Drei grundverschiedene Menschen und was sie mit der Londoner Buslinie Nr. 88 verbindet
Menschen, die wir noch nicht kennenNach der Trennung von ihrem langjährigen Lebensgefährten kommt Libby nach London, um dort bei ihrer Schwester zu wohnen. Das Verhältnis der Schwestern ist nicht gerade innig, und Libby versucht, in der ...
Nach der Trennung von ihrem langjährigen Lebensgefährten kommt Libby nach London, um dort bei ihrer Schwester zu wohnen. Das Verhältnis der Schwestern ist nicht gerade innig, und Libby versucht, in der Stadt ihren Weg zu finden, mit der Situation umzugehen. Zeitweise passt sie auf ihren Neffen auf, aber sie hat auch viel Zeit für sich. Auf einer Busfahrt mit der Linie 88 lernt sie Frank kennen. Der alte Herr verbringt sehr viel Zeit gerade in diesem Bus, und er vertraut Libby seine Geschichte an. Er erzählt, dass er in seiner Jugend genau in dieser Buslinie eine junge Frau getroffen hat, die ihm während der kurzen gemeinsamen Zeit den Mut gab, sich gegen seine Eltern durchzusetzen und seinen Weg zu gehen. Eigentlich wollten sie sich wieder treffen, aber das Schicksal machte Frank einen Strich durch die Rechnung, und seitdem, in mehr als sechzig Jahren, fährt er immer wieder diese Strecke, in der Hoffnung, ihr wieder zu begegnen. Libby ist sehr beeindruckt von Franks Geschichte und beschließt, ihm zu helfen. Die dritte, sehr wichtige Person im Roman ist Dylan, Franks Pfleger, denn bei dem alten Mann schreitet die Demenz gnadenlos fort, und mit seinen Erinnerungen schwindet auch die Hoffnung, die Frau von damals wieder zu finden. Nach anfänglicher Skepsis erklärt sich auch Dylan bereit, sich an der Suche zu beteiligen.
Bei ihren Bemühungen, Frank zu helfen, macht Libby selbst sehr viele eindringliche Erfahrungen und zieht ihre persönlichen Erkenntnisse daraus, die ihr Leben bereichern. So lernt sie, dass man Menschen nie nach dem ersten Eindruck in eine Schublade stecken sollte und dass Glück sehr fragil sein kann. Ihre Sicht der Dinge und auf ihr Leben verändert sich, und sie geht neue Wege.
Es ist ein fesselnder und sehr berührender und besonderer Roman, schon allein, was den wichtigsten Schauplatz betrifft, nämlich die Buslinie 88 in London. Hier treffen so viele unterschiedliche Menschen aufeinander, und es ist nicht immer leicht, Verständnis für jeden aufzubringen, aber man sollte kein vorschnelles Urteil fällen, sondern sich jeden Sachverhalt erst näher ansehen. Missverständnisse lassen sich durch Gespräche ausräumen, das lernt Libby hier auf sehr eindrückliche Weise. Franks, Libbys und Dylans Geschichte ist mir sehr nahe gegangen und hat mir reichlich Denkanstöße geliefert. Das Buch liest sich leicht und kurzweilig und hat doch sehr viel Tiefgang.