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Veröffentlicht am 05.11.2023

Spannend bis zur letzten Seite

Zodiac 2: Soldiers of the Sun
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Band 2 steigt unmittelbar in das Ende von Band 1 ein. Durch die zeitliche Distanz zwischen den Erscheinungsterminen tat ich mich die ersten Seiten über etwas schwer, wieder direkt einzusteigen, und auch ...


Band 2 steigt unmittelbar in das Ende von Band 1 ein. Durch die zeitliche Distanz zwischen den Erscheinungsterminen tat ich mich die ersten Seiten über etwas schwer, wieder direkt einzusteigen, und auch die Personen und Ereignisse korrekt zuzuordnen. Im Nachhinein hätte ich zumindest die letzten Kapitel von Band 1 vorher nochmal lesen sollen, wobei dann doch alles erstaunlich schnell wieder kam und ich mich durch den wundervollen Erzählstil leicht wieder orientieren und in der ZODIAC Welt zurechtfinden konnte.
Von da an lief alles dertart flüssig, dass ich bereits am ersten Abend die Hälfte des Buches durch hatte, am zweiten Abend folgte die zweite Hälfte. Lana Rotarus Romane haben diese spezielle Sogwirkung, dass man einfach immer wissen muss, wie es weitergeht, zumal es nie stille Längen gibt, sondern die Spannung stets von Anfang bis Ende hält.
Letzteres ist auch ihrer Art zu verdanken, Figuren darzustellen. Noch NIE habe ich eine Figur in ihren Romanen erlebt, die platt, klischeehaft oder rein funktional war. Stattdessen überzeugt sie mit Charakteren, Individuen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Das ist eines der Dinge, die ich bei den Geschichten der Autorin so liebe. Es gelingt ihr, dass letztlich irgendwie jede Figur zum Liebling wird und man selbst die Bösewichte ins Herz schließt, weil sie einfach fehlen würden, wären sie nicht mehr da.

Schade fand ich, dass die Liebesgeschichte zwischen June und Phoenix fast nur im Epilog auftrat, da er den Roman über nicht wirklich greifbar war, obwohl ich die beiden in Band 1 so geliebt habe und ihnen mehr Zweisamkeit in Band 2 gewünscht hätte. Stattdessen hatte ich das Gefühl, es wurde sich auf die Romanze mit Jackson fokussiert, die ja eigentlich keine war, aber sich für mich sehr viel echter angefühlt hat, sodass ich mir irgendwann gewünscht habe, er würde aufhören, so ein dominanter, herumkommandierender Mistkerl zu sein und den beiden ein Happy End gewünscht habe. Hier gab es einfach wahnsinnig viel Anziehung, die durch Phoenix' Shadowsein/Abwesenheit fehlte.

Durch die Abwesenheit wundervoller Figuren von Band 1 wie Olympia, die ich von Anfang an so in mein Herz geschlossen hatte, gab es nun die Gelegenheit, neue Charaktere besser kennenzulernen, was mir richtig gut gefallen hat. Ich denke, dass es unheimlich schwierig ist, so viele Figuren einzubeziehen und eine Stimme zu geben, leider gibt es nun mal 12 Sternzeichen :D
Ich war dadurch auch immer etwas hin- und hergerissen, ob ich einen Charakter wie Jackson vlt gar nicht ausstehen kann, während ich mir gleichzeitig dachte, das sind eben die Eigenschaften des Sternzeichens, was soll man machen xD
Diese hat die Autorin übrigens wirklich wahnsinnig gut recherchiert, jede Figur war für sich individuell und authentisch.
Es wäre spannend gewesen, wären die im Glossar genannten Special Effects der Nebenfiguren noch mehr zur Geltung gekommen, aber ich glaube, das hätte den Umfang des Romans seitens des Verlags vermutlich komplett gesprengt :D
June war eine sehr spannende, taffe Protagonistin, deren Gefühlswelt wahnsinnig groß war, die stets zu sich und ihren Entscheidungen stand, sich nichts hat gefallen lassen, für ihre Liebsten durchs Feuer ging und viel zu schnell verzieh. Besser hätte die Autorin das Sternzeichen einfach nicht wiedergeben können - es gab keinen einzigen Punkt, wo ich gesagt hätte, so würde ein Skorpion nicht handeln. Hut ab!

Den Schreibstil der Autorin mag ich unheimlich gern, er geht so flüssig von der Hand, dass man ihre Bücher in einem Rutsch durchliest. Von diesem leichten, aber dennoch spannenden und humorvollen Wordbuilding her gehört Lana Rotaru eindeutig zu meinen Lieblingsautorinnen - und ihre 7 SINS Reihe sowieso 🧡

Die Geschichte selbst hat mir wirklich großen Spaß gemacht, vor allem, weil es einfach mal was anderes war - ich habe im Romantasy Bereich jedenfalls noch nicht über Sternzeichen Krieger & Kriegerinnen gelesen und war absolut happy, dass nicht die hundertste Hexe oder griechische Gottheit auftauchte. Die Autorin hat wirklich immer richtig individuelle Ideen, die plottechnisch stets stark hervorstechen. Mittlerweile zählt sie für mich zu denjenigen Autorinnen, deren Romane ich blind kaufen würde.
Übrigens fände ich ZODIAC richtig cool als Verfilmung, ich glaube, man könnte die einzelnen Figuren soooo super besetzen 😎
Kurzum - Von meiner Seite aus gibt es herzlich gern eine Leseempfehlung (für alle ihre Romane ;)) 🧡
4 ⭐

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.10.2023

Starke High Fantasy

Threads of Power
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༺𝕋𝕙𝕣𝕖𝕒𝕕𝕤 𝕠𝕗 ℙ𝕠𝕨𝕖𝕣༻ von V. E. Schwab

Band 1 der neuen Fantasy Trilogie spielt im Universum von Shades of Magic, kann aber auch ganz ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Trotzdem habe ich nach Ende der ...


༺𝕋𝕙𝕣𝕖𝕒𝕕𝕤 𝕠𝕗 ℙ𝕠𝕨𝕖𝕣༻ von V. E. Schwab

Band 1 der neuen Fantasy Trilogie spielt im Universum von Shades of Magic, kann aber auch ganz ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Trotzdem habe ich nach Ende der Lektüre das Gefühl, dass es nicht schaden kann, die Vorgänger-Trilogie gelesen zu haben, um Zusammenhänge auf Anhieb einordnen zu können und den Einstieg für die Lesererschaft zu erleichtern.

Wir starten mit einem mitreißenden Prolog, den ich ewig hätte weiterlesen können - die Autorin versteht es, Kinder und Fantasy in einen Topf zu werfen, wie man grandios bei den Rückblenden von Gallant gesehen hat. Dieser gelungene  Einstieg hat absolute Sogwirkung und macht Lust auf mehr!
Der über 700seitige Roman ist dann in mehrere Teile untergliedert.
Mit dem ersten hatte ich tatsächlich ein wenig Schwierigkeiten, weil jedes Kapitel eine andere Erzählperspektive mit unterschiedlichen Figuren beinhaltete und es für mich dadurch etwas wirr und durcheinander wurde. Durch diese zahlreichen Switches kam für mich leider kaum Spannung auf, denn kaum hatte man sich in eine Situation vertieft, kam schon eine neue Szene mit ganz anderen Akteuren. Der Fokus lag ganz klar auf der Figurenvorstellung.

Dennoch konnte ich mir direkt meine Lieblinge herauspicken und habe mich immer wieder gefreut, wenn zu diesen zurückgekehrt wurde. Am meisten habe ich Tes ins Herz geschlossen, die die Fähigkeit besitzt, die Fäden der Magie zu sehen und zu manipulieren, wodurch sie ebenso Gutes wie Schlechtes bewirken kann, oft aber gar keine andere Wahl hat, weil sie sich allein als junge Frau auf den Londoner Straßen durchsetzen muss. Ihre Tätigkeit und Person fand ich wirklich super spannend und faszinierend!
Die häufigen Perspektivwechsel blieben im nächsten Teil dann glücklicherweise aus, es wurde sich auf die Magierin und Kapitänin Lila konzentriert. Die Handlung auf See mit Schiffskulisse mochte ich sehr gern, auch als wahnsinnig starke Magierin und respekteinflößende Anführerin konnte sie mich durchweg überzeugen.
Als nächstes wurde die Figur des Königs konkretisiert und ich habe gemerkt, dass mir das Lesen viel mehr Spaß machte, seit sich ab Teil 3 gezielt und vor allem länger auf bestimmte Figuren und Handlungsstränge fokussiert wurde.
Die Charaktere wurden langsam, aber sorgsam aufgebaut, hierfür wurde mit vielen Rückblenden gearbeitet, sodass Band 1 wie bei vielen Trilogien vor allem darauf abzielte, die Story für die Folgebände aufzubauen.

Schwab überzeugte wie gewohnt durch ihre realistischen, detaillierten, atmosphärischen Settings, in denen man sich einfach zu gern verlieren möchte, weshalb es toll war, dass nun länger in einzelnen Szenen und Sequenzen verweilt wurde. Auch das Wordbuilding war super, eher im Erwachsenen- denn im Jugendbereich angesiedelt. Es war als würde man eine historische Fantasy Serie ansehen wie Witcher oder Game of Thrones, man hat alles bildlich vor sich gesehen, die Sogwirkung war voll und ganz da.
Hier erleben wir nicht den verträumt poetischen Schreibstil Gallants, sondern einen bodenständigeren Schreibstil. Ich finde, die Autorin ist wahnsinnig wandelbar, jeder Roman hat seinen ganz eigenen Zauber und ist vollkommen verschieden (geschrieben).
Sie hat sich sehr viel Zeit gelassen, Band 1 wirken zu lassen und Handlung und Figuren Raum zu geben, sodass es meiner Ansicht nach nicht mal eben zwischendurch runtergelesen werden kann, sondern man sich für das Buch Zeit nehmen und sich auf die Welt einlassen sollte.

Ich muss gestehen, Addie LaRue und Gallant haben mich etwas mehr mitgerissen, zum einen wegen des mystisch-poetisch-düsteren Schreibstils, den ich so bei Schwab liebe, zum anderen vermutlich, weil die Handlung einfach rasanter war - Letzteres kann man nicht unbedingt mit diesem Band vergleichen, weil es sich eben um keinen Einzelband handelt. Dennoch möchte ich euch die beiden im gleichen Verlag erschienen Romane nochmal unbedingt ans Herz legen 🤗🧡

Das Cover gefällt mir richtig gut, wobei ich das englische Original aber auch ganz schön fand (richtig cool finde ich ja auch das französische!). Was ich jedoch richtig stark vom Verlag fand, ist, dass die Kritik der Leserschaft gegen das Originalcover wirklich ernst genommen wurde und gefühlt von heute auf morgen eine Alternative gezaubert. Ganz starke Aktion!

Insgesamt handelt es sich um einen gelungenen Auftakt mit Fokus auf Charakterbuilding, der nicht nur Lust auf die Folgebände, sondern auch auf die Vorgänger-Trilogie macht. Trotzdem muss ich gestehen, dass mich ihre emotionaleren Werke wie AddieLarue einfach etwas mehr gecached haben.

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Veröffentlicht am 29.10.2023

Magie und Historie

Das Vogelmädchen von London
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𝔻𝕒𝕤 𝕍𝕠𝕘𝕖𝕝𝕞𝕒𝕖𝕕𝕔𝕙𝕖𝕟 𝕧𝕠𝕟 𝕃𝕠𝕟𝕕𝕠𝕟 von Mat Osman

Setting und Story haben mich auf Anhieb angesprochen - so auch das wunderschöne Cover! Wir befinden uns im London von 1601. Shay ist ein Botenmädchen, das in ...

𝔻𝕒𝕤 𝕍𝕠𝕘𝕖𝕝𝕞𝕒𝕖𝕕𝕔𝕙𝕖𝕟 𝕧𝕠𝕟 𝕃𝕠𝕟𝕕𝕠𝕟 von Mat Osman

Setting und Story haben mich auf Anhieb angesprochen - so auch das wunderschöne Cover! Wir befinden uns im London von 1601. Shay ist ein Botenmädchen, das in den Flügeln der Vögel die Zukunft voraussieht. Nonesuch ist der Star des sagenumwobenen Blackfriar-Theaters und tritt mit einer Gruppe Gleichaltriger vor dem Londoner Adel auf. Durch Zufall laufen sich die beiden über den Weg, verlieben sich und gründen das Ghost Theatre, das fantastische Stücke aufführt. Doch dann wird Königin Elizabeth auf Shays Wahrsagerkünste aufmerksam und die Folgen nehmen ihren Lauf.

Das Theater Setting habe ich geliebt. All die Kostüme, die Schminke, tausende von Rollen, in die Shay und die Jungs Tag für Tag schlüpfen. Obwohl wir uns Anfang des 17. Jhdts befinden, sprengen die Schauspieler Geschlechterrollen, da sie ebenso in die Rolle von Frauen in Kleidern wie in die von Männern schlüpfen. So laufen Nonesuch und Shay in einer Szene in entgegengesetzten Rollen durch die Stadt, er im Kleid als Witwe, sie als Mann. Natürlich liegt das u.a. daran, dass zu dieser Zeit (fast?) ausschließlich Männer Theater spielen durften und diese somit zwangsläufig auch die weiblichen Rollen besetzen mussten. Shay hingegen gibt sich so oder so als Junge aus, weil sie anderenfalls ihren Beruf als Botin nicht ausüben dürfte.
Ich habe Shay und Nonesuch wirklich wahnsinnig geliebt, beide sind wahnsinnig tolle Charaktere, wenngleich mich die Liebesgeschichte nicht 100%ig mitnehmen konnte, eine gefühlsbetontere Sprache/Denken der beiden hat mir hier im Wordbuilding gefehlt. Allerdings ging es für mich auch gar nicht unbedingt um die Liebesgeschichte, sondern viel mehr um das Ausbrechen aus künstlich-gesellschaftlichen Grenzen und um die Freiheit, trotz aller Hürden für sich selbst und sein wahres Ich einzustehen. In diesem Punkt hat mich der Autor vollends überzeugt.
Die Charaktere waren insgesamt stimmig und individuell ausgebaut, keine einfachen Funktionen oder schwarz-weiß-Figuren. Man wusste nie so recht, woran man ist. Hier wurde sehr gründlich und authentisch gearbeitet. Die beiden Protagonisten stehen auf meiner Liste liebster Charaktere ganz weit oben!
Das Setting selbst fand ich sehr greifbar und authentisch, besonders gut gefallen haben mir die Theater als Schauplätze sowie das Land der Vögel.
Die Handlung selbst fand ich von der Grundidee her wirklich spannend, jedoch purzelten kurz angerissene Plots etwas durcheinander, sodass meiner Meinung nach nicht immer Spannung aufgebaut werden konnte, denn schon folgte die nächste Szene, wie im Theater. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich vollends auf die Geschichte und ihre Welt einzulassen, die Magie und die versteckten Messages wirken zu lassen.
Der Autor schreibt gleichzeitig blumig und ungeschönt, die Realität auf den Straßen Londons zu dieser Zeit wird ohne wenn und aber wiedergegeben, was im starken Kontrast zu der magischen Atmosphäre der Vögel, des Vogellandes und des Theaters steht. Diese Mischung fand ich super. Dadurch, dass sich der Autor sehr viel Zeit zum Beschreiben der Personen, Szenen, Gespräche und Settings nimmt, wurde es für mich leider teils etwas langatmig - ich denke, hier muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er atmosphärische slow motion oder einer eher rasanten, spannungsgeladenen Plot bevorzugt.
Aus diesem Grund handelt es sich um keinen Roman, den man in wenigen Stunden "herunterrattern" kann, man muss sich wirklich Zeit nehmen und sich darauf einlassen. Trotzdem habe ich das Glaubenssystem und die Kultur um die Vogelwelt nicht voll und ganz verstanden, hier schien einiges an Wissen vorausgesetzt, das ich als Leserin gar nicht haben konnte. Ich denke, es ist nicht leicht, den Bogen zwischen dem Theater und dem Vogelland zu spannen, vielleicht wäre es tatsächlich sinnvoller gewesen, sich auf eines der beiden Themen zu konzentrieren, da beide für sich unheimlich interessant und farbenfroh erzählt waren. Irgendwie hatte es für mich auch einen Touch "Herr der Diebe".
Trotz meiner Kritikpunkte hat mich das Buch in seinen Bann gezogen, weil es thematisch einfach sehr stark hervorsticht und endlich einmal etwas ganz anderes war. Teils historischer Roman, teils Fantasy, teils Jugendbuch - aber auf alle Fälle magisch und höchst individuell. Wenn man sich in die eher ruhige Atmosphäre/Erzähltempo und die unterschiedlichen Settings und Figuren reingelesen hat, ist das Buch etwas ganz Besonderes, das nicht wirklich mit etwas anderem zu vergleichen ist und seine ganz eigene Magie verströmt. Ich habe das Gefühl, das Hörbuch dazu könnte vom Wor(l)dbuilding und Setting her richtig toll geworden sein, weshalb ich in die Geschichte mit großer Vorfreude nochmal akustisch eintauchen werde! 🧡

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Veröffentlicht am 18.10.2023

Trauerbewältigung

How to Make Friends with the Dark
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𝕙𝕠𝕨 𝕥𝕠 𝕞𝕒𝕜𝕖 𝕗𝕣𝕚𝕖𝕟𝕕𝕤 𝕨𝕚𝕥𝕙 𝕥𝕙𝕖 𝕕𝕒𝕣𝕜

𝑫𝒖 𝒎𝒖𝒔𝒔𝒕 𝒘𝒆𝒊𝒕𝒆𝒓𝒎𝒂𝒄𝒉𝒆𝒏.
𝑰𝒄𝒉 𝒌𝒂𝒏𝒏 𝒏𝒊𝒄𝒉𝒕 𝒘𝒆𝒊𝒕𝒆𝒓𝒎𝒂𝒄𝒉𝒆𝒏.
𝑫𝒖 𝒎𝒖𝒔𝒔𝒕 𝒘𝒆𝒊𝒕𝒆𝒓𝒎𝒂𝒄𝒉𝒆𝒏.
𝑫𝒆𝒏𝒏 𝒘𝒂𝒔 𝒃𝒍𝒆𝒊𝒃𝒕 𝒆𝒊𝒏𝒆𝒎 𝒂𝒏𝒅𝒆𝒓𝒆𝒔 𝒖𝒆𝒃𝒓𝒊𝒈?

Für Tiger gab es immer nur sie und ihre Mom - sie ...

𝕙𝕠𝕨 𝕥𝕠 𝕞𝕒𝕜𝕖 𝕗𝕣𝕚𝕖𝕟𝕕𝕤 𝕨𝕚𝕥𝕙 𝕥𝕙𝕖 𝕕𝕒𝕣𝕜

𝑫𝒖 𝒎𝒖𝒔𝒔𝒕 𝒘𝒆𝒊𝒕𝒆𝒓𝒎𝒂𝒄𝒉𝒆𝒏.
𝑰𝒄𝒉 𝒌𝒂𝒏𝒏 𝒏𝒊𝒄𝒉𝒕 𝒘𝒆𝒊𝒕𝒆𝒓𝒎𝒂𝒄𝒉𝒆𝒏.
𝑫𝒖 𝒎𝒖𝒔𝒔𝒕 𝒘𝒆𝒊𝒕𝒆𝒓𝒎𝒂𝒄𝒉𝒆𝒏.
𝑫𝒆𝒏𝒏 𝒘𝒂𝒔 𝒃𝒍𝒆𝒊𝒃𝒕 𝒆𝒊𝒏𝒆𝒎 𝒂𝒏𝒅𝒆𝒓𝒆𝒔 𝒖𝒆𝒃𝒓𝒊𝒈?

Für Tiger gab es immer nur sie und ihre Mom - sie beide gegen den Rest der Welt. Doch plötzlich stirbt ihre Mutter an einem Aneurysma und Tiger bleibt buchstäblich mutterseelenallein zurück. Wie gelingt es ihr, zurück ins Leben zu finden? Wie kann sie gegen die Dunkelheit und Leere bestehen?

Wir begleiten Tiger auf dem Weg ihrer Trauerbewältigung, sehen dabei zu, wie sie in ein bodenloses Loch stürzt, ihre tote Mutter identifizieren muss, plötzlich eine Beerdigung zu organisieren hat, Rechnung zu zahlen. Sie ist ganz allein auf der Welt, die Eltern ihrer besten Freundin stehen zu ihr, doch sehen sie sie gleichzeitig als emotionale Belastung für ihre eigene Tochter an. Während Sozialarbeiter nach unbekannter Verwandtschaft suchen, wird Tiger von einer Pflegefamilie zur nächsten gereicht. Dort geht es teilweise ziemlich heftig und menschenverachtend zu, zudem wechseln die Pflegenden die Kinder wie Unterwäsche. Keiner von ihnen hat ein festes Zuhause und auch, wenn man sich wie durch ein Wunder bei herzensguten Menschen findet, weiß man nie, wann man wieder von dort weggerissen wird. Die Geschichten dieser Kinder und Jugendliche sind nicht ohne, es sind verstörte, meist tief traumatisierte Kinder. Genau wie Tiger, die wochenlang das Abschlussballkleid trägt, das ihre Mutter vor ihrem Tod für sie ausgesucht hat und das sie so sehr hasste. Die tagelang schläft, nicht mehr isst, wie ein Geist von A nach B wandert, auf der Suche nach Sicherheit und Heimat. Diese findet sie kurzzeitig in jenen, die dasselbe Schicksal teilen wie sie. Dabei lernt sie, dass Fassaden oft trügen, als sie Menschen, von denen sie es niemals erwartet hat, in Trauergruppen trifft. Dann stößt sie auf Teile ihrer Vergangenheit, die sie bis dato nicht kannte und wird mit Familienmitgliedern konfrontiert, die sie nicht so recht einzuschätzen weiß. Gleichzeitig lernt sie, dass Familie nicht immer mit Blutsverwandtschaft zu assoziieren ist und man Geborgenheit und Zuspruch an Orten finden kann, mit denen man zuletzt gerechnet hat.

Tigers Geschichte hat es wirklich in sich, ich empfehle stark, die Triggerwarnung zu lesen, vor allem im Hinblick auf Tod, Verlust etc. Wie schon bei "Girl in Pieces" geht die Autorin einem auch mit diesem Roman im Mental Health Bereich mehr als unter die Haut. Der Schreibstil ist wie immer grandios, aber eben auch hochemotional, bildgewaltig, auf den Punkt treffend. Ihr gelingt es voll und ganz, die Geschichten ihrer ProtagonistInnen authentisch, einfühlsam, aber auch schonungslos ehrlich wiederzugeben.
Dabei steht der Trauerprozess Tigers im absoluten Vordergrund, Emotion steht vor actionreicher Handlung etc., aber darum geht es auch gar nicht. Trotzdem bleibt der Roman von der ersten bis zur letzten Seite fesselnd, man legt es nur aus der Hand, um einen weiteren Schwung Plot/Seiten wirken zu lassen und zu verarbeiten. Denn das Buch wirkt noch lange nach, so viel kann ich versprechen. Er ist kraftvoll, herzzerreißendend, schonungslos ehrlich, deep, erschütternd, tragisch. Tiger erlebt für mehrere Wochen ihr ganz eigenes Ende der Welt und dass sich das Loch in ihrer Brust je wieder füllt, bleibt zu hoffen.
Kathleen Glasgow zählt für mich zu den stärksten, aber auch heftigsten AutorInnen im Mental Health Bereich. Ich würde auch in Zukunft weiterhin ihre Werke lesen, wenngleich sie nie leicht zu verdauen sind, deshalb literarisch aber umso stärker.
4.5 ⭐



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Veröffentlicht am 11.10.2023

Schaurige Winternächte

Schaurige Nächte
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Enthält Spoiler

EINE STUDIE IN SCHWARZWEIß klingt dem Titel nach nach Sherlock Holmes, hat inhaltlich aber etwas von E.E.Poe. Wir haben ein verlassenes Herrenhaus mit historisch-authentischem Setting, ...

Enthält Spoiler

EINE STUDIE IN SCHWARZWEIß klingt dem Titel nach nach Sherlock Holmes, hat inhaltlich aber etwas von E.E.Poe. Wir haben ein verlassenes Herrenhaus mit historisch-authentischem Setting, in dem es nicht mit rechten Dingen zu gut, ein Ende, dass man wie bei Poe nicht 100% einordnen kann und einen Protagonisten zwischen Wahnsinn und der tatsächlichen Existenz von Geistern. Die Geschichte ist unheimlich gut geschrieben und weil ich ein kleiner Angsthase bin, habe ich bereits bei der Hälfte beschlossen, den restlichen Text doch lieber bei Tageslicht zu lesen 😂

Bei THAIWETES MIETER spukt es ebenso in einem alten britischen Herrenhaus. Hier waren die Figuren für mich greifbarer, der Hintergrund eher traurig. Man konnte sehr mit der jungen Frau mitfühlen, die mit ihrem kleinen Sohn auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Mann war - dass der eigene Vater sie mit dem Argument zurückbringen will, sie sei der Besitz ihres Mannes und er könne mit ihr umgehen, wie es ihm beliebt, ist grausam und zu dieser Zeit leider sehr üblich. Die junge Frau selbst entwickelte sich von einer anfänglich eher nervigen, überheblichen, arroganten und verwöhnten Opferrolle zu einem Subjekt, das sein Schicksal selbst in die Hand nimmt. Dazu trugen die Geister des Anwesens bei. Die Unterstützung durch die weiblichen Ahnenlinie hat mir hier besonders gut gefallen. Der Text war ebenso wie der erste atmosphärisch-gut geschrieben und las sich flüssig.

DIE AAL-SÄNGER
Der Brite Thaniel, die achtjährige Waise/Adoptivtochter Six und der Japaner Mori verbringen Weihnachten in den Marschlands. Das ist der einzige Ort, an dem Mori Ruhe von seinen Zukunftsvisionen hat. Doch bald stellt sich heraus, dass die Fischerleute nicht menschlicher Natur sind, sodass die drei gerade noch so mit dem Leben davonkommen. Die Mischung aus japanischer und britischer Kultur hat mir richtig gut gefallen, jeder der 3 Figuren war ganz besonders, vor allem Six habe ich ins Herz geschlossen mit ihrer verdrehten andersdenkenden Art. Die Geschehnisse in den Fens waren wirklich unheimlich, jedoch diesmal auf psychologischer Ebene. Das Wasser und die Aal-Fischer haben mich an diese japanische Legende erinnert, in der die Menschen sich in Aale verwandeln, stattdessen ging es um den Wert von Erinnerungen, Zusammenhalt und Freundschaft. Die Geschichte war richtig gut geschrieben, sodass ich auch gern einen ganzen Roman der Autorin lesen würde. Ich glaube allerdings, ein worst case scenario am Ende ohne Happy End für alle 3 hätte den Spannungsbogen nochmal eine Stufe höher gesetzt, wobei man ihnen die Sicherheit Londons mehr als gönnt und wünscht!

LILY WILT
Das ist eine der Geschichten, auf die ich mich am meisten gefreut habe, weil JESS KIDD zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen zählt 🧡
Die Faszination um die unübertreffliche Perfektion der schönen Toten wird von Autorinnen wie Elisabeth Bronfen mit der Bezeichnung der schönen Leiche messerscharf durchleuchtet und kritisiert. Und auch hier wird die aufgrund ihrer Schönheit als Heilige bezeichnete femme fragile Lily zu einer geisterhaften femme fatale, die einen Fotografen in ihren Bann zieht, der wiederum quasi schockverliebt einen Weg zu finden versucht, sie zurück ins Leben zu bringen. Dies gelingt ihm auf eine makabre "Friedhof der Kuscheltiere"-Weise in einer widernatürlichen Stufe zwischen Leben und Tod. Irgendwie konnte es nicht anders enden als es hier geschah, das "grausame, überirdische Verführerin stürzt Mann erst in den Wahnsinn und anschließend in den Tod"-Konzept Bronfens schlug zu. Hier habe ich auch wieder einen gewissen Poe-Touch wahrgenommen wie bei LIGEIA oder MORELLA. Ich finde, einer Geisterbraut zählt neben dem Spukhaus der ersten Geschichte schon fast zu einem Muss eines Geistergeschichten-Buchs, sodass sie hier wirklich gut passt.

CHILLINGHAMS ROLLSTUHL
Ich glaube, über diese Geschichte hätte man einen ganzen Goth-Roman schreiben können in Richtung "Der mexikanische Fluch". Es geht in gewisser Weise um die Überführung eines Mörders und die familiären Verstrickungen der Protagonistin. Gegen Ende hat man den Täter zwar erahnt, doch durch das offene Ende ist unsicher, ob er überführt wird. Ich verstehe, weshalb die Autorin hier gestoppt hat, doch wäre eine Auflösung hier schon ganz gut gewesen 🤔 Insgesamt fand ich die Geschichte wirklich spannend, den Spuk greifbar und atmosphärisch. Hier möchte der Geist keine Vergeltung, sondern seinen eigenen Mord aufklären. Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen! Ich fand es auch nicht vorhersehbar, da ich die Person überhaupt nicht verdächtigt hatte. Auch der Schreibstil hat mir sehr gefallen und die Figuren hatten Substanz und Charakter. Ich hätte gern weiter gelesen :)

DAS HÄNGEN DES GRÜNS
In dieser Geistergeschichte geht es um die Aufklärung eines Mordes, von dem der Protagonist gar nicht weiß, dass er es mit den Geister Verstorbener zu tun hat. Sie hat einen gewissen sektenhaften, satanistischen Touch, ist spannend und interessant zu lesen und mit völlig unerwartetem Ende. Auch diese Geschichte (mit Moral-Faktor) hat mir wieder sehr gut gefallen.

GEFANGEN
England, 1898.
Diese Geschichte hat mich tatsächlich am meisten gefesselt, was ich mir, als ich den Autorennamen Kiran Millwood Hargrave las, bereits dachte. Nicht nur ist sie wahnsinnig gut und spannend geschrieben, sondern hinterließ auch den größten Gänsehautfaktor. Das liegt einerseits an der Tatsache, dass es auf einem wahren Fall beruht, das Unheimliche also plötzlich seeeehr real wird. Zum anderen liegt es an der Ohnmacht der Mutter nach der Geburt, die für 9 Tage in ein völlig abgedunkeltes, rot gestrichenes Zimmer mit vernagelten Fenstern gesperrt wird, geschwächt von Geburt und massenhaft Laudanum und einer Horrorstory um ihre Nachbarn, eine gehängte Kindsmörderin, was nach und nach zu schrecklichen Psychosen führte. Ich glaube ehrlich gesagt kaum, dass ich an ihrer Stelle besser reagiert hätte, und finde die damalige Praxis dieses lokalen Wegesperrens, dass sie ihren Mann nicht sehen durfte, dem Arzt und seinen Drogen ausgeliefert war, mehr als übel. Eine Geburt würde die mentale Verfassung der Frau irreparabel schädigen, sagt Letzterer. Letztlich wurde sie als psychisch unzurechnungsfähig weggesperrt. Hätte man während und nach der Geburt auf ihre Bedürfnisse gehört anstatt sie von vorne bis hinten zu bevormunden, wäre dies sicher nicht passiert.
Ihren Ehemann fand ich super, er hat sich immer wieder über den Arzt hinweggesetzt und sich für sie eingesetzt, letztlich aber doch auf ihn gehört, weil er auf die weitreichende Erfahrung des Arztes hoffte. Auch in dieser Geschichte erlebt man wieder, wie übel es Frauen zu dieser Zeit erging...
Der Schreibstil war unglaublich gut, hier konnte ich das Buch kein einziges Mal weglegen. Hargrave beeindruckt mich wirklich immer wieder! Die Geschichte wäre mir an einem dunklen Winterabend allein vor dem Kamin zu gruselig haha, weshalb ich sie bei Tageslicht gelesen habe 😂

UNGEHEUER
Lyme Regis, 1838. In der letzten Geschichte geht es um das Fieber-Delirium eines Archäologen, der mit seinem Fund Weltruhm zu erlangen hofft. Dass dieser den Tod eines kleinen Jungen zur Folge hatte, treibt ihn unbewusst in den Wahnsinn, sodass er Fund und Kind immer wieder verwechselt, bis die angehende Psychose ihn schließlich in den Tod treibt. Es ist sehr gut und spannend geschrieben und eine ganz andere Form von Spuk. Mitgefühl hatte ich mit dem jungen Mann allerdings nicht, weil ihm der Tod des Jungen absolut gleichgültig war, er nur an seinen eigenen Ruhm dachte und seine Frau regelmäßig vergewaltigte mit der Begründung, sie müsse Respekt vor ihm lernen. Letzteres hat für mich wieder einmal den größten Gruselfaktor und ehrlich gesagt verstehe ich nicht so ganz, weshalb eine Frau solche Szenen schreibt 🙈 Inhaltlich hat sich die Geschichte von den anderen abgehoben, indem Delir, Archäologie, Wahnsinn und Legenden miteinander verwoben wurden. Fesselnd!

Alle Autoren und Autorinnen des Buches sind preisgekrönt und/oder schrieben Bestseller. Die Auswahl ist also ziemlich beeindruckend, am Ende wurde zu jeder Person eine Kurzvita angefügt.
Insgesamt hat mir der Band wirklich gut gefallen. Die Spukgeschichten waren sehr unterschiedlich von Geistererscheinung und Spukhäusern über Psychosen zu zum Leben erwachten Legenden, also wirklich gut durchmischt und von allem etwas dabei. Allesamt spielten in England des 19. Jahrhunderts, meist eher abgelegen. Die Kulisse und die Zeit boten großen Spielraum, zumal die Menschen damals viel viel abergläubischet oder anfälliger für Spukgeschichten waren als wir heute.
Ich fand es gut, dass es sich nicht um richtig brutal-gruslige Horrorstories handelte, sondern es wirklich um den Titel "Schaurige Nächte" ging und daher für eine größere Bandbreite an Lesern und Leserinnen geeignet ist - auch für Angsthasen wie mich 🤭
Am besten gefallen haben mir GEFANGEN von Kiran Hargrave, LILY WILT von Jess Kidd und CHILLINGHAMS ROLLSTUHL von Laura Purcell.
Sehr sehr erschreckend fand ich wieder einmal die Behandlung von Frauen zur damaligen Zeit als passive, untergeordnete Püppchen, mit denen nach Lust und Laune umgesprungen wurde, was ja leider in einigen Teilen der Welt nach wie vor der Fall ist und mich einfach nur unglücklich macht 😔🙁 Deshalb finde ich es ungemein wichtig, Texte dieser Art kritisch zu lesen und sich die Message stets bewusst vor Augen zu halten und eben auch, was wir heute tagtäglich gegen die Benachteiligung der Frau bewirken können und sollten, unter anderem für einen selbst, allein schon, indem wir nicht darüber schweigen und Ungerechtigkeiten ansprechen.
Ich werde das Buch im Spätherbst und Winter sicher noch das eine oder andere Mal in einem Sessel vor dem Kamin hervorholen und durch die Schauergeschichten blättern, es hat einfach genau die richtige Portion Grusel sowie eine angenehme Länge der einzelnen Texte von etwa 30 Seiten.
Ich hatte schon lange keine solche Sammlung in Richtung E.E Poe mehr, sie hat mir wirklich sehr sehr gut gefallen, vor allem eben auch mit dem englischen Hintergrund jener Zeit.
Von mir gibt es eine Leseempfehlung 🤗

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