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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.11.2023

Tolles Setting und tolle Protagonisten

Helle Tage, dunkle Schuld
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Carl wird nach Jahren im Krieg unter Tage wieder in den Polizeidienst aufgenommen. Während die Menschen versuchen irgendwie über die Runden zu kommen und ihre Stadt wieder aufzubauen, kommt es im kriegszerstörten ...

Carl wird nach Jahren im Krieg unter Tage wieder in den Polizeidienst aufgenommen. Während die Menschen versuchen irgendwie über die Runden zu kommen und ihre Stadt wieder aufzubauen, kommt es im kriegszerstörten Essen zu mehreren Morden, auf dessen Spuren Carl in die Kriegsjahre zurückreisen muss und auf seine Jugendliebe Anne trifft.

Die Beschreibungen der Zustände 1948 sind wirklich beklemmend. Es gab viel zu wenig Wohnraum und Lebensmittel, der Schwarzmarkt florierte und der Schrecken der Kriegsjahre ist unvergessen. Die Welt von Carl, Anne und ihren Schwestern ist bewegend beschrieben, was mir wirklich gut gefallen hat. Die Protagonisten sind sympathisch, allen voran Carl ist wirklich liebenswert und auch der Lokalkolorit, der dauerhaft mitschwingt, aber nicht so gewollt daherkommt, ist toll.

Die Kriminalgeschichte hingegen ist anfänglich weniger interessant. Das ändert sich glücklicherweise im Laufe des Buches, sodass durch einige Twists, die zwar nicht völlig überraschend, wohl aber gut gelungen sind, die Story dann doch noch Fahrt aufnimmt und die Geschichte zu einem runden Gesamtbild zusammengefügt wird.

Das Buch ist als Auftakt einer Reihe mit Carl gedacht und das Ende des Buches zeigt einige Punkte auf, an denen die Erzählung toll anknüpfen kann. Auch dass es mit der Einführung der D-Mark wirtschaftlich nun bergauf geht, bietet Platz für allerhand Entwicklungen. Das zeitliche Setting hat mir so gut gefallen, dass ich über die kleinen anfänglichen Schwächen im Krimiplot mehr als gerne hinwegsehe und das Buch sehr gerne weiter empfehle!

Veröffentlicht am 11.11.2023

Guter britischer, atmosphärischer Krimi

Experte in Sachen Mord
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Josephine Tey, Krimiautorin und Autorin des Theaterstücks Richard von Bordeaux, fährt zum Ende der Spielzeit ihres Stückes nach London für die letzten Aufführungen. Auf der Zugfahrt lernt sie Elspeth, ...

Josephine Tey, Krimiautorin und Autorin des Theaterstücks Richard von Bordeaux, fährt zum Ende der Spielzeit ihres Stückes nach London für die letzten Aufführungen. Auf der Zugfahrt lernt sie Elspeth, eine junge Frau und begeisterter Fan von Josephines Theaterstücks, kennen. Doch Elspeth findet, kaum in London angekommen, den Tod und Josephines Freund Archie Penrose, seines Zeichens Inspektor bei Scotland Yard, nimmt die Ermittlungen auf.

Wir haben es hier mit einem ganz klassischen britischen Krimi zu tun. Zunächst werden sehr ausführlich alle beteiligte Personen der Theaterinszenierung eingeführt, die wir dann nach und nach sehr detailliert kennen lernen. Schnell stellt sich heraus, dass ein jeder von ihnen entweder ein Geheimnis mit sich herum trägt oder sich irgendwie verdächtig verhält. Diesen ersten Teil hätte man zugegebenermaßen etwas kürzer halten können, da die eigentliche Handlung hier sehr ausgebremst wird. Die Ermittlung an sich und die schrittweise Auflösung des Whodunnit Plots ist dem entgegengesetzt sehr temporeich. Die beiden Morde (ja, tatsächlich bleibt es nicht bei einem) können Archie und Josephine innerhalb weniger Tage aufklären und das spürt man deutlich bei der Erzählung.

Die Auflösung ist überaus überzeugend. Die Verknüpfung der Personen ist schlüssig und das zugrundeliegende Motiv sehr bewegend. Auch wenn ich mir die ausschweifende Vorstellung der einzelnen Charaktere zu Beginn gestraffter gewünscht hätte, so ist es genau diese, die einerseits diese typische, britische Krimi-Atmosphäre schafft und uns andererseits so tief in die Vergangenheit führt, dass die damals verursachte Trauer und Wut, die sich nun in der Gegenwart Bahn brechen, zum Greifen sind.

Meine Leseempfehlung für alle Liebhaber klassisch britischer und atmosphärischer Krimis.

Veröffentlicht am 30.10.2023

Temporeicher und interessanter Spionagethriller

Die Windsor-Akte
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Welche Verbindung hatte Edward VII, der aus Liebe zu Wallis Simpson als König abdankte und der königlichen Familie den Rücken kehrte, zu den Nationalsozialisten? Laut der Windsor-Akte eine sehr bedeutende!
Die ...

Welche Verbindung hatte Edward VII, der aus Liebe zu Wallis Simpson als König abdankte und der königlichen Familie den Rücken kehrte, zu den Nationalsozialisten? Laut der Windsor-Akte eine sehr bedeutende!
Die Geschichte basiert auf historischen Fakten und erzählt die Hintergründe wie der Herzog von Windsor mit Hilfe des NS-Regimes wieder auf den britischen Thron zurück kehren sollte. Wusstet ihr nicht? Ich auch nicht! Die Windsor Akte ist aber tatsächlich Realität und bietet den Stoff aus dem echte Thriller sind.

Das Ganze wird zugegebenermaßen etwas sehr actionreichen aufgebauscht und wir finden uns mir nichts dir nichts in einem rasanten Katz- und-Maus-Spiel wieder, bei dem jeder der Beteiligten nur auf seine eigenen Ziele aus ist. Es entwickelt sich eine mitreißende und spannende Geschichte, durch die man im Nu geflogen ist. Das einzige Manko: ich hatte ein wenig das Problem, dass mir irgendwie keiner wirklich sympathisch war. Eben weil jeder sein eigenes Süppchen kocht.

Insgesamt ist es aber eine sehr gute und spannende Unterhaltung, die vor allem dazu anregt mehr über die Hintergründe zu recherchieren. Das Bild, das ich von Edward hatte (aufgrund der Serie The Crown oder in Büchern romantisierten Darstellung der Liebe zwischen ihm und Wallis) muss ich auf jeden Fall überdenken und ich finde es toll, dass ein Buch so etwas schaffen kann. Eine klare Leseempfehlung für alle James Bond-, Spionage- und Historien-Fans!

Veröffentlicht am 23.10.2023

Würdige Fortsetzung mit einem runden Abschluss

Immortality
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Achtung Spoiler inside!
Immortality ist der zweite Teil der Anatomy Duologie. Wer den ersten Teil noch nicht gelesen hat, der sollte ab hier besser erst nachdem er Anatomy verschlungen hat weiter lesen ...

Achtung Spoiler inside!
Immortality ist der zweite Teil der Anatomy Duologie. Wer den ersten Teil noch nicht gelesen hat, der sollte ab hier besser erst nachdem er Anatomy verschlungen hat weiter lesen ;)

Jack ist verschwunden und Hazel arbeitet als Ärztin in Edinburgh. Endlich kann sie ihr Wissen anwenden und Menschen helfen. Doch die Behandlung einer schwangeren Frau stellt Hazels Leben auf den Kopf.

Mich hat die Reise in die Regency Ära wieder voll in den Bann gezogen. Nach wie vor erscheint mir Hazel als etwas zu blauäugig und scheint teilweise völlig überrumpelt von den Folgen ihres Handelns. Aber darüber, dass sie nun bereits als Ärztin arbeitet, kann man fast vergessen, dass sie noch sehr jung ist.

Die Geschichte an sich ist ein würdiger Nachfolger zum ersten Teil, wobei der Fantasy-Anteil verständlicherweise einen größeren Raum einnimmt, als bei Anatomy, schließlich wissen wir bereits um das Geheimnis der Unsterblichkeit. Es wird enthüllt wie Dr. Beecham an die Tinktur gekommen ist und Hazel lernt mit den Todesgefährten einen Geheimbund kennen, bei dem bis zum Schluss nicht so ganz klar ist, was genau eigentlich sein Ziel ist. Es ist ein spannender Ritt durch die Geschichte, teils abenteuerlich, bei dem wir auch reale Personen wie Antoine Lavoisier oder Lord Byron treffen. Es geht diesmal weniger um Medizin, mehr um die gesellschaftliche Situation zu Anfang des 19. Jahrhunderts.

Ebenso wie der erste Teil ist auch dieser ein überaus unterhaltsamer Ausflug in die Geschichte und zudem ein würdiger (wenn auch etwas vorhersehbarer) Abschluss von Hazels Geschichte. Wer Anatomy mochte, der wird Immortality lieben.

Veröffentlicht am 19.10.2023

Warmherzige und mitreißende Geschichte über tolle Frauen

Die Glücksfrauen - Der Geschmack von Freiheit
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Luise, Maria und Anni sind beste Freundinnen, doch ihre Freundschaft im Berlin der 30er Jahre wird auf eine Zerreißprobe gestellt. Als Luise als politische Gegnerin gesucht wird, flieht sie nach New York, ...

Luise, Maria und Anni sind beste Freundinnen, doch ihre Freundschaft im Berlin der 30er Jahre wird auf eine Zerreißprobe gestellt. Als Luise als politische Gegnerin gesucht wird, flieht sie nach New York, während Anni und Maria in Deutschland zurück bleiben. Wir erfahren in diesem Teil der Trilogie fast ausschließlich etwas Luises Leben im Exil und das in Form von Rückblenden während Luises Enkelin June sich nach dem Tod ihrer Großmutter auf die Suche nach Maria und Anni begibt.

Ich mag gar nicht viel mehr zum Inhalt sagen, nicht, dass ich aus Versehen etwas spoiler, aber so viel sei gesagt: die Geschichte braucht die bereits angekündigte Fortsetzung, als alleinstehendes Buch bleiben für meinen Geschmack viel zu viele Fragen offen.
Die Erzählweise ist sehr angenehm und flüssig und dadurch, dass auch June ein Umbruch in ihrem Leben durchmacht, bleibt es auf beiden Zeitebenen durchweg spannend. Man fiebert und fühlt mit den Frauen mit und hat es ausschließlich mit angenehmen Protagonisten zu tun. Das Thema der Frauen im Exil, wie sie sich untereinander geholfen und unterstützt haben und mit welchen Problemen sie bei dem Aufbau einer neuen Existenz zu kämpfen hatte, finde ich super interessant und mir war gar nicht bewusst, dass es hier tatsächlich einiges zu erzählen gibt; mal ein ganz anderer Blick auf die deutsche Geschichte der 30er und 40er Jahren.

Ich freue mich jetzt auf jeden Fall auf den nächsten Teil und hoffe dann mehr über Marias und Annis Schicksal zu erfahren. Empfehlen möchte ich Die Glücksfrauen allen, die Freude an einer Geschichte mit viel Herz und Gefühl und über außergewöhnliche Frauen haben.