blick auf ihre Familie auf den Grund gehen soll und will, ist wunderbar erdacht, die Umsetzung aber hat mir leider nicht wirklich gefallen.
Der in meinen Augen eher nüchterne Schreibstil und die seltsam fremd bleibenden Protagonisten halten mich als Leser ebenso auf Distanz wie die Tatsache, dass das Buch in der Gegenwartsform geschrieben ist. Zudem erfolgen aus der rahmenbildenden Gegenwarts-Geschichte heraus immer wieder Sprünge in diverse Jahrhunderte (14., 16., 17., 18. und 20.), welche ebenfalls im Präsens verfasst sind. Gerade für einen Roman, der sich mit historischen Ereignissen befasst, hätten sich doch verschiedene Vergangenheitsformen nicht nur angeboten, sondern geradezu aufgedrängt.
Unterbrochen werden diese ineinandergeflochtenen Erzählstränge zusätzlich durch eingeschobene, nicht gerade kurze Erläuterungen zur tatsächlichen Geschichte der Stadt Wismar und der Region Mecklenburgs.
Summa summarum habe ich den Eindruck, dass hier die Geschichte Wismars und besonders natürlich der Nikolai-Kirche erzählt werden soll, der fiktive Rahmen aber nur Mittel zum Zweck ist. Auch die vielen Quellenangaben, auf die mit z.B. an Namen oder Orten angehängten Ziffern hingewiesen wird, machen deutlich, dass es hier zwar vordergründig um einen historischen Roman geht, das Buch aber vielmehr einer geschichtlichen Abhandlung gleichkommt.
Ich hätte das Buch gerne besser bewertet und es wäre sicherlich auch besser lesbar gewesen, wenn zumindest die geschichtlichen Fakten den Roman nicht immer wieder unterbrochen statt unterstützt hätten.
So aber, in dieser Form, ist das Buch weder Fisch noch Fleisch, weder spannender Krimi noch historischer Roman, weder Geschichts-Exkursion noch lebendige Geschichte, sondern ein zwar sehr sorgfältig recherchiertes, in seiner Wirkung aber eher rätselhaftes Mixtum compositum.